Fröhlich durch den Weltuntergang. Julianne Becker
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fröhlich durch den Weltuntergang - Julianne Becker страница 10

Название: Fröhlich durch den Weltuntergang

Автор: Julianne Becker

Издательство: Bookwire

Жанр: Социология

Серия:

isbn: 9783742730282

isbn:

СКАЧАТЬ leben?

      Gefährdungen des menschlichen Körpers

      Mit dem Begriff 'Weltuntergang' verbinden wir vor allem unausweichliche Naturkatastrophen, dabei werden wir Menschen zunehmend zu dem alles entscheidenden Risiko unseres eigenen Untergangs. Ein Weltuntergang klingt so bombastisch, dabei erfasst er nie alle Menschen, Tiere, Pflanzen, Orte und Zeiten gleichermaßen. Er kann nach einer punktuellen Ursache wie einem Erdbeben mitten im pazifischen Ozean Stunden später und zeitlich versetzt Tsunamis an den asiatischen Küsten auslösen, so wie vor ein paar Jahren an Weihnachten, als eine Viertelmillion Menschen ihr Leben verloren. Das Leiden ging noch lange weiter. Die Bedrohung, in der die Menschen sich plötzlich wiederfanden, weil ihre ganze Lebensgrundlage und Infrastruktur zerstört wurde, können wir uns theoretisch kaum vorstellen, und sie ist einem menschlich verursachten Kriegsgeschehen nicht unähnlich. Auch Kriege ziehen sich oft jahrelang hin und laufen als Zerstörungswellen über ein Land.

      Die Überlebenden werden in beiden Fällen traumatisiert, sie müssen mit Todesfällen, Folgeerkrankungen und erlittenen Unfällen umgehen und verlieren nicht nur Freunde und Verwandte, sondern ihre gesamte Lebensgrundlage. Ganze Städte und Dörfer werden mitsamt Infrastruktur vernichtet. Dennoch betraf es bei der Weihnachtsflutwelle vor allem die Küsten, während die Menschen im Landesinnern und die Angehörigen der Touristen Zuhause eher mit dem Helfen und emotionalem Auffangen beschäftigt waren.

      Auch am menschlichen Körper sind längst chemische, genetische und technische Erdrutsche in Bewegung, wir fuschen in so ziemlich alles rein, was unseren Körper aufrecht und gesund hält, dabei wissen wir noch nicht einmal bewusst, ob wir uns in diese Richtung überhaupt entwickeln wollen. Die meisten von uns wurden und werden auch überhaupt nicht gefragt, ob wir genetische Eingriffe wünschen oder technische Ersatzteile. Sie werden uns erst dann als Lösung präsentiert, wenn wir so krank sind, dass wir nach jedem Strohhalm greifen. Doch entwickelt wurden diese Möglichkeiten schon lange vorher. Und andere, humanere Möglichkeiten ohne großen Profit fallen in der Forschung und Entwicklung derweil einfach unter den Tisch. Wie kann das in einer Demokratie sein, dass wir dabei nicht mitentscheiden? Wir überlassen unsere Entwicklung momentan allein dem Gewinnstreben großer multinationaler Konzerne und den Glücksspiel-Abhängigen an der Börse. Stell dir vor, die Dinosaurier hätten unsere Wissenschaft gehabt. Wie hätten sie wohl in ihren Körper und in ihre Entwicklung eingegriffen?

      Wir sind Meister im Verdrängen. Erst wenn es unser persönliches Leben betrifft, fällt uns auf, dass es um uns herum kaum noch Gesundheit gibt, und dies trotz allem gepriesenen medizinischem Fortschritt! Wenn das stimmt, was uns so erzählt wird, müssten wir dann nicht mittlerweile alle permanent kerngesund sein? Wenn es uns schlecht geht, redet man uns stattdessen sogar ein, es sei unser eigenes Verschulden und unser unverantwortlicher Lebenswandel. So fühlen wir uns dann auch und strengen uns mächtig an, daran etwas zu ändern: Wir kaufen uns frei mit einem verbesserten Konsum an nachhaltigen Bio- und Fair-Trade-Produkten, Schüssler Salzen und wichtigen Nahrungsergänzungsmittel - oder buchen endlich den Yogakurs. Was wir dagegen persönlich nicht ändern können, nehmen wir in einem Gefühl von Machtlosigkeit hin: Die Strahlenbelastung, die Klimaerwärmung, die Luftverschmutzung, den zunehmenden Elektrosmog, die radioaktive Verseuchung und den Mangel an natürlicher Lebenskraft in Nahrungsmitteln, Getränken und Wasser. Diese Probleme sind global und da kann man eben nur minimal etwas dran ändern, sagt man sich dann. Mit einem Grenzwert aus Brüssel ist zwar das Problem erkannt, aber die Ursache noch lange nicht verschwunden.

      Die Medien befassen sich gerne mit verursachenden Faktoren, wenn sie uns mobilisieren und aufklären wollen. Uns kann damit ein schlechtes Gewissen gemacht werden, was unser Kaufverhalten und unser Fitnessverhalten verstärkend beeinflusst. Denn neben Gesundheits- und Ernährungsberichten können besonders viele Anzeigen platziert werden, die das Blatt finanzieren. Die Industrie der Fitness und Nahrungsmittelversorgung und -ergänzung muss angetrieben werden. Und die anderen Probleme? Da kann man nichts machen. Wer Spaß hat an Zigaretten, dem wird eine Affirmation sogar gesetzlich (auf die Packung gedruckt) verordnet, dass nämlich sein Rauchen bitteschön auch wirklich zu seinem Tod führen möge. Haben unsere Politiker denn überhaupt keine psychologischen Grundkenntnisse?

