Redeflüssigkeit und Dolmetschqualität. Sylvi Rennert
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СКАЧАТЬ und niedrige Sprechgeschwindigkeiten eher von unterdurchschnittlichen Raten. Diese oft beobachtete Kovariation führte in der phonetischen Forschung zu der weit verbreiteten Praxis, Sprechgeschwindigkeit durch eine beliebige dieser drei Raten zu kennzeichnen. (Pfitzinger 2001: 123)

      Unabhängig davon, welche sprachliche Einheit verwendet wird, wird in der Literatur häufig zwischen Sprechrate und Artikulationsrate unterschieden. Die Sprechrate ist die durchschnittliche Anzahl von Einheiten pro Minute (oder Sekunde) der Gesamtzeit inklusive Pausen, während für die Artikulationsrate nur die reine Redezeit, also abzüglich der ungefüllten Pausen aber einschließlich Häsitationen und gefüllter Pausen, berücksichtigt wird (vgl. Ahrens 2004: 101, Goldman-Eisler 1958: 61, Laver 1994: 539, Möhle 1984: 27). Diese Unterschei­dung ist notwendig, weil in Reden mit vielen Pausen zwar die Sprechrate niedrig ist, die Abschnitte zwischen den Pausen aber dennoch sehr schnell artikuliert sein können (vgl. Ahrens 2004: 101). Dies macht die Artikulationsrate gerade auch in der Dolmetschforschung zu einem wichtigen Analysewerkzeug, da es bei Simultandolmetschungen durch das Warten auf den Ausgangstext zu längeren Pausen, gefolgt von dichten, schnellen Redeabschnitten, kommen kann (vgl. Goldman-Eisler 1972: 128f., Kurz & Pöchhacker 1995: 355). Für diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten eignet sich für die Analyse die Unterscheidung in globale und lokale Sprechgeschwindigkeit: Die globale Sprechgeschwindigkeit (in Einheiten pro Sekunde) wird als Durchschnitt der gesamten Rede berechnet, während die lokale Sprechgeschwindigkeit in gleichmäßigen Abständen über den ganzen Text gemessen wird, um so eine Sprechgeschwindigkeitskurve zu ermitteln (vgl. Pfitzinger 2001: 13).

      Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass die gemessene Geschwindigkeit nicht unbedingt mit der wahrgenommenen überstimmt. So stellte Pfitzinger (2001: 203ff.) in einer Reihe von Experimenten fest, dass sowohl die lokale Silben- als auch Phonrate nur schlecht dazu geeignet sind, die wahrgenommene Sprechgeschwindigkeit vorherzusagen. Die genaue Kombination von akustischen Merkmalen, die die wahrgenommene Sprechgeschwindigkeit (perzibierte lokale Sprechgeschwindigkeit) bestimmen, ist noch unbekannt (vgl. Pfitzinger 2001: 218ff.).

      Einige AutorInnen verwenden auch die Länge von Redeabschnitten (in Silben oder Wörtern) zwischen zwei Pausen als weitere Variable zur Bestimmung der Flüssigkeit (vgl. Lennon 1990: 404, Möhle 1984: 27). Für die vorliegende Arbeit erscheint dieser Parameter für sich genommen allerdings nicht sinnvoll, da der Eindruck von Flüssigkeit vermutlich weniger vom Abstand zwischen den einzelnen Pausen als von der Position und Länge der Pausen abhängt (vgl. Pfitzinger 2001: 140ff.). Wenngleich es in extremen Fällen (nur wenige Wörter zwischen den Pausen) durchaus aufschlussreich sein könnte, sei an dieser Stelle auf die Untersuchung von Goldman-Eisler (1968: 17) hingewiesen, bei der selbst beim höchsten Grad von Flüssigkeit (mehrfache Wiederholung der Aufgabe mit entsprechendem Lerneffekt) 65 % der (halb)spontanen Redeabschnitte aus höchs­tens fünf Wörtern bestanden. Eindeutige Rückschlüsse von der Länge von Redeabschnitten auf wahrgenommene Flüssigkeit lassen sich also nicht zwangsläufig ziehen.

