Название: Fröhlich durch den Weltuntergang
Автор: Julianne Becker
Издательство: Bookwire
Жанр: Социология
isbn: 9783742730282
isbn:
Die Argumente bleiben scheinheilig, denn es ist doch offensichtlich, dass damit den Herstellern eine starke Nachfrage erschaffen wurde. Darum ging es: Um Wirtschaftsförderung. Die meisten Politiker glauben offenbar immer noch, dass sie damit Jobs sichern für ihre Wähler und Standorte und Steuern, wo sie längst von darauf spezialisierten Subventions-Hoppern wie RyanAir einfach nur ausgenommen und gegen andere Standorte und Länder ausgespielt werden. Würden sie privat haften und müssten auch die millionenschweren Manager und Banker für die Schäden haften, die sie am Volksvermögen und an Gesundheit und Natur zu verantworten haben, ginge es ihnen dann auch noch nur um Gewinnmaximierung? Oder würden sie ganz schnell dazulernen und verantwortlich zum Wohle aller handeln, um sich nicht in die Rentner einreihen zu müssen, die knapp an der Existenzgrenze von der Tafel leben?
Gesetze statt Aufklärung, geht es in die Datendiktatur?
Früher wurden vernünftige Änderungen durch die Verbraucherberatung und die mediale Aufklärung angeschoben, heute werden sie gesetzlich verordnet. Spürst du den Unterschied? Unter Hitler kamen auch alle Veränderungen von oben verordnet (und immer schneller!). Die Älteren unter uns, die sich noch an diese Art des Regierens im Dritten Reich erinnern konnten, sind längst verstorben. Und die nachwachsenden jungen Leute glauben vermutlich, dass es in unserer Demokratie schon immer so zuging und auch so zugehen muss. Nein! Wir Deutsche haben uns einmal sogar erfolgreich einer Volkszählung widersetzt! Ich weiß, in Zeiten von Internetsicherheit klingt das harmlos, aber eigentlich wurden wir nur schleichend langsam desensibilisiert. Es kommt so vieles und so schnell aufeinander, was unsere Freiheit weiter einschränkt, dass wir uns abwenden und dem zuwenden, was wir überhaupt noch beeinflussen können. Meine Privatsphäre gebe ich ja schließlich selbst auf und meine Daten veröffentliche ich selbst freiwillig mit dem Eintritt ins Internet. Wenn ich am Gemeinschafts- und Wirtschaftsleben teilnehmen will, muss ich einfach mitmachen bei Facebook, oder?
Was dir möglicherweise nicht einmal Bauchweh bereitet, ist für mich auch eine Form von Weltuntergang - als Zukunftsperspektive: Wenn sich diese Form der wirtschaftlichen Herrschaft in eine globale Diktatur verwandelt, werden immer weniger Menschen noch reicher und immer mehr immer ärmer. Das gefährlichste an dieser Entwicklung ist jedoch, ihre Arbeit wird nicht mehr gebraucht! Roboter ersetzen menschliche Arbeitskräfte. Das Proletariat, von Marx noch zum Klassenkampf aufgerufen, wird überflüssig oder noch ärmer. Bis sich schließlich die wenigsten Menschen noch diese ganzen netten, technischen Spielzeuge leisten können. Vom großen Bruder wird uns dann sicher ein Zwei-Wege-Fernseher umsonst angeboten, über den er direkt mit uns sprechen kann, als einzige Form der Unterhaltung Zuhause.
Auch jetzt schon wird unter dem Ziel der Gewinnmaximierung jeder und alles nur noch ausgebeutet. Doch natürlich muss deshalb die Welt nicht für alle untergehen. Solange die Reichen die Natur lieben, wird die neue Weltordnung sich eher in Richtung 'Hunger Games' (Film „Mocking Bird“) entwickeln, ist dies nicht der Fall, wird die Erdoberfläche bald aussehen wie im Film 'Matrix'. Beides ist für mich eine reale Bedrohung, eine Form von Weltuntergang. Doch bitte, behalte deine gute Laune! Wenn du mehr von dem verstehst, was ich bereits verstanden habe, und dafür schreibe ich ja dieses Buch, dann werden wir uns stattdessen den Himmel auf Erden erschaffen. Eine Erde, auf der alle Menschen gedeihen.
