Die Schiffbrüchigen der JONATHAN. Jules Verne
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Название: Die Schiffbrüchigen der JONATHAN

Автор: Jules Verne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: maritime gelbe Buchreihe

isbn: 9783752926118

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СКАЧАТЬ benützte einen lichten Moment des Verwundeten, welcher die Augen geöffnet hatte, zu einer Frage:

      „Wo ist dein Stamm?“

      – „Dort, ... dort!“ ... murmelte der Indianer und zeigte mit der Hand nach Osten.

      – „Das wird acht bis zehn Meilen von hier, am Ufer des Kanales sein“, sagte der Kaw-djer; gestern Abend haben wir die Lagerfeuer gesehen.

      Karroly nickte beistimmend.

      – „Es ist erst vier Uhr“, meinte der Kaw-djer, aber die Flut ist bald zu erwarten; wir werden erst bei Sonnenaufgang fort können!

      – „Ja“, sagte Karroly und der Kaw-djer fuhr fort: „Halg und du, ihr könnt ihn in das Boot tragen und dort niederlegen; mehr können wir jetzt für ihn nicht tun.“

       Karroly und sein Sohn gehorchten sogleich. Sie hoben den Verwundeten auf und trugen ihn langsam und vorsichtig zum Strand hinunter; darauf kam der eine Indianer zurück, um den Jaguar zu holen, dessen Fell um teures Geld an herumziehende Pelzhändler abgegeben werden sollte.

      Während die zwei Gefährten den ihnen gewordenen Auftrag vollzogen, entfernte sich der Kaw-djer einige Schritte und erklomm eine der Felsenzacken der Klippe, von wo aus sein aufleuchtender Blick alle Punkte des Horizontes umfassen konnte. Zu seinen Füßen schlängelte sich die phantastisch geschnittene Uferlinie hin, die die Nordgrenze einer mehrere Meilen breiten Meeresstraße bildete. Die gegenüberliegende Küste, von tiefeinschneidenden Wasserarmen bis auf unabsehbare Entfernung hin zerrissen, war nur in vagen Umrissen sichtbar. Inseln und Inselchen waren ihr vorgelagert und erschienen dem fernen Beobachter wie bläulicher Wasserdunst.

      Weder im Osten noch im Westen konnte man das Ende dieser Meeresstraße erblicken, die von hohen, drohenden Klippen umsäumt war.

Grafik 126

      Gegen Norden breiteten sich unendliche Prärien aus, die von zahlreichen Wasserläufen durchquert wurden, welche entweder als tosende Wildbäche oder in donnernden Wasserfällen ins Meer stürzten. Aus der Oberfläche dieser ungeheuren Ebenen erhoben sich stellenweise grüne Oasen, dichte Wälder, in deren Mitte man vergebens nach einem Dorfe gefahndet haben würde und deren Wipfel von den Strahlen der eben untergehenden Sonne in rotes Gold getaucht wurden. Noch weiter im Hintergrunde türmten sich schwere Bergmassen auf, mit glitzernden Kronen blendend weißer Gletscher geschmückt.

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       In östlicher Richtung war der bergige Charakter der Gegend fast noch mehr ausgeprägt. Als ob sie mit dem Binnenlande Schritt halten wollten, erhoben sich die Felsen terrassenförmig zu immer höheren Regionen und verloren sich schließlich als spitze Gipfel in den höchsten Himmelszonen.

Grafik 31

      Die Gegend schien gänzlich verlassen, verödet und dieselbe Einsamkeit brütete über dem Wasser: Weit und breit war kein Fahrzeug zu sehen, nicht einmal ein gebrechliches Rindenkanoe oder ein primitives Segelboot! Und so weit der Blick reichen konnte, auf keiner der Inseln im Süden, an keiner Stelle der Küste, auf keinem erhöhten Punkte der Uferklippen stieg auch nur das leichteste Rauchwölkchen auf, das Kunde gegeben hätte von der Gegenwart menschlicher Lebewesen.

      Der Tag neigte sich seinem Ende zu, und über Land und Wasser schwebte jener Hauch von Melancholie, der stets der Dämmerstunde voranzugehen pflegt. Einige dunkle Punkte verfinsterten den Abendhimmel; es waren große Vögel, die langsam durch die Lüfte schwebten und Umschau hielten nach einem Zufluchtsort für die Nacht.

