Die Geschichte des Institutes für Ur- und Frühgeschichte an der Universität zu Köln. Martina Dr. Schäfer
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СКАЧАТЬ sind, könnte bei der Ausbildung der Tierplastik der Totemismus mit ihm Spiele sein, da sie ja, wie die aussereuropäischen Vorkommnisse lehren, mit dem Totemismus zusammen einer und derselben Kulturschicht angehört. (UAK Zug. 197/769)

      Wo Herbert Kühn stilpsychologische, überall geltende Gesetzmässigkeiten sah, versuchte Willy Foy mit Gegenbeispielen nachzuweisen, dass das nicht der Fall sein könne. Er warf Herbert Kühn neben allem Anderen auch noch eine eingeschränkte, «recht einseitige», Materialauswahl vor. (UAK Zug. 197/769)

      Der wissenschaftliche Boden wird dort verlassen, wo in die Ornamentik, in das Dreieck, den Kreis, die Spirale viel zu viel hineingeheimnisst wird. Die dabei zu Tage tretende Phrasenhaftigkeit ist besonders deutlich aus dem ersten Abschnitt auf S. 163 zu ersehen. (UAK Zug. 197/769)

      Besonders letztes Zitat wird uns noch einmal unter Punkt 5.5. beschäftigen, der Herbert Kühns wissenschaftliches Werk begutachtet.

      Genauso vernichtend wie seine Habilitationsschrift beurteilte Willy Foy Herbert Kühns Buch: «Die Kunst der Primitiven».

      Nachdenklich allerdings macht das letzte Argument Willy Foys, in dem er ausführte, dass Herbert Kühn überall auf der Welt unabhängige Entwicklungen und autochthone Entstehung von Kunststilen sähe. (UAK Zug. 197/769)

      Kein Wort von den neuerdings festgestellten intimen Übereinstimmungen des altamerikanischen Kalenders mit den asiatischen Hochkulturen! ... oder wenn eine holzgeschitzte Figur der nordwestamerikanischen Indianer ..., die schon in der Kleidung und im Faltenwurf unweigerlich fremden Einfluss verrät, als eine ausserordentliche Leistung der Indianerkunst gepriesen wird. (UAK Zug. 197/769)

      Willy Foy glaubte nicht, dass Herbert Kühn der primitiven Kunst gegenüber nüchtern und wissenschaftlich sein könne und rät von der Habilitation ab.

      Aufgrund dieses negativen Gutachtens, schlugen die Mitglieder des Ausschusses, unter anderen: Friedrich van der Leyen, Professor für Deutsche Philologie, Ältere Germanistik, Altnordisch und Deutsche Volkskunde, Justus Hashagen, Professor für Mittlere und Neuere sowie Rheinische Geschichte vor, weitere Gutachter heranzuziehen. Man empfahl insbesondere auch ein Gutachten von Gustav Kossinna einzuholen.

      Der ordentliche Professor für Geographie, Franz Thorbecke verfasste am 11.2.1923 ebenfalls ein sehr kritisches Gutachten zu Herbert Kühns Habilitations-Schrift und schrieb in einem Begleitbrief dazu einen Tag später: Ich bin nicht dafür, dass Dr. Kühn die venia auch für Kunst der Naturvölker erhält. – Über prähistorische Kunst steht mir kein Urteil zu, das ist Sache vom Kollegen Foy.

      Gustav Kossinnas Gutachten scheint dann die Waagschale für Herbert Kühn gewendet zu haben. Er schrieb am 17.2.1923 in seinem sehr kurzen Gutachten: Alles in Allem eine hervorragende Arbeit, würdig von der philosophischen Fakultät und der Universität Köln unbedingt angenommen zu werden. (UAK Zug. 197/769)

      Auch Carl Schuchhardt kam in einem Gutachten vom 16.3.1923 zu einem positiven Ergebniss. (UAK Zug. 197/769)

      Dazwischen, Anfang Februar 1923, hatte sich der Dekan in Jena nach der Note von Herbert Kühns Promotion erkundigt, da die auf seinem Doktordiplom nicht ersichtlich sei. Herbert Kühn hatte seinen Doktorhut in Jena nur mit der Note `rite` erlangt, wie ihm der Dekan der Philosophischen Fakultät von Jena eine Woche später antwortete. (UAK Zug. 197/769) Gleichzeitig zu diesem sehr kontroversen Gutachterverfahren, in dessen Schriften sich meiner Meinung nach der Dissens zwischen einer eher geisteswissenschaftlich orientierten Prähistorie, nach dem Vorbild Oswald Menghins und einer systematischeren Richtung spiegelte, findet sich noch eine Beschuldigung gegen Herbert Kühn in den Akten: Konrad Theodor Preuss, Ethnologe, Professor und Direktor am Staatlichen Museum für Völkerkunde schrieb am 1. Mai 1923 an Willy Foy einen Brief, in dem er Herbert Kühn der Unredlichkeit im Umgang mit einer mexicanischen Steinfigur bezichtigte. Er beschuldigte Herbert Kühn, eine Steinfigur aus Mexico widerrechtlich mitgenommen und in einem Antiquitätengeschäft zum Verkauf angeboten zu haben. Willy Foy gab den Brief zur Kenntnissnahme an den Dekan der Philosophischen Fakultät, Dr. Schneider, weiter.

