Der Mann im Mond. Вильгельм Гауф
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Название: Der Mann im Mond

Автор: Вильгельм Гауф

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754183106

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СКАЧАТЬ schwieg noch immer; es war als scheute sie sich vor dem ersten Wort, das sie vor dem Freund, der ihr Herz so tief durchschaut hatte, auszusprechen habe.

      »Oder wie?« fuhr er fort, »wollen wir eine Allianz schließen, mein liebes Aprillenwetterchen, daß die Gräfin Aarstein ihre Schulden nicht zahlen kann, daß –«

      »O Berner, verkennen Sie mich nicht«, sagte Ida unter Tränen; »es ist gewiß nur das reine Mitleiden, was mich nötigt, auszusprechen, was sonst nie gesprochen worden wäre. Sehen Sie, dieses Weib ist die Schande unseres Geschlechts; sie ist so schlecht, daß ein ehrliches Mädchen erröten muß, wenn es nur an ihre Gemeinheit denkt. Prüfen Sie den jungen Mann da drüben, und wenn er ist, wie er aussieht, wenn er edel ist und trotz seines Reichtums unglücklich, so machen Sie, daß er nicht noch unglücklicher wird; suchen Sie ihn aus den Schlingen, die man um ihn legen wird, zu reißen –«

      »Das kann niemand besser, als mein Idchen«, entgegnete jener und sah ihr recht scharf in das Auge; »wenn mich nicht alles trügt, hängt das Goldfischchen an einem ganz andern Haken als dem, womit ihn der Minister ködern will, nur nicht gleich so rot werden, Kind; ich will alles tun, will ihm sein Leben angenehm machen, wenn ich kann, will ihm die Augen auftun, daß er sieht, wohin er mit der Aarstein kommt; will machen, daß er sich in unserer Gegend ankauft und seine drei Millionen ins Land zieht, will machen, daß er mein Mädchen da lie–«

      »Still, um Gottes willen«, unterbrach ihn die Kleine und preßte ihm das kleine weiche Patschhändchen auf den Mund, daß er nicht weiterreden konnte. »Wer spricht denn davon; einen Millionär mag ich gar nicht; es wäre ganz gegen meine Grundsätze, nur die Schlange im Residenz-Paradies soll ihn nicht haben; vom übrigen kein Wort mehr, unartiger Mann! –«

      Verschämt, wie wenn der Hofrat durch die glänzenden Augen hinabschauen könnte auf den spiegelklaren Grund ihrer Seele, wo die Gedanken sich in geheim drängten und trieben, sprang sie auf und an den Flügel hin, übertönte die Schmeichelworte des Hofrats mit dem rauschendsten Fortissimo, drückte sich die weichen Knie rot an dem Saitendämpfer, den sie hinauftrieb, um die Töne so laut und schreiend als möglich zu machen, um durch den Sturm, den sie auf den Elfenbeintasten erregte, den Sturm, der in dem kleinen Herzchen keinen Raum hatte, zu übertäuben.

      Verzweiflungsvoll über den hallenden Schmetter dieses Furioso enteilte der Hofrat dem Salon; aber kaum hatte er die Türe geschlossen, so stieg sie herab aus ihrem Tonwetter, die gellenden Akkorde lösten sich auf in ein süßes, flüsterndes Dolce, sie ging über in die schöne Melodie: »Freudvoll und leidvoll«, mit Meisterhand führte sie dieses Thema in Variationen aus, die aus ihrem innersten Leben heraufstiegen, durch alle Töne des weichsten Moll klagte sie ihren einsamen Schmerz, bis sie fühlte, daß diese Töne sie viel zu weich machen und ihr Spiel ohne seine Dissonanzen aufzulösen, schnell wie ihre Hoffnung endete.

      Die Mondwirtin

      Im Goldnen Mond drüben ging es hoch her. Drei Zimmer in der Beletage vorn heraus hatte schon lange Zeit kein Fremder mehr gehabt; die Mondwirtin hatte daher alles aufgeboten, um diese Zimmer so anständig als möglich zu dekorieren. Das mittlere hatte sie durch einen eleganten Armoir zum Arbeits-, durch ein großes Sofa zum Empfangzimmer eingerichtet. Das links nannte sie Schlafkabinett, das rechts, weil sie ihren ganzen Vorrat überflüssiger Tassen und eine bronzierte Maschine auf einen runden Tisch gesetzt hatte, das Teezimmer. Auch an der Table d'hôte, wo sonst nur einige Individuen der Garnison, einige Forst- und Justizassessoren, Kreissteuereinnehmer und dergleichen, selten aber Grafen saßen, waren bedeutende Veränderungen vorgegangen. Zum Dessert kam sogar das feinere Porcellain mit gemalten Gegenden und die damaszierten Straßburger Messer, die sonst nur alle hohe Festtage aufgelegt wurden.

