Название: Flug in den Weltraum
Автор: Dominik Hans
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754175743
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Sein Haus war ein solider Holzbau von der Art, wie sie im amerikanischen Mittelwesten allgemein üblich sind. Auch das Dach war mit hölzernen Schindeln gedeckt. Das einzige Steinerne an dem ganzen Haus war der Schornstein. Der mußte wohl oder übel aus einem unverbrennbaren Stoff hergestellt werden, weil sonst keine Gesellschaft in den Staaten eine Feuerversicherung für das Anwesen abgeschlossen hätte. In leuchtendem Rot hob sich der starke gemauerte Schornstein von dem braunen Schindeldach ab.
Eben noch ruhten die Augen von Mr. Atwater darauf. Im nächsten Moment sah er den Schornstein splittern und brechen, denn mit der Gewalt einer Bombe war die Metallkugel dagegengesaust. Einem kurzen scharfen Krach folgte das Poltern und Rasseln der niederstürzenden Trümmer. Über das Schrägdach rollten sie nach unten, dabei hier und dort Dachschindeln herausreißend und mit sich nehmend.
Der Schornstein war zum Teufel. Mr. Atwater hatte sich die Sache seinerzeit etwas kosten lassen, hatte die besten Hartbrandsteine dafür gekauft, und nun lag der Schornstein in Trümmern. Es dauerte eine Weile, bis der Farmer wieder einen klaren Gedanken zu fassen vermochte, und der lautete ganz kurz und einfach: Dafür muß die Versicherung aufkommen.
Er ging in das Haus an seinen altertümlichen Schreibtisch und kramte in dessen Fächern, bis er seine Versicherungspapiere gefunden hatte. Dann schob er sich eine mächtige Hornbrille auf die Nase, begann in den Dokumenten zu studieren und konnte schnell feststellen, daß seine Vermutung ihn nicht getäuscht hatte. Nicht nur gegen Feuer, sondern auch gegen Schädigungen durch Elementarereignisse verschiedener Art hatte er vor Jahren eine Versicherung abgeschlossen. Weniger seiner eigenen Voraussicht war dieser Umstand zu verdanken als der unwiderstehlichen Beredsamkeit des Agenten, und öfter als einmal hatte sich Mr. Atwater in der Zwischenzeit über die nicht niedrigen Prämien geärgert. Jetzt freute er sich, daß er die Police hatte.
Sorgsam las er sie Zeile für Zeile durch und stieß dabei auf einen Passus, laut dem Schäden von mehr als hundert Dollar der Gesellschaft sofort telegrafisch zu melden seien. Daß dieser Schaden – das Dach würde bei dieser Gelegenheit auch gründlich repariert werden müssen – mehr als hundert Dollar ausmachte, stand außer Zweifel. Hier galt es also schnell zu handeln.
Mr. Atwater zog sein Auto aus dem Holzstall, setzte sich ans Steuer und rollte fünf Minuten später auf der Landstraße nach Omaha dahin. Dort hatte die Versicherungsgesellschaft eine Agentur. So wollte er alles gleich mündlich ins reine bringen.
Ungläubig hörte sich der Leiter der Versicherungsagentur, Mr. Yenkins, die Erzählung an, die George Atwater vorbrachte, denn allzu unwahrscheinlich erschien ihm diese Geschichte. Erst als er im Garten des Farmers stand und mit eigenen Augen den verdorrten Baum, das Loch zwischen den Sträuchern und den Schaden am Haus sah, bequemte er sich zu dem Zugeständnis, daß hier möglicherweise eins der in der Police vorgesehenen Elementarereignisse stattgefunden haben könnte, und nahm an Ort und Stelle ein genaues Protokoll über den Vorfall auf. Mit dem Versprechen, daß seine Gesellschaft bald etwas von sich hören lassen würde, empfahl er sich dann. Von Omaha aus gab er die Meldung an die Generaldirektion der Gesellschaft in St. Louis weiter. Dort wurde sie nicht so skeptisch aufgenommen, denn inzwischen waren durch den Rundfunk bereits die Vorfälle auf den Neufundlandbänken bekannt geworden, bei denen eine ganz ähnliche Kugel eine Rolle gespielt hatte.
Noch waren die Spalten der amerikanischen Zeitungen voll von mehr oder weniger wahrheitsgetreuen Berichten über das Abenteuer der kanadischen Fischereiflotte, und schon erkannte Mr. Fox, der Chiefmanager der Versicherungsgesellschaft, mit sicherem Blick, daß sich hier Gelegenheit zu einer großartigen Reklame für seinen Konzern böte. So entschied er denn: Wir werden diesem Farmer seinen Schaden sehr großzügig ersetzen, und so erhielt Mr. Atwater zu seiner freudigen Überraschung seine ziemlich gesalzene Rechnung ohne jeden Abstrich ausgezahlt.
