Abende auf dem Gut Dikanka. Nikolai Gogol
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Читать онлайн книгу Abende auf dem Gut Dikanka - Nikolai Gogol страница 8

Название: Abende auf dem Gut Dikanka

Автор: Nikolai Gogol

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752962369

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СКАЧАТЬ Sippe schreien!«

      »Aber er hat doch so geschrien, als ob man ihn abwürgte!«

      »Was schreit ein Mensch nicht alles im Schlaf!«

      »Na, wie du meinst. Ich geh’ nachsehen. Mach mal Feuer!«

      Der andere Zigeuner stand brummend auf, ließ ein paar Funken wie Blitze vor sich aufstieben, blies den Zunder mit dem Munde an und ging mit seinem Lämpchen in der Hand — einer der üblichen kleinrussischen Lampen, die aus einem zerbrochenen Scherben, der mit Hammelfett gefüllt ist, bestehen — die Straße hinunter.

      »Halt, hier liegt jemand! Komm her und leuchte mir!«

      Noch einige Menschen schlossen sich ihm an.

      »Was liegt da, Wlas?«

      »Es sieht ganz nach zwei Menschen aus: der eine liegt oben, der andere unten; wer von ihnen der Teufel ist, weiß ich nicht!«

      »Wer liegt oben?«

      »Ein Frauenzimmer!«

      »Dann ist das der Teufel!«

      Ein allgemeines Gelächter weckte fast die ganze Straße.

      »Ein Frauenzimmer ist auf einen Kerl raufgekrochen, na, die versteht das Kutschieren!« sprach einer aus der herumstehenden Menge.

      »Seht doch bloß, Brüder!« sprach ein anderer und hob einen Scherben des Topfes auf, von dem nur noch die eine Hälfte auf dem Kopfe Tscherewiks ganz geblieben war. »Was der gute Mann sich für eine Mütze aufgesetzt hat!«

      Der Lärm und das Gelächter, die immer mehr anschwollen, riefen unsere beiden Toten wieder ins Leben zurück, Tscherewik und seine Frau, die voll Entsetzen über den überstandenen Schreck, mit starrem Blick in die braunen Gesichter der Zigeuner schauten. Beim unsicheren Flackern des Lichts erschienen sie wie ein Haufen Gnomen, umhüllt von einem unterirdisch schweren Qualm in der Finsternis einer tiefen Nacht.

      10

      Packe dich, Satansbrut!

       Aus einem kleinrussischen Schwank

      Die Frische des Morgens wehte über der erwachten Stadt. Aus allen Schloten stiegen Rauchsäulen der Sonne entgegen. Auf dem Jahrmarkt wurde es wieder lebendig. Schafe blökten, Pferde wieherten, das Schnattern der Gänse und der Händlerinnen erfüllte wieder das ganze Lager — und die schrecklichen Gerüchte vom roten Kittel, die in der geheimnisvollen Stimmung der Dämmerstunde die Menschen in eine solche Angst versetzt hatten, waren mit dem Heraufkommen des Morgens verschwunden.

      Gähnend und sich räkelnd schlummerte Tscherewik in der strohgedeckten Scheune seines Gevatters unter Ochsen, Mehlsäcken und Weizen weiter und schien gar keine Lust zu haben, sich von seinen Träumen zu trennen, als er auf einmal eine Stimme vernahm, die ihm ebenso vertraut vorkam, wie der gesegnete Ofen seiner Stube oder die Kneipe einer entfernten Verwandten, die keine zehn Schritt von der Schwelle seines Hauses entfernt war, diese Zufluchtsstätten seiner großen Faulheit.

      »Steh auf! Steh auf!« knurrte die zärtliche Gattin, die ihn aus aller Kraft am Arm zerrte, über seinem Ohr.

      Statt jeder Antwort blies Tscherewik die Backen auf und begann mit den Armen zu fuchteln wie ein Trommelschläger.

      »Du verrückter Kerl!« schrie sie und prallte vor dem Schwung seiner Hand, die ihr beinahe ins Gesicht gefahren wäre, zurück.

      Tscherewik erhob sich, rieb sich die Augen und sah sich um.

