Название: Entwicklungspsychologie
Автор: Werner Wicki
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: utb basics
isbn: 9783846344750
isbn:
Abb. 3.1 | Säuglinge erleben eine Vielfalt von Tast- und Berührungsreizen.
Abb. 3.2 | Das Baby nutzt schon sehr früh Bewegungshinweise, für deren Wahrnehmung die Sehschärfe weniger wichtig ist.
Tiefenwahrnehmung
Die entwicklungspsychologische Forschung hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sich die Tiefenwahrnehmung entwickelt, und entdeckt, dass Kinder dafür bestimmte Hinweisreize nutzen:
3.1.2 | Frühe Kategorisierungsprozesse
Definition
Die wahrnehmbare Welt besteht aus Milliarden von unterscheidbaren Einzelobjekten und Eigenschaften, die wir aufgrund von Ähnlichkeiten bestimmten Kategorien zuordnen bzw. kategorisieren. Dadurch wird die Vielfalt und Komplexität der Welt reduziert und an die kognitiven Ressourcen (des Menschen) angepasst. Die Kategorisierung hat überdies den enormen Vorteil, dass wir einem Objekt, das wir als Vertreter einer bestimmten Kategorie betrachten, auch solche Eigenschaften dieser Kategorie zugestehen, die beim unmittelbar angetroffenen Vertreter nicht unmittelbar beobachtet werden (können).
Effizienzgewinn
Wenn ein Kind bereits weiß, dass Hunde bellen, so erwartet es, dass ein Hund, den es bislang noch nie gesehen hat, ebenfalls bellen kann und vielleicht auch bellen wird. Angetroffene Objekte, die einer Kategorie zugeordnet werden, müssen nicht vollständig exploriert werden, was die Wahrnehmung und Handlungsplanung des Kindes effizient macht.
Untersuchungsmethoden
Experimentelle Methoden der Säuglingsforschung erlauben heute die Untersuchung der Frage, ob und ggf. ab welchem Alter Säuglinge wahrnehmbare Einzelphänomene zu unterscheidbaren Kategorien zusammenfassen – also z.B., ob sie zwischen Möbeln und Fahrzeugen oder zwischen Tieren und Pflanzen unterscheiden.
familiarization / noveltypreference procedure
Die darunter am häufigsten verwendete Methode – die familiarization / novelty-preference procedure (Quinn 2007) – nutzt wie das Habituations-Dishabituations-Paradigma (→ Kap. 2) die Tatsache, dass ein Reiz bei wiederholter Präsentation für den Säugling zunehmend „langweilig“ wird, da er sich an den Reiz habituiert (gewöhnt).
Zeigt man einem Säugling eine Reihe von Vertretern einer bestimmten Kategorie (z.B. verschiedene Möbel), ist eine abnehmende Aufmerksamkeitszuwendung (gemessen an der Fixationsdauer pro Durchgang) die Folge. Zeigt man ihm einen Vertreter einer anderen Kategorie (z.B. ein Fahrzeug), nimmt die Aufmerksamkeit vorübergehend wieder zu, sofern das Kind den Kategorienwechsel bemerkt. In den Experimenten des Typs „familiarization/novelty-preference procedure“ wird aus der Zunahme der Aufmerksamkeitszuwendung geschlossen, dass das Kind eine Veränderung (also z.B. einen Kategorienwechsel) feststellt und mit längerer Blickdauer reagiert.
Forschungsergebnisse
Heute wissen wir, dass bereits das vorsprachliche Kind im 1. Lebensjahr Objekte und Objekteigenschaften kategorisiert: Es unterscheidet z.B. Säugetiere von Möbeln (globales Niveau), aber auch Katzen von Hunden bzw. Stühle von Tischen (spezifisches Niveau). Und es unterscheidet innen von außen, oben von unten etc. Der Säugling beginnt mit Kategorisierungen auf globalem Niveau und gliedert diese anschließend in spezifischere Kategorien (Quinn 2007).
3.1.3 | Lernen und Gedächtnis
Neben den bisher beschriebenen Wahrnehmungs- und Kategorisierungsprozessen zählen die Gedächtnis- und Lernprozesse zu den wichtigsten kognitiven Prozessen. Fundamental ist insbesondere die Rolle des Gedächtnisses, denn ohne Speicherung von Information wären alle anderen (höheren) kognitiven Prozesse unmöglich.
Definition
Unter Gedächtnis sind nicht nur bewusstes und willentliches Speichern und Erinnern, sondern auch unbewusste, beiläufige Prozesse zu verstehen, die als implizites Gedächtnis und implizites oder inzidentelles Lernen bezeichnet werden.
1. Lebensjahr
Die experimentelle Säuglingsforschung konnte zeigen, dass sich das menschliche Gedächtnis bereits im Verlauf des 1. Lebensjahres kontinuierlich entwickelt: