Predigten durch ein Jahr. Martin Luther
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Читать онлайн книгу Predigten durch ein Jahr - Martin Luther страница 9

Название: Predigten durch ein Jahr

Автор: Martin Luther

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753184319

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СКАЧАТЬ sagt mit einfachen, geringen Worten: «Schmecken sollen sie mein Abendmahl nicht.» Als wollte er sagen: Nun, mein Abendmahl ist auch etwas; und was gilt es, es soll viel besser sein, wie ihre Ochsen, Äcker und Häuser, oder Weiber, wenn sie es jetzt verachten und ihrer Äcker, Ochsen, Häuser viel köstlicher halten. Denn es wird die Stunde kommen, wenn sie ihre Ochsen, Äcker, Häuser verlassen müssen, daß sie gerne wollten mein Abendmahl schmecken. Aber es soll dann auch heißen: Lieber, ich bin jetzt nicht zu Hause, ich kann nicht auf die Gäste warten, gehet hin auf eurer Äcker, zu euren Ochsen, in eure Häuser, die werden euch wohl ein besseres Abendmahl geben, weil ihr mein Abendmahl frech und sicher verachtet habt. Ich hatte auf Gäste gewartet und viel Mühe damit gemacht; das habt ihr verachtet: habt Ihr es nun besser gekocht, so esset es und seit fröhlich, aber mein Abendmahl sollt ihr nicht schmecken.

      Dieses werden dann harte Worte und ein schreckliches Urteil sein an jenem Tage, wo er mit klaren Worten sein Abendmahl das Ewige Leben heißen wird, und ihrer Äcker, Ochsen und Häuser das höllische Feuer, und dabei fest bleiben, daß sie sein Abendmahl nicht schmecken sollen in Ewigkeit, das ist, es soll keine Hoffnung mehr da sein, daß ihnen geholfen werde. Denn da wird weder Buße noch Reue helfen. Darum sind dieses schreckliche heftige Worte, die des Hausherrn großen, unendlichen Zorn an. Denn das ist die Art von großen Herren und hohen Leuten: wenn sie zornig werden, so reden sie nicht viel Worte; was sie aber reden, da wiegt dann ein Worte wie ein Zentner; denn sie haben einen heftigen Sinn, als sie reden können. Wieviel mehr werden diese kurzen Worte des allmächtigen Herrn einen unaussprechliche Zorn deuten, der nie mehr versöhnt werden kann.

      Noch gehen wir also dahin als hätte solche harten, schrecklichen Worte etwa nur ein Narr oder ein Kind geredet, daß wir lachen möchten und Spotten; Bruder als wäre es unseren Herrn Gott der Scherz, und hören noch sehen nicht, daß der Text ganz klar sagt, er sei zornig und habe solches aus großem Zorn geredet, und er ist nicht ein Narr oder ein Kind, sondern der Herr und Gott über alles, vor welchem wir zittern und erschrecken (wie die Schrift sagt) die Berge mit Grund und Boden, auch beide, Meer und Wasser vor ihm fliehen. Noch ist der Mensch so hart und eisern, daß er sich gar nicht davor fürchtet, sondern noch verachtet und seinen Spott daraus macht.

      Aber wir Prediger sind hier entschuldigt; denn wir vermahnen euch treulich genug, daß ihr dieses Abendmahl mehr denn alles Geld um Gut auf dieser Erde sollt annehmen. Deswegen an jenem Tage die ganze Welt uns wird müssen Zeugnis geben und bekennen, wir haben keine Schuld. Denn wir sagen es so fleißig und treulich, daß auch unser Gegenteil davon weiß, und schimpft unsere Lehre eine Ketzerei. Das nehmen wir mit Dank von ihnen an. Denn damit bekennen sie, daß sie es ganz bestimmt gehört, gelesen und gesehen, und wir nicht geschwiegen haben. Haben wir aber nicht geschwiegen, sondern treu und fleißig alles gelehrt und gepredigt, also, daß unsere Feinde selber sagen: Wir haben es zu toll getrieben: ach! So laßt den Mann richten, den wir dafür halten, er hat es uns erzählt; und laß den Mann sie verteidigen oder uns verdammen, der sie treibt zu verdammen. Es gelte im Namen Gottes, welches der rechte Gott, welcher Christus der rechte Christ, welche Kirche die rechte Kirche ist; es wird sich finden, wenn der Schnee geht. Wir wollen Gott bitten, daß er uns in solcher Lehre und Glauben durch seinen Heiligen Geist gnädig erhalten wolle, so werden wir gewißlich willkommen und liebe Gäste zu dieser Mahlzeit sein. Das verleihe uns unser lieber Vater im Himmel um seines Sohnes, Christi Jesu, willen, durch seinen Heiligen Geist, Amen.

