Название: Cuba Libre!
Автор: Klaus Muller
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783753180540
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„Harry!“ rief ich und schlug ihn ins Gesicht „Harry wach auf verdammt!“
Er glotzte mich an.
„Gib mir was zu trinken,“ röchelte er mir mit seinem Stinkatem entgegen.
Ich packte ihn fester.
„Das Einzige was du kriegst, ist was in die Fresse!“
Sein Kopf schlackerte von einer Seite auf die andere, während ich ihn schüttelte.
„Hör auf!“ rief er und befreite sich mit einer Armbewegung aus meinem Griff.
Er schaute mich an, und plötzlich schien es, als würde sein restlicher Verstand anfangen zu arbeiten.
„Was willst du von mir?“ lallte er.
Ich setzte mich neben ihn auf das Bett.
„Komm Harry, rede mit mir. Jetzt ist noch Zeit, bevor die Bullen kommen. Du weißt, wie die sind. - Lass mich versuchen dir zu helfen.“
Er glotzte mich verständnislos an.
„Bullen?“
Ich stand auf und ging zum Fenster.
„Harry, wir haben nicht mehr viel Zeit bis sie hier auftauchen!“
Ich warf einen Blick hinter den Lappen, der einmal eine Gardine gewesen ist, hinaus auf die Straße. Es war alles ruhig. Vielleicht wusste Pinky nicht einmal die Adresse von Harry, fiel mir ein. Das konnte mir nur recht sein, so blieb uns etwas mehr Zeit. Verlassen wollte ich mich darauf allerdings nicht.
„Also was ist, spuck`s schon aus!“ forderte ich ihn auf und drehte mich wieder um.
Harry rappelte sich langsam hoch und stützte sich jetzt auf den kleinen Tisch, der zwischen uns stand.
„Kannst du mir mal erzählen was überhaupt los ist! - Du tauchst hier nach einem Jahr bei mir auf und quatschst wirres Zeug. - Hast du Probleme mit den Blauen?“
Unbeholfen fingerte er sich eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu und schlug ihm meine Faust mitten ins Gesicht. Die Zigarette flog im hohen Bogen auf den Fußboden und er rückwärts zurück auf das Bett.
Mit einem Satz war ich über ihm.
„Du willst mir also erzählen, du weißt nichts von Rita, von dem Kleid, der Tombola und allem was heute Abend passiert ist!?“ rief ich wütend.
Er schaute mich verängstigt an und wischte sich etwas Blut aus dem Mundwinkel.
Ich stellte mich wieder auf, holte ein Taschentuch heraus und warf es ihm hin.
„Hier nimm das“, sagte ich knapp.
Er betupfte sich seinen Mund und fuhr mit der Zunge über die aufgesprungene Lippe.
„Was ist denn mit Rita?“ kam es zögernd durch das Taschentuch.
„Ich weiß nicht was es ist Harry, aber ich habe das Gefühl, dass du mich tatsächlich verarschen willst.“
„Natürlich will ich dich nicht verarschen, Floyd. Das weißt du doch, wir sind Freunde“, behauptete er. „Was ist mit Rita?“
Ich betrachtete dieses Häufchen Elend auf dem Bett. War es möglich das er so gut schauspielerte oder war er nur verdammt clever und versuchte auf diese Art seine Haut zu retten?
„Was weißt du noch von gestern Abend?“ fragte ich ihn, nicht ohne Hoffnung, vielleicht doch eine Lücke in seinen Erzählungen zu finden.
„Ich war besoffen!“ erwiderte er betont mit großer Geste.
„Daran führt kein Weg vorbei Harry. - Also, was weißt du noch?“
Er fing an, sich wie ein Aal zu winden.
„Nichts Floyd, ich weiß einfach nichts mehr, - glaub mir!“
„Was ist mit Rita?“ blieb ich hart. „Was weißt du von Rita?“
Er kam mit dem Kopf hoch und hielt mir das blutige Taschentuch entgegen.
„Rita, Rita!“ rief er. „Was willst du immer mit Rita, verdammte Scheiße!?“
Ich packte ihn wieder am Handgelenk und zog ihn dichter heran.
„Das will ich dir sagen du Scheißkerl. - Ich will, dass du dich daran erinnerst, wie du sie letzte Nacht totgemacht hast!“
Harry zuckte zurück und saß jetzt aufrecht, mit weit aufgerissenen Augen auf dem Bett. Er drückte sich das Taschentuch vor den Mund.
„Rita ist tot?“ brachte er nach einer Weile heraus.
„Allerdings! Und so wie es aussieht hast du ihr das Licht ausgeknipst.“
Ich ging wieder ans Fenster und beobachtete die Straße.
Harry saß grübelnd auf dem Bett. Plötzlich sprang er auf und kam auf mich zu. Mit einer kurzen Bewegung griff ich zur Waffe, ließ sie aber noch stecken. Das Gefühl des Stahls in meiner Hand gab mir Ruhe.
Kurz vor mir blieb er hechelnd stehen. Seine gehetzten Augen wanderten haltlos hin und her.
„Aber Floyd, ich habe sie bestimmt nicht umgebracht! - Ich kann mich an nichts erinnern!“
Ich schaute ihn durchdringend an.
„Eben Harry, dass ist das Problem.“
„Was ist das Problem?“
„Das du dich nicht erinnern kannst.“
„Aber wieso ist das ein Problem?“
„Nun, du kannst dich zwar nicht erinnern, sie umgebracht zu haben“, erklärte ich, „aber du kannst dich genauso gut nicht daran erinnern, es nicht getan zu haben. - Und so wie die Dinge liegen, spricht alles gegen dich.“
Sein Blick wanderte auf den Boden. Eine tiefe Resignation ging von ihm aus.
„Sie ist wirklich tot?“ vergewisserte er sich noch einmal.
Ich nickte und hatte das Gefühl, dass seine Schultern noch etwas tiefer sanken.
„Aber warum sollte ich sie umbringen?“ gab er zu bedenken. „Ich mochte sie doch!“
„Vielleicht zu sehr Harry, vielleicht zu sehr.“
Ich hatte zunehmend das Gefühl, das wir hier mit unserem Gespräch wertvolle Zeit vertrödelten. Aber ich selbst war mir auch unsicher, was jetzt zu tun war.
„Du bist der Einzige, der in Frage kommt!“
Harry ging zu seiner kleinen Kochnische und kramte СКАЧАТЬ