AYESHA - SIE KEHRT ZURÜCK. Henry Rider Haggard
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Название: AYESHA - SIE KEHRT ZURÜCK

Автор: Henry Rider Haggard

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752910612

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СКАЧАТЬ wäre unsere letzte Nacht in dieser Inkarnation«, sagte ich mit einem trockenen Lachen, »falls es wieder schneien sollte.«

      »Wir müssen es riskieren. Ich jedenfalls werde es riskieren. Sieh! Das Licht ist erloschen.« Und damit hatte er recht. Die Nacht war wieder so schwarz wie Pech.

      »Wir wollen uns morgen darüber unterhalten«, sagte ich und ging zum Zelt zurück, denn ich war müde und ungläubig; doch Leo blieb im Höhleneingang sitzen.

      Als ich beim Morgengrauen erwachte, hatte er bereits das Frühstück zubereitet.

      »Ich muss früh aufbrechen«, erklärte er.

      »Bist du verrückt?«, fragte ich. »Wie können wir da oben die Nacht verbringen, ohne zu erfrieren?«

      »Ich weiß es nicht, aber ich werde gehen. Ich muss, Horace.«

      »Das bedeutet, dass wir beide gehen müssen. Aber was ist mit dem Yak?«

      »Wo wir klettern können, kann es folgen.«

      Also schnallten wir das Zelt und unsere anderen Sachen, und einen ausreichenden Vorrat an gekochtem Hammelfleisch auf den breiten Rücken des Tieres und brachen auf. Der Anstieg dauerte dieses Mal etwas länger, da wir mehrere Umwege machen mussten, um Steilstellen aus gefrorenem Schnee zu vermeiden, die das beladene Tier niemals geschafft hätte. Als wir endlich den Gipfel erreichten, schaufelten wir eine tiefe Grube in den Schnee, in der wir unser Zelt aufrichteten, und traten den ausgehobenen Schnee an seinen Seiten fest. Als wir damit fertig waren, begann es zu dunkeln, und nachdem wir - einschließlich des Yak - ins Zelt gekrochen waren, aßen wir und warteten.

      Es war entsetzlich kalt! Und in dieser Höhe wehte ein Wind, dessen eisiger Atem durch alle Hüllen drang. Unser Fleisch brannte wie ein heißes Eisen. Es war ein Glück für uns, dass wir das Yak mit herauf gebracht hatten, denn ohne seine Körperwärme wären wir erfroren, selbst in unserem Zelt. Mehrere Stunden lang saßen wir wach und starrten nach Nordosten, doch sahen wir nichts außer ein paar einsamen Sternen, und hörten nichts in dieser absoluten Stille, denn hier war selbst der Wind lautlos, wenn er über die eisigen Schneeflächen wehte. Da ich an solche Strapazen gewöhnt war, begann ich schläfrig zu werden. Doch als sich meine Augen schlossen, rief Leo plötzlich: »Horace! Sieh doch! Unter dem roten Stern!«

      Ich blickte in die Richtung, und am Himmel war wieder das Glühen, das wir in der vergangenen Nacht beobachtet hatten. Doch vom Gipfel aus sahen wir noch mehr: unterhalb der Reflexion an den Wolken, etwa auf gleicher Höhe mit uns und dicht oberhalb der Gipfel der Fernen Berge, war ein unregelmäßig pulsierendes Licht, wie der Schein zuckender Flammen, und davor war etwas Dunkles, ein undeutlicher Schatten. Während wir gebannt hinüberstarrten, wurde das Feuer heller und schien zu wachsen; immer intensiver wurde sein Schein. Und nun, vor diesem flammenden Hintergrund wurde der vage Schatten zu einer scharfen, deutlich erkennbaren Silhouette. Es war die Silhouette eines hochaufragenden Pfeilers, dessen Spitze die Form eines aufrechtstehenden Ringes hatte. Ja, wir konnten jedes Detail deutlich erkennen. Es war das Crux-ansata, das Symbol des Lebens.

      Das Feuer erlosch, das Symbol verschwand. Noch einmal loderten die Flammen auf, heller und feuriger als zuvor, und das Lebenssymbol wurde wieder deutlich sichtbar, erlosch dann erneut. Zum dritten Mal loderten die Flammen auf, mit einer solchen Intensität, dass ihr Licht heller war als Blitze. Am ganzen Horizont glühten die Wolken im Widerschein, und durch das runde Auge des Lebens-Symbols schoss ein feuriger Strahl über die Berggipfel hinweg wie das Lichtsignal eines Leuchtfeuers. Er schoss wie ein Pfeil über die verschneite Wüste hinweg auf den Gipfel zu, auf dem wir saßen. Ja, er warf seinen brandroten Schein über die weite weiße Fläche und auf unsere bleichen Gesichter, während es rechts und links von uns völlig dunkel blieb.

