Название: Im Bann von covid-19
Автор: Peter Wolff
Издательство: Bookwire
Жанр: Социология
isbn: 9783754170113
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Im Zuge der zweiten Corona-Welle ist der Anteil der an Covid-19 verstorbenen Menschen an der Gesamtheit der Todesfälle deutlich niedriger als während der ersten Welle im Frühjahr. Registrierte das RKI Mitte April (KW16) noch einen Anteil von Verstorbenen von 6,98%, so liegt dieser Ende Oktober bei gerade noch 0,94%. Hier gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass die Bezugsgröße die Gesamtzahl der erfassten Fälle ist und diese durch die erhöhten Testkontingente höher liegt. Doch selbst vor diesem Hintergrund liegt der Anteil der am Virus Verstorbenen niedriger als im Frühjahr. Dies könnte auch dem besseren Schutz von Risikogruppen geschuldet sein (22).
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Offensichtlich verhält es sich so, dass Covid-19 die Sterbezahlen signifikant erhöht.
Und dennoch gibt es noch immer unverbesserliche Zeitgenossen, die die Gefährlichkeit des SARS-CoV-2-Virus anzweifeln und behaupten, an und mit Corona würden angeblich ähnlich viele Menschen sterben wie im Zuge einer schweren Grippewelle. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie halten sie deshalb für überzogen.
Haben diese Menschen Recht? Oder ist die Sterblichkeit am Virus höher als jener an der Grippe? „Ja. Die ist definitiv höher. Wir haben noch nie einen solchen Anfall an so schwer erkrankten Patienten auf den Intensivstationen erlebt. Da spreche ich nicht nur für Dresden. Dass wir so viele Patienten mit schwerstem Lungenversagen auf den Stationen haben, ist für uns ein Novum, das war zu keiner Influenza-Epidemie der Fall. Das ist wirklich nicht vergleichbar“, sagt dazu Prof. Dr. Thea Koch von der Uniklinik Dresden auf Nachfrage des Senders MDR im Dezember 2020.
Die Case Fatality Rate (CFR) oder Letalitätsrate beziffert den Anteil der Personen mit einer bestimmten Erkrankung, die an eben dieser sterben. Bei der Grippewelle von 2017/2018 lag die dem RKI zufolge bei 0,5 %.
Und wie sieht es bezüglich Covid-19 aus?
Die Daten sagen: Etwa 1,8% der gemeldeten Covid-Erkrankten in Deutschland sterben. Langzeitdaten, die CFR betreffend, fehlen noch. In konkreten Fallzahlen: bei der besonders schlimmen Grippewelle in der Saison 2017/2018 gibt es laut RKI knapp 1700 laborbestätigte Todesfälle. Bei Covid-19 sind es - Stand Mitte Dezember 2020 - rund 23.500 (23).
Um diese Zahlen einzudämmen, läuft die Forschung nach Medikamenten gegen das Virus seit dessen Ausbruch und Identifizierung auf Hochtouren.
Während für zahlreiche Viruserkrankungen durch eine Impfung eine aktive Erkrankung vermieden werden kann, ist die Therapie einer einmal ausgebrochenen Viruserkrankung häufig schwierig und stellt die Medizin immer wieder vor schwierige Aufgaben, da Viren nicht wie Bakterien durch Antibiotika abgetötet werden können.
Die einzige Möglichkeit, ihrer Herr zu werden, besteht im Einsatz sogenannter Virostatika, also von Medikamenten, die eine Virusvermehrung hemmen. Die Medikamente können hierbei ein Eindringen der Viren in die Wirtszelle oder das Austreten der neuen Viren aus der Zelle verhindern, ferner in den Stoffwechsel der Wirtszellen so eingreifen, dass die Virusvermehrung benachteiligt wird.
Da die Wirkstoffe hierbei zwangsläufig in die empfindlichen Prozesse der Körperzellen eingreifen, ist das Nebenwirkungsrisiko vieler Virostatika relativ groß.
Außerdem sind die Vermehrungsstrategien der Viren auf biochemischer Ebene sehr vielfältig, sodass keine „Breitband-Virostatika“ existieren (24).