      Für die vorliegende Arbeit werden trotz der besprochenen Unzulänglichkeiten die globale Sprechrate in Silben bzw. anderen Lauten (z.B. Häsitationen) pro Sekunde der Gesamtzeit (einschließlich Pausen) und die globale Artikulationsrate in Silben bzw. anderen Lauten pro Sekunde der reinen Redezeit (Gesamtzeit abzüglich Pausen) verwendet. Die Silbenzahl wird dabei nicht wie in der Phonetik und Dolmetschforschung meist üblich über die kanonische Form (also die Transkription) bestimmt, sondern es werden die tatsächlich artikulierten Silben gezählt. Verschmelzen zwei Silben zu einer, wird dies also nur als eine Silbe gezählt (vgl. Pfitzinger 2001: 140).

      3 Flüssigkeit in der Dolmetschwissenschaft: Ein Forschungsüberblick

      Qualitätsforschung und Redeflüssigkeit sind in der Dolmetschwissenschaft eng miteinander verknüpft. Gerade im Bereich des Simultandolmetschens haben zahlreiche Erwartungserhebungen und Beurteilungsstudien gezeigt, dass sowohl DolmetscherInnen als auch ZuhörerInnen Flüssigkeit als wichtiges Qualitätsmerkmal sehen. Neben diesen Studien gibt es auch verschiedene experimentelle Ansätze, die sich aus diversen Gesichtspunkten mit Flüssigkeit bzw. ihren Teilaspekten, etwa Pausen, beschäftigen. Auf den ersten Blick könnte man also vermuten, dass dies ein bereits gut untersuchtes Forschungsgebiet darstelle. Da es jedoch, wie in Kapitel 2 dargelegt wurde, weder für Qualität noch für Flüssigkeit eine einheitliche Definition gibt, ist bei vielen Forschungsarbeiten keine Vergleichbarkeit gegeben, da von unterschiedlichen Begriffen ausgegangen wird. Dennoch soll in diesem Kapitel ein Überblick über den Stand der Forschung zum Thema Redeflüssigkeit sowie deren Überschneidungen mit der Qualitätsforschung geboten werden.

      In Abschnitt 3.1 wird der Blick auf Flüssigkeitsmerkmale in Ausgangs- und Zieltext gerichtet. Dabei geht es – im Gegensatz zu den darauffolgenden Abschnitten – weniger um den Aspekt der Qualitätsbeurteilung als um die Inzidenz von (Un)flüssigkeitsmerkmalen in AT und ZT sowie mögliche Zusammenhänge. In der Qualitätsforschung im Bereich der Dolmetschwissenschaft hat das Thema Flüssigkeit bisher hauptsächlich im Rahmen von Erwartungserhebungen und Qualitätsbeurteilungen Beachtung gefunden, weshalb Abschnitt 3.2 verschiedenen Ausprägungen dieser Art von Studien gewidmet ist. Zunächst werden in 3.2.1 Studien vorgestellt, in denen die Erwartungen verschiedener Zielgruppen erhoben oder Dolmetschungen in authentischen Situationen durch verschiedene Zielgruppen beurteilt wurden. 3.2.2 ist experimentellen Qualitätsstudien gewidmet, bei denen Dolmetschungen unter kontrollierten Versuchsbedingungen bewertet werden, wobei hier im Gegensatz zum vorigen Abschnitt z. T. auch auf Teilparameter der Flüssigkeit, vornehmlich Pausen, eingegangen wird. Anschließend werden in Abschnitt 3.2.3 einige methodische Überlegungen zu den beschriebenen Studien angestellt. Abschnitt 3.3 schließlich widmet sich der Bewertung der kognitiven Wirkung, wobei sich in diesem Bereich keine Arbeiten direkt mit dem Thema Flüssigkeit auseinandersetzen, weshalb ein kleiner Einblick in andere dolmetschwissenschaftliche Arbeiten zur kognitiven Wirkung geboten wird, die für die vorliegende Arbeit relevant sind.

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