Название: Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten
Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742705907
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breit. Hinter ihr gab es zwar auch noch eine Menge bunt
durcheinander geworfenen Gesteins, aber es war wenigstens
beim Lichte des Tages nicht schwer, ein Pferd hindurch zu
lenken.
Da ich nicht wußte, was uns begegnen konnte, so zog ich mein
Messer, trat an den Busch heran und machte so tiefe Einschnitte
in einige der Stämmchen, daß sie nach außen fallen mußten, falls
man mit dem Pferde darüber hinwegstrich. Natürlich geschah
dies so vorsichtig, daß die dahinter lagernden Bejat nichts davon
merkten. Dann kehrte ich zu dem Lagerplatz zurück und stellte
Halef am Eingange desselben auf. Er erhielt die Weisung, uns
Halef am Eingange desselben auf. Er erhielt die Weisung, uns
jede Annäherung sofort zu melden.
"Was hast du gefunden, Effendi?" fragte Mohammed Emin.
"Einen prachtvollen Ausweg für den Fall, daß wir uns ohne
»Sallam« entfernen müßten."
"Durch den Busch hinaus?"
"Ja. Ich habe ihn durchschnitten. Sobald ein Reiter
hindurchbricht, wird der Strauch umgerissen und die Folgenden
haben dann freie Bahn."
"Gibt es dann noch Gestein?"
"Ja, große Steinbrocken mit Dorn und Pflanzenwerk dazwischen;
aber wenn es hell ist, kommt man recht gut hindurch."
"Meinst du denn, daß wir diesen Weg gebrauchen werden?"
"Ich weiß es nicht, aber ich ahne es. Lache nicht über mich,
Mohammed Emin; aber bereits seit meiner Kindheit habe ich ein
gewisses Ahnungsvermögen besessen, welches mich oft auf noch
entfernte Dinge aufmerksam machte."
"Ich glaube dir. Allah ist groß!"
"Freudige Dinge ahne ich nie vorher. Aber zuweilen erfaßt mich
eine Unruhe, eine Angst, als hätte ich etwas Böses begangen,
eine Unruhe, eine Angst, als hätte ich etwas Böses begangen,
dessen Folgen ich nun fürchten müsse. Dann ist sicher und
regelmäßig etwas geschehen, was mir Schaden bringt. Und wenn
ich später die Zeit vergleiche, so stimmt es ganz genau: die
Gefahr hat in demselben Augenblick begonnen, an welchem mich
die Angst überfiel."
"So wollen wir auf die Warnung achten, welche dir Allah
sendet."
Meine Besorgnis äußerte ihre Wirkung auch auf die Gefährten.
Das Gespräch stockte, und wir lagen wortlos beieinander, bis
der Tag anbrach. Kaum aber war es möglich, den Blick in die
Ferne zu richten, so kam Halef hereingeeilt und meldete, daß er
viele Reiter gesehen habe. Ihre genaue Zahl hatte er nicht
unterscheiden können.
Ich trat zum Pferde, nahm das Fernrohr aus der Satteltasche und
folgte Halef. Man erkannte mit dem bloßen Auge draußen auf
der Ebene eine Menge dunkler Gestalten; durch das Rohr
konnte ich sie deutlicher unterscheiden.
"Sihdi, wer ist es?" fragte Halef.
"Die Bejat sind es."
"Aber ihrer sind nicht so viele!"
"Sie kehren mit dem Raube zurück. Sie führen die Herden der
"Sie kehren mit dem Raube zurück. Sie führen die Herden der
Bebbeh bei sich. Wie es scheint, reitet der Khan mit einer Schar
schnell voran. Er wird also eher da sein, als die Andern."
"Was tun wir?"
"Hm! Warte! Ich werde dir Nachricht geben."
Ich kehrte zu den Gefährten zurück und unterrichtete sie von
dem, was ich gesehen hatte. Sie waren gleich mir überzeugt, wir
hätten von dem Khan nichts zu befürchten. Wir konnten ihm
keinen andern Vorwurf machen, als daß er uns von seinem
Vorhaben keine Mitteilung gemacht hatte. Wäre dies geschehen,
so hätten wir uns ihm nicht angeschlossen; denn es lag ja sicher
eine Gefahr für uns darin, in der Gesellschaft eines
Herdenräubers gesehen zu werden. Wir kamen überein, ihn zwar
vorsichtig, aber doch höflich zu empfangen.
Nun kehrte ich, vollständig bewaffnet, zu Halef zurück.
Der Khan kam mit seinem Trupp im Galopp herbei, und ehe fünf
Minuten vergangen waren, hielt er sein Pferd vor mir an.
"Sallam, Emir!" grüßte er. "Du hast dich wohl gewundert, mich
nicht bei euch zu sehen, als du erwachtest.
Aber ich hatte ein dringliches Geschäft zu besorgen. Es ist
gelungen. Blicke hinter dich!"
Ich sah nur ihm ins Gesicht.
"Du hast gestohlen, Khan Heider Mirlam!"
"Gestohlen?" fragte er mit ganz erstaunter Miene. "Wer seinen
Feinden nimmt, was er ihnen nehmen kann, ist der ein Dieb?"
"Die Christen sagen: ja, er ist ein Dieb, und du weißt, daß ich ein
Christ bin. Warum aber hast du gegen uns geschwiegen?"
"Weil wir dann Feinde geworden wären. Du hättest uns
verlassen?"
"Allerdings."