Die toten Seelen. Nikolai Gogol
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Читать онлайн книгу Die toten Seelen - Nikolai Gogol страница 23

Название: Die toten Seelen

Автор: Nikolai Gogol

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752962406

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СКАЧАТЬ ich brauche keine Pferde.«

      »Du kannst sie doch immer verkaufen: auf dem ersten besten Jahrmarkt zahlt man dir für sie dreimal soviel.«

      »Verkauf sie dann selbst, wenn du überzeugt bist, daß man dir das Dreifache gibt.«

      »Ich weiß, daß ich das Dreifache kriege, aber ich möchte, daß du das Geschäft machst.«

      Tschitschikow bedankte sich für die freundschaftliche Gesinnung und verzichtete endgültig wie auf den grauen Gaul so auch auf die hellbraune Stute.

      »Nun, so kauf mir ein Paar Hunde ab. Ich will dir ein Paar verkaufen, daß es dich kalt überläuft! Schnauzbärte haben sie, die Haare stehen wie die Borsten, die Wölbung der Rippen ist einfach erstaunlich. Die Pfoten sind so zusammengeballt, daß sie kaum den Boden berühren!«

      »Was brauche ich die Hunde? Ich bin doch kein Jäger.«

      »Aber ich will, daß du Hunde hast. Hör' einmal, wenn du keine Hunde willst, so kaufe mir die Drehorgel ab. Eine herrliche Drehorgel! So wahr ich ein ehrlicher Mensch bin, sie hat mich anderthalb Tausend gekostet; dir lasse ich sie aber für neunhundert.«

      »Was soll ich mit der Drehorgel? Ich bin doch kein Deutscher, der mit so einem Instrument durch die Straßen zieht und bettelt.«

      »Aber das ist doch keine Drehorgel, wie sie die Deutschen haben. Es ist eine richtige Orgel, schau nur her, sie ist ganz aus Mahagoni. Ich will sie dir noch einmal zeigen!« Nosdrjow packte Tschitschikow bei der Hand und schleppte ihn in das andere Zimmer; wie sehr sich Tschitschikow auch mit den Füßen gegen den Boden stemmte und versicherte, daß er die Drehorgel schon kenne, mußte er doch noch einmal hören, wie Marlborough in den Krieg zog. »Wenn du nichts bezahlen willst, so mache ich dir folgenden Vorschlag: ich gebe dir die Drehorgel und alle toten Seelen, die ich habe, und du gibst mir dafür deinen Wagen und dreihundert Rubel in bar.«

      »Was dir nicht einfällt! Wie soll ich ohne Wagen von hier fortkommen?«

      »Ich gebe dir einen anderen Wagen. Komm nur in den Schuppen, ich zeige ihn dir. Du mußt ihn nur neu streichen lassen, dann hast du einen wunderbaren Wagen.«

      – Der ist von einem Teufel besessen! – dachte sich Tschitschikow und entschloß sich, auf alle Wagen, Drehorgeln und Hunde, wie wunderbar gewölbt ihre Rippen und wie zusammengeballt ihre Pfoten auch sein mögen, zu verzichten.

      »Du kriegst doch den Wagen, die Drehorgel und die toten Seelen – alles zusammen.«

      »Ich will nicht!« sagte Tschitschikow noch einmal.

      »Warum willst du nicht?«

      »Weil ich ganz einfach nicht will.«

      »Ach, bist du ein Mensch! Wie ich sehe, kann man dich gar nicht wie einen Freund oder guten Bekannten behandeln . . . Da sieht man gleich, daß du ein doppelzüngiger Mensch bist!«

      »Bin ich ein Dummkopf oder was? Urteile selbst: wozu soll ich einen Gegenstand erwerben, den ich absolut nicht brauche?«

      »Sprich bitte nicht so. Ich kenne dich gut. Was bist du für eine Kanaille. Also hör': wollen wir eine Partie Bank spielen? Ich setze alle toten Seelen auf die Karte und die Drehorgel dazu.«

      »Nein, sich auf ein Kartenspiel einlassen, bedeutet doch, sich einer Ungewissheit auszusetzen«, sagte Tschitschikow und schielte nach den Karten, die jener in der Hand hielt. Beide Spiele kamen ihm etwas sonderbar vor, und die gesprenkelte Rückseite machte einen recht verdächtigen Eindruck.

