Entwicklungspsychologie. Werner Wicki
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Читать онлайн книгу Entwicklungspsychologie - Werner Wicki страница 8

Название: Entwicklungspsychologie

Автор: Werner Wicki

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: utb basics

isbn: 9783846344750

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СКАЧАТЬ rel="nofollow" href="#fb3_img_img_e5e29327-9d7d-54af-bd99-4de262a5e7cb.gif" alt="images"/> Interesse an visuellen Stimuli: Bilder mit geringer Komplexität sind weniger interessant als solche mit hoher Komplexität. Bilder mit hoher Komplexität wiederum haben sich aber im Vergleich zu Gesichtern auf Fotos als weniger interessant erwiesen. Das größte Interesse zeigen Säuglinge eindeutig an „lebendigen“ Gesichtern.

      images Das Gesicht der Mutter wird schon wenige Stunden nach der Geburt länger betrachtet als das Gesicht einer unbekannten Frau, sofern dem Kind das Gesicht der Mutter vorgängig in Kombination mit deren Stimme präsentiert wurde (Sai 2005).

      images Säuglinge können ab der Geburt mit den Augen und dem Kopf einem Stimulus folgen, wenn er ihr Interesse gefunden hat.

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      Abb. 3.1 | Säuglinge erleben eine Vielfalt von Tast- und Berührungsreizen.

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      Abb. 3.2 | Das Baby nutzt schon sehr früh Bewegungshinweise, für deren Wahrnehmung die Sehschärfe weniger wichtig ist.

      Tiefenwahrnehmung

      Die entwicklungspsychologische Forschung hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sich die Tiefenwahrnehmung entwickelt, und entdeckt, dass Kinder dafür bestimmte Hinweisreize nutzen:

      images Ab 1 Monat: Beim sogenannten Looming führt die (simulierte oder echte) Annäherung von Objekten zu einem größeren Abbild auf der Netzhaut. Das Baby reagiert darauf mit Abwehrbewegungen.

      images Erste Lebensmonate: Das Baby nutzt schon sehr früh kinetische Cues (Bewegungshinweise), für deren Wahrnehmung die Sehschärfe weniger wichtig ist.

      images Ab 3 Monaten: Aufgrund der Konvergenz der Augen und der Querdisparation nutzt das Kind binokulare Hinweise, unterschiedliche Abbilder verschmelzen dabei auf der Netzhaut zu einem Bild. Je näher ein Objekt ist, desto größer ist die Querdisparation.

      images Ab 6 Monaten: Verwendung statischer Distanzhinweise. Verdeckte Bilder erscheinen weiter hinten als unverdeckte (Yonas/Arterberry 1994).

      images Ab 7 Monaten: Das Wissen über die Größe eines Objekts beeinflusst die Distanzwahrnehmung. Große Objekte, die klein wirken, werden als weiter entfernt wahrgenommen (Granrud et al. 1985).

      3.1.2 | Frühe Kategorisierungsprozesse

       Definition

      Die wahrnehmbare Welt besteht aus Milliarden von unterscheidbaren Einzelobjekten und Eigenschaften, die wir aufgrund von Ähnlichkeiten bestimmten Kategorien zuordnen bzw. kategorisieren. Dadurch wird die Vielfalt und Komplexität der Welt reduziert und an die kognitiven Ressourcen (des Menschen) angepasst. Die Kategorisierung hat überdies den enormen Vorteil, dass wir einem Objekt, das wir als Vertreter einer bestimmten Kategorie betrachten, auch solche Eigenschaften dieser Kategorie zugestehen, die beim unmittelbar angetroffenen Vertreter nicht unmittelbar beobachtet werden (können).

      Effizienzgewinn

      Wenn ein Kind bereits weiß, dass Hunde bellen, so erwartet es, dass ein Hund, den es bislang noch nie gesehen hat, ebenfalls bellen kann und vielleicht auch bellen wird. Angetroffene Objekte, die einer Kategorie zugeordnet werden, müssen nicht vollständig exploriert werden, was die Wahrnehmung und Handlungsplanung des Kindes effizient macht.

      Untersuchungsmethoden

      Experimentelle Methoden der Säuglingsforschung erlauben heute die Untersuchung der Frage, ob und ggf. ab welchem Alter Säuglinge wahrnehmbare Einzelphänomene zu unterscheidbaren Kategorien zusammenfassen – also z.B., ob sie zwischen Möbeln und Fahrzeugen oder zwischen Tieren und Pflanzen unterscheiden.

      familiarization / noveltypreference procedure

      Die darunter am häufigsten verwendete Methode – die familiarization / novelty-preference procedure (Quinn 2007) – nutzt wie das Habituations-Dishabituations-Paradigma (→ Kap. 2) die Tatsache, dass ein Reiz bei wiederholter Präsentation für den Säugling zunehmend „langweilig“ wird, da er sich an den Reiz habituiert (gewöhnt).

      Zeigt man einem Säugling eine Reihe von Vertretern einer bestimmten Kategorie (z.B. verschiedene Möbel), ist eine abnehmende Aufmerksamkeitszuwendung (gemessen an der Fixationsdauer pro Durchgang) die Folge. Zeigt man ihm einen Vertreter einer anderen Kategorie (z.B. ein Fahrzeug), nimmt die Aufmerksamkeit vorübergehend wieder zu, sofern das Kind den Kategorienwechsel bemerkt. In den Experimenten des Typs „familiarization/novelty-preference procedure“ wird aus der Zunahme der Aufmerksamkeitszuwendung geschlossen, dass das Kind eine Veränderung (also z.B. einen Kategorienwechsel) feststellt und mit längerer Blickdauer reagiert.

      Forschungsergebnisse

      Heute wissen wir, dass bereits das vorsprachliche Kind im 1. Lebensjahr Objekte und Objekteigenschaften kategorisiert: Es unterscheidet z.B. Säugetiere von Möbeln (globales Niveau), aber auch Katzen von Hunden bzw. Stühle von Tischen (spezifisches Niveau). Und es unterscheidet innen von außen, oben von unten etc. Der Säugling beginnt mit Kategorisierungen auf globalem Niveau und gliedert diese anschließend in spezifischere Kategorien (Quinn 2007).

      3.1.3 | Lernen und Gedächtnis

      Neben den bisher beschriebenen Wahrnehmungs- und Kategorisierungsprozessen zählen die Gedächtnis- und Lernprozesse zu den wichtigsten kognitiven Prozessen. Fundamental ist insbesondere die Rolle des Gedächtnisses, denn ohne Speicherung von Information wären alle anderen (höheren) kognitiven Prozesse unmöglich.

       Definition

      Unter Gedächtnis sind nicht nur bewusstes und willentliches Speichern und Erinnern, sondern auch unbewusste, beiläufige Prozesse zu verstehen, die als implizites Gedächtnis und implizites oder inzidentelles Lernen bezeichnet werden.

      1. Lebensjahr

      Die experimentelle Säuglingsforschung konnte zeigen, dass sich das menschliche Gedächtnis bereits im Verlauf des 1. Lebensjahres kontinuierlich entwickelt:

      images Wiedererkennensleistungen (engl. recognition): Sie sind bereits ab der Geburt möglich, insbesondere bei Sinnesmodalitäten (wie dem Hörsinn), die schon vorgeburtlich funktional waren (z.B. DeCasper/Spence 1986). Viele der in den Kap. 3.1.1 und 3.1.2 referierten Studien zeugen von frühen Wiedererkennensleistungen, СКАЧАТЬ