Bürde der Lust. Waldemar Paulsen
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bürde der Lust - Waldemar Paulsen страница 5

Название: Bürde der Lust

Автор: Waldemar Paulsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kriminalroman

isbn: 9783742779915

isbn:

СКАЧАТЬ morgen anders! Und noch etwas, Toni... Merken Sie sich das.

      Wer viel redet, erfährt nichts. Sie sollen neugierig sein, einfach kritisch. Sehen Sie den Vernehmenden direkt in die Augen, denn Sie sind der Spiegel der Seele. Verharren Sie einen Moment dabei, dann kommen Sie der Lösung näher.

      Hören Sie erst einmal geduldig zu, werten Sie die Aussagen und gehen Sie dann zum Gegenangriff über. Das nennt man kriminalistische List.

      Unser Grundsatz ist, dass alles, was hier geschieht, topsecret behandelt wird, damit wir uns verstehen.

      Und noch eines, Toni! Wenn Sie Ihren Aal wässern wollen, überall, aber nicht hier auf dem Kiez! Haben wir uns verstanden?

      Außerdem, Herr Meyer, das mit dem Aufräumen lassen Sie erst einmal, können Sie eh nicht beurteilen, wo es wie Sinn macht. Jetzt sind Sie eingenordet. Ich hoffe, Sie enttäuschen mich nicht.“

      Nachdenklich setzte sich Toni mit eingezogenem Hals und starrer Miene auf den ihm zugewiesenen Platz vor den Schreibtisch.

      „Toni, wir haben ein ordentliches Stück Arbeit vor uns. Ich ermahne Sie! Wir arbeiten momentan an einer äußerst sensiblen Angelegenheit und alles hier unterliegt der Geheimhaltung, der totalen Verschwiegenheit. Jegliche Auskunft darüber geht ausschließlich über mich, damit wir uns verstanden haben! Ist das klar, Toni? Wenn Sie indiskret sind, feuere ich Sie und Sie können auf dem Jungfernstieg den Straßenverkehr regeln.

      Ich rede immer Tacheles!“, war der Kommentar, den Max im Befehlston an seinen neuen Praktikanten richtete.

      Mit einem kühlen Lächeln antwortete Toni Meyer:

      „Ja…, ist ja schon gut, natürlich, selbstverständlich, das ist aber harter Tobak hier“, murmelte Toni und sah dabei verlegen auf die Tischplatte.

      Max hatte den Eindruck, dass die hastige Antwort von Toni mehr der Oberflächlichkeit, als einer verinnerlichten Überzeugung in der Sache gedient war.

      „Holen Sie bitte als erstes einmal eine Tatort- und Ermittlungsakte von unten aus dem Wachraum. Der Stafettenfahrer soll sie soeben als Eilsache überbracht haben. Dann sehen wir weiter.“

      „Okay, Befehl verstanden. Ich geh dann mal“, sagte Toni und verließ mit hängenden Schultern das Büro.

      Max war froh, für einen kurzen Moment allein zu sein und in Ruhe über seinen neuesten Fall zu grübeln.

      Wenn man einen Mord hat, gibt es auch ein Motiv dafür, aber was könnte das sein?

      Könnte man den Täter typisieren? Man bräuchte ein Täterprofil. Weshalb musste gerade dieses Opfer daran glauben? Würden weitere folgen?

      Max wusste es nicht.

      Doch es war schon wieder vorbei mit Ruhe.

      „Hier ist die Akte“, rief Toni viel zu laut und stürmte freudestrahlend ins Büro.

      „Nun will er wohl auch noch ein Lob für den fehlerfreien Botengang haben“, dachte Herbst. Ein sehr spezieller Kollege.

      „Lesen, und dann möchte ich als erstes wissen, wie das Opfer tatsächlich heißt. Sabrina wird mit Sicherheit nur ihr Hausname sein“, bemerkte Herbst.

      „Nee, der Name der Leiche ist nicht bekannt. Wusste dort keiner. Am Tatort waren nur noch die Bardame Biene Schmidt und der Bordellbesitzer Karl-Heinz Bis anwesend, als die ersten Kollegen vor Ort waren.“

      „Gut, Toni. Wir müssen uns den Tatort noch einmal ganz genau ansehen“, sagte Herbst.