Verschiedene spezifische Therapieansätze wurden und werden im Verlauf der SARS-CoV-2-Pandemie in Studien untersucht. Dabei erwiesen sich insbesondere zwei Arzneimittel als wirksam.
Direkt gegen das Virus richtet sich Remdesivir (Veklury®), das am 03. Juli 2020 eine bedingte Zulassung durch die Europäische Kommission zur Anwendung bei schwer erkrankten Patientinnen und Patienten erhielt.
Auch Dexamethason, welches immunmodulatorisch, also über das körpereigene Abwehrsystem wirkt, erhielt eine positive Bewertung durch die Europäische Kommission für die Anwendung bei bestimmten Patientengruppen mit einer Infektion durch SARS-CoV-2. Weitere Hinweise dazu finden Sie auf den Internetseiten des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) (25).
Viel diskutiert wird in letzter Zeit auch die Frage, ob einmal erkrankte Personen eine Immunität gegen das Virus entwickeln.
Bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kann der Körper Antikörper bilden, die in der Lage sind, das Virus zu neutralisieren und zu Immunität führen können. Antikörper sind meist ab der zweiten Woche nach Beginn der Erkrankung nachweisbar, jedoch ist dies nicht bei allen Infizierten der Fall.
Unklar ist bislang auch, wie robust und dauerhaft eine aufgebaute Immunität ist und ob Ausprägung und Dauer dabei von Mensch zu Mensch variieren.
Die Erfahrungen mit anderen Coronavirus-Erkrankungen wie SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) und MERS (Middle East Respiratory Syndrome) lassen vermuten, dass eine aufgebaute Immunität bis zu drei Jahre anhalten kann. Ob dies auch bei Covid-19 der Fall ist, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Weitere Studien sind erforderlich, um den Verlauf der Abwehrreaktionen im Körper über einen längeren Zeitraum zu beobachten.
Antikörper können im Blut mittels ELISA-Labortest (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) nachgewiesen werden. Sind Antikörper vorhanden, beweist dies, dass eine Patientin oder ein Patient eine Infektion mit SARS-CoV-2 im Körper hatte – auch wenn er dies womöglich gar nicht bemerkt hat, weil nur milde oder gar keine Krankheitszeichen aufgetreten sind.
Ob die Person dann auch dauerhaft immun ist, sich also nicht erneut anstecken und das Virus folglich nicht an andere übertragen kann, ist zurzeit nicht zufriedenstellend wissenschaftlich belegt. Allerdings mehren sich die Stimmen, dass dem nicht in jedem Fall so ist.
In Hongkong ist es ein 33-jähriger IT-Spezialist, der im April an Covid-19 erkrankt und wenig später genesen ist. Bei ihm fällt ein neuer Coronatest nach der Rückkehr aus Spanien im August positiv aus.
In den Niederlanden geht es um einen älteren Patienten mit einem schwachen Immunsystem.
In Belgien erkrankt eine nicht näher beschriebene Patientin nach drei Monaten erneut.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass es sich nach bisherigen Erkenntnissen um Einzelfälle unter 23 Millionen weltweit bekannten Fällen handelt.
"Es scheint kein gängiges Vorkommnis zu sein, sonst hätten wir mehr Fälle gesehen", sagt WHO-Sprecherin Margaret Harris im August des Jahres.
Allerdings wurde der Hongkonger Patient auch nur entdeckt, weil er im August wegen einer Reise routinemäßig getestet wurde. Er hatte keinerlei Symptome. Denkbar ist, dass auch andere Patienten sich neu infizierten, dies aber gar nicht merken.
Sind solche Neuinfektionen überraschend?
Nein, sagt die Virologin Isabella Eckerle im Interview mit Zeit Online am 26.08.2020.
"Wir wissen es von anderen respiratorischen Viren wie Erkältungsviren, dass sie unser Immunsystem immer wieder überlisten und wir uns immer wieder infizieren können."
So sieht es auch der Leiter der medizinischen Virologie der Universität Gießen, John Ziebuhr: "Es СКАЧАТЬ