      Herbert Kühn musste dazu Stellung nehmen und sich verteidigen, was er Anfang Juni in einem sehr ausführlichen Schreiben über viele Seiten hin tat. Umgehend, am 20. Juni, wiederholte Konrad Theodor Preuss seine Vorwürfe noch einmal ausführlich sowie am 30. Juni.(UAK Zug. 197/769)

      Letztlich scheinen die positiven Stimmen zu Herbert Kühns Habilitationsschrift doch den Ausschlag gegeben zu haben. Er habilitierte sich in Köln mit seiner Arbeit: «Der Sensorismus der paläolithischen Kunst». Was dem Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung durch Kuratorium und Rektor der Universität am 29.9.1923 mitgeteilt wurde. Aufgrund seiner Habilitations-Schrift und des am 23.7.1923 gehaltenen Vortrages: «Entwicklungsstufen der paläolithischen Kunst» erhielt Herbert Kühn die venia legendi für das Fach Paläolithische Kunst. Am 24.11.1923 hielt er seine Antrittsvorlesung: «Die Bedeutung der praehistorischen Kunst für die Kunstgeschichte.»(UAK Zug. 197/769).

      Auf ihrer 5. Sitzung vom 11.2.1924 beschloss die Fakultät, dass prähistorische Kunst kein Prüfungsfach ist.

      Im Vorlesungsverzeichnis des Sommersemesters 1924 steht Herbert Kühn mit der Vorlesung: «Früheuropäische Kunst. (Eiszeit bis Völkerwanderung) (publice u. Allg. Vorl.) 1 St. Do. 7-8 abends in VII». Sowie mit: «Kunstgeschichtliche Übungen für Vorgeschrittene. (privatissime et gratis) 2 St. Di., Mi. 11-12 in XV»

      Die Universitätslehrenden der zwanziger Jahre erhielten von den Studenten, je nach Veranstaltung finanzielle Beiträge, die ich hier nicht näher auflisten will. Im Wintersemester 1924/25 las Herbert Kühn über «Die Kunst der Bronzezeit in Europa» sowie über «Die Kunst der Naturvölker.»

      Seit dem Sommersemester wurde er als Privatdozent der Philosophischen Fakultät geführt, mit Veranstaltungsnummern, Sprechstunde und Adresse. Allerdings ist er im Wintersemester 1924/25 in Davos zur Kur und meldet sich in einem Schreiben vom 21.10.1924 aus dem Eden-Hotel in Davos für die Vorlesungen ab. (UAK Zug. 197/769)

      Dieser Brief ist ausserdem das erste Dokument, welches im Briefkopf das Signet der 1925 gegründeten IPEK trägt: «Jahrbuch für prähistorische und ethnographische Kunst». Herausgeber ist Herbert Kühn. Das Schwergewicht der Themen dieser Reihe lag ganz sicherlich im Bereich der Kunst, so das beispielsweise relative Chronologien häufiger in den IPEK-Jahrbüchern dieser Zeit auftauchen. Beispielsweise in einem Aufsatz über die paläolithischen Kulturen im Lontal (RIEK1934, 1ff.). Statt Zeichnungen oder Abbildungen charakterisieren sehr detaillierte Beschreibungen das Jahrbuch.

      Herbert Kühns Veranstaltungen fiel das ganze Wintersemester aus, im Sommersemerster 1925 las er «Die Methoden der Kunstgeschichte und ihre Anwendung auf die prähist. Kunst.» sowie «Die älteste Kunst Deutschlands.» Im darauf folgenden Semester thematisierte er «Die Kunst der Völkerwanderungszeit bis zur romanischen Epoche» sowie «Die Kunst der Vorzeit Afrikas.»

      Er war weiterhin Privatdozent am Institut für Kunstgeschichte, unter Direktor A.E. Brinckmann. Auch im Sommersemester 1926 gab es eine Veranstaltung Herbert Kühns zur Eiszeitkunst und eine ethnologische zur Kunstgeschichte von Peru und Mexico. Zweimal bot er auch Vorlesungen zu einem metallzeitlichen Thema an. Die Schwerpunkte von Herbert Kühns Lehrtätigkeit lagen aber eindeutig im völkerkundlichen Bereich sowie im Bereich des Paläolithikums: Viermal Paläolithikum und dreimal völkerkundlich, zweimal metallzeitlich. Dazu kam noch eine rein kunstgeschichtliche Übung.

      In den nächsten beiden Jahren erweiterte Herbert Kühn seine Lehrveranstaltungen: Stilistische Themen wie Ornament und Geometrie kamen hinzu, Übungen zur Kunst des Neolithikums sowie «germanische» Fragestellungen: Im Wintersemester 1926/27 als Übung: «Frühgermanische Elemente in mittelalterlicher Kunst» und «Nordische Kunst der Eddazeit» im Sommersemester 1927. Die СКАЧАТЬ