Название: Gesammelte Werke
Автор: Sinclair Lewis
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 4066338121103
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Allen diesen Zweiflern mußte geantwortet werden. Elmer überredete Sharon, ihren früheren vorausreisenden Manager zu entlassen – er war Geistlicher und Mitarbeiter bei frommen Zeitungen gewesen, bis zu seiner unglückseligen Affäre mit den Ölaktien – und einen richtigen Pressechef zu engagieren, dessen Vorbildung in Zeitungsarbeit, Zirkusreklame und Land- und Heimstättengründungen bestand. Elmer und der Pressechef waren es, welche die neue Technik des gefährlichen, aber Eindruck machenden Kampfes ausarbeiteten.
Im Gegensatz zu dem früheren Manager, der die Geistlichen und die reichen Laien der Städte, in die Sharon eingeladen zu werden wünschte, gebeten hatte, ihren geistlichen Wert anzuerkennen, und nervös in Hotels herumgesessen war, war der neue Heilshändler kurz angebunden:
»Ich kann meine Zeit und die Zeit des Herrn nicht vergeuden, indem ich warte, bis Sie zu einem Entschluß gekommen sind. Schwester Falconer hat an dieser Stadt besonderes Interesse, weil sie gehört hat, daß hier unterirdische Regungen zu verspüren sind, die Ihre Kirchen ganz einfach überfüllen würden, sobald ein richtiger Fachmann wie sie herkommt, um die Lunte in Brand zu stecken. Aber es gibt so viele andere Städte, die um ihre Dienste bitten, daß wir auf diese hören und Sie übergehen müßten, wenn Sie sich nicht schnell entschließen können. Tut mir leid, ich kann nur bis Mitternacht warten. Heute abend. Mein Platz im Pullman ist schon reserviert.«
Es gab genug Kirchenkörperschaften, die darauf antworteten, sie könnten gar nicht einsehen, warum er auch nur bis Mitternacht warten sollte, aber sobald sie einmal so eingeschüchtert waren, daß sie den Vertrag unterschrieben (einen ausgezeichneten Vertrag, den ein frommer Christian Science-Rechtsanwalt namens Finkelstein aufgesetzt hatte), waren sie genügend darauf vorbereitet, Sharon, sobald sie ankam, geistig und finanziell zu unterstützen.
Die Schönheiten des neuen Evangelistentums, die in so scharfem Gegensatz zu seinen früheren Zirkus- und Heimstättenarbeiten standen, packten den neuen Pressechef schließlich derart, daß er selbst bekehrt wurde und öfters, wenn er mit der Truppe zusammen in einer Stadt war, im Chor sang und in Y.M.C.A.-Räumen über Journalismus sprach. Aber selbst Elmers Argumente konnten ihn nie dazu bringen, eine verbissene trotzige Neigung zum Poker aufzugeben.
3
Sobald der Vertrag unterzeichnet war, erinnerte der Pressechef sich seiner früheren Zeitungsarbeiten und wurde für einige Tage rührend freundlich zu allen Reportern der Stadt. Es gab bis in die Nacht dauernde Abendunterhaltungen in seinem Hotel; die Hotelboys wurden oft ausgeschickt, um noch mehr Flaschen Wilson, White Horse und Green River zu holen. Der Pressechef gestand ein, daß er Miß Falconer wirklich für die größte Frau seit Sarah Bernhardt halte, und erzählte den Jungens Geschichten (unter dem Siegel der Verschwiegenheit) von ihrer Schönheit, dem Ruhm ihrer Familie, ihrer wunderbaren Kraft, Sünden oder Regen durch Gebet zu bannen, und der etwas ungenau angegebenen Zeit, da sie, als ganz junges Mädchen, von Dwight Moody als seine Nachfolgerin anerkannt worden wäre.
Südlich von der Mason- und Dixon-Linie war ihr Großvater ganz einfach Mr. Falconer, ein kriegerischer und frommer Mann; aber weit oben genug im Norden war er der General Falconer von »Ole Virginny«, der Ratgeber und Trost des Generals Robert E. Lee. Der Pressechef schrieb auch die Anschläge für den Geistlichen-Verband und warnte so den Satan rechtzeitig vor dem, was ihm bevorstand.
Wenn Sharon also mit ihrer Truppe ankam, waren die Zeitungen begierig, die Mauern und Schaufenster rot von Plakaten, die Stadt atemlos. Manchmal fanden sich bei ihrer Ankunft tausend Leute am Bahnhof ein.
