Der Gewalt keine Chance. Martina Dr. Schäfer
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Название: Der Gewalt keine Chance

Автор: Martina Dr. Schäfer

Издательство: Bookwire

Жанр: Социология

Серия:

isbn: 9783741880735

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СКАЧАТЬ Haut gehen» als der Angriff selber.

      So können auch Worte und Bilder Waffen sein, ebenso wie die prügelnden Hände und Füße selber. Aber ob Wort, Waffe oder Faust: Gewalt hat die Herabsetzung und Zerstörung der anderen Person zum Ziel. Auch die sexuelle Gewalt hat dieses Ziel. Indem der Täter die Person seelisch herabsetzt, ihren Körper attackiert, baut er sich selber auf und bläht sich mit Hilfe der Lust an der sexuellen oder anderen Gewalt auf.

      Mich interessiert nicht, warum der Täter Gewalt ausübt, sondern wozu. Denn wenn man das weiß, kann man ihn von seinen Zielen abhalten. Das «Warum» ist längst vorbei und spielt während der Tat gar keine Rolle mehr, schon gar nicht für die angegriffene Person. Das «Wozu» aber liegt noch in der Zukunft, sowohl des Täters als auch der angegriffenen Person. Indem sie sich wehrt, kann sie die Zukunft für sich bestimmen und so dem Täter aus der Hand nehmen.

      Insbesondere Frauen haben in unserer Kultur gelernt, sich um den anderen zu kümmern, um die Gründe seines Verhaltens, um seine Zukunft. Es kann für eine Frau lebensrettend sein, wenn sie in einer Gewaltsituation ausschließlich an sich, ihr Leben und ihre Zukunft denkt!

       Schlagworte

      Das Ziel heißt Zerstörung.

       Regeln

      Keiner darf einer anderen Person Körperkontakt aufzwingen. Kein Erwachsener darf ein Kind schlagen.

      1.4 Von Leuten ohne Feeling und Energiesaugern: «Zombies» und «Vampire» oder: Was haben Blicke, Witze, dumme Sprüche und ewiges Herumrechten mit Gewalt zu tun?

      Die sexuelle Gewalt dient dem Täter dazu, sich aufzubauen, seine Machtgelüste auszutoben und auf Kosten der Frau den Herrn über ihre körperliche Integrität, über Leben und Tod zu spielen. Nichtsexuelle Gewalt hat oft das Ziel, etwas zu erlangen: Geld bei einem Bankraub, Schmuck oder Kunstwerke bei einem Einbruch, die wertvolle Jacke oder die tollen Turnschuhe bei einem Raubüberfall Jugendlicher; entsprechend hat auch die sexuelle Gewalt zum Ziel, sich einer Ressource zu bemächtigen.

      Nennen wir diese Ressource einfach einmal «Energie». Jugendliche sprechen unverblümter von «Aufgeilen». Durch seine sexuellen Attacken geilt sich der Angreifer auf, er saugt die Frau, das Mädchen aus, er kann sich auf ihre Kosten austoben, ausleben. Im Extremfall der Vergewaltigung verletzt er sein Opfer durch die Penetrierung, durch Schläge und Waffengewalt schwer, zwingt ihr seine Samenflüssigkeit auf. Letzteres führte in den Zeiten vor der Abtreibungserlaubnis im Vergewaltigungsfall auch noch zur ungewollten Schwangerschaft der angegriffenen Frau, was meistens ihre soziale Aburteilung zur Folge hatte!

      In den Sagen gibt es eine Gestalt, die meiner Meinung nach genau das darstellt, was ich oben beschrieben habe: den Vampir. Diese nächtlichen Flattermenschen – man stellte sie sich oft mit Fledermausflügeln vor – überfielen mit Vorliebe Jungfrauen, bissen ihnen in die Kehle und saugten ihr Blut aus. Die Folge war, dass diese Frauen meistens selber zu einem Weiterleben als Vampire verdammt waren. Zum Mythos des Vampirs gehört auch, dass die Ausgesaugten auch noch Lust dabei empfanden! Eine Lüge, die auch in Bezug auf Vergewaltigungen lange Zeit durch Herrenwitze und an Stammtischen herumgeisterte: Eigentlich wollen die das ja!

      Nun ist die körperliche Gewalt, die Vergewaltigung, der äußerste und schlimmste Extremfall sexueller Gewalt. Wie ich in den Abschnitten davor beschrieben habe, beginnen die sexuellen Übergriffe lange vorher, möglicherweise erst auf einer visuellen 38 und dann sprachlichen Ebene. Ehe einer tatscht, macht er blöde Bemerkungen; ehe er der Frau, dem Mädchen hinterherpfeift, starrt er sie an.

