Die Knochennäherin. Martin Arz
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Название: Die Knochennäherin

Автор: Martin Arz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783940839473

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СКАЧАТЬ Ist ja gleich nebenan.« Er deutete auf das Regal an der linken Wand. »Das sind alles Opern-Farben.« Er zeigte auf das Regal rechts. »Die dort drüben sind unsere. Darf ich nun gehen, oder brauchen Sie mich noch?«

      »Ich hätte schon noch einige Frage über Ihren Kollegen an Sie.«

      »Muss das hier sein?«

      »Nein.« Pfeffer sah den jungen Mann an. Der blickte mit seinen grünen Augen tief in Pfeffers rehbraune. Den entscheidenden Tick zu lange, wie er schnell merkte. Sebastian Oßwald senkte verlegen den Blick.

      Pfeffer schmunzelte und fuhr fort: »Nein, natürlich muss das nicht hier sein. So schnell geht das sowieso nicht. Es kann auch gut sein, dass gar keine Frage offenbleiben. Wenn zum Beispiel die Obduktion ergibt, dass keinerlei Fremdeinwirkung vorliegt.«

      »Ah so.« Sebastian Oßwald grüßte lässig. »Sie wissen im Zweifelsfall ja, wo Sie mich finden können.«

      »Warten Sie bitte«, sagte Pfeffer. »Zeigen Sie den Kollegen von der Spurensicherung noch den Arbeitsplatz Ihres Kollegen? Danke.«

      »Sahneschnitte«, sagte Annabella Scholz, als sie zu ihrem Chef trat und dem Gewandmeister hinterhersah.

      »Das kannste laut sagen«, raunte Max Pfeffer. Er fand, dass er sich gut im Griff hatte, dafür dass er bekifft war.

      »Wer war das?«

      »Der Gewandmeister.«

      »Und was ist ein Gewandmeister?«

      »Keine Ahnung!«

      »Aha.« Die Kommissarin sah ihren Chef schief an. »Aber das wirst du bestimmt bald herausfinden.«

      »Erraten. Und du findest jetzt heraus, ob die Lüftung auch lief, als die Praktikantin den Toten fand.«

      09

      »Die Praktikantin ist sich absolut sicher, dass die Lüftung lief, als sie den Toten fand«, referierte Annabella Scholz am nächsten Morgen ihre Recherchen. »So wie immer, wenn gefärbt wird. Das Zeug dort ist so giftig, dass es nur mit laufender Entlüftung verwendet werden darf. Die ganze Kammer wurde erst vor Kurzem renoviert, und die Anlage ist quasi neu. Die Frau ist übrigens erst seit einer Woche bei der Staatsoper.«

      »Dann kann er also nicht von den Dämpfen ohnmächtig geworden sein. Gibt es schon Neuigkeiten aus der Pathologie?«

      »Deine Freundin Gerda lässt ausrichten, dass du sie für die ersten Infos gleich mal anrufen sollst.« Die Kommissarin legte ihren Notizblock zur Seite. »Ach, und es wäre nicht schlecht, wenn du dich mit dem Oberstaatsanwalt zusammensetzt oder auch auseinandersetzt. Klingt völlig konträr, oder? Wenn man mal darüber nachdenkt, bedeutet aber letztlich beides dasselbe. Zusammensetzen – auseinandersetzen. Nein, bedeutet natürlich absolut nicht dasselbe … aber …«

      »Du solltest beizeiten noch Germanistik studieren, Bella.«

      »In einem anderen Leben, Chef. Die Staatsanwaltschaft will jedenfalls partout keine Gelder für eine Radiocarbonanalyse lockermachen.«

      »Radiocarbonanalyse?«, fragte Pfeffer irritiert.

      Annabella Scholz schlenderte zur neuen, chromblitzenden Espressomaschine, nicht irgendeine, sondern der Rolls-Royce unter den Espressomaschinen. Max Pfeffer hatte das Gerät auf eigene Kosten für teures Geld angeschafft, weil er die langweilig-bittere Plörre nicht mehr herunterwürgen konnte, die zuvor aus der asthmatisch röchelnden alten Kaffeemaschine getröpfelt war. Bella fühlte sich jedes Mal wie ein italienischer Barista, wenn sie die Dampfdüse in das Milchkännchen tauchte und Schaum produzierte. Fettarme H-Milch, so hatte sie gelernt, war die beste Schaumgrundlage, denn das Fett von Vollmilch verhinderte die Anreicherung mit Luftblasen. Bella war die Einzige, der Pfeffer erlaubte, mit der Maschine zu hantieren.

