erster „Urmensch“, größeres Gehirn und kleinere Molaren als Australopitheken
1969
RichardLeakey
Homo sapiens
Omo 1, Omo 2
0,185
Omo, Äthiopien
entscheidendes paläontologisches Beweisstück, dass Homo sapiens sich zunächst in Afrika entwickelte und erst später die übrige Welt besiedelte
1974
Donald Johanson
Australopithecus afarensis
Lucy
3,1
Hadar,Äthiopien
für die nächsten 20 Jahre ältester bekannter Vertreter der Hominina; kleines Gehirn; biped
1975
Colin Groves und Vratislav Mazák
Homo ergaster
KNM-ER 992
1,9–1,4
Koobi Fora, Kenia
anhand eines 1971 von R.Leakey entdeckten Fossils als eine neue Homo-Art beschrieben Stammesform der afrikanischen „Großmenschen“
1976
Andrew Hill
Australopithecus afarensis
Fußspuren
3,6
Laetoli,Tansania
bis dahin ältester Beweis der Bipedie bei Hominiden
1985
Alan Walker und Richard Leakey
Paranthropus aethiopicus
Black skullAustralopithecus aethiopicus
2,5
Turkana See, Kenia
möglicherweise Vorläuferart von P.boisei und P.robustus
1985
Alan Walker und Richard Leakey
Homo ergaster
Turkana BoyHomo erectus
1,6
Turkana-See,Kenia
außergewöhnlich gut erhaltenes Skelett eines Jungen
1986
Valerii Alexeev
Homo rudolfensis
KNM-ER 1470
1,8
Turkana-See,Kenia
der von R.Leakey 1972 entdeckte Schädel wurde erst 1986 als eine basale Homo-Art beschrieben
1991
Dawit Lortkipanidse
„Homo georgicus“
Dmanissi-Mensch,Homo habilis,Homo erectus
1,85
Dmanissi,Georgien
Beweis, dass Vertreter der Gattung Homo 300.000 Jahre früher nach Eurasien vordrangen, als zuvor angenommen
1993
Friedemann Schrenk
Homo rudolfensis
UR 501
2,4
Uraha,Malawi
der älteste Vertreter der Gattung Homo – eine halbe Million Jahre älter als das Fragment, das Richard Leakey 1972 am Turkana-See gefunden hatte; erster alter basaler Homo außerhalb (Nord)Ostafrikas
1992
Gen Suwa und Tim White
Ardipithecus ramidus
Ardi
4,4
Aramis,Äthiopien
zur Zeit der Entdeckung der älteste Hominid; primitiver Milchbackenzahn. primitive Bipedie
1994
Meave Leakey
Australopithecus anamensis
3,9–4,1
Kanapoi,Kenia
Schienbein zeigt, dass 4,1 MYA die Bipedie schon vollentwickelt war
1995
Michel Brunet
Australopithecus bahrelghazali
Abel
3,5
Koro, Toro,Tschad
erstes Fossil eines frühen Hominiden aus Zentralafrika; ähnelt A.afarensis
1996
Yohannes Haile-Selassie
Ardipithecus kadabba
5,8
Awash,Äthiopien
Zähne zeigen einigen Merkmale der Hominina; wahrscheinlich biped.
1997
Bermuder de Castro
Homo antecessor
Atlanthropus mauritanicus
0,8–0,2
Sierra de Atapuerca, Spanien
Artzuordnung ist umstritten; die Fossilien werden auch H.erectus zugeordnet; ein Beleg für eine sehr frühe Besiedlung Europas durch den Menschen
1999
Berhane Asfaw,Tim White,Yohannes Haile-Selassie
Australopithecus garhi
2,5
Awash, Äthiopien
könnte zeitlich und vom Körperbau her den frühen Vertretern der Gattung Homo nahe stehen
2000
Martin Pickford und Brigitte Senut
Orrorin tugenensis
6,0
Tugen Hills,Kenia
zur Zeit der Entdeckung der älteste Hominid; Femur beweist Bipedie
2001
Meave Leakey, Louise Leakey
Kenyanthropus platyops
3,5–3,3
Turkana-See, Kenia
Zuordnung zu einer eigenständigen Gattung ist umstritten, denn der Schädel wurde von vielen, möglicherweise auch verformten Fragmenten rekonstruiert
2002
Michel Brunet
Sahelanthropus tschadensis
Toumai
7
Toros-Menalla, Tschad
bislang ältestes Hominid-Fossil; Zähne, Schädel zeigen einige Merkmale der Hominina; Bipedie?, Wiege der Menschheit in Zentralafrika? Die Trennung der Panina und Hominina offensichtlich früher als die Molekulardaten indizierten
2003
Anatoli P.Derevianko
Homo sp.
