Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair Lewis
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Название: Sinclair Lewis: Die großen Romane

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121196

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СКАЧАТЬ Gurreys Pension empfangen.

      Vida sprach davon, sie müßten (wie bei den Komiteesitzungen des Thanatopsis) eine »regelrechte Geschäftsordnung« haben und »Protokolle verlesen«, da aber keine Protokolle zum Verlesen da waren, und da niemand wußte, wie man nach einer regelrechten Geschäftsordnung literarisch zu sein hatte, verzichteten sie darauf, tüchtig zu sein.

      Carola fragte als Vorsitzende höflich: »Haben Sie irgendwelche Vorschläge für das erste Stück zu machen?« Sie erwartete, daß alle abwartend und verlegen dasitzen würden, um selbst »Androklus« vorschlagen zu können.

      Guy Pollock antwortete mit betrüblicher Promptheit: »Ich will Ihnen sagen: da wir doch etwas Künstlerisches, und nicht einfach herumblödeln wollen, meine ich, wir sollten mit etwas Klassischem anfangen. Wie wär's mit Sherridan, ›Die Lästerschule‹?«

      »Aber – meinen Sie nicht, daß das schon sehr oft gespielt worden ist?«

      »Ja, das wird wohl stimmen.«

      Carola wollte schon sagen: »Wie wär's mit Bernard Shaw?«, als er heimtückischerweise fortfuhr: »Wie wär's dann mit einem griechischen Drama – sagen wir ›König Ödipus‹?«

      »Aber, ich glaube nicht –«

      Vida Sherwin warf ein: »Das wäre bestimmt zu schwer für uns. Also, ich hab' etwas mitgebracht, was ich für schrecklich nett halte.«

      Carola las ungläubig den Titel einer dünnen grauen Broschüre, die ihr in die Hand gedrückt wurde: »McGinertys Schwiegermutter«. Es war eine jener Possen, die in Verzeichnissen für »Schulaufführungen« folgendermaßen angezeigt sind:

      »Lustiger, flotter Schlager, 5 männl., 3 weibl. Rollen, Spieldauer 2 Std., sehr beliebt für Aufführungen in Kirchen und höheren Schuljahrgängen.«

      Carola blickte von dem widerwärtigen Ding zu Vida hinüber und bemerkte, daß es dieser ernst war.

      »Aber das ist – das ist – wieso, das ist doch ganz einfach ein – aber, Vida, ich dachte, Sie wissen – also – Sie wissen die Kunst zu schätzen.«

      Vida wurde etwas heftig. »Oh, Kunst. O ja. Ich liebe Kunst. Sie ist sehr nett. Aber schließlich, was liegt denn schon daran, was für ein Stück wir geben, wenn wir überhaupt mal einen Anfang machen? Davon, worauf es wirklich ankommt, hat noch niemand von euch gesprochen: was machen wir mit dem Geld, wenn wir welches verdienen? Ich meine, es wäre schrecklich nett, wenn wir der Hochschule eine vollständige Ausgabe von Stoddards Reisewerken verehrten!«

      Carola ächzte: »Ach, aber liebe Vida, verzeihen Sie mir, aber diese Posse – also ich möchte, daß wir etwas Erlesenes geben. Sagen wir Shaws ›Androklus‹. Hat es jemand von Ihnen gelesen?«

      »Ja. Gutes Stück«, sagte Guy Pollock.

      Dann begann überraschenderweise Raymie Wutherspoon zu sprechen:

      »Ich auch. Ich hab' alle Stücke aus der Stadtbibliothek gelesen, um mich für die heutige Sitzung vorzubereiten. Und – Aber ich glaube, Sie verstehen gar nicht die unreligiösen Gedanken in diesem ›Androklus‹, Frau Kennicott. Der weibliche Geist ist wohl zu unschuldig, um alle diese unmoralischen Schriftsteller zu verstehen. Ganz bestimmt will ich Bernard Shaw nicht kritisieren; er soll bei den ganz Gescheiten in Minneapolis sehr beliebt sein; aber trotzdem – soviel ich sehen kann, ist er ganz ungeniert unsauber! Was er alles sagt – Also, es wär' sehr gefährlich, das unseren jungen Leuten zu zeigen. Mir scheint, ein Stück, das nicht einen angenehmen Geschmack im Mund zurückläßt, das gar keine Botschaft hat, ist nichts weiter als – nichts weiter als – also, was es auch ist, Kunst ist es nicht. So – Also, ich hab' ein Stück gefunden, das sauber ist, und es kommen auch ein paar sehr komische Szenen drin vor. Beim Lesen hab' ich laut lachen müssen. Es heißt ›Seiner Mutter Herz‹ und handelt von einem jungen Mann im College, der sich mit einem Haufen Freidenker und Säufer und so einläßt, aber schließlich durch den Einfluß seiner Mutter –«

