Krieg und Frieden. Лев Толстой
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Название: Krieg und Frieden

Автор: Лев Толстой

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752994216

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СКАЧАТЬ die Frau, die ihn ihren Retter nannte, anzusehen, ritt Fürst Andree rasch auf ein Dorf zu, wo sich das Hauptquartier befinden sollte, wie man ihm sagte. Als er das Dorf erreicht hatte, stieg er vom Pferd und ging auf das erste Haus zu, um sich einen Augenblick auszuruhen.

      Fürst Andree trat in das Haus, wo er Neswizki und noch einen anderen Adjutanten fand, welche etwas aßen. Sogleich fragten sie mit besorgten Mienen Bolkonsky, ob er nichts Neues wisse.

      »Wo ist der Oberkommandierende?« fragte Bolkonsky.

      »Dort in diesem Hause«, erwiderte der Adjutant.

      »Nun, ist es wahr, daß der Friede geschlossen ist, oder daß wir kapituliert haben?« fragte Neswizki.

      »Das möchte ich euch fragen. Ich weiß nichts, als daß ich mit Mühe hierhergekommen bin.«

      »Es sieht schrecklich aus, Brüderchen, ich habe über Mack gelacht und jetzt wird's uns noch schlimmer gehen! Setze dich doch und iß etwas!«

      »Jetzt, Fürst, werden Sie nichts mehr von Ihrem Gepäck vorfinden, und Ihr Peter ist Gott weiß wo«, bemerkte der andere Adjutant.

      »Wo ist das Hauptquartier?«

      »Wir übernachten in Znaim.«

      »Was macht hier der Oberkommandierende?« fragte Fürst Andree.

      »Ich begreife von allem nichts«, erwiderte Neswizki.

      »Ich begreife nur, daß alles nichtswürdig und liederlich ist«, sagte Fürst Andree und ging nach dem Hause, wo der Oberkommandierende wohnte.

      Kutusow befand sich daselbst mit dem Fürsten Bagration und einem österreichischen General. Im Vorzimmer saß der kleine Koslowsky vor einem Schreiber, welcher auf einem umgestürzten Fässchen eifrig schrieb. Fürst Andree fragte Koslowsky eilig nach Kutusow.

      »Sogleich, Fürst!« erwiderte Koslowsky. »Hier ist eine Disposition von Bagration!«

      »Ist es nicht die Kapitulation?«

      »Durchaus nicht, es sind Befehle zur Schlacht.«

      Fürst Andree ging auf eine Tür zu, aus welcher er Stimmen vernahm. Aber eben wollte er die Tür öffnen, als die Stimmen verstummten, die Tür sich von selbst öffnete und Kutusow, mit seiner Adlernase auf dem dicken Gesicht, auf der Schwelle erschien. Fürst Andree blieb gerade vor Kutusow stehen, aber an dem Ausdruck seines einzigen Auges war ersichtlich, daß die Gedanken und Sorgen ihn so stark in Anspruch genommen hatten, daß er nichts bemerkte. Er blickte seinem Adjutanten ins Gesicht, ohne ihn zu erkennen.

      »Nun, ist's fertig?« fragte er Koslowsky.

      »Im Augenblick, Exzellenz!«

      Bagration, ein kleiner, noch rüstiger Mann mit orientalischem Typus, erschien hinter dem Oberkommandierenden.

      »Ich habe die Ehre, mich zu melden«, sagte Fürst Andree ziemlich laut, indem er ein Kuvert überreichte.

      »O! Aus Wien? Gut, später! Später!«

      Kutusow ging mit Bagration auf die Vortreppe hinaus.

      »Nun, Fürst, lebe wohl!« sagte er zu Bagration. »Christus sei mit dir!«

      Kutusows Gesicht nahm plötzlich einen weichen Ausdruck an und Tränen erschienen in seinen Augen. »Christus sei mit dir!« wiederholte er und ging zu seinem Wagen. »Fahre mit mir«, sagte er zu Bolkonsky.

      »Hohe Exzellenz, ich möchte gern hier nützlich sein. Erlauben Sie mir, in dem Heeresteile des Fürsten Bagration zu bleiben.«

      »Steige ein!« sagte Kutusow. »Ich habe gute Offiziere selbst nötig!«

      Sie stiegen in den Wagen und fuhren schweigend einige Minuten.

