Название: SPQR - Der Fluch der Mumie
Автор: Norbert Wibben
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: SPQR
isbn: 9783742770516
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Irgendeinen besonderen Grund muss es geben, weshalb Emma völlig untypisch noch immer in Gedanken versunken ist. Da ihre Freundin weiterhin grübelt, lesen Britta und Luke den erläuternden Text aus dem Formular durch.
»Seit Jahren durchwandere ich in unregelmäßigen Abständen in einem Alptraum eine Sandwüste. Ich spüre plötzlich, verfolgt zu werden. Wenn ich mich umdrehe, entdecke ich eine lebende Mumie. Sie ruft mir unsinnige Aufforderungen zu, nach denen ich ihr etwas gestohlen haben soll. Ich will voller Panik fliehen und beginne, eine große Düne auf Händen und Füßen hinaufzukrabbeln. Oben angekommen, ist mein Verfolger verschwunden.
SPQR, ich weiß nicht, wodurch diese Träume ausgelöst werden. Rettet mich!«
»Das klingt, als wäre es einem Drehbuch für einen Horrorfilm entnommen«, beginnt Luke nachdenklich. »Ob uns vielleicht Edgar Poh, der Regisseur des hier im vorigen Jahr gedrehten Gruselfilms, einen Streich spielen will? Womöglich ist das ein Versuch, Emma für eine Filmrolle in einem weiteren Projekt zu gewinnen?«
»Ein derartiges Verhalten würde ich schon eher dieser Schauspielerin Emilia Romana zutrauen, um unsere Freundin von der Übernahme einer neuen Rolle abzuhalten. Sie schien auf ihre Fähigkeiten und die erlangte Aufmerksamkeit des Regisseurs eifersüchtig zu sein. Nein, das passt wohl nicht! Es könnte allerdings zu einem Streich von Mitschülern aus der Parallelklasse passen. Besonders Albert Schramm und sein Freund Ferdinand Krum könnten sich für ihren vermeintlich zu Unrecht erhaltenen zweiten Platz rächen wollen. Ihnen traue ich es zu, dass sie versuchen, uns auf diese Weise hereinzulegen.«
Emma vernimmt die Worte, ohne aber ihren Sinn zu erfassen. Ihre Gedanken beschäftigen sich noch immer mit den Ereignissen der Ägypten-Reise, so dass sie den geäußerten Vermutungen nicht folgt. Sie schreckt heftig zusammen, weil in diesem Augenblick die Pausenglocke alle Schüler zum Unterricht ruft. Auf eine Erklärung für ihr Verhalten müssen die Freunde bis zum Schulschluss nach weiteren zwei Stunden warten.
Als sie schließlich das Gebäude verlassen, will Emma jedoch nicht sagen, worüber sie gegrübelt hat. Sie möchte vorher zuhause etwas überprüfen. Sie verweist darum auf einen späteren Zeitpunkt. Die Freunde verabreden sich für den Nachmittag in Remus‘ Prätorium.
Die Erwähnung des Kolkraben lässt Britta und den Jungen verstummen. Ihre Gedanken richten sich sofort auf mögliche Gründe für dessen Verschwinden.
»Die Sorge um Remus ist vermutlich überflüssig«, versucht Emma die anderen aufzumuntern. »Luke, ich gehe davon aus, dass dich unser gefiederter Freund bei der Heimkehr begrüßen wird. Du informierst uns sofort, versprochen?«
»Selbstverständlich«, entgegnet der Junge. »Falls das aber nicht zutrifft, werde ich über E-Mail Kontakt zu Hiram Paltow aufnehmen.«
»Dieser freundliche Besitzer des Vogelparks wird uns sicher helfen!«, ist Britta überzeugt. »Ich hoffe, dass Remus bei ihm untergeschlüpft ist, falls er sich womöglich von uns vernachlässigt fühlt.«
Luke starrt sie erschrocken an.
»Glaubst du das wirklich?«
Das Mädchen grinst verlegen und versucht ihn zu beruhigen.
»Ehrlich gesagt nicht. Ich stelle mir aber vor, dass Herr Paltow uns auf andere Weise zu helfen vermag. Er ist Tierarzt, der sich auf Vögel spezialisiert hat und zudem ein in der Fachwelt geschätzter Ornithologe. Auch wenn er unseren Freund nicht so gut wie wir kennt, wird er sein Verhalten möglicherweise erklären können. Er kann sicher abschätzen, ob Raben so etwas wie Langeweile kennen. Das wäre eine mögliche Erklärung für seine längere Abwesenheit.«
Jetzt erläutert Emma doch noch, weshalb sie in der Pause mit den Gedanken woanders gewesen ist.
