In Amerika. Gerstäcker Friedrich
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Название: In Amerika

Автор: Gerstäcker Friedrich

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753136028

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СКАЧАТЬ augenscheinlich Gewalt antun musste, um sich nicht stärker und beleidigender auszudrücken, „denn dadurch würden die schwarzen Kanaillen nur noch in ihrem Übermute bestärkt. Es ist jetzt kaum noch, ausgenommen mit unerbittlicher Strenge, mit ihnen auszukommen; lasst sie aber erst einmal merken, das sie selbst Weiße auf ihrer Seite haben, und sie brechen in offene und blutige Revolution aus.“

       „Lass ihn doch, Taylgrove“, flüsterte Urguard mit einem spöttischen Lächeln dem Freund zu, „es ist einmal sein Beruf, sich auf die Hinterbeine zu setzen und mit Gesetz und Recht zu drohen. Ihm macht es Spaß und uns schadet es nicht; sollte er sich aber ernstlich widersetzen, dann bringen wir ihn auch zahm, darauf gebe ich Dir mein Wort. – Und nun, Gentlemen“, setzte er laut hinzu, „dächte ich, verlören wir unsere kostbare Zeit nicht mit nutzlosen Redensarten. Wir haben einen Nigger eingefangen, der den Versuch gemacht hat, unsere Sklaven zu verführen. Ich habe nichts dagegen, dass wir ihn vorher einem Verhör unterwerfen, aber wir wollen auch keine lange Gerichtspflege dabei einschlagen. Wir befinden uns hier tatsächlich im Kriegszustand. Die frechen Yankees haben gewagt, unsere Neger, unser wohlerworbenes Eigentum für frei zu erklären und damit – weil sie uns nicht in offener Feldschlacht besiegen konnten, versucht, eine ganz barbarische Nation über uns und unsere Familien loszulassen. Jeder Bürger hat aber das Recht, sich selbst und seinen eigenen Herd zu schützen, und ich schlage deshalb vor, dass wir uns, ohne faule Bedenken, ob wir damit ein Gesetz verletzen, das in den uns feindlichen und von uns ausgestoßenen nördlichen Staaten gilt, gleich hier an Ort und Stelle als Gericht konstituieren. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von Ihnen etwas dagegen wird einzuwenden haben.“

       „Bitte um Verzeihung, Mr. Urguard“, rief Lesley, „ich selber müsste dagegen auf das Entschiedenste...“

       „Bitte, Sir“, unterbrach ihn Urguard scharf, „Sie selber haben hier keine Besitzung und kommen deshalb gar nicht in Betracht. Wenn unsere Gesetze erst einmal geregelt sein werden, führen wir auch wohl wieder advokatische Spitzfindigkeiten ein und machen Prozesse von der Zungengeläufigkeit der verschiedenen Herren abhängig. Unter den gegenwärtigen Umständen ziehen wir es aber vor, unser eigenes Recht zu sprechen und – wer sich dem widersetzen will, tut es nur auf seine eigene Gefahr.“

       Lesley biss sich auf die Lippen, aber er wusste auch gut genug, in welchen Kreisen er sich hier befand, und trat jetzt nur zu dem Richter hinüber, um diesem Vorstellungen zu machen, damit er um Gottes Willen nicht der Gewalt seinen Namen lieh. Rodgers aber zuckte wieder mit den Achseln und behauptete jetzt selber, dass sie sich gegenwärtig in einem Ausnahmezustand befänden, in welchen sie sich allerdings nicht an die in den nördlichen und jetzt feindlichen Staaten geltenden Gesetze binden könnten. Der Fall solle allerdings untersucht werden, aber auf die Form brauchten sie, wie er selber meinte, nicht so genau zu sehen, und er schlüge deshalb vor, den Gefangenen wie seinen Ankläger hierher zu bringen. Ein Schwarzer könne allerdings nicht – den Gesetzen des Südens nach – gegen einen Weißen Zeugnis ablegen, aber mit jeder Berechtigung gegen einen Genossen seines eigenen Stammes, gegen einen Mulatten, und je eher deshalb die Sache zu einem Ende geführt würde, desto besser.

       Urguard hatte indessen aber auch nicht einmal den Ausspruch des Richters abgewartet, sondern durch Bolling, der auch nicht die geringsten Schwierigkeiten machte, einen Boten an den Vize- oder, wie er dort genannt wurde, Deputy-Sheriff abgesandt, den Gefangenen und seinen Ankläger herzuliefern. Die Sache konnte dann rasch und ohne Schwierigkeit erledigt werden.

       Während der Bote seinen Auftrag ausführte, waren die Herren noch einmal an den Schenkstand getreten, um ein frisches Glas zu trinken. Mr. Urguard traktierte diesmal22, und über den Fall selber wurde jetzt nicht weiter gesprochen. Die Sache war vor der Hand erledigt, und erst, wenn die Sitzung begann, konnte man sich wieder damit beschäftigen.