      Juanita Haydock unterbrach ihn spöttisch: »Ach, Quatsch, Raymie! Lassen Sie sich mit dem Einfluß der Mutter einmarinieren! Ich meine, wir sollen was geben, was Klasse hat. Wir könnten ganz bestimmt die Rechte für ›Das Mädchen von Kankakee‹ kriegen, und das ist ein ordentliches Stück. Seit elf Monaten läuft's schon in New York.«

      »Das wäre schon sehr nett, wenn's nur nicht zuviel kostet«, überlegte Vida.

      Carolas Stimme war die einzige, die gegen »Das Mädchen von Kankakee« abgegeben wurde.

      2

      »Das Mädchen von Kankakee« fand sie noch fürchterlicher, als sie erwartet hatte. Es berichtete von dem Erfolg eines Bauernmägdleins, das seinen Bruder glücklich vom Verdacht, Fälschungen begangen zu haben, reinwäscht. Sie wird Sekretärin eines New Yorker Millionärs und Beraterin seiner Frau; nach einer gut abgefaßten Ansprache über die Mißlichkeiten des Geldbesitzes heiratet sie seinen Sohn.

      Es kam auch ein humoristischer Laufbursche vor.

      Carola merkte, daß sowohl Juanita Haydock wie Ella Stowbody die Hauptrolle spielen wollten. Sie besetzte sie mit Juanita. Juanita küßte sie und setzte überströmend, wie eben ein neuer Star, dem Komitee ihre Theorie auseinander: »Was wir an einem Stück haben wollen, ist Humor und Schwung. Und da sind eben auch die amerikanischen Theaterschriftsteller den dummen alten langweiligen europäischen Sachen über.«

      Die von Carola gemachte und vom Komitee bestätigte Besetzung sah folgendermaßen aus:

      ???tabelle

      John Grimm, ein Millionär Guy Pollock

       Seine Frau Fräulein Vida Sherwin

       Sein Sohn Dr. Harvey Dillon

       Sein Konkurrent Raymond T. Wutherspoon

       Freundin von Frau Grimm Fräulein Ella Stowbody

       Das Mädchen von Kankakee Frau Harold C. Haydock

       Ihr Bruder Dr. Terence Gould

       Ihre Mutter Frau David Dyer

       Eine Stenotypistin Fräulein Rita Simons

       Ein Laufbursche Fräulein Myrtle Cass

       Dienstmädchen bei Grimms Frau W. P. Kennicott

      Regie: Frau Kennicott.

      Zu den geringfügigeren Klagen gehörte, was Maud Dyer vorbrachte: »Also, ich glaub' ja recht gern, daß ich alt genug ausseh', um Juanitas Mutter sein zu können, obwohl Juanita acht Monate älter ist als ich, aber ich glaub', mir liegt nicht g'rade viel daran, daß alle es merken und –«

      Carola bat: »Aber, meine Liebe! Ihr seht beide ganz gleich alt aus. Ich hab' nur Sie ausgesucht, weil Sie einen so entzückenden Teint haben, und Sie wissen doch, mit Puder und einer weißen Perücke sieht jeder doppelt so alt aus, als er ist, und die Mutter muß reizend sein, auf jeden Fall.«

      Als Ella Stowbody, die Dame vom Fach, merkte, daß man ihr auf Grund einer eifersüchtigen Intrige eine kleine Rolle gegeben hatte, schwankte sie zwischen erhabenem Belustigtsein und christlicher Langmut hin und her.

      Carola meinte, das Stück könnte durch Streichungen СКАЧАТЬ