Der Reichtagbrandprozess. Walter Brendel
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Название: Der Reichtagbrandprozess

Автор: Walter Brendel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783966512060

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СКАЧАТЬ Pulte niedriger und hinten höher. Ich riss ein größeres Stück von der Portiere herunter und rannte damit auf die andere Seite des Saales, wo ich einen Teil der Portiere niederwarf. (Vermerk: Dadurch sind die Portieren im Ausgang zu H 69 in Brand geraten.) Ich lief wieder zu der ersten Portiere zurück, riss noch ein Stück Portiere ab und lief in dem Gang weiter. In einem zweiten Gang brannte ich eine Gardine an und ein Sofa darunter. Da es hier zu schnell brannte und ich auch keinen neuen Stoff zum Weitertragen des Feuers hatte, rannte ich wieder an den Eingang zum Plenarsaal zurück, wo ich mir ein großes brennendes Tuch holte. In diesem Augenblick hörte ich auf der gegenüberliegenden Seite des Saales Stimmen. (Vermerk: siehe Vernehmung des Polizeileutnants Lateit.) Ich lief jetzt in einen großen Saal, in dem ich auch noch Feuer anzünden wollte: Ich habe aber hier nichts Brennbares gefunden. Ich rannte zunächst links in ein Zimmer und dann rechts gegenüber. Unterwegs verlor ich auch noch brennende Teile. Durch eine Tür kam ich dann wieder an dieselbe Stelle, wo ich vorher das Sofa angebrannt hatte. Hier steckte ich die brennenden Fetzen unter einen Sessel, um auch diesen in Brand zu setzen. Ich ging zum Bismarcksaal zurück, wo ich auch wieder Stimmen hörte. Ich nahm an, dass es die Polizei ist und habe gewartet. In dem Bismarcksaal bin ich auch festgenommen worden. Als ich das erste Mal die Stimmen hörte, habe ich mich nicht stören lassen, ich habe mir vielmehr gesagt, dass ich jetzt noch arbeiten könne, da die Stimmen noch weit entfernt waren ... Dass im Reichstagsrestaurant der Vorhang vor dem Fenster langsamer gebrannt hat, als der vor der Türe, liegt an der Qualität des Stoffes. Vor dem Fenster hing ein roter Vorhang, der gar nicht brennen wollte. Der halbe Vorhang vor der Tür war aus Samt und brannte schnell, daher ist auch zu erklären, dass die Tür so verbrannt war. Am schnellsten aber zündeten die Portieren vor dem Plenarsaal; diese brannten wie Zunder hoch und standen in wenigen Augenblicken in Flammen, das Holz brannte langsam nach ... Bezüglich des Ankaufs der Kohlenanzünder möchte ich sagen, dass das erste Geschäft in der Nähe der Alexandrinenstraße gelegen hat. Nach der heutigen Ortsbesichtigung glaube ich, dass es die Prinzenallee (mit Bleistift geschrieben: Prinzenstraße) war. Ich bitte, dass ich morgen diese Straße sowie die Müllerstraße (3. Geschäft) noch einmal sehen kann, damit ich in der Lage bin, das Geschäft richtig zu bezeichnen. Das zweite Geschäft war Johann Heleski, Liegnitzer Straße 6. Ich kenne den Händler genau wieder. Als ich in das Geschäft kam, hatte ich noch nicht gewusst, wie man diese Anzünder nennt. Ich habe nach diesen Dingern zum 'Kacheln' gefragt, bis mich ein Mann im Laden darauf brachte, dass dieses Material Kohlenanzünder heißt. Der Händler fragte mich, ob ich Holländer sei. Ich glaubte, dass er damit irgendetwas bezweckte und sagte, dass ich Rheinländer sei. Die Bezeichnung Rheinländer schien mir unverfänglicher, als wenn ich gesagt hätte, ich bin Ausländer. Ich erwiderte also, dass ich nahe an der holländischen Grenze wohne. Bei Heleski habe ich den Kohlenanzünder gegen 17 Uhr gekauft. Ich weiß das daher, weil ich noch eine ganze Zeit warten musste, bis es dunkel wurde ... (Vermerk: Heleski bestätigt die Aussagen in vollem Umfange.) Von Heleski bin ich dann direkt zum Wohlfahrtsamt gegangen und habe mir dort die Gegend angesehen. Dann bin ich noch etwa 1 1/2 Stunden in der Gegend des Hermannplatzes spazieren gegangen. Von dem Geschäft in der Prinzenallee bin ich zum Zentrum gegangen und habe mir das Rathaus und das Schloss angesehen. Hierbei habe ich schon morgens bemerkt, dass das Fenster im Kellergeschoß des Rathauses offen war und dass sich vor dem Schloss die Baustelle befand. Ich habe mir dann sofort überlegt, dass ich zunächst die Sache im Wohlfahrtsamt, das ich mir aber erst mittags richtig angesehen habe, dann im Rathaus und dann im Schloss machen könnte." v. g. u. gez. van der Lubbe

      Die Schilderung, die van der Lubbe von seiner Brandstiftung gab, enthält - wie die Kriminalkommissare Heisig und Dr. Zirpins noch nach dem Krieg versichert haben keinen Widerspruch zu seinen ersten Aussagen unmittelbar nach der Verhaftung, die zum Teil stenographisch festgehalten worden waren. Sie stimmen zudem in jedem Punkt mit den Aussagen van der Lubbes vor dem Reichsgericht in Leipzig überein.

