Die Suche nach der Identität. Hans-Peter Vogt
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Название: Die Suche nach der Identität

Автор: Hans-Peter Vogt

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

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isbn: 9783942652483

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СКАЧАТЬ Sie atmeten immer noch schwer. Ihre Körper glänzten vor Schweiß. Sie glühten. Sie rochen nach ihrer Liebe.

      Es dauerte nicht lange, dann liebten sie sich erneut. Es war ein gewaltiges Feuer, das da entfacht worden war und das sie hineinriss in einen Tunnel der Begierde. Mittendrin dachte Dennis einmal. „Danke, Patrick, danke.“

      Danach fing er an zu weinen. Laura deckte sie beide zu. Sie hielt Dennis fest. Dennis zitterte. Es war viel mehr als nur Begierde gewesen. Es war, wie eine Wiedergeburt.

      4.

      Sie waren so miteinander beschäftigt, dass sie alles um sich vergaßen.

      Sie liebten sich zum dritten Mal hintereinander. Sie hörten Conny wie in weiter Ferne üben. Manche Passagen immer wieder und immer wieder. Stundenlang. All das war weit weg von Ihnen. Am Abend stupste Laura Dennis an. „Ich hab’ Hunger“ sagte sie. „Will’ste auch was?“

      Sie gingen in die Küche. Sie fanden Conny, die sich gerade was zu essen machte.

      Conny lachte. „Da haben sich wohl zwei gefunden?“ Dennis nickte mit dem Kopf. „Ich mag Laura, seit ich sie das erste Mal gesehn’ habe, damals in der U-Bahn. Da ist sie die Treppe runtergehüpft und… .“ Er sprach nicht weiter. Er fasste Laura um die Taille und drückte sie an sich. „Wir haben Hunger. Hast du was für uns?“

      Dennis entschied er sich für ein karges Mahl. Gekochter Reis mit ganz wenig Salz. Mehrere Stücke Obst. Stilles Wasser.

      Conny lachte: „Ganz was uns der Arzt verordnet hat, was?“

      Dennis schüttelte den Kopf. „Dort, wo ich war, da hatten wir Hirse, Maisbrot, viel Obst, Trockenfrüchte, Trockenfleisch und Frischfleisch. Es gab viele scharfe Gewürze und viele Kräuter, deren Namen ich nur in indianisch kenne und die es nur im Urwald gibt. Es gab Blüten, die man essen konnte. Es gab sogar Baumrinde und Käfer, die wir gegessen haben. Alles ohne Zusatzstoffe, ungeschält und unbehandelt. Wenig Salz. Das war sehr kostbar. Aber es gab braunen Zucker und ab und zu etwas Honig. Es war ein komplett anderes Essen. Ich muss aufpassen, dass ich davon“, er zeigte auf das Essen „nicht krank werde. Dort unten war ich in zwei Jahren nicht ein einziges Mal krank.“

      Laura hatte Lust auf Honig Pops mit Milch. Dann aß sie Weißbrot mit Schinken und trank Tee dazu. Sie nahm Gurke und Tomate. Sie hatte richtigen Hunger. Dennis lächelte. Er strich ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht, die ihr im Eifer über die Augen gerutscht war.

      „Übrigens“, meinte Conny, „wir Mädels haben heute wegen dir die Schule geschwänzt. Morgen früh muss ich wieder da sein. Ich steh kurz vor dem Abitur. Du weißt wohl nicht mehr, was Schule bedeutet?“

      „Oh doch“, hatte Dennis geantwortet, „aber anders, als du das denkst. Dort wo ich war, habe ich einige Schulen gegründet. Wir haben eine Schriftsprache entwickelt. Es wurde Schreiben, lesen und Rechnen unterrichtet. Für Erwachsene. Ich selbst habe so was wie eure Schule schon lange nicht mehr gesehn. Es gab anderes, das wichtiger war. Es war alles anders. Aber du bringst mich auf einen Gedanken.“

      „Ich bin offiziell tot. Ich kann mir auch nicht vorstellen, so eine offizielle Schule noch mal zu besuchen, mit all den Zwängen. Aber die Schule der Kids - wenn es sie noch gibt - die würde ich gern besuchen.“

      „Das ist kein Problem“, hatte Laura geantwortet. Bübchen, Moses und die anderen werden aus dem Häuschen sein, wenn sie dich wiedersehn’.“

      Laura blieb über Nacht. Das Bett war eng. Es war ihnen egal. Sie lagen beieinander.