Denisova-Mensch
0,03
Denisova, Russland
das 2010 publizierte Genom von Fossilien des Denisova-Menschen zeigt, dass es sich um eine zu modernen Menschen und Neandertalern parallele Population handelte
2003
Tim White
Homo sapiens idaltu
0,160
Awash, Äthiopien
bevor die Omo-Fossilien 2005 neu datiert wurden, galten die Idaltu-Fossilien als älteste bekannte Fossilien von H.sapiens
2004
Peter Brown
Homo floresiensis
Hobbit
0,095–0,012
Flores,Indonesien
sehr kontrovers diskutierte Art der kleinwüchsigen Menschen, die parallel zu H.erectus und H.sapiens bis relativ unlängst auf der Insel Flores lebte
2010
Lee Berger
Australopithecus sediba
MH1, Karabo
2,0
Gauteng-Provinz, RSA
Fossilien stammen aus einer Epoche, aus der bisher besonders wenige Hominini-Fossilien bekannt sind; „Übergangsform“ zwischen Australopithecus und Homo?
2010
Darren Curnoe
Homo gautengensis
Stw 53
2,0
Gauteng-Provinz, RSA
Zuordnung und Datierung noch umstritten. Neben H.rudolfensis der früheste Vertreter der Gattung Homo?; relativ große Backenzähne
2012
Darren Cunroe
Homo sapiens
Rotwildhöhlen-Menschen
0,014–0,011
Zhirendong, China
möglicherweise eine gesonderte, bislang nur aus dieser Region bekannte Population von Zuwanderern aus Afrika, die früher und getrennt von den unmittelbaren Vorfahren der heutigen Chinesen die Region besiedelte
Die Entdeckung von Sahelanthropus (2002) war eine Sensation, weil er die Widerlegung zweier Dogmen nahelegt. Er war älter als die angenommene Molekulardivergenz zwischen Mensch und Schimpanse. In dem Falle könnte er aber nicht der Vorfahre des Menschen sein, es sei denn, er würde die Molekulardatierung widerlegen (in der Tat liegt er eher am Rande des aus den damaligen Molekulardaten hervorgehenden Zeitbereichs, vergleiche Kapitel 2.1.1). Und zweitens wurde er westlich des Grabenbruchs gefunden, wo theoretisch die Vorfahren der Schimpansen, nicht aber die des Menschen leben sollten. Trotz der Tatsache, dass er kein Savannenbewohner war, kann man aus gewissen Schädelmerkmalen (dem Winkel zwischen der Linie der Schädelbasis und der Linie des Gesichtsschädels, und aus der Position des Hinterhauptlochs) auf bipede Fortbewegungsweise schließen.
Der jüngere, und biogeografisch weniger überraschende Orrorin hinterließ – im Unterschied zu Sahelanthropus – auch Reste seines postkranialen Skeletts. Sie zeigen, dass es sich auch um eine bipede (vielleicht arborikole) Form handelte.
2.2 Australopithecina (Australopithen)
An der Basis der Menschenlinie, beginnend mit der Zeit vor 5,5 Millionen Jahren, finden wir mehrere afrikanische Formen der Vormenschen, die den Gattungen Ardipithecus, Kenyanthropus, Australopithecus und Paranthropus zugeordnet werden. Es ist evident, dass sie keine phylogenetisch einheitliche Gruppe bilden, sondern eine heterogene Gruppierung von Arten darstellen, von denen jede einzelne unterschiedlich nah mit der Gattung Homo verwandt ist. Anders gesagt: Die Gattung Homo entstand innerhalb der Australopithen und stellt nur eine ihrer Untergruppen dar. Einige Australopithen koexistierten lange mit der Gattung Homo.
2.2.1 Ardipithecus
Zwei Arten, Ardipithecus kadabba (5,6 mya) und A.ramidus (4,5 mya), beide aus Äthiopien, stellen eine sehr frühe und ausdrücklich abweichende Form tertiärer Vormenschen dar: Rekonstruktionen, die auf der Untersuchung einer großen Anzahl von Individuen beruhen, weisen ein überraschendes Mosaik von primitiven und stark abgeleiteten Merkmalen auf. Ihre Fortbewegungsweise beruhte auf einer primitiven Bipedie, die mit einer ausgeprägten Arborealität verknüpft war (wie sie sich z.B. in der opponierbaren Großzehe widerspiegelt). Sie kannten allerdings keine Brachiation (Armschwingen von Ast zu Ast nach Art der Gibbons) und vermochten nicht, vertikal zu klettern. Aber sie gingen eben auch nicht auf ihren Fingerknöcheln (knuckle walking) wie es die Schimpansen machen (einer der erstbeschreibenden Autoren von Ardipithecus formulierte dazu: „If you wanted to find something that moved like these things, you’d have to go to the bar in Star Wars“). Diese Art der Bipedie, ohne die weiteren Anpassungen, über
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