Krieg und Frieden. Лев Толстой
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Название: Krieg und Frieden

Автор: Лев Толстой

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783752994216

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СКАЧАТЬ arabischen Pferd in demselben blauen Mantel, den er während des italienischen Feldzuges getragen hatte. Schweigend blickte er auf die Hügel, welche aus dem Nebelmeer hervorragten, und horchte auf die Schüsse in der Schlucht. In seinem noch hageren Gesicht rührte sich keine Muskel; die glänzenden Augen waren unbeweglich auf einen Punkt gerichtet. Seine Voraussetzungen erwiesen sich als richtig. Die russischen Truppen waren bereits in die Schlucht hinabgestiegen zu den Teichen und Seen und hatten zum großen Teil die Höhen von Pratzen geräumt, die er anzugreifen beabsichtigte, weil er sie für den Schlüssel ihrer Stellung hielt. Er sah durch den Nebel, wie in der Vertiefung, die von zwei Bergen beim Dorfe Pratzen gebildet wurde, die russischen Kolonnen mit blinkenden Bajonetten herabkamen und eine nach der andern in dem Nebelmeer verschwand. Nach den Berichten, die er schon am Abend zuvor erhalten hatte, nach dem Geräusch der Räder und der Schritte, welche in der Nacht bei den Vorposten gehört worden waren, nach der ordnungslosen Bewegung der russischen Kolonnen sah er deutlich, daß die Verbündeten ihn weit entfernt glaubten, daß die Kanonen, welche bei Pratzen marschierten, das Zentrum der russischen Armee bildeten, und daß dasselbe schon genügend geschwächt sei, um es mit Erfolg angreifen zu können. Aber noch immer begann er nicht mit dem Angriff.

      Es war ein feierlicher Tag für ihn, der Jahrestag seiner Krönung. Gegen Morgen hatte er einige Stunden geschlummert, war dann gesund und frisch zu Pferde gestiegen und aufs Feld hinausgeritten in jener glücklichen Stimmung, in der alles möglich erscheint und alles gelingt. Unbeweglich blickte er nach den aus dem Nebel hervorragenden Höhen, und auf seinem kalten Gesicht erschien der Ausdruck siegreichen Selbstvertrauens.

      Als die Sonne ganz aus dem Nebel herausgestiegen war, nahm er einen Handschuh von seiner schönen weißen Hand, machte damit den Marschällen ein Zeichen und gab den Befehl zum Angriff, und nach wenigen Minuten bewegte sich die Hauptmacht der französischen Armee gegen jene Höhen von Pratzen, welche mehr und mehr von den russischen Truppen geräumt wurden, die nach links in die Schlucht hinabstiegen.

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      Um acht Uhr ritt Kutusow nach Pratzen zu der Spitze der vierten Kolonne unter Miloradowitsch, derselben, welche die Stelle der Kolonnen unter Prschebischewsky und Langeron einnehmen sollte, da diese bereits hinabgestiegen waren. Er begrüßte die Leute des vordersten Regiments und gab Befehl zum Abmarsch, wodurch er andeutete, daß er selbst beabsichtigte, diese Kolonne zu führen. Im Dorf Pratzen angekommen, hielt er an. Fürst Andree, welcher zu der sehr zahlreichen Suite des Oberkommandierenden gehörte, stand neben ihm. Fürst Andree war erregt, zeigte dabei aber eine erzwungene Ruhe, wie ein Mensch beim Herankommen eines längst ersehnten Augenblicks. Er war fest überzeugt, daß heute der Tag seines Toulon sein werde. Die Stellung unserer Truppen war ihm bekannt, soweit sie überhaupt jemand in unserer Armee bekannt sein konnte. Seinen eigenen strategischen Plan, an dessen Ausführung jetzt natürlich nicht zu denken war, hatte er vergessen; jetzt folgte er dem Plan Weyrothers und dachte an die Zufälligkeiten, die eintreten konnten.

      Rings im Nebel hörte man unten in der Schlucht Gewehrfeuer zwischen unsichtbaren Truppen. Dort schien Fürst Andree der Mittelpunkt der Schlacht zu sein. »Dorthin werde ich gesandt werden«, dachte er, »mit einer Brigade oder Division, und mit der Fahne in der Hand werde ich vorangehen und alles niederschmettern, was mir entgegentritt.«

      In der Schlucht zur Linken, in welche unsere Truppen hinabgestiegen waren und woher man die Schüsse vernahm, war nichts zu sehen. Über den Höhen war der dunkelblaue Himmel und rechts die ungeheure Sonnenscheibe, vorwärts in der Ferne am jenseitigen Ufer des Nebelmeeres sah man waldige Gipfel hervorragen, auf welchen die feindlichen Armeen stehen mußten. Rechts trat die Garde in das Gebiet des Nebels ein, aus welchem zuweilen die Bajonette hervorschimmerten. Links hinter dem Dorf rückten ebensolche Massen Kavallerie vor und verschwanden im Nebelmeer, vorn und hinten bewegte sich die Infanterie. Der Oberkommandierende stand am Eingang des Dorfes und ließ die Truppen an sich vorüberziehen. Kutusow war an diesem Morgen reizbar. Die vorüberziehende Infanterie blieb ohne Befehl stehen, augenscheinlich war vorn ein Hindernis eingetreten.