      Oft erschöpft sich sein sexuelles Gewaltgebaren, sein sexuelles Dominanzverhalten darin, dass er mit Vorliebe in Gegenwart von Frauen «schmutzige», frauenfeindliche Witze erzählt. Ihm gefällt dabei, dass die Frauen verlegen und nur gezwungen lächeln, die Männer sich schenkelschlagend und augenzwinkernd mit ihm gegen die Frauen solidarisieren. Auf diese Weise hat er also zwei Blutquellen, an denen er saugen kann: die peinlich berührten, verlegenen Frauen und die Männer, die ihn bestärken.

      In einem ländlichen Verein gab es einmal solch einen Kerl, und als ich das erste Mal mit den anderen nach dem Sport ins Wirtshaus ging, erlebte ich mit Grausen, was der da erzählte. Da ich neu war, schwieg ich beim ersten Mal und nahm mir vor, ihm beim nächsten Mal kräftig über den Mund zu fahren. Wie wir weiter unten noch sehen werden, gab es kein «nächstes Mal»: Anscheinend stand es auf meiner Stirne geschrieben: Schneide jedem geilen Vampir das Wort ab! In meiner Gegenwart benahm er sich fortan anständig. Aber ich konnte einige Male aus der Ferne an der Mimik der um ihn herumstehenden Frauen und Männer erkennen, welche Art von Witzen er da wieder von sich gab, mit aufgeblähter Brust und zynisch zusammengekniffenen Augen. Jedes Mal, wenn ich näher kam, hielt er sofort den Mund und grinste mich dümmlich an. Entschlossene Frauen wirken auf solche Leute tatsächlich wie der Knoblauch auf Vampire – auch ohne etwas sagen zu müssen!

      Eine andere Art und Weise, anderen Menschen, insbesondere Frauen, das Blut auszusaugen und ihre seelischen Energien anzuzapfen, ist unendliches Herumgerede und Herumgerechte.

      Sie lehnt etwas ab, und er fragt: «Warum?» Sie lässt sich auf eine Begründung ein, und er beginnt sie zu widerlegen. Sie holt Luft und wehrt seine Belehrungen ab, er erhebt die Stimme und beginnt zu dozieren usw.! Hier wird anerzogene Höflichkeit zum Verhängnis. Gerade Frauen wollen niemandem vor den Kopf stoßen und keinem wehtun. Ich persönlich habe nie so recht verstanden, wieso die klare Aussage «Ich will aber keine erotische Beziehung mit dir!» jemanden verletzen sollte.

      Durch das Gerede und Herumrechten erreicht der Vampir zumindest, dass er schon einmal irgendeine Art von Zuwendung bekommt, wenn auch noch keine sexuelle, so doch eine emotionale. Er kann eine Beziehung aufbauen, die zwar noch ohne Körperkontakt geschieht, aber für ihn gewissermaßen das Einfallstor zu einer körperlichen ist.

      Außerdem sind Vampire letztlich ziemlich dumm und haben kein Unterscheidungsvermögen: Sie glauben, dass eine emotionale Beziehung automatisch auch eine sexuelle ist. Lächelt die Frau ihn während der Beziehungsdebatte beschwichtigend an, kann er gar nicht anders, als das als Aufforderung zur Zärtlichkeit zu nehmen. Ist sie jedoch – aus ihrer Sicht her gesehen – dem Anlass entsprechend angemessen ernst, denkt der Vampir, sie sei traurig und bräuchte ihn, insbesondere seine sexuellen Avancen. Ist sie selber gar so leichtsinnig und meint, ihn trösten zu müssen ob seines Liebeskummers – was sie um Himmels willen unbedingt bleiben lassen muss! –, hat sie schon so gut wie alle seine Zähne im Hals!

      Beim Vampir lebt sich das mangelnde Mitgefühl, das Nichtzuhören- Können/Wollen, das Nichtachten des/der anderen oft auch in unendlichen Redetiraden aus. Sind es Professoren, überschütten sie die zum Essen ausgeführte Frau mit Vorlesungen über Thermik, das Liebesleben der Heuschrecken oder die soziokulturelle Deprivation suburbaner Jugendcliquen. Weniger intellektuelle Typen halten abendfüllende Vorträge über Borussia Mönchengladbach oder die Notwendigkeit und den Aufbau der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft.

      Berühmt durch Woody Allen und seine Filme wurde die stadtneurotische Variante des ewigen Leiders, was bei Frauen – zum Teufel mit unserer pflegeleichten Sozialisation! – ganz besonders gut ankommt. Im Studium erlebte ich die linksalternative Variante, je nachdem eher dialektisch mit einem Hauch Kapitalismuskritik oder eher ökologisch mit einer zu jeglichem Kontakt schon bereiten Birkenstocksandale unter dem Tisch.

      Von daher müssen solche Energiesauger sehr klar und bestimmt zurückgewiesen werden.

      Vampire glauben tatsächlich, dass ihre Gewaltattacken anderen Spaß machen. Sie können sich nicht vorstellen, dass dem nicht so ist. Sie können und wollen СКАЧАТЬ