Es gab immer einige Ungläubige, besonders unter den Reportern, die ihre Gaben bezweifelt hatten, aber wenn sie sie im Korridor des Wagens sahen, in einem langen weißen Mantel, wenn sie dort eine Sekunde mit geschlossenen Augen gestanden war, ins Gebet für diese neue Gemeinde vertieft, wenn sie langsam ihre weißen, nervösen Hände zum Gruß ausstreckte – dann war die Arbeit des Pressechefs hier zu zwei Dritteln getan, und er konnte weiter, neue Felder für die Ernte zu bearbeiten.
Doch immer gab es noch viel zu bereden, bevor Sharon alle Selbstsüchteleien überwunden hatte und imstande war, sich an ihre Arbeit des Lichtverbreitens zu machen.
Ortsausschüsse waren immer verbohrt, Ortausschüsse waren immer eifersüchtig, Ortsausschüsse waren immer träg, und das wurde den Ortsausschüssen immer mit Nachdruck vor Augen gehalten. Die Seele aller Argumente war das Geld.
Sharon gehörte zu den ersten Evangelisten, die ihre Einnahmen weder aus den Sammlungen, noch aus wöchentlichen Opfergaben zogen, sondern sich ganz auf einen einzigen Abend verließen, der freiwilligen »Dankopfern« für sie und ihre Mannschaft allein gewidmet war. Das sah selbstlos aus und brachte mehr ein; alle Frommen sparten für diese Gelegenheit; und es erwies sich als leichter, eine Fünfzig-Dollar-Gabe auf einmal zu erreichen, als zehn Dollars einzeln. Aber um diese Opfergaben entsprechend ersprießlich zu gestalten, dazu brauchte es vieler eifriger Vorbereitung – Ermahnungen, erteilt von den führenden Pastoren, Bankiers und anderen frommen Persönlichkeiten der Stadt, die Verteilung von Kuverts, über denen die Frommen während der ganzen sechs Wochen der Meetings brüten sollten, und unzählige Aufsätze in den Zeitungen über die Selbstaufopferung und die großen Spesen der Evangelisten.
Gerade bei diesen unschuldigen, notwendigen Vorsichtsmaßregeln bewiesen die Ortsauschüsse immer ihre niedrige Gesinnung. Sie wollten den Evangelisten nur eine Sammlung abtreten, wünschten aber nicht darüber zu sprechen, bevor für sie selbst Sorge getragen wäre – solange die Saalmiete oder die Kosten für den Bau des Heiligtums, für Heizung, Beleuchtung, Inserate und andere Ausgaben nicht bezahlt wären.
Sharon pflegte mit dem Ausschuß – einer Anzahl Geistlicher, einer Anzahl ihrer respektabelsten Diakone, einigen eckigen Sonntagsschulvorstehern und einigen tadelsüchtigen Weibern – in einem Kirchenbureau zusammenzukommen, und für diese Gelegenheit legte sie immer das graue Kostüm und eine Miene großstädtischer Festigkeit an und schwang einen Kneifer aus Fensterglas in der Hand. Während der Ausschußvorsitzende ihr im Vertrauen auseinandersetzte, daß die Ausgaben des Ausschusses sehr groß seien, pflegte sie zu lächeln, als wüßte sie etwas, das die anderen nicht erraten könnten, und legte dann eifrig los:
»Ich fürchte, hier liegt irgendein Irrtum vor! Ich weiß nicht, ob sie ganz in der Stimmung sind, alles Materielle außer acht zu lassen und sich wirklich in die selbstverleugnende Herrlichkeit einer heißen Seelencampaign zu stürzen. Ich weiß alles, was Sie sagen wollen – ja, Sie haben vergessen, von Ihren Ausgaben für die Aufsichtsorgane, für die Gesangbücher und die Miete von Klappstühlen zu sprechen!
»Aber Sie haben nicht Erfahrung genug, um meine Spesen würdigen zu können! Ich habe ein Personal zu unterhalten, das fast ebenso groß ist – es sind ja nicht nur Arbeiter und Musiker, sondern auch alle meine anderen Mitarbeiter, die Sie nie zu Gesicht bekommen – das fast ebenso groß ist, wie wenn ich eine Fabrik hätte. Und davon abgesehen habe ich noch meine Wohltätigkeitsanstalten. Da ist zum Beispiel das Heim für alte Damen, das ich ganz allein unterhalte – oh, ich will nicht viel darüber reden, aber wenn Sie nur sehen könnten, wie diese armen, alten Frauen mich aus ängstlichen Augen anblicken –!«
(Wo dieses Heim für alte Damen war, erfuhr Elmer nie.)
»Wir СКАЧАТЬ