Bauchgefühl & Gottvertrauen. Guido Cantz
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Название: Bauchgefühl & Gottvertrauen

Автор: Guido Cantz

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783897109544

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СКАЧАТЬ typische Fußballerkrankheit durch Überbeanspruchung.“

      Nun hatte ich immerhin eine Teilantwort, was genau mich allerdings in diese ungünstige Gesamtlage gebracht hatte, blieb weiterhin unklar. Da Dr. House erst acht Jahre später seine Arbeit aufnahm, ist die verlässliche Differentialdiagnose nie erstellt worden. Letztlich sieht es so aus, als habe mein vom Dauerfalldurchfall geschwächter Kreislauf unter dem Einfluss der Vollnarkose endgültig kapituliert und die Arthritis im Schambein ihren Teil zu den Schmerzen beigesteuert.

      Am Abend meiner Entlassung feierte ein Freund von mir Geburtstag. Die Party war keine vierhundert Meter vom Haus meiner Eltern entfernt, also beschloss ich, kurz vorbeizugucken. Es war das Jahr 1996, alle haben noch geraucht und der „blaue Dunst“, wie er damals noch in den Anti-Raucher-Kampagnen genannt wurde, hat mich massiv gestört – auch wenn es damals noch uncool gewesen wäre, das laut auszusprechen. Ich schnappte mir ein Radler, ein Getränk, das sonst nicht meine erste Wahl wäre, und sah mich im Raum um. Zu viele Menschen, zu dicht gedrängt und viel zu laut. Als hätte ich die letzten Jahre als Eremit in einer Höhle verbracht und wäre schlagartig in eine überfüllte Fußgängerzone gebeamt worden. Ich war völlig überfordert und noch nicht in der Lage, mit so viel Input umzugehen. Nach noch nicht mal einer Viertelstunde habe ich mich heimlich wieder verdrückt.

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      An der Arthritis habe ich noch einige Monate laboriert und fühlte mich insgesamt schwach. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich wieder auf dem Fußballplatz stand. Doch diese erzwungene Auszeit hat mich schlussendlich auf den Weg geführt, den ich seitdem verfolge.

      Vielleicht war diese Pause wirklich kein Zufall. Ich neige generell nicht dazu, an Zufälle zu glauben. Ich bin überzeugt, dass jeder von uns im Leben eine Aufgabe hat und dass meine darin besteht, andere Menschen zu unterhalten. 1996 war ich mir sicher, dass ich von nun an den Tag meiner Entlassung aus dem Krankenhaus wie einen zweiten Geburtstag feiern würde. Doch das geriet überraschend schnell in Vergessenheit.

      Jeder von uns im Leben hat eine Aufgabe

      Heute könnte ich noch nicht einmal mehr das Datum benennen. Doch heute stelle ich auch fest: 25 Jahre später stehe ich wieder an einem Wendepunkt. Zwar ist das Ganze nicht lebensbedrohlich, aber meine Zukunft liegt auch dieses Mal im Ungewissen. Nur dass ich diese Ungewissheit selbst gewählt habe.

      In dieser Situation hilft mir die Erfahrung von damals, dass ich nicht allein die Fäden in der Hand halten muss, sondern dass jemand auf mich aufpasst. Das hat etwas ungemein Befreiendes.

       3. Was wäre ich ohne Otto?

      Meine Entscheidung, Humordienstleister zu werden, war nun also gefällt. Der Weg dorthin zeichnete sich allerdings deutlich früher ab. Vermutlich fiel eine Art Vorentscheidung schon ganze 19 Jahre früher, bei meinem Übergang vom Kindergarten in die Grundschule.

      Als ich 1977 eingeschult wurde, hätte ich eigentlich noch Anspruch auf ein weiteres Jahr Kindergarten gehabt. Ich bin im August geboren und war ein sogenanntes „Kann-Kind“, also einer der Fälle, in denen man je nach Entwicklungsstand den Schulbesuch auch noch ein Jahr nach hinten vertagen kann. Meine Erzieherinnen waren jedoch der Überzeugung: „Vom Reden her ist er so weit.“ Was vielleicht übersetzt bedeutete: Von uns aus darf sich ab jetzt das Lehrpersonal der Dauerbeschallung aussetzen.

      Ich war also einer der Jüngsten und definitiv der Kleinste und dazu auch noch der Rothaarigste in meiner Klasse. In meine blonde Phase trat ich erst deutlich später ein.

