Die Sterne in uns. Jan Corvin Schneyder
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Название: Die Sterne in uns

Автор: Jan Corvin Schneyder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783968140131

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СКАЧАТЬ Wen interessiert die interstellare Calculator-Zeitangabe? Doch nur Männer. Technik-Nerds. Unsexy! Reiß dich mal zusammen, Mädchen! Da! Schon wieder dieses Wort. Aber dürfen Frauen nicht manchmal auch noch Mädchen sein? Doch! So, ich sortiere mich besser noch mal neu. Und irgendwie zeichnet das VoxCom unpräzise auf. Ob ich nicht doch tippen sollte?

      Mein Name ist Vanessa Woodman. Ich bin in Sheffield aufgewachsen. Sheffield ist eine Stadt auf der größten, also auf der rechten der früher mal so genannten Britischen Inseln. Manche nennen die Gegend, in der es liegt, auch heute noch England, wenn es England natürlich auch nicht mehr als eigenen Staat gibt. Schließlich ist die ganze Erde ein namenloser Staat. Es ist eben ein besiedelter, geeinter Planet. Ende.

      So, das war nun aber auch alles an Geschichte und Politik. Interessiert mich nämlich auch nur wenig.

       Ich drück mich mit der Einleitung doch nur um die Erzählung herum. Ich kann mir oder ihr doch eh nicht entkommen. Puh, wo ist mein Kaffee eigentlich? Nicht da. Toll. Konzentrier dich mal!

      Ich war, als es begann, nicht mal Ende Zwanzig und hatte schon ziemlich viel verrücktes Zeug erlebt.

      Gott, das klingt schwer nach langweiligem Tagebuch-Eintrag, aber warum grinse ich dann so? Manche von diesen verrückten Sachen füllen mein Herz bis heute mit Feuer, Dunkelheit, Wärme und Sternen. Das schreib ich hier aber besser nicht hin.

      Ich bin eigentlich keine nostalgische Geschichten-Oma, deswegen jetzt erst einmal nichts weiter zu den vielen Geschichten vorher. Es war auf jeden Fall ein bisschen mehr verrücktes Zeug, als ein durchschnittlicher Mittzwanziger gesehen haben sollte. So richtig aus der Bahn geworfen hatte mich das aber nicht, und da war ich fast ein bisschen stolz drauf. Da war ziemlich viel außerirdischer Scheiß – sorry, ich drücke mich nicht immer prinzessinnenhaft aus, aber das hier ist eh nichts für Kinder - und Krieg mit dabei gewesen, inklusive Todesangst und Verzweiflung.

      Es hatte sogar Momente der Todesgewissheit gegeben.

      Gewissheit ist viel mehr als Angst.

       Und da fuhr kein kitschiger Lebensfilm am inneren Auge vorbei!

      In diesen Momenten hatten mich ein letzter, klarer Gedanke oder ein eindringliches Gefühl erfüllt. Und dann, einen Wimpernschlag vor dem vermeintlichen Tod, hatte ich weder Trauer noch Furcht gespürt, sondern Zuversicht. Mir war so, als könne ich sicher sein, dass es danach gut für mich weiterginge.

      Ich wollte trotzdem lieber weiterleben. Warum denn nicht steinalt werden? Die Lebenserwartung war hoch, wenn man mit dem Hintern auf der Erde blieb und nicht aus dem All gepustet oder von Photonen gebraten wurde.

      Ich hatte nach den wilden, gefährlichen ersten Jahren meines Jobs eine neue Stelle angenommen. Die trug einen gehörigen Teil dazu bei, dass ein actiongeladener Tod nicht mehr ganz so wahrscheinlich war.

      Ich blieb aber weiter Stalev in der ST, der Squadronica Terrensis. Stalev ist ein Offiziersrang mit ein bisschen Befehlsgewalt, die ST ist die interstellare Flotte der Menschheit, exekutives Organ der Unyon of Worlds.

      Klingt kitschig, ich weiß.

      Die Squadronica war das einzige militärische und diplomatische ausführende Organ, also der interstellare Werkzeugkasten der Menschheit. Den öffnete sie in jeder freien Minute für die Wissenschaft, aber man ließ sie leider nicht immer in Ruhe forschen. Fast jedes ihrer Raumschiffe trug Waffen, manche verdammt viele davon.

      Da bin ich vielleicht nicht typisch weiblich, falls es sowas überhaupt noch gibt. Ich mag Waffen nämlich. Ich habe Waffen und Kampftechniken schon immer gemocht.

