Bürde der Lust. Waldemar Paulsen
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Название: Bürde der Lust

Автор: Waldemar Paulsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kriminalroman

isbn: 9783742779915

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СКАЧАТЬ Bis zusätzlich schwere, rote Samtvorhänge anbringen lassen, die stets zugezogen waren, sodass man nicht ins Innere des Gebäudes sehen konnte.

      Das Dach war reetgedeckt und passte zum Stil der umliegenden Immobilien. Es machte jedoch einen ungepflegten Eindruck. Seit Jahren hatte man versäumt, es zu kämmen. Durch ständigen Schatten der nahestehenden Kastanienbäume und Regenschlag hatte sich ein starker Moosbefall gebildet, der die Feuchtigkeit im Ried hielt, das dadurch verrottete.

      Dieses Etablissement hatte Priorität eins in der honorigen, hanseatischen Männerwelt.

      Sie alle liebten die Abgeschiedenheit von dem Rotlichtmilieu, die gewisse Anonymität, die für sie entscheidend war.

      Dort konnten die Hanseaten nach einem harten Arbeitsalltag oder Familienstress ihren Gelüsten freien Lauf lassen, ihre phantasievollen Vorlieben ausleben und für Stunden ein anderer Mensch sein.

      Die Damen des Hauses waren ausnahmslos aparte, gepflegte hübsche Geschöpfe mit ausgezeichneten Manieren. Es gab unter ihnen welche, mit denen eine anspruchsvolle Konversation durchaus möglich war.

      Je nach Mentalität trieben die Freier Sado-Maso-Spiele oder vergnügten sich mit griechischen, französischen, englischen, russischen, Natursekt- oder weiteren Sexpraktiken bei den Dirnen, die sie für Stunden mieteten.

      Einige wenige unter ihnen standen auf blutjunge Prostituierte, andere wiederum suchten nur das Gespräch. Es waren dann hauptsächlich Männer, deren Testosteron Spiegel bereits an dem unteren Level angelangt war. Das Milieu nannte sie deshalb Seibelfreier.

      Materielle Dinge spielten bei all diesen Freiern wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Sie alle wollten den ultimativen Kick, um damit ihre Batterien aufladen zu können, damit die täglichen Pflichten sowohl am Arbeitsplatz als auch zu Hause in einem erträglichen Maß ausgehalten werden konnten. Sie waren nun einmal gestresste Manager mit hoher Verantwortung, die es zu kanalisieren galt…

      „So, Toni, nun kommen Sie. Mal sehen, was der Lude Bis uns zu sagen hat“, forderte Herbst seinen Praktikanten auf.

      Als Antwort kratzte sich Toni plötzlich ausgiebig am Kinn und rieb sich den Hinterkopf.

      Irgendwie ungewöhnlich, was für ein komischer Vogel, dachte Max Herbst, dem das seltsame Verhalten nicht entgangen war.

      In der mächtigen Eingangstür aus Eichenholz befand sich auf Augenhöhe eine kleine Klappe, die zur Gesichtskontrolle der Gäste diente, wenn es dem Türsteher draußen zu kalt wurde. Neben der Tür entdeckte Herbst eine auffällige Türklingel.

      Der Bereich war durch eine mannshohe Rotbuchenhecke verdeckt. Unterhalb der Klingel war ein weiterer, winziger Klingelknopf zu sehen, der kaum wahrnehmbar war. Es handelte sich um eine Art Alarmknopf für den Türsteher, wenn er vor unliebsamen Gästen warnen wollte.

      Vor Betreten des Bordells war Max aufgefallen, dass Toni nun auch noch ein nervöses Zucken im Gesicht bekam. Max konnte keine Erklärung dafür finden, aber es machte ihn trotzdem stutzig. Konnte das etwa die Aufregung sein, das erste Mal in ein Bordell zu gehen, auch wenn gar kein Betrieb herrschte?

      Max Herbst klingelte dreimal, während Toni hinter ihm stand. Nach einer Weile hörten sie schlurfende Schritte und plötzlich öffnete sich die Türklappe. Herbst sah in das Gesicht eines müden Mannes, der mürrisch fragte:

      „Was wollt ihr? Mit wem habe ich die Ehre, mit wem kann ich rechnen?“

      Max schnappte nach Luft. Diese Fratze hatte auch noch die Frechheit, ihm ins Gesicht zu lügen. Dieser Schleimer. Habe die Ehre… was sollte das? Diese blödsinnige Floskel. Am liebsten hätte er diesem Luden eins auf die Zwölf gegeben.

