Название: Verschiedene Texte
Автор: Martin Luther
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783753184326
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Jetzt führt man mich in bezug auf den Empfang des Abendmahls unter beiderlei Gestalt und einige andere hochwichtige Dinge zur Schule. Bisher habe ich Narr gemeint, daß es schön wäre, wenn durch ein allgemeines Konzil beschlossen würde, daß das Abendmahl den Laien unter beiderlei Gestalt gegeben würde. Darüber will mich der überaus gelehrte Bruder eines besseren belehren und sagt, daß es weder von Christus noch den Aposteln geboten oder geraten sei, den Laien (das Sakrament) in beiderlei Gestalt darzureichen. Darum sei es dem Urteil der Kirche anheimgestellt, was hier zu tun oder zu lassen sei; dem solle man sich beugen. So seine Worte.
Nun fragst du vielleicht, welche Tollheit diesen Menschen leitet oder gegen wen er schreibt, da ich doch den Gebrauch des Abendmahls unter einerlei Gestalt nicht verworfen und es dem Urteil der Kirche überlassen habe, den Gebrauch des Sakraments unter beiderlei Gestalt anzuordnen. Das versucht er selbst zu verfechten und will doch eben damit gegen mich streiten. Darauf antworte ich, daß diese Art zu disputieren alle die an sich haben, die gegen Luther schreiben: sie stellen eine Behauptung auf, die sie dann anfechten, oder sie erdichten etwas, gegen das sie dann losziehen.
Weil ich nun sehe, daß sie Zeit und Papier genug haben, will ich mir Mühe geben, daß sie genug zu schreiben bekommen. Ich will ihnen nämlich zuvorkommen: während diese Großmäuler noch über eine meiner Ketzereien (denn dafür halten sie es) als glorreiche Sieger triumphieren, will ich mittlerweile eine neue vorbringen. Denn auch ich will, daß solche hervorragenden Kriegsführer mit vielen Ruhmestiteln geziert werden. Deshalb, während sie sich darüber aufregen, daß ich den Genuß des Sakraments in beiderlei Gestalt lobe, und sie von dieser großen und an sich sehr wichtigen Sache völlig mit Beschlag belegt sind, will ich fortfahren und nunmehr zu zeigen versuchen, daß alle die gottlos sind, die den Laien den Genuß des Abendmahls in beiderlei Gestalt verweigern. Um das möglichst sinnvoll zu tun, will ich ein Vorspiel von der Gefangenschaft der römischen Kirche anfangen. Zu seiner Zeit will ich mehr bieten, wenn die überaus gelehrten Papisten erst dieses Buch ›überwunden‹ haben werden.
Grundsätzlich und als erstes muß ich verneinen, daß es sieben Sakramente gibt, und kann zur Zeit drei dafür setzen: die Taufe, die Buße, das Brot. Und diese alle sind uns durch die römische Kurie in elende Gefangenschaft geraten, und die Kirche ist all ihrer Freiheit beraubt. Allerdings: wenn ich mich nach der Schrift richten will, kenne ich nur ein einziges Sakrament und drei sakramentale Zeichen, Davon mehr zu seiner Zeit. Aber jetzt zuerst
Über das Sakrament des Brotes
Ich will also sagen, wie ich beim Nachdenken über die Verwaltung dieses Sakraments weitergekommen bin. Denn zu der Zeit, als ich den Sermon von dem Abendmahl herausgab, hielt ich mich noch an den allgemeinen Brauch, kümmerte mich auch nicht um des Papstes Recht oder Unrecht Aber jetzt, wo man mich herausgefordert hat und mir keine Ruhe läßt, ja mich vielmehr mit Gewalt in diesen Streit zerrt, will ich frei heraus sagen, was ich davon halte, mögen nun die Papisten alle zusammen lachen oder weinen.
Es gibt zwei Stellen, welche hiervon ganz klar handeln: die Evangelien beim Bericht über das letzte Mahl des Herrn und Paulus 1. Kor. Kapitel 11. Die wollen wir besehen. Denn Matthäus, Markus und Lukas stimmen darin überein, daß Christus allen Jüngern das ganze Sakrament gegeben. Und daß Paulus (den Genuß des Abendmahls in) beiderlei Gestalt überliefert hat, ist sicher. Es ist also keiner jemals so unverschämt gewesen, daß er etwas anderes gesagt hätte. Nimm noch hinzu, was Matthäus berichtet: nicht vom Brot habe Christus gesagt: ›Esset alle davon‹, sondern vom Kelch: ›Trinket alle daraus‹ (Matth. 26, 27). Und ebenso sagt Markus nicht: ›sie aßen alle davon‹, sondern: ›sie tranken alle daraus‹ (Mark. 14, 23). Sie setzen also beide den Hinweis auf die Allgemeinheit zum Kelch und nicht zum Brot, so als ob der heilige Geist dieses künftige Schisma vorhergesehen hätte, das den Genuß des Kelches einigen verbietet, von dem doch Christus wollte, daß er allen gemeinsam sein sollte. Mit was für einer Leidenschaft, meinst du, würden sie gegen uns wüten, wenn sie das Wörtlein ›alle‹ beim Brot und nicht beim Kelch gefunden hätten! Gar keine Ausflucht würden sie uns gönnen, sie würden schreien, uns zu Ketzern machen und als Schismatiker verdammen. Aber weil es unsere Auffassung stützt und nicht die ihre, lassen sie sich durch keinen logischen Schluß bewegen, die als Menschen mit ganz freiem Willen auch in den Dingen, die Gott angehen, ändern und wieder ändern und alles in Unordnung bringen.
