Systematische Theologie. Christian Danz
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Название: Systematische Theologie

Автор: Christian Danz

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: utb basics

isbn: 9783846346136

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СКАЧАТЬ und NeuprotestantismusNeuprotestantismus:

      Die Unterscheidung von Alt- und NeuprotestantismusNeuprotestantismus stammt von Ernst TroeltschTroeltsch, Ernst. Er hat sie im Zusammenhang seiner Studien zur Bedeutung des Protestantismus für die Genese der modernen Welt unter anderem in seiner Schrift Protestantisches Christentum und Kirche in der Neuzeit (1906) herausgearbeitet. Die Unterscheidung zielt nicht allein auf eine bloße Epochenscheidung, sie hat einen kategorialen und normativen Status. Den Ausgangspunkt bildet die Frage nach der geschichtlichen Einordnung der ReformationReformation, Reformationszeit sowie die Beobachtung des Abstands dieser Epoche zur Welt des 20. Jahrhunderts. Der Protestantismus der Moderne sei „dem Altprotestantismus gegenüber ein vielfach grundverschiedenes Gebilde, das daher auch im Namen als Neuprotestantismus unterschieden werden muss und das die schwere Frage der religiösen ZukunftZukunft der europäisch-amerikanischen Völker immer deutlicher aus sich heraus entwickelt, je mehr der KatholizismusKirchekatholische, Katholizismus in seine mittelalterliche dogmatisch-philosophische Tradition sich wieder einspinnt und nur für Zwecke politischer Machtgewinnung sich modernisiert“ (Troeltsch 2004, 134).

      Die reformatorische Epoche „trägt das Doppelgesicht der Herkunft vom Mittelalter und des Hinweises auf eine neue Geisteswelt und vereinigt noch beides in dem lebendigen Schaffen der großen Meister, vor allem in der Persönlichkeit LuthersLuther, Martin, der am reichsten ist an Ideen und am ärmsten an Organisation“ (TroeltschTroeltsch, Ernst2004, 133f.). Vor dem Hintergrund dieser Deutung der ReformationReformation, Reformationszeit lassen sich die seit der Aufklärung hervortretenden Elemente, die ihre geschichtliche Wurzel in den von den Reformationskirchen verfolgten Täufern und Spiritualisten sowie dem in der englischen Revolution umgeprägten CalvinismusCalvinismus haben, genauer bestimmen und in ihrem Beitrag zu einer neuen Bestimmung des Begriffs des Protestantismus würdigen. Der moderne Protestantismus hat für Troeltsch nicht so sehr seine Wurzeln in der Reformation, er wurde vielmehr durch die Aufklärung geprägt und erstmals von Gotthold Ephraim LessingLessing, Gotthold Ephraim und Johann Salomo SemlerSemler, Johann Salomo sowie John LockeLocke, John und Pierre BayleBayle, Pierre (1647–1706) formuliert. Sein normativer Gehalt ist „die FreiheitFreiheit des Geistes und GewissensGewissen, die persönliche GefühlsreligionReligionGefühls-, die Unabhängigkeit von DogmaDogma und Theologie, die Erprobung des Religiösen im Sittlichen, die ewige Gegenwart der religiösen WahrheitWahrheitreligiöse und ihre Freiheit gegenüber allem Geschichtlichen“ (Troeltsch 2004, 193). Diese neue Form des Protestantismus markiert gegenüber der Reformation und dem Protestantismus des 16. und 17. Jahrhunderts einen Bruch, der das Ende des mittelalterlichen Ideals einer geschlossenen kirchlich geleiteten Kulturidee in Folge der englischen Revolution und ihres misslungenen Versuchs, einen christlichen Staat zu errichten, zur Voraussetzung hat und der „Sebastian FranckFranck, Sebastian näher als seinem Helden Luther“ (ebd.) steht.

      Der Begriff ‚NeuprotestantismusNeuprotestantismus‘ ist für TroeltschTroeltsch, Ernst ein normativer geschichtsphilosophischer Deutungsbegriff, der eine modernitätsgeleitete Umformung des Protestantismus, die ebenso seine Theologie wie seine SozialethikEthikSozial- umfasst, beinhaltet und der der veränderten gesamtgesellschaftlichen Situation in der Moderne infolge gesellschaftlicher Ausdifferenzierungsprozesse Rechnung tragen soll. Die geschichtliche Reflexion der Genese des modernen Protestantismus dient der eigenen Selbstvergewisserung und vor allem seiner Standortbestimmung in einer sich wandelnden Gesellschaft. Als wesentliche Gehalte des Protestantismus identifiziert Troeltsch den Gedanken eines ewigen WertesWert der individuellen Persönlichkeit. In deren Bewahrung und Rettung angesichts der mit der Moderne verbundenen Ambivalenzen sowie ihrer freiheitsgefährdenden Tendenzen besteht die Aufgabe der protestantischen Religion in der modernen KulturKulturmoderne.

