Die Dämonen. Fjodor Dostojewski
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Читать онлайн книгу Die Dämonen - Fjodor Dostojewski страница 44

Название: Die Dämonen

Автор: Fjodor Dostojewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754173145

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СКАЧАТЬ Tone.

      Dieser Ton schien auf ihn Eindruck zu machen; ein paar Augenblicke sah er sie unverwandt an, wie wenn er geradezu in ihre Seele hineinschauen wollte.

      »Ganz gleich!« murmelte er leise. »Ich will nicht ...«

      Damit ging er endgültig fort. Lisa war ganz bestürzt, anscheinend sogar mehr, als es die Sache verdiente; wenigstens hatte ich diesen Eindruck.

      »Ein höchst sonderbarer Mensch!« bemerkte Mawriki Nikolajewitsch laut.

       III.

      Sonderbar war er allerdings; aber die ganze Sache war doch außerordentlich unklar. Es mußte etwas dahinterstecken. Ich glaubte entschieden nicht an diese Herausgabe eines Buches; ferner dieser dumme Brief, in dem sehr deutlich eine Denunziation »auf Grund von schriftlichen Beweisen« offeriert wurde; über diesen Punkt aber hatten alle geschwiegen und es vorgezogen, von etwas ganz anderem zu sprechen. Dazu dann endlich noch diese Druckerei und der Umstand, daß Schatow plötzlich weggegangen war, gerade weil Lisa von der Druckerei zu reden angefangen hatte. Alles dies brachte mich auf den Gedanken, daß hier schon vor meinem Besuche etwas vorgegangen sei, wovon ich nichts wisse, daß ich mithin überflüssig sei und die ganze Sache mich nichts angehe. Auch war es Zeit, daß ich wegging: für einen ersten Besuch war ich schon lange genug dagewesen. Ich trat an Lisaweta Nikolajewna heran, um mich zu verabschieden.

      Sie schien völlig vergessen zu haben, daß ich im Zimmer war, und stand immer noch in Gedanken versunken auf demselben Flecke am Tische; den Kopf hielt sie geneigt und blickte regungslos auf einen bestimmten Punkt im Teppich.

      »Ah, Sie wollen auch gehen; auf Wiedersehen!« sagte sie in ihrem gewöhnlichen, freundlichen Tone. »Empfehlen Sie mich Stepan Trofimowitsch, und reden Sie ihm zu, recht bald zu mir zu kommen! Mawriki Nikolajewitsch, Anton Lawrentjewitsch geht fort. Entschuldigen Sie, Mama kann nicht kommen, um Ihnen Adieu zu sagen ...«

      Ich ging hinaus und war schon die Treppe hinabgestiegen und vor die Haustür gelangt, als mich ein Diener einholte.

      »Das gnädige Fräulein läßt Sie sehr bitten, noch einmal zurückzukommen.«

      Ich fand Lisa nicht mehr in jenem großen Salon, wo wir soeben gesessen hatten, sondern in dem anstoßenden Empfangszimmer. Die Tür nach dem Salon, in welchem jetzt Mawriki Nikolajewitsch allein zurückgeblieben war, war vollständig zugemacht.

      Lisa lächelte mich an; aber sie war blaß. Sie stand mitten im Zimmer, sichtlich unentschlossen und sichtlich mit sich kämpfend; aber auf einmal faßte sie mich bei der Hand und führte mich schweigend schnell ans Fenster.

      »Ich will unverzüglich dieses Mädchen sehen,« flüsterte sie, indem sie einen leidenschaftlichen, energischen, ungeduldigen Blick auf mich richtete, der nicht den geringsten Widerspruch duldete. »Ich muß sie mit meinen eigenen Augen sehen und bitte Sie um Ihre Hilfe.«

      Sie war ganz außer sich und in Verzweiflung.

      »Wen wollen Sie sehen, Lisaweta Nikolajewna?« fragte ich erschrocken.

      »Dieses Fräulein Lebjadkina, diese Lahme ... Ist es wahr, daß sie lahm ist?«

      Ich war starr vor Erstaunen.

      »Ich habe sie nie gesehen; aber ich habe gehört, daß sie lahm sei; noch gestern habe ich es gehört,« stammelte ich eilig und dienstfertig und ebenfalls flüsternd.

      »Ich muß sie unbedingt sehen. Könnten Sie das noch heute so einrichten?«

      Sie tat mir schrecklich leid.

