Liljecronas Heimat. Selma Lagerlöf
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Читать онлайн книгу Liljecronas Heimat - Selma Lagerlöf страница 7

Название: Liljecronas Heimat

Автор: Selma Lagerlöf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754180051

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СКАЧАТЬ als dieser nach einer Weile ans Küchenkammerfenster kam und sie fragte, ob sie mit ihm spazierengehen wolle. Sie antwortete, es sei ihr unmöglich, weil die Mutter befohlen habe, es müßten vor dem Frühstück so und so viele Ellen Tuch fertig gewoben sein.

      Im ersten Augenblick wollte der Vater sagen, sie solle trotzdem nur mitkommen. Aber dann überlegte er sich wohl, daß es nicht anging, schon am ersten Morgen die Befehle der Mutter umzustoßen. Und so ging er vom Fenster weg und ließ Schneewittchen am Webstuhl sitzen. Das aber hatte sie nie und nimmer erwartet! Ach, es war ihr, als müßte ihr das Herz aufhören zu schlagen! Nun hatte sie ihren Vater verloren, das fühlte sie deutlich.«

      Hier wurde die Stimme der Pfarrerstochter von Tränen erstickt, und sie verstummte. Auch Anna Brogren sagte nichts mehr, aber sie weinte ganz vernehmlich. Und die Kleine hätte auch geweint, wenn sie nicht so große Angst gehabt hätte, die andern würden es hören.

      In der nächsten Nacht erging es der Kleinen kein bißchen anders als in der vorigen. Anna Brogren war nicht abgereist, wie es ihre Absicht gewesen war, sondern hatte ihre Heimreise verschoben. Und kaum hatten der Pfarrer und die Pfarrfrau am Abend gute Nacht gesagt, als Anna Brogren auch schon aus dem Gastzimmer in die Küchenkammer heruntergeschlichen kam, um mit ihrer Pflegeschwester zu plaudern.

      Diesmal gaben sie sich gar nicht erst Mühe zu warten, bis die Kleine eingeschlafen war. Die Pröpstin sagte sofort, sie sei nur dageblieben, um die Fortsetzung des schönen Märchens vom Schneewittchen zu hören, das Maja Lisa ihr in der vergangenen Nacht erzählt habe. Und zugleich sagte sie auch, Maja Lisa solle nur ohne Verzug anfangen, damit sie heute nacht gewiß fertig würden, denn länger als bis morgen könne sie durchaus nicht dableiben.

      Dann erzählte die Pfarrerstochter weiter.

       »Wenn ich mich recht erinnere,« sagte sie, »so war Schneewittchen noch nicht länger als acht Tage wieder daheim, als der Küster Moreus und seine Frau Ulla zu Besuch kamen. Ich kann gar nicht sagen, wie vergnügt Schneewittchen war, als sie ankamen. Es stand allerdings jetzt alles wohl und gut zwischen ihr und der Stiefmutter, aber sie mußte immerfort arbeiten. Den ganzen Tag hindurch trat sie den Webstuhl und ließ das Schifflein an einem groben Drillgewebe hin und her fliegen, und wenn sie sich am Abend zu Bett legte, tat ihr der Rücken bitter weh. Da war es gut, wenn jemand zu Besuch kam, weil sie dann einige Stunden von der Arbeit befreit war.

      Ach, ach! Schneewittchen dachte im stillen, sie werde sicherlich niemals solche Lust zum Arbeiten bekommen wie die Stiefmutter. Auch würde sie wohl nie so fingerfertig und geschickt werden wie diese. Die Stiefmutter konnte wundervollen Damast weben mit einer Bordüre, auf der die ganze Arche Noah abgebildet war. Schneewittchen merkte wohl, daß die Stiefmutter sie für eine rechte Stümperin hielt; aber sie hoffte trotzdem, die Mutter werde verstehen, wie sehr sie sich Mühe gab, es ihr recht zu machen.

      Ulla Moreus kannte die Stiefmutter schon von der Zeit her, wo diese noch Haushälterin auf Borg gewesen war, und die beiden verstanden sich gut miteinander. Außerdem war Ulla mit ihrer Schwiegermutter vor ganz kurzem zur Herbstbäckerei auf Borg gewesen, da hatte sie viel von der gnädigen Frau Gräfin zu berichten! Schneewittchen merkte auch wohl, wie sehr sich die Stiefmutter freute, von allen den tollen Streichen zu hören, die die Gräfin wieder ausgeheckt hatte.

      Wenn ich aber die Wahrheit sagen soll, so glaube ich: Wer am vergnügtesten über den Besuch war, war doch ihr Herr Vater. Schneewittchen sah mit Freude, wie er das würdevolle Benehmen, das er seit seiner Verheiratung angenommen hatte, abwarf und wieder ganz wie früher wurde. Und sie sagte sich: ‘Ich weiß nicht, wo sich mein Väterchen in der letzten Zeit aufgehalten hat, denn ich bin nicht mehr mit ihm zusammen gewesen, seit wir miteinander nach dem südlichen Anger gingen, um nach den Mähern zu sehen.’