      Wir moderne Menschen wähnen uns so unglaublich fortschrittlich und doch sind wir heute kränker und störanfälliger und jeder Einzelne von der Gesamtheit der Zivilisation abhängiger denn je. Berufsunfähigkeit und Frühinvalidität haben erschreckend zugenommen, ebenso die Anzahl an Krebserkrankungen, an Autoimmunerkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Andererseits wird die Apparatemedizin weiter ausgebaut, technisch ist immer mehr machbar. Von künstlichen Kniegelenken bis zum Herzschrittmacher. Und was machbar ist, wird auch gemacht.

      Nimm zum Beispiel CRISP. Das ist ein Virus, den man mittlerweile gezielt wie eine Schere einsetzen kann, um Fragmente unsere DNA heraus zu schneiden und neu zusammen zu setzen. Bisher wurde CRISP nur an Versuchstieren ausprobiert. Unsere Genetiker haben es also mittlerweile längst in der Hand: Sie könnten uns in der Mutation zum Homo Creativus Pax unterstützen. Doch wahrscheinlicher ist es, dass sie dem alten Homo Sapiens die Gene weiter durcheinanderbringen, um endlich den besten braven Untertanen ever in der Retorte zu erzeugen. Der ist einfach zur Gewinnmaximierung wesentlich rentabler. Und was sich rentiert, wird gemacht, nicht wahr? Mit Crisp können gezielt alle genetischen Informationen verändert werden. Die Stammzellenforschung dagegen nimmt frühe Zellen (Stammzellen, die sich noch nicht ausdifferenziert haben) und gibt ihnen Wachstumsbefehle. So konnte zum Beispiel schon ein Schweineohr nachgezüchtet werden. Oder nimm Organverpflanzungen, sie helfen Leben retten. Dabei ist immer noch umstritten, wann ein Körper wirklich tot ist und welche Persönlichkeitsveränderungen im Empfänger durch die Organspende zu erwarten sind. Vieles deutet darauf hin, dass ihm nicht nur ein Organ eingepflanzt wird, sondern auch ein Teil der Persönlichkeit des Verstorbenen. Ich selbst zum Beispiel möchte keine fremde Psyche übernehmen, ich habe mit mir selbst schon genug zu tun.

      Menschliche Körper müssen überleben, koste es, was es wolle. Das ist unsere gesellschaftliche Strategie. Dahinter steht der Glaube, dass es nur dieses eine Leben gibt und wir nur dieser Körper sind und dass unser Bewusstsein nur eine Funktion unseres Gehirns ist und komplett erlischt, wenn der Körper stirbt. Eventuell gibt es noch einen anschließenden Himmel für die Gläubigen. Auch wenn sich in der Bevölkerung langsam ein ganz anderes Menschenbild durchsetzt, beherrscht dieser Glaube an die perfide Endlichkeit immer noch das Denken von Entscheidungsträgern. Wenn mit dem Tod alles zu Ende geht, muss man ihn unbedingt so lange wie möglich hinauszögern und das Todesdrama so weit wie möglich verlängern. Das ist dann nur logisch. Und wehe, ein Schwerkranker hat keine Patientenverfügung! Dann wird er künstlich beatmet, ernährt, operiert und untersucht, bis irgendwann mal ein lebenswichtiges Organ versagt.

      Auf der anderen Seite verändern wir den Eintritt ins menschliche Leben: Immer noch jüngere Embryonen können in Brutkästen am Leben erhalten werden. Diese unausgereiften Frühgeborenen werden mit vielen ergänzenden Behandlungen und OPs steril versorgt, weit weg von der Geborgenheit in der Mutter, während man früher der Natur einfach ihren freien Lauf lassen musste, aber damit nur gesunde, lebenstüchtige Säuglinge über die Runden kamen. Was für ein Start ins Leben, wenn schon im Krabbelalter eine Herz-OP notwendig wird, die man nicht einmal einem Erwachsenen zumuten möchte! Für ein einzelnes Leben und für die Eltern ist es natürlich wunderbar, dieses Kind zu haben und es gäbe mich selbst überhaupt nicht, hätte nicht meine Großmutter damals mit ihrem halben Pfund ohne all diese technische Assistenz überlebt. Doch genau das merkte man ihr später auch an: Sie war eine starke und durchsetzungsfähige Frau. Bei einem nicht ausgereiften Fötus steigt die Wahrscheinlichkeit einer Behinderung drastisch, je unausgereifter er noch war. Eine Behinderung mag für eine einzelne Seele und für die Menschen um sie herum eine wichtige Erfahrung sein. Doch für immer mehr Menschen?

      Gendefekte können direkt mit CRISP behoben werden, das sei die Hoffnung der Medizin. Das Baby wird dann gepiekst (früher sagte man piesacken!) und wenn die Genetik 'falsch' ist, kann sie mit Crisp verändert werden. Eine СКАЧАТЬ