Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 2 Santería-Praxis - Arbeiten mit den Orishas und das Ifá-Orakel. Frater LYSIR
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      Santería - Zeremonielle und rituelle Praxis

      Nachdem jetzt so viel Theorie über die Religion Santería niedergeschrieben wurde, wird es doch langsam Zeit, sich der Praxis zuzuwenden, oder? Was für tolle Rituale kann man denn machen, welche geführten Meditation gibt es, welche Anrufungen, welche Invokationsmethoden und welche religiösen Handlungen sind magisch? Tja, es mag sein, dass dies für viele Leser spannende Fragen sind, doch muss man hier klar und deutlich sagen, dass es hierauf keine klaren Antworten geben kann. Die jeweiligen Zeremonien, die Rituale, die religiösen Handlungen sind absolut individuell, was wiederum bedeutet, dass sie von Gemeinschaft zu Gemeinschaft sich verändern. Gut, ich kann jetzt hier irgendwelche wilden Rituale abdrucken, ich könnte auch dann propagieren, dass diese Rituale allgemeingültig sind, dass diese in allen Santeríagemeinschaften vollzogen werden, in der Hoffnung, dass diese Lüge nicht enttarnt wird. Ich kann aber auch einfach bei der Wahrheit bleiben, und klar und deutlich sagen, dass es im Bereich der Santería-Religion keine festen und vorgefertigten Rituale geben kann. Veröffentlichungen gibt es mittlerweile, doch stehen diese in sehr harter Kritik, Kritik, die sich darauf bezieht, dass die Inhalte einfach nur erlogen sind, dass sie falsch sind, dass sie bewusst in die Irre führen sollen, um Magietouristen zu beschäftigen, Kritik, dass Geheimnisse verraten wurden, die nicht absolute Interna beinhalten, Kritik, dass hier eigentlich nur der Verkauf angekurbelt werden soll, jedoch nicht die kulturelle Vielfalt, das Wissen und die Weisheit.

      Doch dies bedeutet nicht, dass man keine praktischen Arbeiten im Bereich der Santería-Religion ausführen kann. Wenn es um die Praxis in Santería geht, die man eben hier in Mitteleuropa, in Deutschland zelebrieren will, muss man sich erst einmal darüber im Klaren sein, ob man die jeweilige Grundeinstellung, die Maxime, in seinem eigenen Energiesystem aufbringen kann. Wie steht man zu den eigenen Vorfahren, zu den Ahnen, zu den Verwandten, zu den Verstorbenen, zu all den Familienmitgliedern, die irgendwann einmal lebten? Will man diese um Rat fragen, vertraut man auf deren Urteile, ist man mit der Ehrung der Ahnen aufgewachsen, wurden die Ahnen von jeher respektiert, rituell begrüßt, eingeladen und auch im energetischen Sinn bewirtschaftet? Vielleicht zu Weihnachten? Zu Ostern? Vielleicht auch zu Nikolaus? Oder hat die eigene Familie mit Santería eigentlich nichts zu tun? Und hier ist auch schon der Scheideweg vorprogrammiert.

      Wenn die eigene Familie mit Santería etwas zu tun hat, wenn die eigene Familie involviert ist, wird man keine praktischen Rituale, Zeremonien, Arbeiten und Handlungen benötigen, da diese bereits existieren, und man praktisch aktiv ist. Und wenn es nicht der Fall ist, dass man für sich, und ganz alleine, ein Interesse an der Santería-Religion hat, dann kann man zwar versuchen, Rituale und Zeremonien zu zelebrieren, die in Santería beheimatet sind, doch wird man nicht die gleichen Energien, Effekte und Möglichkeiten bewerkstelligen. Es ist so ähnlich wie mit einem klassischen Gottesdienst, der einer großen Kirche abgehalten wird. Natürlich kann man die Liturgie eines Gottesdienstes ohne weiteres im eigenen Wohnzimmer machen, doch ist das das Gleiche? Viele werden sicherlich schon einmal irgendwelche christlichen Messen, Gottesdienste, Hochzeiten, Beerdigungen oder andere religiöse Zeremonien, wie Konfirmation oder Kommunion als Zuschauer oder am eigenen Leib erlebt haben. Auch Taufen zählen hierzu, auch wenn die meisten an ihre eigene Taufe wahrscheinlich weniger Erinnerung haben, da es immer noch üblich ist, dass Kleinkinder, bzw. Säuglinge, getauft werden. Man kann sich alle Informationen aus dem Internet holen, man kann gigantisch viele Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten, Kommunionen und Konfirmationen auf Bildmaterial und Videoplattformen finden, sodass man sich hier entsprechende Ausführungen anschauen kann. Und diese kann man dann im eigenen Wohnzimmer erneut ausführen. Doch es ist nicht authentisch. Es ist ein Nachmachen, es ist ein Simulieren, es ist ein dramaturgisches Schauspiel, es ist vielleicht sogar für das eigene System eine religiöse Handlung, doch es ist nur sehr schwer, mit einer christlichen Zeremonie in einer Kirche zu vergleichen. Die Atmosphäre es anders, die Grundeinstellung es anders, die ganze Zeremonie wirkt anders, da es um programmierte und festgefahrene Muster geht, die man eben nicht „mal eben“ überwinden kann. Und um solche programmierten Muster geht es auch in der Santería-Religion. Wenn man mit diesen Zeremonien, mit diesen Riten und Gebräuchen, mit diesen Ritualen aufgewachsen ist, dann ist es etwas ganz anderes, als wenn man sich die Praxis aus Büchern versucht anzueignen. Deswegen muss man klar und deutlich sagen, dass Santería keine Religion ist, die man alleine ausführen kann, die man selbst gestalten kann, die man so handhaben kann, wie irgendwelche magischen Richtungen, Arbeitsmaximen oder Philosophien. Santería ist eine Religion, die auf einer Gemeinschaft fußt, die gemeinschaftsbasierte Zeremonien, Riten und Rituale ausführt, und die durch die Gemeinschaft lebt. Man kann es lapidar so ausdrücken, dass ohne eine Gemeinschaft die Santería-Religion nicht existent ist. Natürlich ist die Religion in jedem Einzelnen Menschen vorhanden, in jedem Santero, in jeder Santera schwingt die Essenz von Santería.