      Ach, Schneewittchen wußte es nur zu gut! Um ihretwillen wagte der Vater nicht mehr zu lachen oder zu scherzen. Sein Gewissen machte ihm Vorwürfe, weil er ihre Erziehung bisher so schlecht geleitet hatte. Siehst du, er dachte, Schneewittchen wäre bei ihrer Rückkehr niemals so auf ihn und die Mutter losgefahren, wenn er sie nicht verwöhnt gehabt hätte; darum sollte sie von jetzt an streng gehalten werden, das hatte er sich fest vorgenommen, und es war ihm so bitter Ernst damit, daß er, wenn sich die Tochter jetzt im Zimmer befand, nie anders als streng und ernsthaft zu sein wagte.

      Noch vor wenigen Monaten dachte der Vater nicht anders, als seine Tochter sei gerade so, wie sie sein sollte, jetzt aber taugte sie ganz und gar nichts mehr, und der Vater wurde gewiß nicht wieder wie früher, bis sie ein ganz neues Wesen bekommen hatte.

       Als nun Küster Moreus kam, vergaß der Vater seine schwere Last und war ganz wie früher. Da stieg in Schneewittchen unwillkürlich der Gedanke auf, der Vater müsse sie doch recht liebhaben. Denn welchen Zwang legte er sich ihretwegen alle Tage auf! Nein, sie war ihm gar nicht so dankbar, wie sie es eigentlich hätte sein sollen.

      Die Stiefmutter wollte das Abendessen selbst kochen, denn sie wollte Ulla Moreus zeigen, daß man früher auf Lövdala nie so gut gespeist hatte wie jetzt. Ulla war die geschickteste Kochfrau im ganzen Kirchspiel, das wußte die Pfarrfrau wohl. Und da Ulla überdies beständig unterwegs war, um bei Hochzeiten und Begräbnissen zu kochen, dachte die Mutter, es lohne sich wohl, aufmerksam gegen Ulla zu sein. Während nun die Pfarrfrau am Herd stand, schlug Ulla vor, sie und Schneewittchen könnten indessen eine Weile zur Großmutter gehen.

      Drüben bei der Großmutter machte Ulla ein Paket auf, das sie mitgebracht hatte, um den andern ein Vergnügen zu bereiten. Es sei ein prachtvolles Geschenk, das sie von der gnädigen Frau Gräfin erhalten habe, sagte sie. Ach, nie mußte man so herzlich lachen, als wenn Ulla erzählte, wie wohl angeschrieben sie bei der Gräfin sei, und welche schönen Geschenke sie von ihr erhalte. Einmal hatte sie ihr einen Schoßhund verehrt, der nur mit Sahne ernährt werden durfte. Ja, ja, das könnte man gutherzig nennen, wenn man ein solches Tier einer Küstersfrau schenkte, die gewißlich nicht immer eine Kuh zum Melken hatte!

       Ich weiß nicht, ob es Ulla nicht geradezu leid getan hätte, wenn ihr von der Gräfin einmal etwas Nützliches geschenkt worden wäre. Ach, wie übermütig war sie, als sie das neue Geschenk auspackte!

      ‘Da seht einmal her!’ rief sie. ‘So ausstaffiert werde ich künftig auf die Bauernhöfe kommen, wenn ich zur Hochzeit koche.’

      Die Gräfin dachte wohl, sie habe etwas ganz Besonderes getan, als sie Ulla diesen Reitanzug schenkte. Es war der englische, den sie in den letzten Jahren immer getragen hatte, ein langer schwarzer Rock, eine enganliegende, mit Zobel verbrämte Jacke nebst einem kleinen Zylinderhut. Der Anzug war aus ausgezeichnetem Stoff gearbeitet und sicher noch nicht vertragen, aber es war doch ein ganz verrücktes Geschenk. Der Rock war übermäßig lang, Ulla konnte keinen Schritt darin machen, und in der roten Jacke sah sie rasend komisch aus. Doch nun verlangte Ulla, Schneewittchen solle das Kleid jetzt auch anprobieren. Und als sie es angezogen hatte, waren Großmutter und Ulla ganz entzückt.

      ‘Ach, wie schade,’ rief Ulla, ‘daß nicht du dieses großartige Geschenk bekommen hast! Das Kleid sitzt dir ja wie angegossen, gerade als sei es für dich gemacht.’

      Schneewittchen mußte sich vor den Spiegel setzen, Ulla lockerte ihr das Haar ein wenig und drückte ihr den Hut darauf.

      ‘Seht sie nur an’, sagte sie zur Großmutter. ‘Sieht sie nicht ganz aus wie eine kleine gnädige Gräfin? Habt Ihr sie je so niedlich gesehen?’

       Aber nun sagte Ulla, Schneewittchen dürfe das Reitkleid ja nicht wieder ausziehen, bis sie ihr Vater und Moreus darin gesehen hätten.

      Und nun muß ich eins sagen: Schneewittchen hätte sich nicht verkleiden sollen; sie wurde jetzt gleich sehr ausgelassen und meinte, sie СКАЧАТЬ