Ich bekenne, daß ich durch diesen Grund, der mir unüberwindlich ist, überwunden bin und weder gelesen noch gehört oder gefunden habe, was ich dagegen sagen könnte. Denn hier steht das Wort und Beispiel Christi absolut fest, und er sagt es nicht, als ob ers nur zuließe, sondern gebietend: ›Trinket alle daraus.‹ Denn wenn alle trinken sollen, dann kann das nicht allein als zu den Priestern gesagt verstanden werden. So ist es ganz gewiß gottlos, die Laien, die es begehren, davon auszuschließen, und wenn es schon ein Engel vom Himmel täte (Gal. 1, 8). Denn wenn sie sagen, es sei dem Willen der Kirche anheimgestellt, in welcher Gestalt sie (das Abendmahl) austeilen wolle, so wird das ohne Grund gesagt und ohne Schriftbeleg vorgewendet und wird ebenso leicht widerlegt, wie es behauptet wurde. Wenn man aber den Laien eine Gestalt verweigern kann, dann kann man ihnen auch einen Teil der Taufe und der Buße nach dem gleichen Willen der Kirche entziehen, weil überall der gleiche Grundsatz und die gleiche Macht gilt. Darum, wie die ganze Taufe und die ganze Absolution erteilt wird, so soll auch das ganze Sakrament des Brotes allen Laien gegeben werden, wenn sie es begehren.
Was mich aber am meisten bedrängt und mich ganz gefangenhält, ist, daß Christus sagt (Matth. 26, 28): ›Das ist mein Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.‹ Hier siehst du ganz klar, daß das Blut allen gegeben wird, für deren Sünde es vergossen ist. Wer darf aber sagen, daß es nicht für die Laien vergossen ist? Oder siehst du nicht, zu wem er redet, als er den Kelch gibt? Gibt er ihn nicht allen? Sagt er nicht, es sei für alle vergossen? Er sagt: ›Für euch!‹
Ich beschwöre dich aber, was besteht für ein Zwang, was für religiöse Bedenken können wir haben und wozu dient es, den Laien (den Genuß des Abendmahls in) beiderlei Gestalt, d. h. das sichtbare Zeichen, zu verwehren? Dabei gestehen ihnen doch alle das Sakrament als solches zu – allerdings ohne das Zeichen. Gestehen sie ihnen nun das Sakrament als solches zu, was ja das Wesentliche ist, warum nicht auch das Zeichen, das von geringerer Bedeutung ist? Denn in jedem Sakrament ist das Zeichen, soweit es nur ein Zeichen ist, von unvergleichlich geringerer Bedeutung als das Sakrament selbst. Was hindert es also, so frage ich, das Unwesentlichere zu geben, wo man doch das Wesentliche gibt? Mir scheint, das hat der zürnende Gott geschehen lassen, um damit eine Ursache für die Trennung in der Kirche zu geben. Das soll ein Hinweis darauf sein, daß wir das wahre Sakrament längst verloren haben und um des äußeren Zeichens willen, dessen, was ganz unwesentlich ist, gegen die einzig wichtige Sache ankämpfen, so wie einige für die äußerlichen Kirchenbräuche und gegen die Liebe streiten. Ja, dieses Ungeheuerliche scheint zu einer Zeit entstanden zu sein, als wir gegen die christliche Liebe anfingen, auf den Reichtum dieser Welt ganz versessen zu sein, damit uns Gott durch dieses schreckliche Zeichen zu verstehen gäbe, daß wir die äußerlichen Zeichen höher achten als die Dinge selbst. Was für eine Torheit wäre es, wenn du zwar zugäbest, daß dem Täufling der Glaube der Taufe gegeben wird, wolltest ihm aber verwehren, daß ihm auch das Zeichen dieses Glaubens, nämlich das Wasser, gegeben würde.
Zuletzt bleibt Paulus unüberwunden, der aller Mund verstopft, wenn er 1. Kor. 11, 23 sagt: ›Ich habe es vom Herrn empfangen, was ich euch gegeben habe.‹ Nicht sagt er, wie es der Bruder (Alfeld) in seiner Phantasie zusammenlügt: was ich euch erlaubt habe. Es ist auch nicht wahr, daß er ihnen um ihres Streites willen beiderlei Gestalt zugelassen habe. Erstens zeigt es der Text selbst, daß СКАЧАТЬ