      Auch über seine Motive hat van der Lubbe vor den Berliner Kriminalkommissaren wie den Leipziger Richtern gegenüber stets die gleichen Angaben gemacht. Im Polizeiprotokoll liest sich das so:

Berlin, den 2. März 1933 DIE MOTIVE: "Von vornherein erkläre ich, dass meiner Handlung ein politisches Motiv zugrunde liegt. Ich habe in Holland gelesen, dass jetzt in Deutschland die Nationalsozialisten an die, Regierung gekommen sind. Ich habe schon immer die Politik in Deutschland mit großem Interesse verfolgt und die Zeitungen gelesen, die über Brüning, Papen und Schleicher geschrieben haben. Als jetzt Hitler, die Regierung übernahm, erwartete ich in Deutschland eine Begeisterung für ihn, aber auch eine große Spannung. Ich kaufte mir alle Zeitungen, die darüber berichteten, die dieselbe Meinung hatten. Ich selbst bin links orientiert und gehörte bis der kommunistischen Partei an. Mir gefiel an der Partei nicht, dass sie innerhalb der Arbeiter die führende Rolle spielen und nicht die Arbeiter selbst an die Führung heranlassen will. Ich sympathisiere mit dem Proletariat, das den Klassenkampf betreibt. Seine Führer sollen an der Spitze stehen. Die Masse selbst soll beschließen, was sie zu tun und zu lassen hat. In Deutschland hat sich jetzt eine nationale Konzentration gebildet, und ich bin der Meinung, dass das zwei Gefahren bildet: 1. werden die Arbeiter unterdrückt und 2. wird sich die nationale Konzentration niemals von den anderen Staaten ducken lassen, so dass es schließlich doch zum Krieg kommen wird. Ich habe noch einige Tage die Entwicklung der Dinge abgewartet und dann den Entschluss gefasst, nach Deutschland zu gehen, um mich hier zu informieren. Der Entschluss stammt von mir ganz allein und ich bin auch allein hier nach Deutschland gekommen. Ich habe hier beobachten wollen, wie sich die nationale Konzentration auf die Arbeiterschaft auswirken werde und wie die Arbeiterschaft über die nationale Konzentration denkt ... Ich habe festgestellt, dass die Anhänger der nationalen Konzentration volle Freiheit in Deutschland haben, der Arbeiter aber nicht. Weiter ist der Kampf der Organisation der Arbeiter nicht der richtige, um die Arbeiter zum Kampf für die Freiheit aufzurütteln. Ich habe nun mit den Arbeitern Mittel und Wege besprochen, wie man das richtig machen muß. Das Recht, das die Nationalsozialisten heute haben, das müssen auch die Arbeiter haben. Ich habe zum Beispiel aufgefordert, eine Demonstration zu machen. Da wurde mir gesagt, man müsse sich zuerst an die Organisation, die KPD, wenden, die sich dann die Demonstration überlegen wird... Meine Meinung war, dass unbedingt etwas geschehen müsste, um gegen dieses System zu protestieren. Da nun die Arbeiter nichts unternehmen wollten, wollte ich eben etwas tun. Für ein geeignetes Mittel hielt ich irgendeine Brandstiftung. Ich wollte nicht Privatleute treffen, sondern etwas, was dem System gehört. Geeignet hierzu waren also öffentliche Gebäude, z. B. das Wohlfahrtsamt, denn das ist ein Gebäude, in dem die Arbeiter zusammenkommen, dann das Rathaus, weil es ein Gebäude des Systems ist, weiter das Schloss. Letzteres, weil es im Zentrum liegt und wenn es gebrannt hätte, hohe Flammen gegeben, hätte, die weit sichtbar gewesen wären. Da diese 3 Brände nun nicht funktioniert haben, also der Protest nicht zustande gekommen war, habe ich den Reichstag gewählt, weil das ein Zentralpunkt des Systems ist. Zu der Frage, ob ich die Tat allein ausgeführt habe, erkläre ich, dass das der Fall gewesen ist. Es hat mir niemand bei der Tat geholfen, und ich habe auch im ganzen Reichstagsgebäude keine Person getroffen..." gez. van der Lubbe.

      Dieser Aussage hatten die Kriminalisten Heisig und Dr. Zirpins nichts Wesentliches hinzuzufügen, denn alle ihre Nachforschungen bestätigten die Richtigkeit der Angaben und besonders die Behauptung van der Lubbes, allein gehandelt zu haben.

Im Abschlussbericht der Polizei vom 3. März 1933 heißt es dazu: MITTÄTER? "Die Frage, ob van der Lubbe die Tat allein ausgeführt hat, dürfte bedenkenlos zu bejahen sein. Die Ermittlungen, der objektive Tatbestand und die genauen Feststellungen des Täters selbst beweisen dies. Im Laufe der Ermittlungen ist eine Unzahl von neuen Spuren aufgetaucht, die einer Nachprüfung aber nicht standgehalten haben ... Die Schilderung des Tatortes und der Tatausführungen hat van der Lubbe СКАЧАТЬ