Predigten durch ein Jahr. Martin Luther
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Predigten durch ein Jahr - Martin Luther страница 12

Название: Predigten durch ein Jahr

Автор: Martin Luther

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753184319

isbn:

СКАЧАТЬ haben, daß es nicht eine Barmherzigkeit ist, wie der Sünder und Zöllner ist: die üben auch (wie Christus kurz vor diesen Evangelium sagt) Barmherzigkeit unter einander, liebt einer den anderen, erzeigt einer dem anderen Wohltat und Freundschaft, leiht einer dem anderen; aber solches tun sie darum, daß sie Gleiches wieder nehmen. Das ist eine falsche Barmherzigkeit, die darum Gutes tun, daß sie wieder Gutes oder Besseres empfangen.

      Wir aber, so wir Christen sind, sollen barmherzig sein, wie unser Vater im Himmel: nicht allein gegen die, die unsere Freunde sind, sondern gegen jedermann, auch gegen die, so uns feind sind und verfolgen, auch wenn wir denken, sie sind es nicht wert, daß er ihnen ein freundliches Wort zu sprechen. Wie wir auch erfahren, wie schwer uns das wird. Ei, sprechen wir, was geht mich der Bube an, er hat mir die dies oder das getan, ich erkenne sein unnützes Maul wohl, warum sollte ich ihm helfen? Ich wollte eher, daß ihn die Läuse fräßen. Also will unsere Natur immer uns auf eine falsche Barmherzigkeit ziehen, welcher nur auf unsere Mitgenossen geht, die mit uns Büberei treiben; mit den anderen wollen wir nichts zu schaffen haben.

      Dieses ist meine Meinung nicht, spricht Christus; sondern wenn euch gleich eure Nächsten beleidigt haben, wollt ihr Christen sein, so denkt, daß ihr barmherzig seid, und so barmherzig, wie euer Vater ist, sonst könnt ihr nicht seine Kinder, noch meine Brüder sein, der ich euch mit meinem Blut von Sünden und Tod erlöst habe. Denn das müßt ihr alle bekennen, daß ihr eurem Gott und Vater im Himmel alles Leid und viel Verdruß getan habt, und seine Gebote nicht gehalten, ja, alle über treten habt, so hätte er Ursache genug zu sagen: Sollte ich meinen Sohn für solche bösen Buben geben? Zum Teufel mit ihnen, in den Abgrund der Hölle; denn sie fürchten, lieben und Vertrauen mir nicht, ja, verachten, lästern und hassen mich, schwören und fluchen bei meinem Namen, verfolgen und verdammen mein Wort, sind den Eltern und Obrigkeit ungehorsam, sind Mörder, Ehebrecher, Diebe, Geizhälse, Wucherer, Meineidige, in der Summe, sie tun alle Übel, darum laß sie da hin fahren, wo sie hingehören. Also könnte Gott, spricht Christus, zu euch auch sagen: aber er tut es nicht, sondern über alle eure Bosheit fährt er zu und ist gütig und gnädig, gibt nicht allein Leib und Leben, Essen und Trinken, Weib und Kind, Nahrung und alle Notdurft zu diesem Leben, sondern auch seinen Sohn und das ewige Leben.

      Solche Barmherzigkeit sollt ihr auch lernen üben. Denn wo schon jemand dich beleidigt, und getan hat, das dir nicht gefällt: was ist das gegen dem, daß du so oft und schwer gegen Gott getan hast? So nun Gott eine so große Barmherzigkeit hat, daß er seinen Feinden seinen eingeborenen Sohn schenkt, daß sie durch ihn erlöst werden von der Sünde und Tod; begibt uns dazu Seele, Leib, Gut und alles, was wir bedürfen, da er ja eigentlich Strafen ja, Hagel, Donner, Blitz und höllisches Feuer, und noch viel mehr Unglück schicken sollte: so lerne du auch an diesem Beispiel, daß du sagen kannst: Ob mich wohl dieser oder jener stark beleidigt hat, daß ich ihm wünschen würde es sollten ihn die Maden fressen, so will ich es doch nicht tun. Denn dieses wäre nur eine heidnische, und nicht eine christliche Barmherzigkeit. Hat er mir Übel und Unrecht getan: nun, wer weiß, wie ich es verdient hätte. Ich will ihn darum jetzt nicht, da er meiner Hilfe bedarf, laufen lassen; denn ich sehe, daß er Hilfe bedarf und ich ihm helfen kann. Also tut mein Vater im Himmel doch auch mit mir.

      Man sieht, was für ein großer Frevel in unserem Volk überall ist, jeder will für seine Arbeit und seine Ware soviel Geld haben, wie er nur bekommen kann. Jedermann sammelt Geld, schlemmt und praßt, belügt und betrügt daneben einer den anderen, wo er nur kann. Dieses sollte wohl eine Unlust machen, wenn sie in eine Not kommen, daß man denken würde: Das ist richtig, damit die Buben müde werden. Aber ein Christ soll nicht so tun, sondern sagen: Was liegt mir daran, ob sie gleich böse sind? Dieses soll mich nicht bewegen, daß ich auch wollte böse sein, ich will tun wie ein guter Baum. Wenn man die Früchte abbricht, die er getragen hat, über ein Jahr bringt der andere, und zürnt darum nicht, also will ich es auch tun. Habe ich dir zuvor Gutes getan, und du bist und dankbar gewesen und hast mir dagegen Böses getan; damit sollst du mich nicht bewegen, daß ich auch sollte böse werden. Du bist ein Dornstrauch, der nichts weiter kann als stechen, so bleibe es, darum will aber ich keiner werden, sondern ein feiner, fruchtbarer Weinstock bleiben und gute Trauben bringen. Denn also tut mein Vater in Himmel auch: Der gibt bösen Buben genau so, als Frommen und Gerechten, Vieh, Ochsen, Eier, Butter, Käse, Haus, Hof, Geld, Gut, Leib und Seele, Frieden, schönes Wetter, und was man bedarf. Er läßt die liebe Sonne leuchten, obwohl wir wohl verdient hätten, daß er höllisches Feuer herunter regnen ließe. Aber er tut es nicht: er will kein Dornstrauch werden wegen unseres Undankes willen; sondern spricht: Wollt ihr nichts anderes denn böse sein, so will ich doch gut bleiben, meine Sonne, meinen Regen über Böse und Gute gehen lassen.

