Neulateinische Metrik. Группа авторов
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Название: Neulateinische Metrik

Автор: Группа авторов

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: NeoLatina

isbn: 9783823301868

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СКАЧАТЬ angeht, ist festzustellen, dass das Ich des Textes bzw. seine Seele sich in einem ekstatischen Höhenflug befindet (1–4; 47: rapior) und das ausspricht (41: ea blatero), was es in seinem Taumel erlebt. Seine Äußerungen sind nach dem Eindruck Jacopo Morellis dunkel bzw. unverständlich (obscurus),29 nach meinem Eindruck stellenweise nahezu sinnfrei. Ich verweise insbesondere auf Vers 42: Date, dabitur. Habe, habeo. Fero, fer, dann aber auch auf die merkwürdige Apostrophe des Bacchus als „meerbeherrschender Hirte, lauttönender, schenkelgeborener Vater Euius“ (45–46). Tatsächlich ist die Geburt aus dem Schenkel des Jupiter (femorigena) ein Charakteristikum des Bacchus, Euius einer seiner Beinamen, doch die weiteren Epitheta sind üblicherweise mit anderen Göttern verknüpft, die der Überschrift zufolge nicht die Adressaten sind: Der Meerbeherrscher (pelagidomus) ist Neptun/Poseidon (z.B. Cicero, De natura deorum 71,1; Vergil, Aeneis 5,799: domitor maris), der Hirte (nomios) Apoll (Servius zu Vergils Eklogen, prooemium 1; 5,35; Georgica 3,2; 4,7; Donat, Vita Vergilii 53) und der Lauttönende (barybromius) eigentlich Jupiter/Zeus (z.B. Pindar, Olympia 8,44: βαρυγδούπου Διός). Das für ,lauttönend‘ verwendete Adjektiv barybromius ist zwar in seinem zweiten Teil bromius homophon mit dem Beinamen des Bacchus Bromius, und es ist auch ein griechisches Adjektiv βρόμιος ,tönend, laut‘ belegt (Pindar, Nemea 9,8–9: βρομίαν φόρμιγγ’), doch für das Nominalkompositum barybromius gibt es weder im Lateinischen noch im Griechischen einen antiken Beleg.

      Man mag die bösartige Vermutung äußern, die Unverständlichkeit und die unüblichen, teilweise neu gebildeten Epitheta seien dem metrischen Zwang geschuldet, ausschließlich Kürzen zu verwenden, doch wahrscheinlicher scheint mir, dass Scaliger die Ekstase abbildet und die Dunkelheit, die Sperrigkeit und nicht zuletzt die geradezu monströs wirkenden Epitheta in den Versen 18–22 des Pratinas-GedichtesPratinas-Fragment imitiertImitation. Diese These wird durch Scaligers Ad animam Fracastorij hyporchemaScaliger, Julius CaesarAd animam Fracastorii hyporchema bestätigt, einem durchaus verständlichen Text über die Aufnahme von Girolamo Fracastoros Seele in den Himmel, sowie durch seinen In Bacchum GalliambusScaliger, Julius CaesarIn Bacchum Galliambus, einen ebenso verständlichen HymnusHymnus auf die Macht des Bacchus mit einigen mythischen Elementen, der in den Ausgaben der Poemata direkt auf das Hyporchema Baccho usw. folgt.Hymnus30 Dass dieser Hymnus in GalliambenIonicusa maioreGalliambus, d.h. demjenigen Versmaß verfasst ist, das CatullCatullAttis-Gedicht für sein Attis-Gedicht (63) verwendet hat, ist insofern passend, als beide Gedichte einen ekstatischen Kult zum Gegenstand haben. GalliambenIonicusa maioreGalliambus bestehen bekanntlich aus vier Ionici a maiore und damit zwar nicht ausschließlich aus Kürzen, in der zweiten Hälfte nach der Dihärese jedoch durchaus häufig aus immerhin 7 Kürzen und einer einzigen Länge im 3. Metrum.Hymnus31 Mit dem Hyporchema Baccho usw. verbindet den In Bacchum Galliambus überdies die für einen Götter-Hymnus typische Fülle von Epitheta des angerufenen Gottes. Von diesen Epitheta – es sind nicht weniger als 48 verschiedene – ist ein Teil als Beiname des Bacchus, ein Teil in ähnlicher Form als Beiname des Bacchus (4: Thyrsiger, Bicornis, Dionysus; 5: Eleleus, Bimater; 31: Bassareus, Euius; 39: Lyus [statt: Lyaeus], Lusius; 58: Thyonieus [statt: Thyoneus], Nyctilieus [statt: Nyctelius]; 73: Eu[h]an; 90: Nys[a]eus; 91: Leneius [statt: Lenaeus], Manicus; 101: Licnites, Sabazius; 130: Liber; 131: Pericionius) und ein Teil in anderen Kontexten belegt (55: Peregrinus, Semitalis, Xenius; 73: Tauriformis [sonst Beiname des Flussgottes Aufidus, vgl. Horaz, Oden 4,14,25]; 101: Dius, Chthonius; 130: Hagnus, Orgiastes), wobei die Abweichungen von der belegten Form dem Metrum geschuldet sein dürften. Die Hauptquellen für die belegten und ähnlich belegten Epitheta sind im Bacchus-Preis im 4. Buch von Ovids Metamorphosen (11–15: Lyaeus, Bimater, Nyseus, Thyoneus, Lenaeus, Nyctelis, Eleleus, Euhan) und in den Orphischen Hymnen (45,2: Bassareus [vgl. Horaz, Oden 1,18,11]; 45,4: Manicus; 46,1: Licnites; 47,1: Pericionius; 48,1: Sabazius [vgl. Cicero, De legibus 2,37; De natura deorum 3,58]; 50, 2: Lysius; 50,3: Euius [vgl. Cicero, Pro Flacco 60; Horaz, Oden 1,18,9; 2,11,17]) zu suchen. Thyrsiger (in Verbindung mit Lyaeus und Liber) ist bei Seneca (Medea 110, Phaedra 753) belegt, Bicornis als Epitheton des Bacchus (und in Verbindung mit Bassareus) nur in einem Beispiel für ein ithyphallischesIthyphallicus Metrum in einem bei Atilius FortunatianusAtilius Fortunatianus überlieferten Stück aus einem metrischen Traktat des Gaius Caesius BassusCaesius Bassus (frg. 6,18). Dass Scaliger dieses Textstück gekannt hat, ist möglich, aber nicht unbedingt wahrscheinlich.Atilius FortunatianusHymnus32 Nomius wird sogar zweimal (39, 58) als Beiname des Bacchus verwendet. Bei einem erheblichen Teil jedoch handelt es sich wie in dem Hyporchema Baccho usw. um nicht belegte Nominalkomposita, von denen zwei aus lateinischen (4: Bigenitus; 130: Vitulifrons), die meisten aber aus griechischen Bestandteilen gebildet sind (14: Baryctobromius; 31: Barymenus, Gegeneophonus; 55: Myrionymus; 56: Hyperemeroclophypne, Ploinerterobathypne; 58: Oreodromus; 73: Meretrophus; 90: Botrypyrigenes; 101: Chryphomistes; 130: Nooormus; 131: Holodesmus, Brasmocrator) und von denen sich die beiden Letzteren aus Periphrasen des 47. Orphischen Hymnus ergeben: […] ἔστησε κρατερῶς βρασμοὺς γαίης ἀποπέμψας […] ὃ δ’ ἀνέδραμε δεσμὸς ἁπάντων (3–5; „[…] der machtvoll das Beben der Erde beendete und abwendete […] er aber erhob sich als Fessel von allem“). Das im Hyporchema Baccho usw. verwendete Kompositum Femorigena erscheint in der Verbindung Semelefemorigena (5), pelagidoma (8: soror […] pelagidoma) als Periphrase einer Meernymphe.