      »Hol’ mich der Henker! Aber deine Fratze kam mir wie eine Trommel vor, auf der ich den Zapfenstreich schlagen mußte, mein Täubchen. Akkurat wie die Moskowiter! diese Schweinsfratzen, von denen der Gevatter sagt ...«

      »Laß das Tratschen! Geh, führ die Stute auf den Markt. Es ist einfach zum Lachen. Wir sind auf den Jahrmarkt gekommen, und bisher ist noch keine Handvoll Hanf verkauft ...«

      »Ja, Frauchen,« sagte Tscherewik, »jetzt wird man schön über uns lachen!«

      »Geh, geh! Man lacht ohnehin über dich!«

      »Du siehst ja, ich habe mich noch nicht gewaschen!« fuhr Tscherewik gähnend und sich den Rücken kratzend fort, um Zeit für seine Faulheit zu gewinnen.

      »Du hast dir ja eine recht passende Zeit für deine Reinlichkeit gewählt! Wann war sowas bei dir Sitte? Da ist ein Handtuch für dich, wisch dir deine Fresse ab.«

      Sie ergriff etwas, das zu einem Knäuel geballt dalag, und — schleuderte es entsetzt von sich: es war der Ärmelaufschlag eines roten Kittels.

      »Geh schon, geh an deine Sachen!« wiederholte sie, bereits wieder ermutigt, als sie sah, daß ihm vor Angst die Beine gelähmt waren und die Zähne klapperten.

      »Das wird ja jetzt ein schönes Geschäft werden!« brummte er bei sich, während er die Stute losband und sie auf den Platz führte. »Nicht ohne Grund also lag mir’s, als ich zu diesem verfluchten Jahrmarkt fuhr, so schwer auf der Seele, als hatte mir jemand eine krepierte Kuh aufgeladen; und die Ochsen sind ja auch zweimal von selbst mitten auf dem Wege umgekehrt. Und da fällt mir ein, wir sind ja auch am Montag abgereist. Da haben wir die Bescherung! ... Ein schöner Störenfried ist mir dieser verdammte Teufel: Kann er nicht seinen Kittel ohne den einen Ärmel tragen! Aber nein, er gönnt den Leuten ihre liebe Ruhe nicht. Wenn ich beispielsweise, was Gott bewahre, der Teufel wäre, — hätte ich mich da um solch einen verfluchten Fetzen herumgetrollt?«

      Hier wurde unser Tscherewik durch eine fette und schrille Stimme in seinem Philosophieren unterbrochen. Vor ihm stand ein großer Zigeuner.

      »Was hast du zu verkaufen, guter Mann?«

      Der Händler blieb eine Weile stumm, sah ihn vom Kopf bis zu den Füßen an und sagte dann mit ruhiger Miene, ohne stehen zu bleiben oder die Zügel aus der Hand zu lassen: »Du siehst ja selbst, was ich zu verkaufen habe!«

      »Riemen?« fragte der Zigeuner und blickte auf die Zügel in Tscherewiks Hand.

      »Jawohl, Riemen — wenn eine Stute 'nem Riemen ähnelt!«

      »Potztausend, Landsmann! Du hast sie wohl mit Stroh gefüttert!«

      »Mit Stroh?«

      Tscherewik wollte eben die Zügel anziehen, um seine Stute vorzuführen, und den schamlosen Beleidiger Lügen zu strafen; aber seine Hand fuhr ihm mit ungewöhnlicher Leichtigkeit ans Kinn. Was sah er! — Die Zügel waren durchgeschnitten, und daran gebunden sah man — oh Entsetzen! Seine Haare standen ihm zu Berge! — den Ärmelfetzen eines roten Kittels! ... Ausspuckend, sich bekreuzigend, und mit den Armen fuchtelnd floh er von dannen vor diesem unerwarteten Geschenk, und verschwand flinker als irgendein junger Bursch in der Menge.

      11

      Wes das Korn, des die Prügel.

       Sprichwort

      »Haltet ihn! Haltet ihn!« so schrien einige Burschen am schmalen Ende der Straße, und Tscherewik fühlte, wie er plötzlich von festen Händen gepackt wurde.

      »Bindet СКАЧАТЬ