      Mein Kompass lag vor mir im Schnee, und in dem hellen Licht des Feuerstrahls konnte ich sogar seine Nadel sehen. Dann erlosch er plötzlich, und mit ihm erlosch das Feuer, aus dem er gekommen war, und das Lebens-Symbol wurde wieder unsichtbar. Nur ein rötlicher Schimmer am Horizont sagte uns, dass wir nicht geträumt hatten.

      Wir schwiegen eine lange Weile. Dann sagte Leo: »Erinnerst du dich noch, Horace, wie wir auf dem Wiegenden Stein lagen und ihr Mantel auf mich fiel...« - seine Stimme klang erstickt -, »wie der Lichtstrahl aufzuckte, der uns Lebewohl sagen und uns den Weg weisen sollte, auf dem wir aus dem Palast des Todes entkommen konnten? Jetzt ist er wieder zu uns geschickt worden, um uns zu begrüßen und uns den Weg zum Palast des Lebens zu zeigen, in dem Ayesha wohnt, die wir für eine Weile verloren hatten.«

      »Vielleicht«, sagte ich knapp, denn diese Frage lag jenseits aller Worte und Argumente, sogar jenseits allen Begreifens. Aber ich wusste, so wie ich es auch heute weiß, dass wir Akteure in einem großen Drama waren; dass unsere Rollen längst geschrieben waren und wir sie bis zu ihrem unbekannten Ende spielen mussten. Angst und Zweifel blieben hinter uns zurück, aus Hoffnung war Gewissheit geworden, lange zurückliegende Visionen von dieser Nacht hatten ihre Erfüllung gefunden, und die armselige Saat des Versprechens von ihr, die gestorben war, wuchs ungesehen und unbemerkt durch all die grausamen, leeren Jahre und war nun reif zur Ernte.

      Nein, wir fürchteten uns nicht mehr, nicht einmal, als sich mit der Morgendämmerung ein schneidend kalter Sturm erhob, durch den wir den Berghang hinabstiegen, und in jeder Minute in Lebensgefahr schienen; nicht einmal, als wir Stunde um Stunde durch den dichten Schneesturm zum Kloster zurückzogen, spürten wir Angst. Denn wir wussten, dass wir vor jeder Gefahr geschützt waren. Wir konnten in dem sturmgepeitschten Schneetreiben weder sehen noch hören, doch wir wurden geführt. An die zottigen Flanken unseres Yak geklammert, stolperten wir heimwärts, und sein Instinkt brachte uns schließlich aus Schnee und Sturm sicher zur Tür des Klosters, wo der alte Abt uns vor Freude und Erleichterung umarmte und die Mönche Dankgebete intonierten. Denn sie waren sicher gewesen, dass wir umgekommen wären. So einen Sturm, sagten sie immer wieder, habe ein Mensch noch nie überlebt.

      Es war aber noch immer mitten im Winter, und - oh! - wie unendlich langsam diese Monate des Wartens vergingen. Wir hielten den Schlüssel in unseren Händen, und im Nordosten, zwischen den Gipfeln der Fernen Berge befand sich die Tür, die er öffnen würde, doch wir hatten noch nicht die Möglichkeit, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Denn zwischen uns und der Tür lag die weite Wüste, über die immer wieder Stürme Wolken von Schnee fegten, und bevor dieser Schnee nicht geschmolzen war, konnten wir ihre Durchquerung nicht wagen. Also hockten wir tatenlos in dem Kloster und übten uns in Geduld.

      Doch selbst in diese Eiswildnis Zentralasiens kam endlich der Frühling. Eines Abends wurde es wärmer, und in dieser Nacht hatten wir nur wenige Frostgrade. Am nächsten Vormittag zogen dunkle Wolken auf, und aus ihnen fiel kein Schnee, sondern Regen. Es regnete drei Tage lang, und der Schnee schmolz vor unseren Augen. Am vierten Tag rauschten mächtige Wassermassen von den Bergen, und die Wüste war wieder braun und öde. Doch nicht für lange. Eine Woche darauf sproß ein Teppich von Blüten aus dem braunen Sand, und wir wussten, dass jetzt für uns die Zeit des Aufbruchs gekommen war.

      »Aber wohin wollt ihr gehen? Wohin wollt ihr gehen?«, fragte der alte Abt immer wieder. »Seid ihr nicht glücklich hier? Macht ihr nicht große Schritte auf dem Weg? Gehört nicht alles, was wir besitzen, auch euch? Warum wollt ihr uns verlassen?«

      »Wir sind Reisende«, antworteten wir, »und wenn wir Berge vor uns sehen, müssen wir auf ihre andere Seite.«

      Kou-en blickte uns nachdenklich an. Dann fragte er: »Und was sucht ihr jenseits der Berge? Und welches Verdienst liegt darin, die Wahrheit vor einem alten Mann zu verbergen? Denn solches Verbergen der Wahrheit ist von der Lüge nur durch die Breite eines Gerstenkorns getrennt.

      Sagt mir zumindest, was ihr vorhabt, damit meine Gebete euch begleiten können.«

      »Heiliger СКАЧАТЬ