       Noch standen die Herren so plaudernd in dem großen Saal herum, und selbst Sherard hatte sich ihnen, ohne indessen direkt aufgefordert zu sein, wieder angeschlossen, als Mr. Taylgroves weißer Aufseher oder Verwalter, seine Reitpeitsche in der Hand, den Hut auf dem Kopf und augenscheinlich in außergewöhnlicher Aufregung, das Gemach betrat, den Blick darin einen Moment umherwarf und dann ohne weiteres auf seinem Employer, wie diese Leute ihren Dienstherren nennen, zueilte.

       „Hallo, Mr. Hall!“, rief Taylgrove, der ihn schon gleich bei seinem Eintritt erkannt und mit Erstaunen das wunderliche und „unschickliche“ Benehmen des Mannes bemerkt hatte. „What is the matter? Was haben Sie? Sie sehen so verstört aus, dass Sie selbst Ihren Hut vergessen haben.“

       „Bitte um Verzeihung, Mr. Taylgrove“, sagte Hall, eben nicht erfreut über diese Zurechtweisung, indem er aber doch seinen Hut abnahm und in der Hand hielt, „ich wollte Ihnen nur melden, dass die Yankees eingetroffen sind.“

       „Die Yankees?“, fragte Taylgrove und sah seinen Aufseher verwundert an. „Von was faseln Sie jetzt? Was gibt es? Wer ist eingetroffen?“

       „Die Yankees“, sagte der Aufseher trocken, „oder wenn Sie wollen, die nordischen Soldaten – General Shermans Vortrab.“

       „Unsinn, Mann!“, rief Taylgrove unwillig aus. „Was schwatzen Sie da ins Blaue hinein? Haben Sie vielleicht einen flüchtigen Soldaten gesehen und schließen daraus, dass die ganze Armee anrückt?“

       „Ich schließe gar nichts, Mr. Taylgrove“, erwiderte aber der Aufseher weit schärfer, als er sonst zu seinem „Herrn“ zu sprechen wagte, denn eine unbestimmte Ahnung mochte ihm wohl sagen, dass seine Stellung hier nun doch so gut als aufgehoben sei, „vor Ihrer Plantage halten aber einige sechzig Reiter der Unionsarmee, und ich habe mich nur ohne Zögern auf mein glücklicherweise schon gesatteltes Pferd geworfen, um Ihnen die Meldung zu machen.“

       „Die Unionsarmee?“, rief Taylgrove und wurde dabei totenbleich – aber schon hatten sich die Übrigen um den Berichterstatter gesammelt und drängten mit ängstlichen Fragen in ihn, während nur Urguard lachend ausrief:

       „Torheit, Mann! Es werden unsere Reiter sein, die das Land von dem Feind rein fegen, und Ihr, in lauter Angst und Schrecken, habt sie für Unionstruppen gehalten. – Hahahaha! Wo sollten die hier herkommen?“

       „Jawohl, Mr. Urguard“, sagte Hall, ein baumlanger Kentuckier mit einem fast fußlangen Bart, indem er den Pflanzer trotzig ansah, „ich bin auch gerade so ängstlich, dass ich mich in blindem Schrecken davonjagen lasse. Was ich aber mit meinen eigenen Augen sehe und mit meinen eigenen Ohren höre, weiß ich. Es ist Shermans Vortrab – die Flagge kenne ich gut genug.“

       „Und w o habt Ihr sie gesehen, Hall?“, rief Taylgrove, dessen Gesicht leichenfahl geworden war.

       „Vor Ihrem Haus, Mr. Taylgrove, zügelten sie ihre Tiere ein“, erwiderte der Aufseher, „als ich davonsprengte, unterhielten sie sich gerade mit den Damen, und die ganze Negerbande drängte aus dem Feld herein.“

       D a s Wort zündete, denn wie sich bisher der Stolz und Trotz dieser übermütigen Baumwoll-Barone dagegen gesträubt hatte, auch nur die Möglichkeit eines endlichen Sieges der Nordstaaten zuzugeben, so trafen sie jetzt die Wirklichkeit und die daraus unfehlbar entspringenden Folgen nur so viel empfindlicher, und mitten aus ihrem Sicherheitsgefühl heraus wurden sie in Furcht und Entsetzen hineingeschleudert.

       Die Neger! Wenn die Unionstruppen wirklich diesen entfernten und vom Kriegsschauplatz abgelegenen Teil der Staaten erreicht hatten, dann war auch das ganze übrige Land schon von ihnen überschwemmt, und erhoben sich dann die plötzlich frei gewordenen Neger gegen ihre bisherigen Herren, so waren die entsetzlichen Folgen gar nicht abzusehen.

       Der aber, der am meisten bei der Nachricht erschrak, obgleich er keinen direkten Verlust zu fürchten brauchte, war Jim Sherard, der Eigentümer der Bloodhounds, denn wie ihn die Neger liebten, wusste er. СКАЧАТЬ