      Oberflächlich betrachtet hatte Karl-Heinz Bis, genannt Puff-Kalle, eine fast blütenreine Weste. Allerdings war er ein skrupelloser Typ, der über Leichen ging. Man sagte, dass man sich ihm nicht widersetzen sollte.

      Wollte er einen Puff, so sollte man ihm besser gleich den Schlüssel geben. Das war zwar nicht verboten, aber wenn man tiefer sinnierte, konnte man durchaus zu dem Ergebnis kommen: einmal ein Lump, immer ein Lump. Ist halt so.

      Mit äußerster Beherrschung und einem verbindlichem Lächeln erwiderte Max: „Herbst, Kripo St. Pauli, das ist mein Kollege Meyer. Sind Sie Karl-Heinz Bis?“

      „Ja…, kommt rein!“, sagte Kalle mit einladender Handbewegung, während er sich über die feuchte Oberlippe wischte. Dazu hatte er untypisch ein zerknülltes Stofftaschentuch benutzt, das er anschließend sofort wieder in der Hosentasche verschwinden ließ.

      „Nehmt Platz, ihr hättet ruhig etwas später kommen können, bin noch hundemüde. Lasst euch durch die Putzfrau nicht stören“, brummelte Kalle, während Max dessen vom Schlafmangel blutunterlaufenen Augen auffielen.

      „Danke, Herr Bis. Ein Tötungsdelikt duldet keinen Aufschub, sollten Sie schon wissen. Was starren Sie meinen Kollegen so an, hat er sich verwandelt? Oder ist es seine Hose?“, fragte Herbst.

      „Nee, nee, ist nichts, ich dachte nur…Darf ich euch etwas anbieten.

      Wollt ihr was trinken? Eine Cola mit Schuss oder so?“, fragte Puff- Kalle.

      Toni nickte eifrig und sagte laut und vernehmlich; „Gerne, hätte nichts dagegen einzuwenden.“

      „Nein, danke, Herr Bis, wir sind im Dienst!“, fuhr Max Herbst mit strengem Blick zu Toni dazwischen, dessen Kinn herab sackte. „Bieten Sie uns zur Abwechslung vielleicht einmal die Wahrheit an, Kalle!

      Herr Bis. Sie haben dieses Bordell jetzt seit etwa zwei Jahren, waren ja vorher im Eros- Center im Haus Pardon als Wirtschafter tätig.

      Bereits nach einem Jahr Bordellbetrieb haben Sie sich eine Lampe eingefangen, weil Sie hier eine Neunzehnjährige ackern ließen...“

      Kalle zuckte mit den Schultern und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

      „Darüber ist noch gar nicht gerichtlich entschieden“, war die scheinbare Empörung des Bordellbesitzers, während er sich vor Max aufbaute wie ein Gockel.

      „ Heute kann ich euch mehrere Achtzehnjährige vorführen, die ihre Dienste anbieten.

      Ich bin erfreut, dass der Gesetzgeber seit erstem Januar das Volljährigkeitsalter von einundzwanzig auf achtzehn runter gesetzt hat.

      Und dann soll ich dafür bestraft werden, weil ich letztes Jahr hier eine Neunzehnjährige ackern ließ? Das ist doch einfach lächerlich… die ganze Sache wird wohl eingestellt. Und wir haben jetzt endlich mehr Material zur Verfügung, ha, ha.“

      „Reden wir doch über die Nacht, als Sabrina getötet wurde.

      Sagen Sie, wie würden Sie Ihr Verhältnis zu dem Opfer beschreiben?“, war die erste Frage von Herbst, den das schmierige Grinsen des Bordellbesitzers störte.

      „Tja, was soll ich sagen? Sie hat eben halt hier gearbeitet und gewohnt. War ein nettes Mädchen, eben unser Glamourgirl. Ich hatte nie Probleme mit ihr, niemals.“

      „Gut, Herr Bis, lassen wir das mal. Gab es hier Ärger im Haus. Was spricht man so in Ihren Kreisen?“

      „Nichts, kein Ärger oder sonstige Probleme. Alles im grünen Bereich“, erwiderte Kalle, wobei er sich bemühte, eine überzeugende Miene aufzusetzen.

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