Der Herzenfresser. Josef Scherz
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Название: Der Herzenfresser

Автор: Josef Scherz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783903200081

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СКАЧАТЬ … und … und hat sich von ihr ein wenig herumführen lassen. So, und nun wird Herr Bräuer wohl ohne uns auskommen müssen.«

      Darauf zog er Lafer mit sich nach draußen.

      »Was ist mit diesem Bräuer?«, fragte Lafer.

      »Ach nichts weiter, nur ein unangenehmer Kerl«, antwortete Pfarrer Johannes und hätte sich dabei fast verschluckt.

      †††

      »Wir sollten uns wieder auf dem Fest sehen lassen, bevor es auffällt«, sagte Maximilian Graf zu Mürze zu seiner Bettgefährtin und schaute ihr liebevoll in die Augen. Dann erhob er sich und schlüpfte in seine schwarze Reithose.

      »Dort sind um diese Zeit doch alle längst betrunken, und niemand kümmert sich darum«, entgegnete Maria, die aufgestanden war und nach seiner Hand griff. »Wie soll es mit uns weitergehn?«

      Er entzog sich, knöpfte eilig sein weißes Hemd zu und fuhr in seine Stiefel. »Darüber muss ich nachdenken!«

      »Nachdenken?«, fragte sie und bekam feuchte Augen.

      Er wandte sich ihr zu, strich ihr über die Wangen und die langen blonden Haare. »Du weißt doch, ich habe Frau und Kinder.«

      Nun rollten dicke Tränen über ihr Gesicht. Dieser Anblick war unerträglich für ihn. Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an seine Brust: »Beruhige dich doch. Ich verspreche dir, dass ich in Ruhe nachdenken werde, nach dem Fest. So, und jetzt zieh dich an und versprich mir, dass das hier unser kleines Geheimnis bleibt. Niemand darf davon erfahren.«

      †††

      Während in Turnau auch schon tagsüber gefeiert wurde, suchten nahe der kaiserlichen Hauptstadt Wien Johann Altmanner und seine schwangere Frau Rosa verzweifelt nach einem bestimmten Haus. Sie waren beide von ihrem langen Fußmarsch erschöpft, hungrig und durstig. Das wenige Hab und Gut, das ihnen gehörte, hatten sie in einem verschlissenen Rucksack verstaut, der jederzeit zu platzen drohte. Als sie schon aufgeben wollten, ratterte auf der staubigen Straße, irgendwo zwischen der Stadt und dem kaiserlichen Schloss Schönbrunn, eine prächtige Kutsche daher. Entschlossen stellte sich Altmanner mitten auf den Weg und brachte den Wagen abrupt zum Halten. Der höfisch uniformierte Kutscher ergriff seine Peitsche und schwang sie drohend: »Was fällt dir ein?! Aus dem Weg, oder du bekommst das hier zu spüren!«

      Altmanner hob besänftigend seine Arme. »Ganz ruhig der Herr. Ich brauche nur eine Auskunft.«

      Er hielt er einen Fetzen Papier hoch: »Ich suche ein Haus mit dieser Adresse?«

      Der Kutscher überflog das Schreiben, lachte kurz auf und antwortete: »Brauchst dich nur umzudrehn, stehst direkt davor!«

      Aus dem Inneren der Kutsche ertönte nun eine sonore Stimme: »Geben Sie diesen Bettlern eine Münze, und fahren Sie endlich weiter!«

      »Sehr wohl Eure Exzellenz, aber ich habe keine Münze bei mir«, gab der Kutscher zurück.

      Da beugte sich ein Mann im purpurnen Gewand eines Kirchenfürsten aus der Kutsche und musterte die beiden Gestalten auf der Straße mit scharfem Blick. Seine Augen blieben wohlwollend auf der schwangeren Rosa ruhen: »Na wenigstens belohnt der Herr euch armes Gesindel mit Fruchtbarkeit.«

      Der Geistliche kramte in seinen Taschen herum und schnippte dann mit seiner behandschuhten Rechten, an der ein dicker Siegelring prangte, eine Münze auf den Boden. »Nehmt das als Zeichen meiner Barmherzigkeit, Gott sei mit euch!«

      Dann gab er seinem Kutscher das Zeichen zur Weiterfahrt.

