Liljecronas Heimat. Selma Lagerlöf
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Читать онлайн книгу Liljecronas Heimat - Selma Lagerlöf страница 4

Название: Liljecronas Heimat

Автор: Selma Lagerlöf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754180051

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СКАЧАТЬ gingen an den Ställen und an der Viehweide vorüber, denn sie wollten nach dem südlichen Anger, wo der lange Bengt und die beiden Vettersbuben beim Mähen waren. Es war gerade kein weiter Weg, aber es kostete doch immer viel Zeit, wenn Schneewittchen mit ihrem Vater ausging.

      Er blieb stehen und sah sich das Getreide an, und er blieb stehen und unterhielt sich mit der Stallmagd. Als sie den Hügel mit dem Birkengehölz erreicht hatten, hielt er wieder an, schaute zurück, um das neue Wohnhaus zu betrachten, das er selbst hatte bauen lassen. Und noch weiterhin gab es wieder einen neuen Aufenthalt, weil er eine junge Tanne aufrichten mußte, die umgestürzt am Wege lag.

      Aber jetzt muß ich etwas einfügen; Schneewittchen konnte in Gesellschaft ihres Vaters nie lange verdrießlich sein, denn wenn sich ihr so seine ganze Art und Weise offenbarte, wurde ihr Herz immer von Bewunderung für ihn erfüllt.

      Und ich meine auch, Schneewittchen habe ganz und gar nicht unrecht gehabt, es schön und rührend zu finden, daß ihr guter Vater sein Leben lang als Hilfsgeistlicher in einer kleinen armen Gemeinde weit droben im Värmland geblieben war. Er, der so hochgelehrt und von unwiderstehlicher Beredsamkeit war und überdies so stattlich und liebenswürdig, wäre gewiß Dompropst oder Bischof geworden, wenn er nur gewollt hätte. Glaubst du das nicht auch?«

      »Für mich ist es nicht leicht, etwas über Schneewittchens Vater zu sagen«, antwortete die Pröpstin; »aber ich bin überzeugt, er hätte alles erreichen können, was er nur gewollt hätte.«

       »Ich kann es nicht so genau ausdrücken, wie Schneewittchen es fühlte. Aber ich glaube, sie sagte in ihrem Herzen: ‘Du, Schneewittchen, du bist nichts und kannst nichts und hast nichts erlebt, schämst du dich nicht, schlechter Laune zu sein? Denk an deinen guten Vater, der nie klagt und sich nie etwas wünscht, und der der Welt immer ein freundliches Gesicht zeigt!’ – Vor sich selbst entschuldigte sich Schneewittchen indes damit, daß sie eben gar zu gern die Leinwand am Webstuhl fertiggebracht hätte, ehe sie von Hause wegreiste; denn sie sollte mit der Großmutter diesen Sommer nach Loko ins Bad gehen, das war fest ausgemacht. Großmutter hatte im letzten Winter schrecklich an Gicht gelitten, diese hatte ihr die Hände zum Erbarmen zugerichtet. Nun hatte sie das ganze Frühjahr hindurch versprochen, diese Reise zu machen; aber Schneewittchen wußte wohl, daß die Großmutter nicht fort kam, wenn sie nicht mitging.

      Jetzt dachte sie daran, den Vater zu bitten, den Tag der Abreise zu bestimmen. Aber wie merkwürdig, sie hatte gar nicht das Herz dazu! Fühlte sie, wie schwer es ihrem Vater würde, sein Kind sechs Wochen lang entbehren zu müssen, und wollte er es deshalb soweit wie möglich hinausschieben? Während sie nun so dahinwanderte, beschloß sie in ihrem Herzen: Wenn das Gras auf dem südlichen Anger so prächtig stand, daß Vater recht befriedigt war, dann wollte sie sich ein Herz fassen und von der Reise anfangen.

      Und wirklich, es sah nicht danach aus, als sollte sie nicht bald auf die Reise dürfen, denn als sie den südlichen Anger erreichten, gab es da eine ganz außerordentlich gute Heuernte. Schneewittchen merkte bald, wie hochbefriedigt ihr Vater war, denn er neckte den langen Bengt, der der größte Mann im ganzen Kirchspiel war, und sagte, er müsse noch ein wenig wachsen, er sei gar nicht groß, das Gras schlage ihm ja über dem Kopf zusammen.

      Der lange Bengt war nicht faul zu antworten. Er sagte, wenn der Herr Pfarrer seine Länder noch weiter so gut bebaue, so werde er bald niemand mehr bekommen, der ihm sein Heu mähe. Es sei eine wahre Not, bis man sich durch solch einen Wall hindurchgeschafft habe. Und die beiden Vettersbuben hielten es natürlich mit Bengt und versicherten auch, lieber wollten sie es auf dem Brobyer Markt mit allen Westgöten aufnehmen als in einem andern Jahr wieder solches Gras mähen.