      Dies gilt natürlich auch für all die anderen gerade, wobei sie irrelevant ist, ob es um „Aleyo“ oder „Aleyus“ geht, um „Aborisha“, gefolgt von „Olorisha“ bzw. „Santero / Santera“, um „Iyawo“, „Yawó“ oder „Yabo“, um „Padrino“, „Madrina“, „Babatobi“ bzw. „Iyatobi“ um „Oyugbona“, „Ojugbona“ bzw. „Yubona“, um „Babaaláwo“, „Babalawo“, „Babalao“ oder „Babalaô“, bzw. „Iyaláwo“, „Ìyánífá“, oder um „Obá“ bzw. „Oriaté“ geht. All diese Menschen, all diese gerade, sind mit Santería verwoben. Jeder Mensch ist Santería in diesem Kontext, doch erst in einem religiösen Zusammenschluss, in einer Feierlichkeit, in einem Gottesdienst, in einem Ritual, einem Ritus, wird der Geist lebendig. Auch die ausgebildeten Priester, die Ritualleitungen, die ohne weiteres ihre Arbeiten auch alleine ausführen könnten, tun dies nicht, da dies dem Grundsatz von Santería widerspricht. Es geht hierbei nicht um ein Ritual, welches man eben auch alleine machen kann, da man in keiner magischen Gemeinschaft ist, jedoch ein Ziel verfolgt, welches man magisch erreichen will. Es geht hierbei um eine Religion, nicht um einen magischen Akt.

       Und genau deswegen kann man Santería alleine nicht ausführen.

      Es ist ein typisch westlicher Gedanke, es ist ein typischer Gedanke in der Magie, in der Szene der Orden, Logen, Zirkeln und Coven, dass man letztlich eben doch alles alleine meistern kann. Im magischen Kontext stimmt das, im religiösen Kontext nicht. Religion ist hier was ganz anderes, denn gerade die Santería-Religion lebt durch die Gemeinschaft. Und auch wenn man selbst Jahre oder Jahrzehnte in einer Gemeinschaft aktiv war, wenn man wirklich ein begnadeter Santero bzw. eine begnadeter Santera ist, wenn man wirklich über Jahre den Titel Vater/Mutter der Geheimnisse (Babaaláwo / Iyaláwo) tragen durfte, wenn man die Kunstfertigkeit eines Akpwón besitzt, die rhythmische Gabe eines Omó-Añá besitzt, wird man alleine nicht die eigentliche religiöse Handlung ausführen. Man kann singen, man kann Trommeln, doch es ist nicht das klassische ausüben der Santería-Religion. Auch wenn man die Prämisse „Iwa Pele“, den „guten Charakter“ lebt, es als Maxime verstanden hat, auch wenn man das Ashé fokussieren kann, es für sich mehrt, seine Umgebung damit flutet, ist es immer noch keine religiöse Handlung. Auf der einen Seite ist es eine Maxime, die man als Philosophie verstehen kann, auf der anderen Seite ist es eine Religion, die man im eigenen Inneren leben kann, doch die eigentliche religiöse Handlung findet in der Gemeinschaft statt. Man kann natürlich sein Wohnzimmer, sein Haus, seinen Garten, als Tempel einrichten, man kann hier eine eigene, Linie Gründen, man kann ein eigenes heiliges Haus gründen, doch wenn man alleine in diesem heiligen Haus Santería zelebriert, ist es nicht mit dem Grundgedanken identisch, der Santería belebt. Es geht um die Gemeinschaft.

      Erst, wenn man in seinem neu erschaffenen heiligen Haus eine Gruppe von Menschen vereinen kann, die sich auch für die Santería-Religion interessieren, die auch die Santería-Religion annehmen wollen, könnte man СКАЧАТЬ