      »Es bleibt noch viel zu tun«, sagte Kutusow. Bald schien er vergessen zu haben, was er gesagt hatte, und versank wieder in Nachdenken. Nach fünf Minuten wandte er sich wieder an Fürst Andree. Keine Spur von Aufregung war auf seiner Miene zu erkennen. Mit feinem Spott fragte er den Fürsten Andree nach seinen Erlebnissen während der Audienz beim Kaiser und nach den Äußerungen, die er über das Gefecht bei Krems gehört hatte.

      35

      Kutusow hatte in Krems an der Donau am 1. November durch Kundschafter eine Nachricht erhalten, nach welcher seine Armee sich in einer verzweifelten Lage befand. Ein Spion meldete, die Franzosen hätten mit bedeutenden Kräften die Brücke bei Wien überschritten und bedrohten die Verbindungen Kutusows mit den Truppen, die aus Russland kommen sollten. Wenn Kutusow bei Krems an der Donau blieb, so würde er von Napoleon mit hundertfünfzigtausend Mann abgeschnitten, und seine Armee befand sich in derselben Lage wie Mack bei Ulm. Wenn aber Kutusow seine Verbindung mit Russland aufgab, so mußte er sich in die unwegsamen böhmischen Wälder zurückziehen und jede Hoffnung auf Vereinigung mit Buxhöwden aufgeben. Wenn aber Kutusow sich entschloss, auf dem Wege von Krems auf Olmütz sich zurückzuziehen, um die Verstärkungen aus Russland an sich zu ziehen, so riskierte er, daß ihm auf diesem Wege die Franzosen zuvorkamen, die von Wien aus nördlich marschierten, und auf diese Weise genötigt zu sein, sich gegen einen Feind zu schlagen, der ihm an Zahl weit überlegen war und ihn von allen Seiten einschließen konnte. Kutusow wählte diesen letzteren Weg.

      Wie der Kundschafter meldete, marschierten die Franzosen in Eilmärschen auf Znaim, das auf dem Wege von Krems nach Olmütz, der Rückzugslinie Kutusows, lag und hundert Kilometer von Krems entfernt ist. Wenn er Znaim vor den Franzosen erreichte, so war Hoffnung auf Rettung der Armee vorhanden, wenn er die Franzosen aber sich zuvorkommen ließ, so war das der Untergang. Den Franzosen aber mit der ganzen Armee zuvorzukommen war unmöglich, der Weg der Franzosen von Wien nach Znaim war kürzer und besser als der Weg der Russen von Krems nach Znaim.

      Noch in der Nacht nach Empfang dieser Nachricht sandte Kutusow Bagration nach rechts über die Berge, um sich auf dem Wege zwischen Wien und Znaim aufzustellen, mit dem Gesicht nach Wien und mit dem Rücken nach Znaim. Und wenn es ihm gelang, den Franzosen zuvorzukommen, so sollte er sich so lange halten, wie er konnte. Kutusow selbst marschierte mit der ganzen Bagage nach Znaim. Bagration marschierte mit seinen hungrigen, erschöpften Soldaten über die unwegsamen Berge in der stürmischen Nacht fünfundvierzig Kilometer weit und verlor den dritten Teil seiner Mannschaft an Nachzüglern, aber er traf in Hollabrunn auf der Strecke von Wien nach Znaim einige Stunden vor den Franzosen ein, die von Wien her auf Znaim marschierten. Kutusow aber hatte noch vierundzwanzig Stunden mit seiner Bagage nötig, um Znaim zu erreichen. Also mußte Bagration mit seinen hungrigen Soldaten vierundzwanzig Stunden lang die ganze feindliche Armee aufhalten, was augenscheinlich unmöglich war.

      Aber das launische Schicksal machte das Unmögliche möglich. Der Erfolg jenes Betrugs, der den Franzosen ohne Kampf die Wiener Brücke überlieferte, veranlaßte Murat zu einem Versuch, auch Kutusow zu betrügen. Murat stieß mit der französischen Vorhut auf die schwache Heeresabteilung Bagrations auf der Straße nach Znaim und glaubte, er habe die ganze Armee Kutusow vor sich. Um diese Armee ganz sicher zu vernichten, erwartete er die Ankunft weiterer Truppen aus Wien, und in dieser Absicht schlug er einen Waffenstillstand von drei Tagen vor unter der Bedingung, daß beide Teile ihre Stellung nicht verändern und sich nicht von der Stelle rühren sollten. Murat versicherte, es seien schon Friedensverhandlungen im Gang, und um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, schlage er eine Waffenruhe vor. Der österreichische General, Graf Nostiz, glaubte СКАЧАТЬ