      Das ist das Beispiel, welches unser lieber Herr Christus uns zeigt, daß wir in solcher Frömmigkeit auch bleiben, und anderer Leute Bosheit uns nicht dazu verleiten sollen, daß wir auch böse werden, wie es in der Welt geschieht, die rächt sich, bezahlt gleiches mit gleichem. Das soll unter den Christen nicht sein, sondern sollen sagen: Du bist ein Dornstrauch, hast mich übel gestochen; aber um deiner Sünde willen will ich nicht auch zu einem Dornstrauch werden, sondern dir in deiner Not alles Gute tun; dazu Gott für dich bitten, daß er dir solches vergeben, und dich aus dem Dornstrauch zum schönen fruchtbaren Weinstock machen wolle. Das heißt: «Seid barmherzig, wie euer Himmlische Vater barmherzig ist,» der seinen ärgsten Feinden das allerbeste tut.

      Nun muß man aber solches also verstehen, daß man nicht denke, Gott will alle Strafe verboten und hinweg haben. Denn Christus predigt hier seinen Jüngern, die kein Regiment hatten. Die Kinder im Hause, die Bauern im Dorf, die Bürger in der Stadt, die Politiker in der Regierung, da verhält es sich anders, denn im Haus regiert Vater und Mutter, im Dorf der Richter, in der Stadt der Bürgermeister usw. die Kinder im Haus, die Bauern im Dorf die Bürger in der Stadt, die Politiker in der Regierung sind alle gleich untereinander, deswegen sollen sie diese Regel untereinander halten, welche der Herr hier gibt, daß keiner dem anderen soll übles tun, sondern untereinander barmherzig sein. Wo aber die Personen ungleich sind, als, Politiker in der Regierung gegen das Volk, der Richter über die Leute, da soll man keine Barmherzigkeit gegen die bösen brauchen, sondern das Böse strafen. Also sollen die Eltern nicht barmherzig sein gegen die Kinder, wenn sie böse sind, sondern strafen, was zu strafen ist, und nichts übersehen. Das fordert Gott von ihnen; und wo Sie es nicht tun, müssen sie Gott harte Rechenschaft dafür geben.

      Also geht dieser Befehl Christi von der Barmherzigkeit allein auf die, die gleich sind. Wo aber ungleiche Personen sind, der soll ein jeder seines sonderlichen Befehls warten, und sich die Barmherzigkeit an solchem Befehl nicht hindern lassen. Aber wo gleiche Personen sind, Bürger gegen Bürger, Bauer gegen Bauer, Kind gegen Kind, da soll ein Christ sprechen: Du hast mir Leid und Übel getan, daß dir es Gott vergebe; aber ich habe dich darum nicht zu strafen. Das heißt Barmherzigkeit.

      Wo nun dir weiter Leid geschieht, so sage es deinem Vater, Richter, Bürgermeister, und sprich: Daß und das tut mir der; auf das du nur nicht richtest noch urteilst. Also soll kein Kind das andere, kein Bauer, kein Bürger den anderen schlagen, kein Mensch soll den anderen übervorteilen; sondern es soll der Obrigkeit angesagt werden: Dies und das ist mir widerfahren, ich aber soll es nicht strafen, denn ich habe das Amt dazu nicht. Das heißt denn auch eine Barmherzigkeit, wo man dies ordentliche Mittel sucht bei denen, die dazu die Macht haben, daß den bösen Buben der Mutwillen genommen wird. Also tat Josef. Der sah viel Unrecht von seinen Brüdern, aber er selbst straft es nicht, denn es war ihm nicht befohlen; sondern sagte es dem Vater an: Vater, so tut Simeon, so tut Levi; ihr mögt zusehen und wehren. Das war recht und wohl getan, und ein sonderliches Werk der Barmherzigkeit. Aber er verdiente Ungunst, Haß und Neid damit. Denn seine Brüder konnten es nicht glauben, daß er es so gut mit ihnen meinte und so ein großes Werk der Barmherzigkeit an ihnen täte. Denn mit solchem Ansagen half Josef der Seele vom Teufel und dem Leibe vom Henker.

      Also solle es unter den Kindern und Menschen auch noch gehen, daß niemand sich selbst räche, sondern aus sanftem und nicht bitterem Herzen der Herrschaft, den Eltern oder Herrn es sage, was für ein Unrecht geschehen ist. Damit hilft eins dem anderen an Leib, Geld und Gut, ja auch an der Seele, daß du nicht mehr so faul, unachtsam, untreu bist, sondern dich besserst. СКАЧАТЬ