PLATON - Gesammelte Werke. Platon
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу PLATON - Gesammelte Werke - Platon страница 93

Название: PLATON - Gesammelte Werke

Автор: Platon

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия:

isbn: 4066338120939

isbn:

СКАЧАТЬ Ob wohl jemand sieht, und doch nichts sieht?

      Theaitetos: Wie könnte er?

      Sokrates: Wenn er nun aber ein Etwas sieht, so sieht er auch wirkliches. Oder glaubst du, das Etwas könne je zu dem Nichtwirklichen gehören?

      Theaitetos: Ich keinesweges.

      Sokrates: Wer also etwas sieht, der sieht auch wirkliches.

      (189) Theaitetos: So scheint es.

      Sokrates: Und eben so wer hört, hört Etwas und Wirkliches?

      Theaitetos: Ja.

      Sokrates: Und wer betastet, der betastet Etwas, und wenn Etwas, auch Wirkliches.

      Theaitetos: Auch das.

      Sokrates: Und wer vorstellt, der sollte nicht Etwas vorstellen?

      Theaitetos: Notwendig.

      Sokrates: Und wer etwas vorstellt, nicht Wirkliches?

      Theaitetos: Ich gebe es zu.

      Sokrates: Wer also vorstellt was nicht ist, der stellt nichts vor?

      Theaitetos: So scheint es.

      Sokrates: Wer aber nichts vorstellt, der wird gewiß überhaupt gar nicht vorstellen?

      Theaitetos: Offenbar, wie wir sehen.

      Sokrates: So ist es demnach nicht möglich das was nicht ist vorzustellen, weder von etwas das ist, noch auch an und für sich?

      Theaitetos: Es scheint nicht.

      Sokrates: Also muß falsch vorstellen etwas Anderes sein als was nicht ist vorstellen.

      Theaitetos: Etwas anderes, so scheint es.

      Sokrates: Weder auf diese Art also, noch so wie wir es vorher aufgefaßt hatten, gibt es eine falsche Vorstellung in uns.

      Theaitetos: Nein freilich nicht.

      Sokrates: Sondern etwa so wollen wir aussagen, daß dieses geschehe.

      Theaitetos: Wie denn?

      Sokrates: Als eine verwechselte Vorstellung finde falsche Vorstellung statt, wenn Jemand etwas wirkliches mit einem andern wirklichen in Gedanken vertauschend sagt, Jenes sei dieses. Denn so stellt er immer etwas wirkliches vor, aber eines statt des andern, und indem er das verfehlt worauf er zielte, kann man mit Recht sagen, daß er falsch vorstellt.

      Theaitetos: Jetzt scheinst du mir vollkommen richtig gesprochen zu haben. Denn wenn sich Jemand etwas anstatt schön häßlich oder anstatt häßlich schön vorstellt, dann hat er wirklich falsch vorgestellt.

      Sokrates: Offenbar, Theaitetos, behandelst du mich sehr obenhin und fürchtest mich gar nicht mehr.

      Theaitetos: Wie so denn?

      Sokrates: Du glaubst gar nicht, denke ich, daß ich dieses »wirklich falsch« aufgreifen und dich fragen werde, ob es wohl möglich ist, daß langsam schnell, oder leicht schwer, oder irgend eines von zwei entgegengesetzten nicht nach seiner eignen, sondern nach der Natur seines Gegensatzes und sich selbst entgegengesetzt werden könne. Doch dieses will ich gehen lassen, damit du nicht vergeblich dreist gewesen bist. Es gefällt dir aber, wie du sagst, daß falsch vorstellen ein verwechseltes Vorstellen sein soll?

      Theaitetos: Mir ja.

      Sokrates: Es ist also deiner Meinung nach möglich, etwas als ein Anderes und nicht als jenes in Gedanken zu setzen.

      Theaitetos: Das ist es auch.

      Sokrates: Wenn dies nun Jemandes Seele tut, so muß sie doch notwendig entweder Beides oder das Eine denken.

      Theaitetos: Notwendig.

      Sokrates: Entweder zugleich oder nach einander.

      Theaitetos: Sehr schön.

      Sokrates: Und Denken, verstehst du darunter eben das wie ich?

      Theaitetos: Was verstehst du darunter?

      Sokrates: Eine Rede, welche die Seele bei sich selbst durchgeht über dasjenige was sie erforschen will. Freilich nur als ein Nichtwissender kann ich es dir beschreiben. Denn so schwebt sie mir vor, daß, so lange sie denkt, sie nichts anders tut als sich unterreden, indem sie sich selbst antwortet, bejaht und (190) verneint. Wenn sie aber langsamer oder auch schneller zufahrend nun etwas feststellt, und auf derselbigen Behauptung beharrt, und nicht mehr zweifelt, dies nennen wir dann ihre Vorstellung. Darum sage ich, das Vorstellen ist ein Reden, und die Vorstellung ist eine gesprochene Rede, nicht zu einem Andern und mit der Stimme, sondern stillschweigend zu sich selbst. Wie aber du?

      Theaitetos: Ich auch so.

      Sokrates: Wenn also Jemand eins als das andere vorstellt: so sagt er auch wie es scheint zu sich selbst, das Eine sei das Andere?

      Theaitetos: Wie sonst?

      Sokrates: So erinnere dich doch, ob du wohl jemals zu dir selbst gesagt hast, das Schöne sei doch ganz gewiß häßlich und das Ungerechte gerecht, oder auch, welches die Summe von Allem ist, bedenke ob du wohl jemals auch nur versucht hast dich selbst zu überreden, das Eine sei doch gewiß das Andere? oder ob nicht vielmehr ganz im Gegenteil dir nicht einmal im Schlaf eingefallen ist zu dir selbst zu sagen, daß doch ganz gewiß ungerade gerade wäre oder etwas dergleichen?

      Theaitetos: Du hast Recht.

      Sokrates: Und glaubst du, daß irgend ein Anderer bei gesundem Verstande oder auch gar ein Wahnwitziger das Herz habe, ausdrücklich zu sich selbst zu sagen, daß der Ochse doch gewiß ein Pferd wäre, oder Zwei Eins?

      Theaitetos: Beim Zeus, ich nicht.

      Sokrates: Wenn also das zu sich selbst reden Vorstellen heißt: so wird keiner, der beides aussagt und vorstellt und mit seiner Seele beides aufnimmt, jemals sagen und vorstellen, als ob Eins das Andere wäre. Und auch du mußt jenes Wort von dem Einen anstatt des Andern fahren lassen; denn ich sage wiederum, so stelle niemand vor, daß das häßliche schön sei oder etwas dergleichen.

      Theaitetos: Ich lasse es fahren, und es dünkt mich so wie du sagst.

      Sokrates: Wer also beides vorstellt, dem ist es unmöglich Eins als das Andere vorzustellen.

      Theaitetos: So scheint es.

СКАЧАТЬ