Die wilden Zeiten der Théra P.. Hans-Peter Vogt
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Название: Die wilden Zeiten der Théra P.

Автор: Hans-Peter Vogt

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

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isbn: 9783942652513

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СКАЧАТЬ Trotzdem traute sich kein europäischer Züchter an dieses Rennen heran. Züchter aus nichtarabischen Ländern wären auch gar nicht zugelassen worden. Überdies war die Hitze zu groß, die Araberpferde zu schnell, die Regeln rabiat, und die Söhne der Emire und Scheichs konnten es mit jedem Spitzenjockey aufnehmen. Manchmal winkte dem Gewinner auch eine besondere Prämie: die ein oder andere Tochter eines der Emire. Eine königliche Mitgift war selbstverständlich.

      Die Preisgaben waren keine „normalen“ Töchter. Es waren Mädchen, die wegen ihrer besonderen Schönheit und Sanftmut gerühmt wurden. Mädchen, die keiner der Männer je gesehen hatte, außer tief verschleiert. Natürlich gab es Tricks. Manchmal zeigten die Mädchen - wie durch einen Zufall der Bewegung - einen kleinen Teil ihrer schlanken Fesseln. Unter den weiten Gewändern zeichneten sich manchmal die grazilen Bewegungen ab. Manchmal die leichte Wölbung des Busens oder der Schulter. Manchmal - wie konnte das nur geschehen - verrutschte der Schleier ein wenig. Ein ganz klein wenig nur, aber doch so, das man eine Schläfe oder eine Augenbraue sehen konnte oder sogar - welch ein Glück - einen kurzen Augenblick lang in die tiefbraunen Augen blicken konnte, bevor der Schleier von der grazilen Hand hastig wieder vorgezogen wurde. Nur die Frauen wussten um die Schönheit der Mädchen und sie strickten eifrig an Legenden, die sie über den Kontinent verbreiteten. So wurden Ehen gestiftet und Frieden untereinander gehalten. Nicht in allen Ländern gelang das, aber in den ölreichen Regionen Nordafrikas und der Sinaihalbinsel, da funktionierte das.

      Davon wusste Clara nichts. Clara hatte andere Aufgaben. Théra hingegen wurde in diese kleinen Tricks eingeweiht. Es sind manchmal nur die Kleinigkeiten, die einen Mann zum Rasen bringen können, wurde ihr erklärt. Anders, als bei den europäischen Frauen. Dort - so war man sich sicher - fehlte jede Spannung und jeder Anstand. Théra und Clara wurde es indes hochangerechnet, dass sie stets auf das klassische Ritual geachtet hatten. Sie waren zwar nicht verschleiert, aber sie waren in Gegenwart der Männer immer verhüllt und sittlich gekleidet, und sie waren äußerst höflich. Das entsprach ganz der Sitte und dem Anstand der Araber.

      In den Mittagspausen ruhte Clara ein wenig und genoss es, mit Théra und den Mädchen zu baden. Sie sah Théra also jeden Tag und Théra schlief ihr zuliebe in dem gemeinsamen Bett, das eher ein Matratzenlager war, voll mit weichen Kissen, und von einer Gaze umhüllt wurde, um die Mücken fernzuhalten.

      Clara sah, dass die Mädchen des Emirs ihrer großen Schwester gut taten. Sie fühlte sich erleichtert. Es war eine gute Idee gewesen, Théra völlig zu entlasten und den Frauen des Harems zu überlassen. Clara hatte keine Ahnung, welchen Mächten sie Théra anvertraut hatte.

       5.

      Die Mädchen hatten in diesem Land als Jungfrau in die Ehe zu gehen, aber es gab durchaus einige Möglichkeiten, schon vor der Ehe Sex zu haben. Das war zwar verboten, es galt offiziell als unsittlich, doch es wurde bis zu einem gewissen Punkt geduldet, wenn es hinter hohen Mauern des Schweigens verborgen blieb. Küssen, Penetrieren und Schleier ablegen war strengstens verboten, aber warum sollten sich die Mädchen nicht schon vor der Ehe heimlich in der Liebe üben, um noch besser für die Ehe vorbereitet zu sein? Man musste nur aufpassen, dass nichts unsittliches passierte. Dann wäre der Ruf für immer dahin. Es gab strengreligiöse Länder, da wurden Mädchen für solche Dinge öffentlich aus der Gemeinschaft ausgestoßen und sogar zu Tode gesteinigt. Verbotene Dinge sind stets sehr gefährlich.

      Es gab sogar Vorkommnisse, da wurden liebende Paare zueinander geführt und die Frauen erreichten schließlich, dass bereits bestehende Ehegelöbnisse der Partner gelöst wurden. Die Frauen hatten viel Macht, wenn sie listig und verschwiegen waren.