      »Warum denn einer Ungewissheit?« sagte Nosdrjow. »Es ist doch gar keine Ungewissheit dabei. Wenn du bloß Glück hast, kannst du ein Vermögen gewinnen. Da, schau, dieses Glück!« sagte er, indem er ein paar Karten hinwarf, um Tschitschikow Appetit zu machen. »Dieses Glück! Das haut nur so! Da ist ja die verfluchte Neun, mit der ich alles verloren habe! Ich wußte es ja, daß sie mich verraten wird, machte aber die Augen zu und sagte: ›Hol' dich der Teufel, verrate mich, Verdammte!‹«

      Während Nosdrjow dieses sprach, brachte Porfirij eine Flasche herein. Tschitschikow weigerte sich aber aufs entschiedenste zu spielen und auch zu trinken.

      »Warum willst du denn nicht spielen?« fragte Nosdrjow.

      »Weil ich nicht in der Stimmung bin. Offen gestanden, bin ich auch kein Freund vom Kartenspiel.«

      »Warum bist du kein Freund?«

      Tschitschikow zuckte die Achseln und erklärte: »Weil ich kein Freund bin.«

      »Ein Ekel bist du!«

      »Was soll ich machen! Gott hat mich einmal so erschaffen!«

      »Ein trauriges Mannsbild bist du! Ich glaubte früher, du seist ein einigermaßen anständiger Mensch, du hast aber keinen Dunst vom Umgang mit Menschen. Man kann mit dir unmöglich wie mit einem Freunde sprechen . . . Nicht die geringste Aufrichtigkeit, keine Spur von Geradheit! Bist der reinste Ssobakewitsch, so ein gemeiner Schuft!«

      »Warum schimpfst du so? Ist es denn meine Schuld, daß ich nicht spiele? Verkaufe mir die Seelen allein, wenn du ein Mensch bist, der um jeden Mist zittert.«

      »Einen Dreck kriegst du! Anfangs wollte ich sie dir einfach schenken, jetzt kriegst du sie aber nicht! Auch wenn du mir drei Königreiche bietest. So ein Taschendieb, ein Ofenhocker! Nun will ich mit dir nichts zu tun haben. Porfirij, geh, sag' dem Kutscher, er soll seinen Pferden keinen Hafer geben, sie sollen nur Heu fressen.«

      Auf diesen Schluß war Tschitschikow gar nicht gefaßt.

      »Wärest du mir doch lieber nicht in den Weg gekommen!« sagte Nosdrjow.

      Trotz dieses Wortwechsels aßen der Hausherr und sein Gast gemeinsam zu Abend; diesmal standen aber auf dem Tische keinerlei Weine mit phantastischen Namen. Es gab nur eine Flasche Zyperwein, der sich als der reinste Essig erwies. Nach dem Abendessen führte Nosdrjow Tschitschikow ins Nebenzimmer, wo für ihn ein Bett bereit stand, und sagte: »Da ist dein Bett. Ich will dir nicht mal gute Nacht wünschen.«

      Tschitschikow blieb, nachdem Nosdrjow hinausgegangen war, in der übelsten Laune zurück. Er ärgerte sich über sich selbst und schimpfte auf sich, daß er bei diesem Nosdrjow eingekehrt war und die teure Zeit vertrödelt hatte; noch größere Vorwürfe machte er sich, weil er mit ihm vom Geschäft gesprochen hatte; er hatte so unvorsichtig wie ein Kind, wie ein Narr gehandelt: das Geschäft war durchaus nicht von der Art, daß man es dem Nosdrjow anvertrauen konnte . . . Nosdrjow ist ein übler Bursche, Nosdrjow kann noch verschiedenes hinzulügen, Gott weiß was für Gerüchte loslassen, und dann wird ein furchtbarer Klatsch daraus entstehen . . . Das ist nicht gut, gar nicht gut. »Ich bin einfach ein Narr!« sagte er sich selbst. Er schlief die ganze Nacht sehr schlecht. Gewisse kleine, äußerst lebhafte Insekten bissen ihn furchtbar schmerzhaft, so daß er mit allen Fingern die verletzten Stellen kratzte und dabei sprach: »Hol' euch der Teufel mitsamt Nosdrjow!« Er erwachte sehr früh. Seine erste Handlung war, Stiefel und Schlafrock anzuziehen, durch den Hof nach dem Stall zu gehen und Sselifan zu befehlen, unverzüglich anzuspannen. Als er durch den Hof zurückkehrte, stieß er auf Nosdrjow, der gleichfalls einen Schlafrock anhatte und schon seine Pfeife rauchte.

      Nosdrjow begrüßte ihn recht freundschaftlich und fragte, wie er geschlafen habe.

      »Nicht schlecht«, antwortete Tschitschikow recht trocken.

      »Ich СКАЧАТЬ