      „Bevor wir in das Bordell fahren, erteilen Sie bitte der KTU den schriftlichen Auftrag, dass ein Daktyloskop in der Rechtsmedizin während der Obduktion Fingerabdrücke an der Leiche sichert. Die werden dann in Hamburg und im Bundeskriminalamt in Wiesbaden durch die Maschine gejagt.

      Mal sehen, vielleicht liegen identische Abdrücke mit Personendaten vor.“

      Toni, zu dessen Stärke Taktgefühl nicht unbedingt gehörte, sagte:

      „Warum wird denn so ein Aufwand betrieben, nur wegen einer Nutte? Wenn ein Mann seine Hand in deren Keksdose steckt, weiß sie genau, worauf sie sich ein lässt. Dann soll sie doch auch die Konsequenzen tragen.“

      „Ich höre wohl nicht recht“, erwiderte Max, der seinen Blick starr mit bestimmender harter Stimme geradeaus auf Toni gerichtet hatte.

      Max wusste, dass dieser Praktikant eine besondere Herausforderung für ihn werden sollte.

      „Vergreifen Sie sich nicht im Ton, Herr Meyer. Und außerdem möchte ich die Bezeichnung „Nutte“ in diesem Haus nicht mehr hören. Es sind Prostituierte, Dirnen oder von mir aus Huren. Lassen Sie sowohl dieses geringschätzige Wort als auch Ihre Einstellung zu solchen Personen.“

      Max hätte es noch eine Spur derber ausdrücken können, unterließ es aber zu diesem frühen Zeitpunkt. Toni sollte sich erst einmal die Hacken ablaufen.

      „Entschuldigung, wird erledigt, Chef“, ruderte Toni nach einigen Minuten des Schweigens zurück und setzte sich mit eingeschnapptem Gesicht auf seinen Platz.

      Kapitel 4

      Es war der Vormittag eines warmen, sonnigen Tages, als Toni um 13:00 Uhr den zivilen Dienst-Pkw, einen Ford Granada in braun mit schwarzem Vinyldach, direkt vor dem Bordell in der Bernsteinstraße 14 in Hamburg- Blankenese parkte.

      Die in diesem Stadtteil befindliche Immobilie lag in einer Durchgangsstraße im Villenviertel Blankenese` s, wo ausschließlich die vermögenden und reichen Bürger der Hansestadt eines ihrer Domizile hatten.

      Trotz diverser Bürgerinitiativen war es den Bewohnern des Stadtteils bislang nicht gelungen, die Behörden von der Schließung des Bordells zu überzeugen.

      Das Bordell sah ansprechend und prachtvoll aus. Von außen zeugte nichts darauf hin, dass dort der Lust gefrönt wurde. Der vermögende Bauherr hatte es Ende des neunzehnten Jahrhunderts als Chalet in Deutschland gebaut, wo er sich gelegentlich aufgehalten hatte und Geschäftsfreunde empfing, obwohl er hauptsächlich in Übersee wohnte, bevor er starb.

      Über Beziehungen war es Karl-Heinz Bis gelungen, die Immobilie von den Erben zu erwerben. Bis hatte 30 Prozent des Kaufpreises in bar gezahlt, die restliche Summe war die Hypothek, die er bei seiner Hausbank finanzierte. Den Barbetrag konnte Kalle Bis locker aus dem Ärmel schütteln, nachdem er zum Zeitpunkt des Erwerbs zwei hohe Versicherungssummen ausgezahlt bekam. Es waren die Gelder von zwei Lebensversicherungsgesellschaften, die zu seinen Gunsten von zwei seiner damaligen Dirnen abgeschlossen worden waren.

      Die Frontdiseusen waren bei einem Verkehrsunfall und einem Fenstersturz aus der achten Etage eines Wohnhauses ums Leben gekommen. Trotz akribischer, kriminalpolizeilicher Ermittlungen gelang es nicht, Fremdverschulden bezüglich der Todesfälle nachzuweisen. Die Versicherungen hatten zu zahlen.

      Die Außenmauern der Immobilie waren aufwändig im Fachwerkstil der damaligen Zeit mit hundertjährigen Eichenbalken und hart gebrannten Rotklinkerziegeln gebaut worden. Die zur Front gerichteten Fenster waren eher klein. Zwischenzeitlich hatte man die dünnen Glasscheiben durch Butzenscheiben ersetzt. Die grünen Fensterläden aus Eichenholz mit deutlicher СКАЧАТЬ