Gleichzeitig aber begann das Propagandabüro der Versicherungsgesellschaft zu arbeiten. Bereitwillig veröffentlichten die Zeitungen seine Berichte über das neuerliche Auftauchen der geheimnisvollen Kugel in Nebraska und ließen sogar die Zeilen, die im Anschluß daran das Lob der Gesellschaft sangen, ungestrichen. Selbstverständlich ließ sich auch der Rundfunk diesen neuen Fall nicht entgehen, und über Ätherwellen verbreitete sich die Kunde davon in allen Richtungen hin über den Erdball.
* * *
In einer starkwandigen Bleibüchse sorgsam verwahrt lag jenes Stückchen Metall, das Watson und Jones bei ihrem Picknick so rücksichtslos gestört hatte, im Carnegie Building in Washington und verursachte dem Professor O'Neils täglich neues Kopfzerbrechen. Vergeblich hatte er Nachforschungen angestellt und Erkundigungen eingezogen, nirgends in Washington und seiner Umgebung hatte es zu der kritischen Zeit so etwas wie eine Explosion gegeben. Ungelöst blieb nach wie vor die Frage nach der Herkunft des merkwürdigen Stückes, und die Meinung Jones', daß es aus dem Weltraum stamme, schien ihm nicht mehr so abwegig, obwohl manche Gründe dagegen sprachen.
Schon die einfache Untersuchung auf der Waage, die Professor O'Neils alle vierundzwanzig Stunden vornahm, ließ keinen Zweifel darüber, daß der anfangs so starke Gewichtsunterschied dieses Brockens von Tag zu Tag geringer wurde; Messungen ergaben auch eine starke Abnahme der Strahlung, O'Neils konnte aus den erhaltenen Werten eine Halbzerfallszeit von nur wenigen Wochen errechnen, und das versetzte der Hypothese Jones' einen schweren Stoß. Unmöglich erschien es danach, daß der Brocken aus weltenweiter Ferne nach einer Flugdauer von Jahrtausenden in den Anziehungsbereich der Erde gekommen sei. Vergeblich versuchte Jones seine Meinung zu verteidigen. Die Zahlen, die O'Neils ihm entgegenhielt, waren beweiskräftiger als alle Worte.
»Dann noch eine letzte Möglichkeit, Herr Professor«, rief Jones, in die Enge getrieben. »Nehmen wir an, daß in unserem Planetensystem – schon in der Nähe der Erde –, vielleicht zwischen Erde und Mars, ein Meteor explodiert ist und die Sprengstücke erst im Augenblick der Explosion radioaktiv wurden . . .«
O'Neils zuckte die Achseln. »Möglich, mein Lieber; wir wollen besser sagen, vielleicht nicht unmöglich, aber es ist wenig wahrscheinlich, und vor allen Dingen werden Sie es niemals beweisen können. Ja, wenn wir diesen Meteoriten hätten.«
»Er ist doch explodiert, zerrissen, zerfetzt!« fiel ihm Jones ins Wort.
»Also, wenn wir wenigstens noch andere Sprengstücke oder Trümmer von ihm hätten«, führte O'Neils seinen Gedankengang fort, »dann ließe sich schon eher über Ihre Theorie reden. So aber kommen wir nicht weiter.«
So standen die Dinge, als die Vorkommnisse bei den Fundland-Bänken und in Nebraska auch in Washington bekannt wurden. Eine Nummer des »New York Herald« schwenkend, stürmte Jones in das Zimmer O'Neils'.
»Hier haben Sie's, Herr Professor! Alles, was uns noch fehlte! Sprengstücke unseres Meteoriten sind zur Erde gekommen, so stark und wuchtig, daß sie Schornsteine und Dächer zerstören. So gewaltig strahlend, daß in ihrer Nähe Fische sterben und Bäume verdorren.« Er schob O'Neils die Zeitung hin, während er weitersprach: »Einen stärkeren Beweis für unsere Theorie als das hier kann es nicht geben. Vor solchen Tatsachen muß jeder Zweifel verstummen.«
Es dauerte eine geraume Weile, bis Professor O'Neils zu Worte kommen und den Enthusiasmus Jones' ein wenig dämpfen konnte. Höflich, aber entschieden lehnte er es ab, selbst diese Meteoritentheorie zu vertreten und eine Veröffentlichung darüber zu schreiben.
»Wenn Sie es wollen, mein lieber Jones, dann tun Sie es. Ich will Ihnen keine Hindernisse in den Weg legen. Aber Sie werden auf Einsprüche und Angriffe gefaßt sein müssen, dessen dürfen Sie sicher sein.«
»Ich СКАЧАТЬ