Momentan spitzt sich alles zu. Unsere Ressourcen werden geplündert, verschleudert und unsere Zukunft verkauft. Als junge Erwachsene habe ich, wie gesagt, noch erlebt, dass wir als Deutsche uns einer Volkszählung widersetzten, und letzten Sommer fühlte ich mich überrumpelt mit der Nachricht, dass der Bundestag als Letztes vor der Sommerpause ein Gesetz verabschiedet hat, das es erlaubt, dass nun jeder Deutsche grundsätzlich ausspioniert werden darf, lückenlos. Nicht nur bei einem begründeten Verdacht und durch Richter kontrolliert. Nun gut, die NSA hat das sowieso schon lange getan. Doch berichteten die Medien ausführlich darüber? In den Medien wurde nur die gleichfalls verabschiedete Homo-Ehe gefeiert. Kein einziger Abgeordneter oder wenigstens eine der winzigen oppositionellen Parteien hat überhaupt noch versucht, das Gesetz anzufechten, zum Beispiel durch das Verfassungsgericht! Das war für mich der Test, ob unsere Abgeordneten ihr Geld wert sind, das sie verdienen. Deshalb ging ich diesmal nicht zur Wahlurne. Offenbar entwickelte sich nicht nur die Weimarer Republik zu einer Diktatur, wir sind auch längst auf dem Weg.
Die Medien
Dabei wäre das die Story gewesen, auch für die Medien, wenn eine der kleinen, oppositionellen Parteien diese Ungeheuerlichkeit noch angefochten hätte! Nicht ihre Minderheit gab mir zu denken, sondern ihre Unfähigkeit, ihre geschichtliche Rolle klar zu erkennen. Wahrscheinlich war der Urlaub schon gebucht und die Familie wartete. Und die Abgeordneten der großen Koalition, nun, die wollten auch in den Urlaub. Und dann gibt es ja den Fraktionszwang, da muss man sich der Meinung der Partei anschließen. Ehrlich gesagt, auch wenn uns das demokratisch selbstverständlich erscheint, das klingt für mich auch nicht nach freier Meinungsäußerung. Was soll's, wirst du denken, die Geheimdienste spionieren uns doch sowieso aus, warum sollten also unsere deutschen Dienste hinterherhinken! Wenn schon, denn schon. Und die Medien feierten die Homo-Ehe als das Ereignis des Jahrhunderts. Blind, taub und sprachlos.
In den Medien werden einfach nur Schlummerlieder gesungen, als befänden wir uns mitten in der Saure-Gurken-Zeit. Und ihre Botschaft lautet: Leute schlaft weiter, wir schaffen das, alles wird gut. Wenn also nicht einmal die einfachsten rechtlichen Mittel durch die Opposition ausgeschöpft werden, haben wir uns alle längst unserem Schicksal ergeben. Es bricht einfach über uns herein, da ist nichts zu machen. Widerstand ist zwecklos. Und damit kommen wir zu den Medien. Nein, ich gehe nicht so weit zu behaupten, dass sie lügen. Nur Menschen, die oberflächlich urteilen und gleich selbst die nächste Diffamierungsschublade ziehen, gegen die sie eigentlich wettern, kommen auf solche Ideen.
Wie im privaten Haushalt ist auch in den Medien die Entwicklung nicht stehen geblieben. Statt Mahlzeiten aus eigenem Anbau und mit frischen Zutaten liebevoll für die Familie zubereitet, werden Fertiggerichte in die Mikrowelle geschoben, manchmal isst sogar jeder etwas ganz anderes, nämlich das, worauf er gerade Lust hat. Wo früher ein Journalist noch selbst recherchiert und viele unterschiedliche und auch kontroverse Informationsquellen benutzt hat, gibt es heute nur noch ganz wenige übermächtige Quellen, Nachrichtenagenturen wie die DPA. Und was die melden und behaupten, wird fast genauso in die Mikrowelle geschoben wie ein Fertiggericht. Vielleicht ein wenig nachgewürzt und auf die eigenen Leser oder Zuschauer abgestimmt. Jede Abweichung von DPA brächte dem Journalisten erst einmal einen ganzen Schwall an Protesten ein, extern und intern. Doch wenn man bei DPA bleibt, ist man auf der sicheren Seite. Jeder möchte doch seine Arbeit in Leichtigkeit und Freude tun und dafür Anerkennung und Bezahlung erfahren.
Außerdem unterliegen die Medien wie alle Unternehmen dem Diktat der Wirtschaftlichkeit. Sie müssen Gewinne erzielen, das ist ihre erste Aufgabe. Die Frage ist nun, geht es bei den Inhalten dann mehr um die Leser und Zuschauer oder eher um die Anzeigenkunden und deren Interessen? Oder mischt sich wie in den Öffentlich-Rechtlichen auch die Politik noch ganz stark ein? Wer bestimmt das Profil eines der Medien? Und sieht der Verantwortliche an der Spitze sich eher als Meinungsmacher und Meinungsgestalter, als Parteianhänger oder als Aufklärer, Lehrer und Wächter über die Grundrechte unserer Verfassung?
An diesem Profil muss sich auch jeder einzelne Journalist orientieren, und in den mittleren und unteren Etagen leben immer mehr Journalisten immer öfter in prekären Beschäftigungsverhältnissen oder als freie Mitarbeiter, die jederzeit frei gegangen werden können. Wer dann nicht mit den Wölfen heult, unterhöhlt seine eigene Existenzgrundlage und die seiner Familie. Kann man es ihm verdenken, wenn er DPA brav СКАЧАТЬ