      Darauf mußte Vater natürlich eine ebenso höfliche Antwort geben; alle standen schweigend um ihn her und warteten darauf. Ach! ich glaube, Schneewittchen wird immer an ihren Vater denken, gerade wie er jetzt so vergnügt und freundlich mitten unter seinen Leuten stand und tat, als sinniere er über die Antwort nach, damit sie, wenn sie erfolgte, einen um so größeren Eindruck mache.

      Aber wie es gehen kann! Diese Antwort bekamen sie niemals zu hören, denn jetzt geschah etwas Unerwartetes, das aller Gedanken nach einer andern Seite hinlenkte.

      Wer war denn das, der da durch das hohe Gras auf sie zukam? Wer konnte es sein, der nicht ging, sondern taumelte, und der nicht einen Augenblick schwieg, sondern die ganze Zeit schrie und laut vor sich hin redete?

      Ich muß gestehen, Schneewittchen war nie Zeuge von etwas so Aufregendem gewesen. Wie schrecklich, ein Frauenzimmer so furchtbar zugerichtet zu sehen! Die Kleider hingen ihr naß und lehmig um den Körper. Das Haar hatte sich vom Kamm gelöst und fiel ihr in Strähnen den Rücken hinab. Aber am schrecklichsten war doch, daß ihr Gesicht und ihre Hände ganz blutrünstig waren.

      Der lange Bengt und die Knechte wendeten sich ab und spuckten dreimal aus, als sähen sie eine Hexe, und es fehlte wohl nicht viel, so hätte der Herr Vater dasselbe getan.

      Aber plötzlich glaubte Schneewittchen zu erkennen, wer es war; sie eilte zum Vater hin und flüsterte ihm ins Ohr, es müsse die Jungfer sein, die der Gräfin auf Borg die Wirtschaft führte.

      Der Vater gab ihr recht in dieser Annahme. Er trat zu der Jungfer und fragte sie, was ihr denn geschehen sei, daß sie sich so früh am Morgen nach seinem Haus auf den Weg gemacht habe. Aber sie war ganz verwirrt und erkannte den Pfarrer gar nicht. Sie rief nur, sie könne es bei der Gräfin nicht mehr aushalten und sei auf dem Wege nach der Pfarrei, damit man ihr helfe.

      Da nahmen sie der Pfarrer und Schneewittchen mit nach Hause, und nach einiger Zeit war sie wieder so weit vernünftig, daß sie erzählen konnte, was ihr geschehen war. Sie war von der Gräfin gehetzt und geplagt worden, bis sie es nicht mehr aushalten konnte, und so war sie nachts um zwei Uhr von Borg auf und davon gegangen. Sie war ganz verwirrt gewesen und hatte noch gar nicht überlegen können, wohin sie sich wenden wollte, als sie auch schon auf der Landstraße stand.

      Da hatte sie gedacht, sie wolle nach der Pfarrei gehen, weil sie gehört hatte, wie barmherzig die Familie dort sei. Aber die Ärmste hatte den Feldweg durch die Wiesen eingeschlagen und konnte nicht über den Steg wegkommen, sondern stürzte in den Bach, stieß mit dem Kopf an einen Stein und zerriß und beschmutzte sich ihre Kleider. Danach war sie wie nicht recht bei sich gewesen, hatte den Weg nicht mehr finden können und war dann den ganzen Morgen auf den Getreideäckern und auf den Wiesen umhergeirrt.

      Nun bat sie flehentlich, man solle sie doch im Pfarrhaus behalten, bis das Blut gestillt und ihre Kleider trocken seien und sie ein wenig überlegt habe, wohin sie sich wenden wollte.

      Natürlich hieß es, sie solle nur dableiben. Ach, wer hätte wohl das Herz gehabt, eine so notleidende Person hinauszuweisen!

      Aber wie empört waren auch Schneewittchen und ihr Vater über die Gräfin! Sie war so schön und heiter, und nun sollte sie so grausam gegen ihre Untergebenen sein! Nicht zum ersten Male hörten sie so etwas über sie. Was soll ich sagen? Ja, es war gut für die Gräfin, daß sie an diesem Tage nicht mit Schneewittchen zusammenkam. Diese hätte sie gestellt und kein Blatt vor den Mund genommen. Diese Jungfer – ja, wie soll ich sie nun nennen?«

      »Du kannst sie ja Vabitz nennen«, schlug die Pröpstin vor.

      »Gut, also diese Jungfer Vabitz war eine überaus wohlbeleumdete, ausgezeichnete Person, und die Gräfin hätte wohl etwas Besseres tun können, als sie zu plagen, bis sie den Verstand verlor.

      Aber siehe! Noch am selben Tage kam Schneewittchen auf einen Gedanken, der sie ganz beglückte. Sie wollte Jungfer Vabitz bitten, im Pfarrhaus zu bleiben und für den Vater zu sorgen, während sie selbst mit der Großmutter im Bad war. Wenn sich das einrichten ließ, konnte sie СКАЧАТЬ