»Sobald ich zuhause bin, werde ich diesen Anwarwenn anschreiben. Zuerst möchte ich seine Anschrift erfahren, um einen Täuschungsversuch ausschließen zu können. Wenn sich dadurch keine Person ermitteln lässt, sollten wir unsere Zeit nicht mit diesem Fall vergeuden. – Ich werde außerdem noch einmal meine Fotos von den Ausgrabungsstätten in Ägypten durchsehen. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dort unbewusst etwas mitbekommen zu haben.«
»Worum geht es denn?«, versucht Britta herauszubekommen. »Du hattest uns nach der Rückkehr deine Aufnahmen gezeigt, ohne dabei ein besonderes Ereignis zu erwähnen.«
»Das gab es auch nicht«, grübelt Emma. »Oder anders gesagt, es war mir da noch nicht bewusst. Trotzdem blitzte irgendetwas in meinem Kopf auf, als ich die E-Mail-Adresse sah und sofort an Tutanchamun dachte. Hm. Ich bekomme es aber nicht zu fassen.«
»Versuche nicht, die Gedanken mit Gewalt aufzurufen«, rät Luke. »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das selten hilft. Solltest du jedoch an etwas anderes denken, hast du urplötzlich das vor Augen, wonach du vorher verzweifelt gesucht hast.«
»Das weiß ich auch«, begehrt das Mädchen auf. »Deshalb hoffe ich, schnell Kontakt zu diesem Anwarwenn aufnehmen zu können. Falls das ein echter Name ist, finde ich möglicherweise auch einen Hinweis bei der Suche im Internet. Womöglich löst sich dabei gleichzeitig der Knoten in meiner Erinnerung. – Wann sollen wir uns treffen?«
»Es ist gut, dass wir heute schon nach der siebten Sunde frei haben«, beginnt Luke. »Könntet ihr gegen sechzehn Uhr bei mir sein? – Gut. Dann bis später.«
Mit einem kurzen, forschenden Blick zum Himmel stellt er enttäuscht fest, dass Remus ihn nicht von der Schule abholt. Das ist früher manches Mal geschehen, doch er kann die schwarze Silhouette heute nirgends entdecken.
Der Junge winkt zum Abschied. Er startet sein Mofa und fährt knatternd los. Britta und Emma gehen zu Fuß. Sie trennen sich nach dem Verlassen des Schulhofs, um zu ihren Wohnungen in der Speicherstraße und in der Wasserstraße zu gelangen. Die befinden sich von der Schule aus in unterschiedlichen Richtungen.
Einfacher Fall für die Kripo
Kriminalkommissarin Inge Husmann ist noch relativ jung. Durch die Zusammenarbeit mit Clas Hinnerk hat sie jedoch gelernt, welches Vorgehen in einem Kriminalfall erfolgversprechend ist. An vorderster Stelle steht, die Fakten unvoreingenommen zu sammeln. Das bedeutet, sie beim Feststellen nicht sofort auf ihre Wichtigkeit hin zu bewerten. Nach einer Tatortbesichtigung und Durchsicht aller Umstände, können sie im Gesamtbild eine völlig andere Wertigkeit erlangen. Das ist unabhängig davon, um welch ein Delikt es sich handelt. Dennoch erstaunt es die Beamtin, zu einem Fall wie diesem gerufen zu werden. Warum sollte die Kriminalpolizei zur Aufklärung eines einfachen Handtaschenraubs hinzugezogen werden? Zumal der offensichtliche Dieb bereits festgenommen werden konnte.
Sie schaut kurz bei ihrem älteren Kollegen vorbei, doch dessen Büro ist leer. Könnte er auch zu dem »Tatort« gerufen worden sein? Dass gleich zwei Kriminalkommissare angefordert werden könnten, hält sie jedoch für mehr als unwahrscheinlich. Nein, Clas wird in einer anderen Angelegenheit unterwegs sein.
Inge Husmann verlässt den ersten Stock und wendet sich im Erdgeschoss zum Ausgang in den Innenhof. Die dort stehenden Dienstfahrzeuge können, nach vorheriger Anmeldung, von den Beamten genutzt werden. Sie öffnet die doppelflügelige Tür und läuft Richtung Fahrradstand. Auch wenn sich der auf einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Areal befindet, gibt es hier verschließbare Boxen, in denen die Räder optimal gegen Diebstahl geschützt sind. Es ist kaum zu glauben, aber bis СКАЧАТЬ