Название: Toxikologie für alle
Автор: Helmut Greim
Издательство: John Wiley & Sons Limited
Жанр: Химия
isbn: 9783527826513
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14.11 Immunreaktionen
Die Darmschleimhaut weist ein ausgeklügeltes System der Immunabwehr auf, das gegen eindringende Mikroorganismen und Nahrungskomponenten gerichtet ist. Normalerweise arbeitet es unauffällig, aber in Einzelfällen kann es zur Auslösung von Nahrungsmittelallergien, lokaler Gewebsentzündung und Autoimmunerkrankung führen.
Nach Verzehr von allergenen Nahrungskomponenten kann das Immunsystem gegen diese Komponenten sensibilisiert werden. Erneuter Verzehr führt dann zu einer allergischen Reaktion u. a. durch Freisetzung von Histamin. Die Folgen können auf den Magen-Darm-Trakt begrenzt bleiben (Bauchschmerzen, Durchfall, Flatulenz) oder andere Körperfunktionen betreffen (Blutdruckabfall, Asthmaanfall, Hautausschlag). Allergieähnliche Symptome, die durch eine histaminhaltige Nahrung oder durch histaminfreisetzende Stoffe aus Nahrungskomponenten ausgelöst werden, nennt man Pseudoallergie.
Die Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, verursacht durch eine (lebenslange) Unverträglichkeit gegenüber dem in vielen Getreideformen vorkommenden Eiweiß Gluten bzw. der Unterfraktion Gliadin und Verwandten. Gliadin ist ein schlechtes Substrat für Verdauungsproteasen. Seine unvollständigen Abbauprodukte werden in das Gewebe aufgenommen und dort von Transglutaminase deaminiert und modifiziert. Diese Produkte induzieren die Proliferation abwehrender T-Zellen und die Produktion von Antikörpern, wodurch eine Mischung aus allergener und autoimmuner Antwort entsteht und eine lokale Entzündung ausgelöst wird. Die Epitheloberfläche nimmt massiv ab, verliert ihre Fähigkeit zur ausreichenden Nährstoffresorption und wird undicht. Die Erkrankung betrifft ganz überwiegend Menschen mit einem bestimmten immunologischen Merkmal (engl. major histocompatibility complex, MHC). Die einzig wirksame und oft lebensrettende Therapie liegt im Vermeiden von Getreiden, die Gliadin oder gliadinanaloge Proteine enthalten.
14.12 Krebs
Während in vielen westlichen Industrieländern der Dickdarmkrebs sehr häufig ist, sind in anderen Teilen der Welt andere Abschnitte des Magen-Darm-Traktes betroffen, so der Mund in Indien, die Speiseröhre in China oder der Magen in Japan. Japaner, die in die USA emigriert waren, wiesen zunächst die gleiche Krebslokalisation auf wie in Japan (zumeist Magenkrebs). Bei den Nachkommen in der ersten und zweiten Generation glich sich das Krebsmuster immer mehr dem USA-typischen Krebsmuster an (Dickdarmkrebs, weniger Magenkrebs). Aus dieser und vergleichbaren anderen Untersuchungen lässt sich schließen, dass landesspezifische Faktoren, z. B. auch Infektionen, aber auch der Lebensstil und die Art der Ernährung eine wichtige Rolle spielen. Magenkrebs in Japan wurde mit dem Verzehr von nitrosaminreichen Fisch- und Meeresfrüchten sowie einem hohen Salzgehalt erklärt, Dickdarmkrebs in westlichen Industrieländern mit dem niedrigen Gehalt an Ballaststoffen, Mundkrebs in Indien mit dem Kauen von Betelnuss und Speiseröhrenkrebs mit Zinkmangel, Alkohol, Rauchen und Verzehr von ungeschältem Getreide.
Der Dünndarm ist viel seltener von Krebserkrankungen betroffen als andere Segmente des Magen-Darm-Traktes; der Grund ist unklar.
Alkohol und Rauchen können das Krebsrisiko in allen Darmabschnitten erhöhen, in der Speiseröhre durch den direkten Kontakt mit den verschluckten Inhaltsstoffen des Tabakrauches.
Die Schwierigkeiten, die bei der Übertragung von Tierversuchsergebnissen auf den Menschen auftreten können, lassen sich am Beispiel des Antioxidationsmittels Butylhydroxyanisol verdeutlichen. Eigentlich mindern viele Antioxidationsmittel die krebserzeugenden und toxischen Effekte von Chemikalien. Wenn jedoch Butylhydroxyanisol in hohen Konzentrationen (2%) im Tierversuch dem Futter zugefügt wird, induziert es an der Ratte Tumoren im Vormagen. Wegen der spezifischen Tumorlokalisation im Vormagen (der Mensch hat keinen Vormagen) und fehlender Genotoxizität der Substanz wird davon ausgegangen, dass die viel niedrigeren Konzentrationen bei der Anwendung als Lebensmittelzusatzstoff kein Krebsrisiko für den Menschen darstellen.
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