      Rosa wollte sich schon bücken, doch Altmanner hielt sie zurück: »Lass gut sein! Alles, was uns noch geblieben ist, ist unsere Würde. Aber wenigstens wissen wir jetzt, dass wir hier richtig sind.«

      Sie wandten sich dem gepflegten, einstöckigen Haus zu, das am ehesten an ein Herrenhaus erinnerte, wie sich die Leute auf dem Land gern ausdrückten. Die Fassade schimmerte in zartem Gelb, kunstvolle weiße Ornamente rahmten die Fenster. Ein paar Stufen führten hinauf zur herrschaftlichen Eingangstür aus schwerer Eiche. Jetzt, wo sie endlich am Ziel waren, war Altmanner plötzlich unsicher, ob sie es wirklich wagen sollten. In ihren staubigen, ärmlichen Kleidern, mit ihren ausgetretenen Schuhen sahen sie ja tatsächlich aus wie Bettler. Und völlig verschwitzt waren sie auch nach dem langen Marsch.

      Er wäre froh gewesen, wenn sich alles doch noch als Irrtum herausgestellt hätte. Nachdenklich betrachtete er Rosa, die sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, aber trotz allem versuchte, seinem Blick liebevoll lächelnd zu begegnen.

      »Wir haben ohnehin nichts mehr zu verlieren«, sagte er dann entschlossen, stieg die Stufen hinauf und klopfte an.

      Eine Ewigkeit verstrich, bevor sich die Tür einen Spalt weit öffnete und eine Dame mittleren Alters mit dichtem blondem Haar, zu einer kunstvollen Frisur geflochten, herausschaute. Das Gesicht war sorgfältig gepudert, sie trug ein prachtvolles Kleid und duftete zart nach Rosenblüten. Misstrauisch beäugte sie Altmanner. Er konnte spüren, was sie dachte: Arme Leute vom Land, die es mit dem Betteln in der Stadt versuchen wollen. Gebe ich ihnen Almosen, kommen sie immer wieder.

      »Wir sind keine Bettler«, beeilte sich Altmanner zu sagen, um dem unausweichlichen ›Wir-geben-nichts‹ zuvorzukommen.

      »Ah so? Wer seid ihr dann?«

      »Sind wir hier richtig bei Familie Ferdinand Ludowitz?«

      Die Dame war sichtlich überrascht und bejahte mit einem Kopfnicken. Daraufhin überreichte er ihr ein versiegeltes Schriftstück mit den Worten: »Das soll ich euch geben!«

      Sie löste das Siegel, überflog das Schreiben und rief dann sichtlich erregt ihren Gemahl Ferdinand zu sich. Ein gepflegter Mann mit feinen Gesichtszügen und gütigen Augen erschien kurz darauf. Er musterte rasch die Altmanners, die am Fuß der Treppe warteten, und las:

      Mein lieber Freund Ferdinand!

      Wenn Du dieses Schriftstück liest, werden Johann und Rosa Altmanner aus Turnau in der Steiermark vor Dir stehen.

      Es sind brave Bauersleute, welche sich nichts zu Schulden haben kommen lassen und Hilfe brauchen. Ich verbürge mich für sie!

      Wie alles hergegangen ist, können Dir diese Leute am besten selbst erzählen. Nimm Dir bitte die Zeit dafür.

      Als ich damals von Wien weggegangen bin, hast Du mir versprochen, dass ich mich jederzeit auf Deine Unterstützung verlassen kann.

      Ich hoffe, dass dieses Angebot auch für meine Freunde gilt.

      Bitte hilf! Ich weiß, dass Du über ausreichend Einfluss verfügst.

      Dein Freund

       Andreas Bräuer

      Ludowitz’ Gesicht hellte sich auf, er schmunzelte: »Andreas Bräuer, dieser alte Dickschädel und Weltverbesserer! Was macht er eigentlich?«

      »Er versucht sich in Turnau als Dorflehrer«, antwortete Altmanner.

      Ludowitz atmete tief durch, schaute fragend seine Gemahlin an, welche nur kurz nickte. »Tretet ein und folgt uns.«

      Die Besucher wurden durch große Räume geführt, allesamt mit üppig verzierten, kostbaren Möbeln СКАЧАТЬ