      Nicht nur eine ImitationImitation, sondern ein wörtliches Zitat des spätantiken Lyrikers Septimius SerenusSerenus, Septimius bildet der letzte Satz Scaligers (47) Scaliger, Julius CaesarHyporchema Baccho: Animula miserula properiter abiit. Serenus᾿ Satz, der bei dem Grammatiker Diomedes (I,513 GLKDiomedes) tradiert ist, besteht aus 15 kurzen Silben, doch wissen wir ebenso wenig wie Scaliger, in welchem metrischen Kontext er gestanden hat. Von Serenus ist aber bei Martianus CapellaMartianus Capella (5,518) und Terentianus MaurusTerentianus Maurus (1464) ein weiterer, aus 15 kurzen Silben bestehender Satz überliefert: Perit, abit, avipedis animula leporis, sodass auf Grund der metrischen Äquivalenz dieser beiden Sätze darauf geschlossen werden mag, dass Serenus tatsächlich aus 15 Kürzen bestehende Verse verfasst hat. Im Zusammenhang mit dem neulateinischen Hyporchema ist der Satz des Serenus über das Zugrundegehen des Hasenseelchens überdies insofern von Belang, als er als Modell für Hugo GrotiusGrotius, Hugo᾿ Hyporchema auf den Tod des Hündchens Aldina in Anspruch genommen wird.Grotius, HugoHyporchema in obitum Aldinae catellae33 Natürlich ist die inhaltliche Verwandtschaft von Versen über den Tod von Haustieren unübersehbar, doch sprechen die Bezeichnung als Hyporchema sowie die gleiche Länge der Verse – auch Grotius bildet Verse mit 17 Kürzen und einer anceps – dafür, dass Grotius auf Scaliger rekurriert:34

Trĕpĭdŭlă cănĭs ănĭmŭlă Sty̆gă sŭbĭtŏ pĕtĭĭt,
nĭgĕr ŭbĭ lăcŭs, ŭbĭ nĕbŭlă, ŭbĭ plăgă tĕnĕbrĭcă;
nĕquĕ lŏcă sŭpĕră, nĭtĭdŭlă, vĭrĭdĭă rĕpĕtĕt.
Ŭbĭ mĭsĕră pĕrĭĭt, hĕrĕ, tĭbĭ quĭs ĕrăt ănĭmŭs?
Lăcry̆mŭlă cĭtă tĭbĭ cădĭt ĭnhĭbĭtă gĕmĭtĭbŭs, 5
tŭăquĕ mĕmŏrĭă vĕtĕră bĕnĕfĭcĭă rĕpĕtĭt.
Hŏmĭnĭdŏmă, fĕrĭdŏmă, Cy̆prĭă, sălĭgĕnă Dĕă,
tŭă СКАЧАТЬ