      »Lassen Sie doch Bataillonskolonnen formieren!« rief Kutusow zornig einem herbeireitenden General zu. »Begreifen Sie denn nicht, Exzellenz, daß es nicht angeht, sich in so langem Zug durch die Dorfstraße hinzuziehen, wenn wir gegen den Feind gehen?«

      »Ich beabsichtige jenseits des Dorfes mich aufzustellen, hohe Exzellenz.«

      Kutusow lachte giftig. »Das wäre nicht übel! Eine Frontveränderung angesichts des Feindes! Sehr hübsch!«

      »Der Feind ist noch weit, hohe Exzellenz, die Disposition …«

      »Die Disposition!« rief Kutusow giftig. »Wer hat Ihnen das gesagt? Belieben Sie zu tun, was Ihnen befohlen wird!«

      »Zu Befehl.«

      »Aber mein Lieber«, flüsterte Neswizki dem Fürsten Andree zu, »der Alte ist bei sehr schlechter Laune.«

      Zu Kutusow kam ein österreichischer Offizier mit gelbem Federbusch auf dem Hut herangaloppiert und fragte im Namen des Kaisers, ob die vierte Kolonne im Gefecht sei. Ohne zu antworten wandte sich Kutusow ab. Sein Blick fiel auf den Fürsten Andree, der neben ihm stand. Der giftige Ausdruck seines Gesichts milderte sich, als ob er eingestehen wolle, daß dieser Adjutant an dem, was vorgehe, nicht schuldig sei. »Gehen Sie, mein Lieber, sehen Sie nach«, sagte er zu Bolkonsky, »ob die dritte Division schon durch den Wald durchgekommen ist. Befehlen Sie ihr zu halten und meine Befehle abzuwarten!« Eben wollte Fürst Andree davonreiten, als er ihn noch zurückrief.

      »Und fragen Sie, ob man Plänkler aufgestellt hat«, fügte er hinzu. »Was machen Sie nur?« sagte er zu sich selbst, noch immer, ohne dem Österreicher zu antworten. Fürst Andree ritt mit dem Auftrag davon und überholte alle vor ihm marschierenden Bataillone. Er hielt die dritte Division an und überzeugte sich, daß wirklich vor unseren Kolonnen keine Schützenkette war. Der Kommandeur des vordersten Regiments war sehr verwundert über den vom Oberbefehlshaber ihm zugehenden Befehl, eine Schützenkette aufzustellen. Er war vollkommen überzeugt, daß vor ihm noch andere Truppen seien, und daß der Feind noch zehn Kilometer entfernt sei. Es war wirklich vor ihm nichts zu sehen als eine Einöde, welche mit dichtem Nebel bedeckt war. Nachdem Fürst Andree seinen Auftrag ausgerichtet hatte, ritt er zurück. Kutusow stand noch immer auf demselben Fleck und gähnte mit geschlossenen Augen. Die Truppen bewegten sich nicht weiter und standen mit Gewehr bei Fuß.

      »Gut, gut«, sagte er und wandte sich an den General, welcher ihm mit der Uhr in der Hand sagte, es sei Zeit, vorzugehen, da schon sechs Kolonnen des linken Flügels vormarschiert seien.

      »Wir haben noch Zeit, Exzellenz«, erwiderte Kutusow.

      In diesem Augenblick vernahm man hinter Kutusow in der Ferne Zurufe der Soldaten, welche rasch näher kamen, der ganzen Linie entlang. Augenscheinlich fuhr der, der begrüßt wurde, sehr rasch. Als nun auch die Soldaten des vor Kutusow stehenden Regiments in Jubelrufe ausbrachen, ritt er etwas zur Seite und blickte sich blinzelnd um. Auf dem Wege von Pratzen her galoppierte ein vielfarbiger Reitertrupp, wie eine Schwadron. Zwei der Reiter galoppierten nebeneinander, den übrigen voraus. Der eine trug eine dunkle Uniform, der andere eine weiße und ritt auf einem braunen Pferd, das waren die beiden Kaiser mit ihrer Suite. Kutusow ritt ihnen grüßend entgegen, sein ganzes Wesen hatte sich plötzlich verändert. Er hatte das Aussehen eines untergeordneten dienstwilligen Menschen mit affektierter Ehrfurcht, welche augenscheinlich den Kaiser Alexander unangenehm berührte.

      Der unangenehme Eindruck flog nur flüchtig über das junge und glückliche Gesicht des Kaisers und verschwand. In seinen schwarzen Augen lag zugleich Majestät und Milde und der vorherrschende Ausdruck gutherziger, unschuldiger Jugend. Auf der Musterung von Olmütz war er majestätisch, hier war er heiterer und energischer. Czartorischski und Nowosilzew, Fürst Wolkonsky, Stroganow und andere reichgekleidete, СКАЧАТЬ