Название: Wissenschaftlich formulieren: ein Arbeitsbuch
Автор: Yomb May
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823301431
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Quelle: Hierdeis/Hug 1992:56f. (leicht modifiziert)
Diese Gegenüberstellung macht deutlich: Alltagswissen entsteht nicht nach festgelegten Kriterien, sondern ist durch Subjektivität, Flexibilität und Kontextabhängigkeit gekennzeichnet. Die Entstehung wissenschaftlichen Wissens dagegen ist strenger geregelt, systematisch und kriterienorientiert. Für eine zweckmäßige Vermittlung der jeweiligen Wissensform ist daher eine spezifische Sprache notwendig. Daraus lassen sich die unterschiedlichen Merkmale beider Funktiolekte erklären.
Merkmale der Alltagssprache | Merkmale der Wissenschaftssprache |
Umgangssprachliche und dialektale Formulierungen | Standardsprache und Fachbegriffe |
Wertungen | neutrale Ausdrücke |
implizite Sprechweise | explizite Formulierungen |
einfache Sätze, Satzabbrüche | hypotaktische Konstruktionen |
Verbalstil | Nominalisierungen, Funktionsverbgefüge und Partizipialkonstruktionen |
unpräziser Wortgebrauch | präziser Wortgebrauch |
Wiederholungen | wenig Wiederholungen |
Füllwörter und Modalpartikeln | keine Füllwörter und Modalpartikeln |
Tendenz zu Aktiv | Tendenz zu Passiv |
grammatische Fehler | idealerweise keine grammatischen Fehler |
Gedankensprünge | strukturierte Argumentation |
… | … |
Charakteristisch für die Alltags- bzw. Wissenschaftssprache sind folgende Grundeigenschaften:
Alltagssprache | Wissenschaftssprache |
Spontaneität Dialogizität Kontextabhängigkeit | Planmäßigkeit Monologizität Kontextunabhängigkeit |
Das bedeutet: In der Alltagskommunikation spricht man meist „drauf los“, weil Denken und Formulieren nahezu gleichzeitig stattfinden. In der Wissenschaftskommunikation dagegen steht dem Verfasser wesentlich mehr Zeit zur Verfügung, um seine Gedanken gezielt zu formulieren. Diese Grundeigenschaften der beiden Varietäten spiegeln sich in den oben genannten sprachlichen Merkmalen wider.
Die Tatsache, dass in vielen studentischen Arbeiten alltagssprachliche Formulierungen begegnen, rührt nicht zuletzt daher, dass die Alltagssprache der geläufigste Funktiolekt ist. Solche Arbeiten lesen sich dann stellenweise wie eine mündliche Kommunikation.
(aus einer studentischen Abschlussarbeit):
In der heutigen Zeit gibt es zu fast jedem beliebigen Thema Ratgeber in allen möglichen Formen, wie Bücher, Fernseh- und Radiosendungen, Internetforen oder (Online-)Videos. Im Alltag ist man immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen man sich beraten lässt: beim Einkauf, beim Arztbesuch, bei der Finanzberatung der Bank, beim Studium, im Beruf oder bei der Steuerberatung.
Formulierungen wie zu fast jedem beliebigen Thema oder in allen möglichen Formen sind Sprachmuster aus der Alltagskommunikation. Dort haben sie ihre Berechtigung, weil es nicht um die wissenschaftliche Genauigkeit geht. Ihre Verwendung in einem wissenschaftlichen Text wirkt sich jedoch negativ auf dessen sprachliche Qualität aus.
Nicht so | So formulieren Sie besser |
Das ist verdammt schwer. | Der Schwierigkeitsgrad ist hoch. |
Die Entwicklung der Kulturtheorie in den letzten Jahren lässt sich nicht in wenigen Worten erzählen. | Die Entwicklung der Kulturtheorie in den letzten Jahren lässt sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen. |
Die Formulierungen der linken Spalte sind typisch für den Sprachgebrauch im Alltag. Will man den gleichen Inhalt in einem wissenschaftlichen Text kommunizieren, muss man auf wissenschaftssprachliche Ausdrücke wie in der rechten Spalte zurückgreifen.
Zur Vermeidung oder Beseitigung von alltagssprachlichen Formulierungen und Ausdrücken in wissenschaftlichen Texten ist es notwendig, die Unterschiede zwischen der Sprache der Nähe (Alltagssprache) und der Sprache der Distanz (Wissenschaftssprache) in den Blick zu nehmen (vgl. Tabelle oben).
Die Ansprüche an die Wissenschaftssprache Deutsch sind vielfältig. Sie betreffen vor allem drei große Bereiche:
Wortwahl
Satzbau
Stilebene
Übung 4:
a) Ordnen Sie die beiden Texte der Alltagssprache und der Wissenschaftssprache zu.
Text 1 | Text 2 |
„Also ich bin sehr ein Sicherheitsmensch und hab auch heute noch ne Tendenz eher zu viel zu lesen zu nem Thema, es gibt ja verschiedene Typen. Die einen haben ne Idee und fangen mal an zu rödeln und zu basteln. Ich fühl mich immer sicherer wenn ich so das Forschungsfeld überblicke und deswegen sammel ich immer, also – fürchterliche Berge von Büchern. Ich weiß noch bei meiner Habilitation hat irgendwann mein Mann sich furchtbar beklagt, weil er immer noch Kisten für mich durch die Gegend geschleppt hat zurück zur Bib und von der Bib, also es waren wirklich – Wagenladungen“ (Krähling 2010:91) |
„Konrad Ehlich sieht die wissenschaftssprachliche Kompetenz vor allem als ein „Depositum“, als historische gewachsenen „Speicher“ domänenspezifischer kognitiver Prozeduren
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