Die toten Seelen. Nikolai Gogol
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Читать онлайн книгу Die toten Seelen - Nikolai Gogol страница 18

Название: Die toten Seelen

Автор: Nikolai Gogol

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752962406

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СКАЧАТЬ ba, ba!« rief er plötzlich und spreizte beim Anblick Tschitschikows beide Arme auseinander. »Woher des Weges?«

      Tschitschikow erkannte Nosdrjow, denselben, mit dem er beim Staatsanwalt zu Mittag gegessen und der ihn schon nach wenigen Minuten zu duzen begonnen hatte, obwohl er ihm seinerseits nicht den geringsten Anlass dazu gegeben.

      »Woher des Weges?« fragte Nosdrjow und fuhr, ohne die Antwort abzuwarten, fort: »Ich komme aber direkt vom Jahrmarkt, mein Bester. Du kannst mir gratulieren: habe alles verspielt! Du darfst es mir glauben: noch nie im Leben war ich so blank! Bin sogar mit gemieteten Pferden gefahren gekommen! Schau nur zum Fenster hinaus!« Bei diesen Worten drückte er Tschitschikows Kopf hinunter, so daß dieser sich beinahe am Fensterrahmen angeschlagen hätte. »Siehst du diesen Dreck! Mit Mühe haben sie mich hergeschleppt, die verdammten Schindmähren; dann bin ich aber in seinen Wagen umgestiegen.« Bei diesen Worten zeigte er auf seinen Genossen. »Wie, ihr kennt euch noch nicht? Mein Schwager Mischujew! Den ganzen Morgen haben wir von dir gesprochen. ›Paß auf,‹ sage ich ihm, ›wenn wir heute den Tschitschikow nicht treffen.‹ Ach, Bruder, wenn du nur wüßtest, wieviel ich verspielt habe! Glaube es mir, ich habe nicht nur meine vier Traber verloren, sondern einfach alles! Ich habe weder Uhr noch Kette bei mir . . .« Tschitschikow blickte ihn an und sah, daß er wirklich weder Uhr noch Kette hatte. Es kam ihm sogar vor, als sei die eine Hälfte seines Backenbartes etwas kleiner und dünner als die andere. »Hätte ich aber nur zwanzig Rubel in der Tasche,« fuhr Nosdrjow fort, »nicht mehr als zwanzig Rubel, so hätte ich alles wieder gewonnen, so wahr ich ein ehrlicher Mensch bin, und hätte außerdem noch dreißigtausend Rubel eingesteckt.«

      »Das hast du auch schon früher gesagt«, bemerkte der Blonde. »Als ich dir aber fünfzig Rubel gab, so verspieltest du auch sie.«

      »Ich hätte sie nicht verspielt! Bei Gott nicht! Hätte ich nicht selbst die Dummheit gemacht, so hätte ich sie nicht verspielt. Hätte ich nicht nach dem Paroli der verdammten Sieben die Ecke umgebogen, so hätte ich die ganze Bank sprengen können.«

      »Und doch hast du sie nicht gesprengt«, entgegnete der Blonde.

      »Ich habe sie nicht gesprengt, weil ich die Ecke nicht zur rechten Zeit umgebogen habe. Glaubst du vielleicht, daß dein Major gut spielt?«

      »Ob er gut spielt oder nicht, jedenfalls hat er gewonnen.«

      »Eine große Kunst!« sagte Nosdrjow. »So kann auch ich bei ihm gewinnen. Nein, soll er mal versuchen, Doublet zu spielen, dann werde ich erst sehen, was für ein Spieler er ist! Wie gut haben wir dafür in den ersten Tagen gebummelt, Freund Tschitschikow! Der Jahrmarkt war ganz ausgezeichnet. Die Kaufleute selbst sagen, daß der Besuch noch nie so gut gewesen sei. Alles, was ich vom Lande mitgebracht hatte, habe ich zum vorteilhaftesten Preise verkauft. Ach, Bruder, war das ein Bummel! Wenn ich mich jetzt daran erinnere . . . hol's der Teufel! . . . so leid tut es mir, daß du nicht dabei warst! Denk dir nur: drei Werst von der Stadt liegt ein Dragonerregiment. Glaub es mir, sämtliche Offiziere, vierzig Mann, kamen in die Stadt . . . Und als wir zu trinken anfingen, mein Bester . . . Der Stabsrittmeister Pozelujew . . . so ein Prachtkerl! Mit einem so langen Schnurrbart! Statt Bordeaux sagt er einfach Gebräu. ›Bring mir mal, mein Bester,‹ pflegt er zu sagen, ›noch ein Gebräu!‹ Dann der Leutnant Kuwschinnikow . . . Mein Bester, ist das ein lieber Mensch! Ein Bummler von Fach, darf man wohl sagen. Ich war mit ihm die ganze Zeit zusammen. Was für einen Wein hat uns der Ponomarjow vorgesetzt! Du mußt nämlich wissen, daß er ein Gauner ist und daß man in seinem Laden nichts kaufen soll; in den Wein tut er jeden Dreck: Sandelholz, gebrannten Kork und selbst Holunderbeeren tut der Schuft hinein. Wenn er aber dafür einmal aus dem letzten Zimmer, das bei ihm ›Extrazimmer‹ heißt, irgendein Fläschchen holt, so ist man gleich im Paradies. Wir hatten einen Champagner . . . was ist der Champagner vom Gouverneur dagegen? – einfacher Kwas. Denke dir nur: kein gewöhnliches Cliquot, sondern Cliquot-Matradura, das ist doppeltes Cliquot. Dann brachte er uns ein Fläschchen französischen Wein, welcher Bonbon hieß. Das Aroma? – wie Rosen und alles, was du willst. Ach, wie wir gebummelt haben! . . . Nach uns kam irgendein Fürst gefahren und schickte Champagner kaufen: keine einzige Flasche Champagner gab es in der ganzen Stadt: alles haben die Offiziere ausgetrunken. Glaub es mir, beim Mittagessen hab ich allein siebzehn Flaschen Champagner ausgetrunken!«