      Am dritten Sonntag nach Trinitatis

      Lukas 15,1-10

      Es nahten zu ihm allerlei Zöllner und Sünder, daß sie ihn hörten. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und ißt mit ihnen. Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat, und so er der eines verliert, der nicht lasse die neun und neunzig in der Wüste, und hingehe nach dem verlorenen, bis das ers finde? Und wenn er es gefunden hat, so legt er es auf seine Achseln mit Freuden. Und wenn er heim kommt, ruft er seinen Freunden und Nachbarn, und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, vor neun und neunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen. Oder welch ein Weib ist, die zehn Groschen hat, so sie der einen verliert, die nicht ein Licht anzündet und kehre das Haus, und suche mit Fleiß, bis daß sie ihn finde? Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen, und spricht: Freuet euch mit mir; denn ich habe meinen Groschen gefunden, den ich verloren hatte. Also auch, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder der Buße tut.

      Dieses ist eines der tröstlichen Evangelien, daß man im ganzen Jahr predigt, darin der Herr Jesus uns lehrt, daß sein Amt ein Hirtenamt ist, daß er den Sünder nachgehen, sie suchen und wieder zu recht bringen soll, daß sie dem Wolfe, dem Teufel, nicht zu Teil und ewig verdammt werden. Solche Predigt aber ist, daß allerlei Zöllner und Sünder den Herrn Christus nachliefen, daß sie seine Predigt hörten. Dieses sahen die Pharisäer und Schriftgelehrten, murrten darüber und legten ihm das sehr übel aus, als wäre es eine besondere Leichtfertigkeit. Denn einem Frommen Mann steht es zu, daß er sich zu Frommen Leuten halten und gesellen soll. Aber der Herr antwortet sehr wohl und sagt: Er tue eben das, daß sonst die Leute tun in anderen Sachen, an denen nicht einmal soviel gelegen ist. Will also von Pharisäern ungestraft sein und in seiner Sache recht erhalten.

      Denn dieses ist die Frage worum es hier geht: Wie mit den Sünder umzugehen und was mit ihnen zu tun sei? Es ist genau mit zwei Menschen, die doch beide Gottes Wort studiert haben, zusammen kommen; so ist die Antwort auf diese Frage sehr unterschiedlich. Die Pharisäer und Schriftgelehrten wissen von Gottes Worten nicht mehr, denn was Mose und das Gesetz gelehrt. Weil nun das Gesetz immer so predigt: Gott will denen gnädig sein, die fromm sind und seine Gebote halten; dagegen die Bösen, die seine Gebote nicht halten, strafen; daher kommt es, daß die Pharisäer und Schriftgelehrten hier meinen, es wäre von den Menschen nicht recht, mit den Sündern umzugehen, denn wie Gott mit ihnen umgeht. Weil Gott über sie zornig ist, sich ihrer nicht annimmt, sollen sie die Leute auch nicht annehmen, sondern fahren lassen.

      Genauso urteilt unsere Vernunft auch. Sobald ein Mensch seine Sünden spürt und gewahr wird, denkt er, Gott zürne, es sei keine Gnade da, man müsse ein großes Unglück erwarten. Wie wir es an Adam und Eva auch sehen: als sie von dem verbotenen Baum gegessen, und das Gewissen ihnen schlug, sie hätten wieder Gott getan; da verkrochen sie sich und durften sich nirgends sehen lassen. An den jungen Kindern sehen wir es auch: wenn sie wissen, daß sie Unrecht getan haben, verstecken sie sich. Denn das ist die Art der Sünde, daß sie ein ängstliches Herz macht, daß sich um Ungnade und Strafe sorgt. Da aber, wo das Gewissen unschuldig ist, da bekommt der Mensch einen Mut, fragt nichts danach, ob jemand sich ungnädig stellt; denn dar steckt das Vertrauen immer im Herzen. Du weißt, daß unschuldig ist, es wird sich ein anderer finden, der schuldig ist, daß du frei ausgehen wirst.

      Wenn nun ein Herz, daß weiß das es schuldig ist, natürlich nichts anderes kann als sich fürchten, und deswegen alle Gnade vergißt, und auf Ungnade wartet, also urteilen die Pharisäer hier von den Sündern auch. Sie sehen, daß Zöllner und Sünder in einem sündigen Stande bis er gelebt; schließen deswegen schnell darauf: Mit bösen Buben soll niemand umgehen, noch ihnen einige Gnade beweisen; denn Gott selbst ist ihnen ungnädig, will ihrer nicht, will nur fromme, gottesfürchtige Herzen haben, die mit solchen groben Sünder nicht geladen sind.

      Aber da denke du ihm nach, wenn solch ein Urteil wahr sein soll, daß Gott mit den Sündern keine Geduld tragen und immer mit der Keule zuschlagen will, wie wird es uns allen gehen? Wo wird er Leute und eine Kirche haben? Denn wenn wir auch in äußerlichen groben Sünden und Laster nicht liegen: es ist, Gott Lob! Mancher Ehemann, der seine Ehe nicht gebrochen, mancher, der mit der Hand nicht gemordet, nicht gestohlen, noch anderes getan hat, daß unehrlich und ungöttlich ist, so müssen wir uns alle vor Gott als Sünder bekennen. Denn wir sehen und erfahren, daß in unseren Herzen nichts Gutes ist, wenn auch an einem die Hände, der Mund und andere Glieder rein sind СКАЧАТЬ