      »Du wolltest doch eine Radiocarbonanalyse des Skeletts von Zacherlkirchen, oder? Der Staatsanwalt sieht dazu keine Notwendigkeit, denn laut deiner Freundin Gerda Pettenkofer und diesem Doktor Keppler handelt es sich um einen historischen Fund. Also soll da kein Geld verschwendet werden.«

      Pfeffer seufzte. »Mach mir bitte auch einen Espresso macchiato. Danke.« Dann griff er zum Telefon. Bevor er eine Nummer wählte, legte er wieder auf und fragte: »Wie war das noch mal mit Angehörigen des Toten? Die Kollegen haben niemand ausfindig machen können?«

      »Nein«, antwortete Bella. »Falls du den Toten vom Theater meinst. Der Mann lebte alleine in einer Zweizimmerwohnung im Schlachthofviertel, Schmellerstraße. Er hat keine Kinder – zumindest keine, von denen wir wissen –, keine Frau oder sonstige Lebensgefährten, nicht einmal geschieden. Auch keine Geschwister. Seine Eltern sind verstorben, die Mutter erst vor zwei Jahren, wenn ich mich recht erinnere. Steht in dem Bericht, der auf meinem Schreibtisch liegt. Sieht vorerst so aus, als würde niemand um Joseph Bloch trauern. Ach, und wundere dich nicht – es gibt auch kein Mobiltelefon von ihm. Er hatte keins, hat dieser Gewandmeister auch bestätigt.«

      Schweigend nahm Max Pfeffer den Telefonhörer und wählte die Nummer der Pathologie.

      »Okay, Maxl«, kam Gerda Pettenkofer am anderen Ende der Leitung sofort zur Sache. »Wie üblich hattest du den richtigen Instinkt. Der Tote aus dem Theater, dieser Joseph Bloch, ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wegen der Dämpfe ohnmächtig geworden. Aber es war dennoch ein Unfall, dass er in den Trog fiel.«

      »Also kein Mord.«

      »Nicht so schnell. Er ist zusammengebrochen. Ungünstigerweise direkt in diesen Giftcocktail hinein. Aber er WAR bereits vorher vergiftet. Und zwar durch ein myoneuro-cardiokinetisches Mittel. Er ist in den Trog gefallen und war sofort tot. Er muss quasi im Sterben hineingefallen sein, denn er hat nicht aspiriert. Kein Färbemittel in seiner Lunge oder sonst wo in den Atemwegen. Das sind erste Testergebnisse, ich dachte, du willst es so schnell als möglich wissen. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich Genaueres weiß.«

      »Myo-was?«, fragte der Kriminalrat ungeduldig. »Gerda, bitte!« Mit der freien Hand hielt er sich das Ohr zu, weil die Kaffeemaschine zu laut zischte.

      »Myoneuro-cardiokinetisch, Maxl. Digitalis oder ein digitalisartiges Glykosid. Also ein Mittel, das auf das Herz sowie die nicht dem Willen unterworfene Muskulatur eine deutliche Auswirkung hat. Der Tote muss sich in den letzten Stunden vor seinem Ableben mehrfach übergeben haben. Auch das lässt auf ein Digitalisgift schließen.«

      »Okay, dann müssen wir den Kräuterschnaps und alles andere untersuchen lassen, was er gestern getrunken hat. Ich setz die Jungs drauf an.«

      »In seinem Magen habe ich bisher einen Kräuterschnaps, Bier und Kaffee nachweisen können. Genauer Bericht mit dem Namen des Gifts folgt as soon as possible.«

      »Danke, Gerda, jetzt haben wir also einen Mord und müssen das Staatstheater auseinandernehmen. Bravo, wir haben ja sonst nichts zu tun. Bevor ich es vergesse: Was macht unser Skelett von gestern?«

      »Nichts. Was soll es machen? Es liegt in einer Pappschachtel in der Kammer. Die Staatsanwaltschaft hat den Fall mangels öffentlichen Interesses vorerst auf Eis gelegt.«

      »Aber du hast dich sicher mal auf das Eis begeben und genauer hingesehen und weißt mir einiges Neues zu berichten.«

      Die Rechtsmedizinerin kicherte wie ein Schulmädchen. »Okay, Maxl, weil du es bist. Ich habe ganz, ganz kurz hingesehen, praktisch nur ein Blinzeln, und kann dir nur wirklich СКАЧАТЬ