      Das passierte nicht oft, doch hin und wieder passierte es. Die Frauen hatten da durchaus ihre Kontakte und Mittel, um so etwas in die Wege zu leiten.

      Sie sahen Théras Nöte und sie besprachen sich heimlich. Théra stammte nicht aus ihrem Harem. Sie war nicht Teil ihrer Adelsfamilie. Sie stammte nicht einmal aus diesem Land. Da konnte man durchaus etwas lockere Regeln anwenden. Théra war eine Freundin und sie brauchte Hilfe.

      Wenn sie da etwas einfädeln würden, dann durfte Théras Ruf auf keinen Fall leiden. Sie musste unerkannt bleiben und sie brauchte den absoluten Schutz der Gruppe. Nie durfte das Gerücht aufkommen, dass vielleicht sogar Leyla dieses Angebot gesucht hätte, um sich für die Ehe besser zu rüsten. Dann wäre die Heirat mit dem Sohn des Emirs von Masquat Vergangenheit.

      Die Frauen des Harems waren erfahren in Intrigen und Schachzügen. Überall dort, wo die Regeln sehr streng sind, blühen die unerlaubten Dinge im Verborgenen. Die Frauen des Harems standen in einer Jahrtausende alten Tradition der Kenntnis verbotener Dinge. Sie hatten Königreiche kommen und gehen sehen. Sie hatten Ehen gestiftet, sie hatten fremde Heerführer bestochen und Ehemänner vergiftet. Sie hatten ihre Verbindungen. Sie reichten sogar bis nach Südafrika und nach Indonesien. Théra würde nie alleine sein. Sie würde stets Schutz haben, doch eine Verbindung zum Hof würde nie hergestellt werden können. Nichts würde herauskommen. Die Frauen, die Théra zur Sicherheit begleiten würden, hatte Théra nie gesehen und sie würde sie nie sehen. Niemand würde je ihre Gesichter kennen oder ihre Namen erfahren.

      Auch Prostitution hatte es schon immer gegeben. Die Frauen des fürstlichen Harems hatten schon vielen Männern solche gewerblichen Liebhaberinnen vermittelt. Außerhalb und innerhalb des Palastes. Sie wussten, wo man solche Frauen findet, und wer von diesen Frauen „sauber und rein“ war. Diese Dinge blieben Geheimnisse der Frauen. Ihre bevorzugte Stellung am Hofe machte es ihnen leicht, Dinge zu tun, die anderen Frauen nicht möglich gewesen wären. Sie waren wirkliche Herrscherinnen. Sie traten nie öffentlich in Erscheinung. Sie waren Herrscherinnen der Nacht.

       6.

      Théra wurde langsam und vorsichtig auf dieses besondere Ereignis vorbereitet.

      Dann kam der Tag, da wurde Théra gründlicher als sonst gebadet. Sie wurde mit wohlriechenden Seifen gewaschen und sie erhielt duftige Gewänder, über die später ein sittliches Übergewand gezogen werden würde. Sie würde am Nachmittag ruhen und abends noch einmal baden.

      In dieser Nacht wurde sie von mehreren Frauen des Harems heimlich aus dem Haus gebracht. Es gab Hintertüren. Sie wurde einige Strassenzüge weiter geführt. Dort fanden sie eine leere Wohnung, in der zwei tief verschleierte Frauen warteten. Die Frauen des Harems verließen Théra, dann wurde ein geheimes Zeichen gegeben und Théra wurde von anderen Frauen abgeholt. Diese Zeremonie wurde noch zweimal wiederholt.

      Schließlich wurde Théra in den Seitentrakt eines großes Hauses geführt. Die Frauen blieben dieses Mal bei ihr. Dann wurde eine Tür geöffnet.

       7.

      Es war ein saalartiger Raum. Es gab kostbare Teppiche, Kissen, Kerzen und viel gedämpftes Licht. In der Mitte gab es ein Podest mit einem riesigen Bett, um das Seidentücher von der Decke hingen, die sich in einem leichten Wind leise bewegten. Woher der Windhauch kam, war unklar.

      Auf diesem Bett lag ein vielleicht 18-jähriger junger Mann in weisser Kleidung, das Gesicht unverhüllt. Théra kannte ihn nicht, aber er musste sehr reich sein, nach der wertvollen Einrichtung und den edlen Zügen des Gesichts zu schließen.

      Die Frauen hatten sich beim Eintreten stumm verbeugt, dann verteilten sie sich und griffen nach verschiedenen Instrumenten, die - wie zufällig - im Raum standen. Sie begannen leise und melodisch zu singen und diesen Gesang mit Zimbeln, Glöckchen und verschiedenen Zupfinstrumenten zu begleiten. Es war wie eingeübt.

      Zwei der Frauen geleiteten Théra in den offenen СКАЧАТЬ