      »Na, siebzehn Flaschen wirst du nicht austrinken.« wandte der Blonde ein.

      »So wahr ich ein ehrlicher Mensch bin, habe ich sie getrunken«, erwiderte Nosdrjow.

      »Du magst sagen, was du willst, ich sage dir aber, du kannst nicht mal zehn austrinken.«

      »Was gilt die Wette, daß ich sie austrinke?«

      »Warum gleich wetten?«

      »Nun, wetten wir um die Flinte, die du in der Stadt gekauft hast.«

      »Ich will nicht.«

      »Versuch's nur!«

      »Ich will es nicht mal versuchen.«

      »Todsicher würdest du die Flinte verlieren. Ach, Bruder Tschitschikow, wie hat es mir leid getan, daß du nicht mit warst! Ich weiß, du hättest dich vom Leutnant Kuwschinnikow nicht mehr trennen können. Ein Herz und eine Seele wäret ihr geworden! Der ist doch ein ganz anderer Mensch als der Staatsanwalt und alle die Geizhälse in unserer Stadt, die für jede Kopeke zittern. Der spielt Bank und jedes Kartenspiel, das du nur willst. Ach, Tschitschikow, warum bist du nicht dagewesen? Ein Schwein bist du, ein Viehzüchter! Gib mir einen Kuss, mein Herz! So schrecklich liebe ich dich! Mischujew, schau: da hat uns das Schicksal zusammengeführt! Was bin ich ihm, und was ist er mir? Er ist Gott weiß woher gekommen, und ich wohne hier . . . Und wieviel vornehme Equipagen hat es dort gegeben, und alles en gros. Ich hab auch mein Glück in der Lotterie versucht und zwei Büchsen Pomade, eine Porzellantasse und eine Gitarre gewonnen; dann machte ich noch einen Einsatz und verlor alles, so eine Gemeinheit, und noch sechs Rubel dazu. Ach, wenn du nur wüßtest, was für ein Schürzenjäger dieser Kuwschinnikow ist! Ich habe mit ihm fast alle Bälle besucht. Eine war da, die war so aufgeputzt in Rüschen und Trüschen, weiß der Teufel, was die alles anhatte . . . Ich denke mir bloß: Teufel! Aber Kuwschinnikow, diese Bestie, setzt sich zu ihr heran und macht ihr allerlei französische Komplimente . . . Glaube es mir, der verschmäht nicht ein einfaches Weib. Das nennt er: Erdbeeren genießen. So wunderbare Fische und gedörrte Störe hat es da gegeben. Einen habe ich mitgebracht, es ist gut, daß ich ihn mir kaufte, als ich noch Geld hatte. Und wo fährst du jetzt hin?«

      »Zu einem gewissen Menschen«, antwortete Tschitschikow.

      »Ach, was soll dir dieser Mensch? Laß ihn laufen! Komm zu mir!«

      »Es geht nicht, es geht nicht. Ich habe ein Geschäft vor.«

      »Ach was, Geschäft! Was du dir nicht ausdenkst! Ach, du Opoldekok Iwanowitsch!«

      »Nein, wirklich, und das Geschäft ist sogar dringend.«

      »Ich wette, daß du lügst! Sag mir nur, zu wem fährst du?«

      »Nun, zu Ssobakewitsch!«

      Nosdrjow brach hier in jenes schallende Gelächter aus, das nur frischen und gesunden Menschen eigen ist, die dabei ihre sämtlichen wie Zucker weißen Zähne zeigen und die Wangen erzittern lassen, so daß der Nachbar hinter zwei Türen aus dem Schlaf erwacht, die Augen aufreißt und sagt: »Was der bloß hat!«

      »Was ist denn daran so komisch?« fragte Tschitschikow, den dieses Lachen ein wenig verletzte.

      Nosdrjow fuhr aber fort, aus vollem Halse zu lachen und dabei zu sprechen: »Hör auf! Sonst zerspringe ich noch vor Lachen.«

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