      Die theologischen Kontroversen im 19. Jahrhundert arbeiten sich an dem durch die AufklärungAufklärung virulent gewordenen Problem von Offenbarung und Geschichte ab. Das geschieht vor dem Hintergrund einer neuen Grundlegung der Theologie im ReligionsbegriffReligionsbegriff. Mit ihm ist eine Neuformulierung des Theologiebegriffs verbunden. Das GottesbewusstseinGottesbewusstsein und sein Verhältnis zur [62]Geschichte rücken in den Fokus der Debatten. Exemplarisch für diese Transformationen sind die kritische TranszendentalphilosophiePhilosophieTranszendental- Immanuel KantsKant, Immanuel, die Theologie Friedrich SchleiermachersSchleiermacher, Friedrich Daniel Ernst (1768–1832), die in der Mitte des Jahrhunderts entstehende historische TheologieTheologiehistorische sowie die Konzeption Albrecht RitschlsRitschl, Albrecht (1822–1889). Diese Theologen verbindet das Anliegen, die Theologie als eine Wissenschaft zu konzipieren.

      Literatur

      Friedrich Wilhelm Graf (Hrsg.): Profile des neuzeitlichen Protestantismus Bd. 1–2, Gütersloh 1990. 1993.

      Wolfhart Pannenberg:ProblemgeschichteProblemgeschichte der neueren evangelischen Theologie in Deutschland. Von SchleiermacherSchleiermacher, Friedrich Daniel Ernst bis zu Barth und Tillich, Göttingen 1997.

      Jan Rohls: Protestantische Theologie der Neuzeit. Bd. 1: Die Voraussetzungen und das 19. Jahrhundert, Tübingen 1997.

      Ernst Troeltsch: Protestantisches Christentum und Kirche in der Neuzeit, (1906/1909/1922) (Kritische Gesamtausgabe = KGA, Bd. 7), hrsg. v. Volker Drehsen in Zusammenarbeit mit Christian Albrecht, Berlin/New York 2004.

      a. Immanuel KantKant, Immanuel

      KantsKant, Immanuel Bedeutung für die Philosophie und die Theologie im 19. und 20. Jahrhundert lässt sich lediglich mit PlatonPlaton und AristotelesAristoteles vergleichen. Im Anschluss an seinen Aufsatz Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? von 1784 könnte man sagen: Seine überragende Leistung besteht in der von ihm vorgenommenen Aufklärung der VernunftAufklärung der VernunftVernunft. Kant hat diese über sich selbst und die Grenzen ihres Wissens aufgeklärt. Erkenntnis ist allein im Bereich der Erfahrung möglich. Mit der genannten Grenzziehung sind sowohl für die Theologie als auch für die Philosophie einschneidende Konsequenzen verbunden. Sie waren es vor allem, die den jüdischen Aufklärungsphilosophen Moses MendelssohnMendelssohn, Moses in seinen Vorlesungen über das Daseyn Gottes von 1785 von dem „alles zermalmenden Kant“ sprechen ließen (Mendelssohn 1989, 469).

      In seinem Hauptwerk Kritik der reinen VernunftVernunft von 1781 hat der Königsberger Denker die Reichweite des Wissens kritisch vermessen. Intersubjektiv geltende Erkenntnis, so das Resultat der Prüfung, ist ausschließlich an die Sphäre der Erfahrung gebunden. Gegenstände, die über diesen Bereich hinausgehen, kann der Mensch nicht erkennen. Überschreitet die Vernunft indes jene Grenze, dann gerät sie in einen Abgrund und verliert sich in phantastischen Spekulationen. Von Erkenntnis kann nur dann gespro[63]chen werden, wenn Anschauung und BegriffAnschauung und Begriffe zusammen kommen. Jene resultiert somit aus zwei Quellen (Zweiquellentheorie der ErkenntnisZweiquellentheorie der Erkenntnis). Mit seinem Verständnis von Erkenntnis nimmt KantKant, Immanuel eine VermittlungVermittlung der beiden philosophischen Hauptrichtungen des 18. Jahrhunderts – des RationalismusRationalismus und des EmpirismusEmpirismus – vor. Für den Rationalismus basiert alle Erkenntnis auf dem begrifflichen Denken. Durch die Zergliederung von Begriffen gelangt man zu begründetem Wissen. Dem widerspricht der Empirismus. Er behauptet, zur Erkenntnis kommt der Mensch nicht durch Begriffsanalyse, da sie sekundär ist, sondern durch Erfahrung. Kant hingegen kritisiert beide Positionen: Erkenntnis kommt weder nur durch Begriffsanalyse noch allein durch Erfahrung zustande, sie verdankt sich dem Zusammenwirken von Anschauung und Begriff.

      Wenn der Mensch etwas erkennt, dann verbindet er Begriffe mit Anschauungen. Die für die ErkenntnisErkenntnis notwendigen Begriffe werden im menschlichen Geist nach bestimmten Regeln (KategorienKategorien (Philosophie)) geformt und auf Anschauungen angewandt. Dadurch entsteht für jeden Menschen erst die objektive Welt der Gegenstände. Das erkennende SubjektSubjekt bildet also in seiner Erkenntnis die Wirklichkeit nicht ab, es schafft vielmehr selbst durch die in ihm liegenden Kategorien erst diejenigen objektiven Gegenstände, die es erkennt. KantKant, Immanuel СКАЧАТЬ