      Mit gekreuzten Armen stand der Kaw-djer auf dem Felsblock, den er erklommen hatte, unbeweglich wie ein Steinbild. Sein Antlitz war verklärt, als hätte er eine Vision, seine Lider zitterten, seine Augen strahlten im Feuer heiliger Begeisterung, während er in die Betrachtung dieses wundervollen Schauspieles versunken war, das Wasser und Land bot, hier, an den äußersten Grenzen der Welt, auf diesen letzten, verstreuten Parzellen des Erdganzen, einer vergessenen Region, wo kein Mensch ein Eigentumsrecht geltend machen konnte und die sich nie unter das Joch eines Gesetzgebers gebeugt hatte.

       Lange, lange stand er so da, vom sinkenden Licht wie von einer Strahlengloriole umwoben, von der leichten Brise liebkosend umfächelt, dann öffnete er weit die Arme, als wollte er die majestätische Unendlichkeit vor sich umfassen, festhalten, an sein Herz drücken und ein tiefer Seufzer hob seine Brust. Und während sein Blick mit stolzer Genugtuung das herrliche Land überflog und sich dann in kühner Herausforderung zu den Himmelshöhen erhob, brach von seinen Lippen ein Ruf, ein Ruf, der sich aus seinem tiefinnersten Sein losgelöst hatte und sein wildes Begehren verriet – nach Freiheit, nach absoluter, unbegrenzter Ungebundenheit.

      – Anarchie = ἀναρχία anarchía „Herrschaftslosigkeit Anarchisten wollen die Gesellschaft sich selbst regeln lassen, etwa über Räte, freie Übereinkunft oder rein funktionale Entscheidungen „Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft.“ Die Gesellschaftsordnungen indigener Kulturen werden bisweilen als „regulierte Anarchie“ bezeichnet.

      Dieser Aufschrei, er war derjenige der Anarchisten aller Länder und Zeiten, jene berühmte und berüchtigte Formel, die so charakteristisch ist, dass sie als landläufiges Synonym für die ganze Verbrüderung gilt, die in vier kurzen Worten alles Wissen und Streben dieser gefürchteten Sekte kennzeichnet.

      „Kein Gott! Kein Gebieter!“ rief er mit Donnerstimme, während er sich von der Höhe seiner Klippe zu den tosenden Fluten unten niederbeugte und eine wilde, gebieterische Handbewegung machte, als ob er die unendliche Welt und alles auf ihr an sich reißen wollte.

      * * *

      Die geheimnisvolle Existenz

       Die geheimnisvolle Existenz

       Die Geographen bezeichnen mit dem Namen „Magalhães-Archipel“ die Gesamtheit aller Inseln und Inselchen, die zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean um die Südspitze des amerikanischen Kontinentes gelagert sind. Die südlichsten Gegenden dieses Erdteiles sind die Ländergebiete Patagoniens, das in zwei langgestreckte Halbinseln endet, deren eine als äußersten Ausläufer das Kap Froward trägt. Dem Gebiete, das durch die Magalhães-Straße von dem Festland getrennt ist, hat man – und mit Recht – in dankbarer Erinnerung an den berühmten Seefahrer des 16. Jahrhunderts – den Namen Magalhães-Archipel beigelegt.

      Die abgetrennte geographische Lage hatte zur Folge, dass dieser Teil der Neuen Welt bis zum Jahre 1881 noch keinem zivilisierten Staate einverleibt worden war, selbst nicht seinen nächstgelegenen Nachbarn Chile und der Republik Argentinien, deren Interesse übrigens lange Zeit durch einen Streit um die Pampas Patagoniens gefesselt wurde. Der Magalhães-Archipel gehörte niemandem, Niederlassungen konnten hier nach Belieben gegründet werden und erfreuten sich vollkommener Unabhängigkeit.

      Diese Inselwelt ist durchaus nicht von kleiner Ausdehnung, sie verfügt über einen Flächenraum von fünfzigtausend Quadratkilometern. Außer einer großen Anzahl kleiner Inseln geringer Bedeutung gehören zu dem Archipel das Feuerland, das Desolations-Land, die Inseln Clarence, Hoste, Navarin, die Gruppe des Kap Hoorn, die sich wieder aus den Insel Wollaston, Hermite, Herschel und anderen Inselchen und Klippen zusammensetzt; so löst sich der gewaltige amerikanische Kontinent langsam in kleine Erdschollen und Staub auf.

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