      »Das ist unmöglich; ich weiß absolut nicht, wie ich das machen sollte,« begann ich; »ich will zu Schatow gehen ...«

      »Wenn Sie es nicht bis morgen einrichten können, so gehe ich selbst zu ihr, ganz allein; denn Mawriki Nikolajewitsch hat sich geweigert. Sie sind meine einzige Hoffnung; außer Ihnen habe ich niemanden; dummerweise habe ich mit Schatow gesprochen ... Ich bin überzeugt, daß Sie ein durchaus ehrenhafter Mann und vielleicht mir ergeben sind; machen Sie es doch möglich!«

      Es wurde in mir der leidenschaftliche Wunsch rege, ihr in allem behilflich zu sein.

      »Also ich werde es so machen,« sagte ich nach kurzer Überlegung: »ich will heute selbst hingehen und es unter allen Umständen durchsetzen, daß ich sie zu sehen bekomme! Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort; nur müssen Sie mir erlauben, mich mit Schatow ins Einvernehmen zu setzen.«

      »Sagen Sie ihm, daß es mein dringender Wunsch ist, und daß ich nicht länger warten kann, daß ich ihn aber soeben nicht zu täuschen gesucht habe. Er ist vielleicht deshalb weggegangen, weil er sehr ehrenhaft ist und es ihm mißfallen hat, daß ich ihn anscheinend zu täuschen suchte. Ich habe ihn nicht zu täuschen gesucht; ich will wirklich das Buch herausgeben und eine Druckerei gründen ...«

      »Er ist ein ehrenhafter, durchaus ehrenhafter Mann,« bestätigte ich mit warmer Empfindung.

      »Wenn es sich übrigens bis morgen nicht einrichten läßt, dann will ich selbst hingehen, mag daraus entstehen, was da will, und wenn es auch alle erfahren.«

      »Vor drei Uhr kann ich morgen nicht bei Ihnen sein,« bemerkte ich nach einiger Überlegung.

      »Also um drei Uhr? Also habe ich gestern bei Stepan Trofimowitsch richtig vermutet, daß Sie mir ein klein wenig ergeben sind?« sagte sie lächelnd, drückte mir eilig zum Abschiede die Hand und ging schnell zu dem alleingelassenen Mawriki Nikolajewitsch.

      Als ich hinauskam, fühlte ich mich ganz niedergedrückt durch mein Versprechen und begriff gar nicht, was eigentlich vorgegangen war. Ich hatte eine Frau in wahrer Verzweiflung gesehen, so daß sie sich nicht davor gefürchtet hatte, sich durch ihr Vertrauen zu einem ihr fast ganz unbekannten Manne zu kompromittieren. Ihr weibliches Lächeln in einem für sie so schweren Augenblicke und der Hinweis darauf, daß sie schon gestern meine Gefühle bemerkt habe, gaben mir gewissermaßen einen Stich ins Herz; aber sie tat mir leid, sehr leid; das wars! Ihre Geheimnisse wurden für mich plötzlich etwas Heiliges, und wenn man sie mir sogar jetzt hätte enthüllen wollen, so hätte ich mir vermutlich die Ohren zugestopft und nichts weiter hören wollen. Ich ahnte nur etwas ... Und doch begriff ich gar nicht, auf welche Weise ich hier etwas ermöglichen könnte. Ja, ich wußte noch nicht einmal, was ich eigentlich ermöglichen sollte: eine Begegnung? Aber was für eine Begegnung? Und wie sollte ich die beiden zusammenbringen? Meine ganze Hoffnung beruhte auf Schatow, obgleich ich im voraus wissen konnte, daß er mir nicht behilflich sein werde. Aber dennoch eilte ich zu ihm.

       IV.

      Erst am Abend, es war schon sieben durch, traf ich ihn zu Hause. Zu meinem Erstaunen hatte er Besuch: Alexei Nilowitsch war bei ihm und noch ein mir nur wenig bekannter Herr, ein gewisser Schigalew, ein Bruder von Frau Wirginskaja.

      Dieser Schigalew hielt sich schon seit zwei Monaten in unserer Stadt auf; ich wußte nicht, wo er hergekommen war; ich hatte über ihn nur gehört, daß er einen Aufsatz in einer fortschrittlichen Petersburger Zeitschrift habe drucken lassen. Wirginski hatte mich mit ihm gelegentlich auf der Straße bekannt gemacht. In meinem ganzen Leben habe ich nie einen Menschen mit so finsterem, mürrischem, verdrossenem Gesichte gesehen. Er sah aus, als erwarte er den Weltuntergang, und zwar nicht etwa irgendwann auf Grund von Prophezeiungen, die auch trügen könnten, sondern mit völliger Bestimmtheit, also zum Beispiel übermorgen vormittag СКАЧАТЬ