      Im Laufe der Zeit bemerkte ich, dass man als kleiner Fuzzi Unterstützer braucht, um von den Mitschülern beachtet zu werden. Meine hießen Otto Waalkes, Dieter Hallervorden oder Jürgen von Manger. Otto war auf dem Schulhof definitiv eine stabile Währung, den fanden alle Mitschüler cool. Als stolzer Besitzer seines Albums „Der ostfriesische Götterbote“ rezitierte ich daraus ständig Nummern, die heute als Klassiker des deutschen Humors gelten: „Oberförster Pudlich“, „Englisch für Fortgeschrittene“ oder seine Parodie des angesagten „Lied der Schlümpfe“. Auch Dieter Hallervordens „Kuh Elsa“ eignete ich mir inklusive Intonation recht schnell an. Meine Mutter besaß außerdem eine Single mit dem „Kleinaktionär“ von Jürgen von Manger, besser bekannt als Alfred Tegtmeier. Obwohl ich in diesem Fall sicherlich noch nicht jede Pointe in ihrer inhaltlichen Tragweite verstanden habe, wusste ich instinktiv, dass es sehr lustig war, wie dieser Kleinaktionär den Vorstandsvorsitzenden Herrn Nottoff erst ans Telefon zitieren ließ und dann frech anredete, in der tiefen Überzeugung, dass das Unternehmen irgendwie auch sein Laden sei.

      Mit diesem Repertoire hatte ich für jede große Pause ausreichend Material zur Verfügung. Und meine Eltern waren sicherlich allein schon deshalb dankbar für die Schulpflicht in Deutschland, weil sie sicherstellte, dass sie zumindest zwischen acht und 13 Uhr nicht als Publikum herhalten mussten. Es kam dann immer wieder etwas Neues hinzu. Wann immer ich durfte, sah ich mir Sendungen wie Hallervordens „Nonstop Nonsens“ oder „die Otto Show“ an, in der er mir als Harry Hirsch, Susi Sorglos oder Robin Hood, der Rächer der Enterbten neuen Input gab, den ich dankbar aufsaugte.

      Otto war und ist mein absoluter Held und für mich der größte Komiker Deutschlands. Er tat als Erwachsener all das, was ich als Kind auch gern gemacht habe: albern sein, seltsame Geräusche produzieren, sich unkorrekt und frech benehmen. Viele seiner eher anzüglichen Witze habe ich als Kind noch nicht wirklich kapiert, aber ich habe immer meinen kindlichen Weg gefunden, sie für mich mit Sinn zu füllen.

      Otto war und ist mein absoluter Held

      Meine Otto-Leidenschaft durfte ich vor einiger Zeit im WDR in der Sendung „Cantz feiert Otto“ unter Beweis stellen. Als ich ihn kurz darauf im Flugzeug persönlich traf, hat er sich bei mir bedankt und wirkte ehrlich beeindruckt von meiner Textsicherheit. Als kleines Andenken gab er mir ein Autogramm auf seinen aktuellen Kunstkatalog: „Für Guido von deinem Fan Otto!“ Ich halte diesen Katalog selbstverständlich in Ehren. Sollte beim Aufräumen versehentlich jemals das Unvorstellbare passieren, würde ich sogar nachts heimlich die Altpapierdeponie danach absuchen.

      Ich war in meinem Leben selten so nervös wie bei der Aufzeichnung einer Show zu seinen Ehren im Jahr 2015. Im ZDF präsentierte Johannes B. Kerner eine Sendung zum 50-jährigen Bühnenjubiläum des größten Ostfriesen aller Zeiten. Von Bully Herbig über Ralf Schmitz, bis Bülent Ceylan huldigten die unterschiedlichsten Kollegen ihrem großen Vorbild. Die Anspannung war bei allen Beteiligten über den ganzen Tag spürbar.

      Vor den Augen von Otto eine Otto-Nummer zu präsentieren, das war wie Abitur, Fahrprüfung und Heiratsantrag zusammen. Es fühlte sich für uns alle mehr als nur ein bisschen gewagt an und jeder spürte, dass er bei diesem Drahtseilakt schnell abstürzen konnte. Mit meinem Karnevalshintergrund war ich natürlich prädestiniert für Ottos legendäre Parodie einer Büttenrede. Ich denke, ein paar Stichworte reichen: Vertreter der chemischen Industrie reimt über die Segnungen der Risiken und Nebenwirkungen ihrer Produkte. Die Passage, die auf dem dazugehörigen Album die größten Lacher erntet, lautet:

      Und was ist denn am Kalb das Schöne ?

      Doch nicht das Fleisch! – Die Östrogene!

      Der Stoff ist wirklich ungewöhnlich,

      er macht den Mann der Gattin ähnlich.

      Der Schniedel schrumpft, die Büste quillt,

      schon isser Mamas Ebenbild!

      Sie СКАЧАТЬ