      Daß ihr angesehener Gönner und spezieller Freund, der Hofrat Berner, jetzt im Mond statt zu Haus essen wollte und augenscheinlich dem Grafen zu Ehren zog einen neuen Nimbus um die Stirn des letzteren in den Augen der Frau Mondwirtin. Sie war ganz vernarrt in ihren neuen Gast; schon als er in dem herrlichen Landau mit den vier Postpferden den aus Leibeskräften blasenden Schwager darauf, vorfuhr, als der reichbordierte Bediente dem jungen Mann heraushalf, sagte sie gleich zu ihrem Ehezärter: »Gib acht, das ist was Vornehmes.«

      Als sie aber dem Brktzwisl, so nannte sich der gute alte Diener, die Kommoden in den drei Zimmern öffnete, ihm die Kleider und Wäsche seines Herrn aus den Koffern nehmen, sortieren und ordnen half, da schlug sie vor Seligkeit und Staunen die Hände zusammen. Sie hatte doch von ihrer Mutter gewiß recht feine, sanfte Leinwand zum Brauthemdchen bekommen, aber das war grober Zwillich gegen diese Hemden, diese Tüchter – nein, so etwas Extrafeines, Schneeweißes konnte es auf der Erde nicht mehr geben, wie dieses.

      Es ist kein übles Zeichen unserer Zeit, wo der Edelmann seinen Degen abgelegt hat, und Grafen und Barone im nämlichen Gewand wie der Bürgerliche erscheinen, daß die Frauen dem Fremden, der zu ihnen kommt, nach dem Herzen sehen, das heißt nach seiner Wäsche. Ist sie grob, unordentlich oder gar schmutzig, so zeigt sie, daß der Herr aus einem Hause sein müsse, wo man entweder seine Erziehung sehr vernachlässigte oder selbst malproper und unordentlich war; wo aber der bläuliche oder milchweiße Glanz des Halstuches, die feinen Fältchen der Busenkrause und des Hemdes ins Auge fällt, da findet gewiß der Gast Gnade vor den Augen der Hausfrau, weil sie selbst immer dieses Zeichen guter Sitte ordnet und aufrechterhält.

      Auch die Freilinger Mondwirtin hatte diesen wahren Schönheitssinn, diese angeborne Vorliebe für schönes Linnenzeug in ihrer oft schmutzigen Wirtschaft noch nicht verloren. Daher der ungemeine Respekt vor dem Gast, als sein Diener ihr die feinen Hemden dutzendweis, bald mit geglockten, bald mit gefältelten Busenstreifen, bald mit, bald ohne Manschetten aus den geöffneten Koffern hinüberreichte. Und als er vollends an die Unzahl von Hals- und Sacktüchern kam, wovon sie jedes zum höchsten Staat in die Kirche angezogen hätte, da vergingen ihr beinahe die Sinne: »Ach wie fürstlich ist der Herr ausgestattet; das hat gewiß die gnädige Frau Mama ihm mitgegeben?«

      »Der tut schon lange kein Zahn mehr weh«, gab Brktzwisl zur Antwort.

      »Ist sie tot, die brave Frau, die so schöne Linnen machte?« sagte die mitleidige Mondwirtin; »aber die gnädige Fräulein Schwestern haben –«

      »Hat keine mehr; vor einem Jahr starb die Gräfin Crescenz.«

      »Auch keine Schwester mehr? der arme Herr! aber auf solche exquisite Prachtwäsche verfällt kein junger Herr von selbst; ich kann mir denken, der gnädige Herr Papa Exzellenz –«

      »Ist schon lange verstorben«, entgegnete das alte Totenregister mit einem Ton, vor welchem der Wirtin die Haut schauderte. »Der arme junge Herr!« rief sie, »was hat er jetzt von seinem schönen Linnenzeug, wenn er nach Haus kommt und trifft keine Mutter mehr, die ihn lobt, daß er alles so ordentlich gehalten und keine Fräulein Schwester, die ihm das Schadhafte flickt und ordnet. Jetzt kann ich mir denken, warum der gnädige Herr immer so schwarz angezogen ist und so bleich aussieht, Vater tot, Mutter tot, Schwester tot, es ist recht zum Erbarmen –«

      »Ja, wenn's das allein wäre«, seufzte der alte Diener und wischte sich das Wasser aus dem Auge, doch, als hätte er schon zuviel gesagt, zog er murrend den zweiten Koffer, der die Kleider enthielt, heran und schloß auf. Die Wirtin hätte für ihr Leben gerne gewußt, was sonst noch für Unglück den bleichen Herrn verfolge, daß der Verlust aller Verwandten klein dagegen aussehe, aber sie wagte nicht, den alten Brktzwisl, dessen Name ihr schon gehörig imponierte, darüber zu befragen, auch schloß der Anblick, der sich jetzt darbot, ihr den Mund.

      Die schwarze Kleidung hatte ihr an dem ernsten stillen Gast nicht so recht gefallen wollen, sie hatte sich immer gedacht, ein buntes Tuch, ein hübsches helles Kleid müßten ihn von selbst freundlicher machen; aber da blinkte ihr eine Uniform entgegen – nein! sie hatte geglaubt, doch auch Geschmack СКАЧАТЬ