      In dieser Nacht erzählte Dennis leise von seiner Reise zu den Théluan. Er war völlig offen und ehrlich. Er erzählte von Polia und der Königin. Er erzählte von seinen Kindern, die er geliebt hatte. Er erzählte von den Anden, dem Urwald, den Festen und den Kämpfen mit Puma, Bär und den Kriegern der Karancula. Er erzählte von der Steppe und auch von Handwerkern, den Abwassersystemen, den Adobebauten, den Hochzeiten, dem tiefen Winter, von den Steinen und von dem Gold.

      „Du musst eins verstehen“, hatte er am Anfang gesagt, „das was ich dir jetzt erzähle, kommt dir vielleicht vor wie ein Märchen. Alles ist wahr. Es war eine komplett andere Gesellschaft. Danach wirst du vielleicht verstehen, dass es schwer für mich ist, mich hier wieder einzuklinken. Eigentlich bin ich ganz froh, dass ich tot bin. Im Untergrund, mit den Kids, werde ich schnell wieder Fuß fassen. Ich bin froh, dass es euch gibt.“ Er fügte hinzu: „Ich bin froh, dass es dich gibt.“

      Laura hörte zu. Sie staunte. Sie streichelte die Narben in seinen Handflächen. Sie stellte ein paar mal Fragen. Sie ließ Dennis reden. Sie saugte Dennis Informationen auf und sie war dankbar, dass er ihr alles erzählte. Sie liebte ihn dafür, dass er seine Kinder geliebt hatte. Dennis hatte ihr erklärt: „Vielleicht ist das komisch für dich. Aber dort beginnen die Mädchen im Alter von 12 ihre Kinder zu kriegen. Sie haben in ihrem kurzen Leben 10, 12 und manchmal 15 Kinder. Einige sterben. Andere leben und erhalten die Art. Du kannst das nicht vergleichen mit heute. Alles ist reduziert auf eine Zeitspanne von etwa 30, 40 oder 50 Jahren Leben. Ich selbst wäre dort sicher nicht älter geworden.“

      „Manomann“, sagte sie gegen Ende. Das, was du erlebst hast, erleben andere ihr ganzes Leben nicht. Du kannst dankbar sein“. Dennis hatte genickt. „Ja ich kann dankbar sein. Ich bin Patrick sehr dankbar.“ Dann erzählte Dennis das erste Mal in seinem Leben von Patrick. „Das bleibt unter uns“, warnte er Laura. „Ich kann einiges kontrollieren, aber nicht alles. Ich bin nicht der Gott, den ich da unten gespielt habe. Dort hat mir Patrick das Leben gerettet. Hier ist die Welt anders.“

      Laura hatte genickt.

      Es wurde eine lange Nacht der Bekenntnisse. Denn auch Laura erzählte von sich. Von der Stiftung, von Allan und Susi. Von den Kids und von Connys Erfolgen. Sie erzählte Dennis auch von ihren Liebhabern. „Anders als bei dir, haben die mir nie etwas bedeutet. Das gehörte dazu, aber ich bin durch dich verwöhnt worden. Du warst nicht zu ersetzen, auch wenn wir vorher noch nie… .“

      5.

      Am nächsten Morgen ging Laura in die Schule. Es fiel ihr schwer, nach allem, was sie in dieser Nacht von Dennis gehört hatte. Dennis war dieser Schule längst entwachsen. Sie fühlte, dass sie eine Gefangene dieses Systems war. Dennis hatte das Privileg gehabt, all diesen Zwängen zu entwischen. Er hatte frei wie ein Vogel gelebt. Die Zwänge, die sich dort stellten, hatte er nur durch seine und die Kraft seines Bruders überwunden, und, das war Laura in dieser Nacht klar geworden, durch die Liebe zu den anderen Menschen. Nicht nur zu Polia oder der Königin. Es war die gegenseitige Liebe, die Dennis schon früher stets versprüht hatte. Er wirkte ansteckend. Sie war glücklich. Dieser Dennis. Er war etwas Besonderes. Sie würde es festhalten, dieses Glück, solange es ihr vergönnt war.

      Sie hatte Dennis vorgewarnt. „Heute Nachmittag habe ich zu tun. Die Stiftung hat viele Aufgaben. Ich kann mich nicht entziehen. Heute Abend bin ich wieder da.“

      Auch Conny ging zur Schule. Als sie mittags kam, setzte sie sich erst mal hin, und büffelte englische und französische Vokabeln. Sie hatte Algebra und Rechenaufgaben. Dennis hatte ihr eine Weile zugeschaut und sich dann unsichtbar gemacht. Um halbvier kam Conny in Dennis Zimmer. Sie sah, dass Dennis ihr ein leeres Heft und verschiedene farbige Stifte geklaut hatte. Er zeichnete.

      Sie setzte sich neben ihn und schaute ihm zu. Sie ließ sich erklären, was es war. Pyramiden, Lamas, Bär, Trachten, Masken und Krieger. СКАЧАТЬ