      Einige Jahre lang hatte ich auf Schiffen programmiert, geschraubt und Leute weggekickt, aber dann, wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig, war ich im wahrsten Sinne des Wortes bodenständig geworden. Ich ließ meinen Hintern fortan unten, raus aus dem Weltall. Das war besser so für mich, und es funktionierte auch zwei Jahre lang richtig ordentlich, ganz ohne Fernweh.

      Klar hatte ich als Teenager von Abenteuern und Forschungsreisen geträumt, auch davon, das Universum zu einem besseren Ort zu machen. Reisen waren aufregend, andere Völker und Kulturen interessierten mich sehr, aber ich hatte leider auch viele Existenzen kennengelernt, die nichts Gutes im Schilde führten. Ich hatte auch viele Menschen kennengelernt, die nichts Gutes im Sinn hatten.

      Man wird dann leider schnell, sehr schnell, zu schnell so richtig erwachsen.

       Irgendwas in mir verkrampft sich total, wenn ich nur daran denke, dass ich gleich richtig loslegen muss. Wie wird sich das anfühlen, wenn aus den Erinnerungen Worte werden? Aber ich muss das aufschreiben! Come on, Woodi!

      Ich arbeitete nun im Cluster für Orbitalgeschütze.

      Diese gigantischen Kanonen waren um den ganzen Erdball verteilt und sollten, vom Asteroiden bis zur feindlichen Invasionsflotte, alles aus der Umlaufbahn pusten, was uns ungebeten zu nahe kam. Da das gesamte System bei einer nur knapp gescheiterten feindlichen Invasion zwei Jahre zuvor in Grund und Boden geballert worden war, hatten wir seither eine Menge wiederaufzubauen. Natürlich sollte es nicht nur repariert, sondern auch verbessert werden. Es würde zahlreicher und mächtiger knallen als je zuvor. Wir machten aus der ganzen Erde ein Biest aus Stahl.

      Im übertragenen Sinne.

      Natürlich waren Orbitalgeschütze nicht mehr aus Stahl gefertigt, aber der Planet sollte wie ein antiker Kampfkreuzer der ersten Weltkriege ganze Salven von Sperrfeuer ungeheuren Kalibers in den Orbit feuern können.

      Ich steigerte mich manchmal richtig in die Sache rein. Manche Simulationen vom fertigen System sahen einfach genial aus. Ich hörte gern Heavy Metal dazu, wenn ich sie mir reinzog. Ich weiß, dass Waffen böse sind und Leben beenden, aber ihre Faszination konnte ich mit Verstand, Logik oder Philosophie nicht kleinkriegen. Wenn sie nun leider schon mal in der Welt waren – nicht nur bei uns, sondern auch bei fast allen anderen Völkern, denen wir begegnet waren – dann sollten sie auch funktionieren und effektiv sein.

      Irgendjemand musste sich darum kümmern.

      Weiß Gott, warum ich mich um sie kümmern wollte, aber so war es nun mal.

      Ich arbeitete gar nicht allzu weit weg von meiner Geburtsstadt Sheffield, nämlich auf der kleineren linken Insel.

      Die nannte fast jeder immer noch Irland.

      Von dort und von Island aus deckte meine Sektion den nordatlantischen Raum in westlicher Hemisphäre ab. Drüben auf dem amerikanischen Kontinent oder auf der anderen Seite in Skandinavien standen natürlich auch Geschütze. Dort gab es viele weitere Teams, und wir überlegten in wiederkehrenden Gesprächsrunden gemeinsam, ob wir nicht auch wassergestützte Systeme anlegen sollten, die zum Beispiel auf ehemaliger Atlantis-Lage zwischen Europa und Amerika mitballern könnten. War eigentlich nicht nötig, aber ich hätte es cool gefunden!

      In Irland selbst standen vier Geschütze, jeweils eins an den Küsten der vier Haupthimmelsrichtungen.

      Ich lebte in der Nähe des westlichen Geschützes. So übervölkert die Erde mal gewesen war, zu jener Zeit war sie es nicht mehr. Und dort war sie es eigentlich nie gewesen. Neben den anderen Offizieren und dem Hilfspersonal, das in Irland Dienst tat, lebten in der ganzen westlichen Region vielleicht fünfhundert Menschen.

      Ich liebte es.

      Das war eine andere Seite an mir.

      Stille und Leere СКАЧАТЬ