Название: Achtsamkeit für alle
Автор: Jon Kabat-Zinn
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783867813235
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Die Zukunft gestalten, indem man die Gegenwart vollständig annimmt
Und wo wir schon dabei sind: Staunen wir doch einmal über unsere Rolle in dem, was auf uns zukommt, und leisten wir jede(r) auf seine/ihre Weise einen Beitrag dazu, indem wir uns voll und ganz dem jetzigen Moment widmen. Wenn wir das tun, ist der nächste Moment auf eine tiefgreifende Weise anders, weil wir uns entschieden haben, in diesem Moment voll und ganz da zu sein. Das ist der Weg, die Zukunft zu gestalten – eine weisere und freundlichere Zukunft – indem wir uns um die Gegenwart kümmern, die wir jetzt haben, und auf sie mit unserer vollen Präsenz und multiplen Intelligenz eine Antwort geben. Mit anderen Worten: achtsam, in Bewusstheit.
Dieses Buch lädt Sie ein, in dieser Sache Ihrer Kreativität und Ihrem kulturellen Erbe zu vertrauen, egal, welcher Kultur oder welchem Land Sie angehören oder mit welcher Sichtweise Sie sich identifizieren. Durch die kontinuierliche Kultivierung von Achtsamkeit und Herzerfülltheit tragen wir alle, jede und jeder auf seine/ihre bescheidene, aber keineswegs unbedeutende Weise, zu einer multidimensionalen, gegenseitig verflochtenen Gewebestruktur bei, in der wir Knotenpunkte leibhaftiger Weisheit sind, die Zug um Zug unsere Welt heilen und verwandeln kann. In der Art, wie wir mit unseren Kindern und Enkelkindern im konkreten Moment (und nicht in der Abstraktion) umgehen und interagieren, tritt eine lebendig verkörperte Weisheit ans Licht. Sie manifestiert sich in der Welt, die wir ihnen weitergeben. Sie wohnt in unserer Arbeit, in unseren Beziehungen, in unserer Bereitschaft, für das einzustehen, was wir am meisten wertschätzen, und es zu verkörpern in der Art, wie wir uns im Handeln und in unseren Entscheidungen verhalten. Sie erscheint, wenn wir bereit sind, uns hinzusetzen und anderen wohlwollend zuzuhören, die die Dinge vielleicht ganz anders sehen als wir, wenn wir der Natur tief lauschen, auch unserer eigenen wahren Natur, und dem Universum. Mit einem Wort: Lebendig verkörperter Weisheit geht es gut, wenn es uns gut geht; wenn wir es schaffen, Moment für Moment, Tag für Tag zu erkennen, was ist, und dann einen roten Teppich dafür auszurollen – auch für die absolute Katastrophe des Menschseins – und klug damit umgehen. Wenn wir das schaffen, dann beginnt die Kultivierung von Achtsamkeit, uns auf mysteriöse Weise mit dem Leben selber zu verbinden, auf verschlungenen, verborgenen Pfaden, die wir nicht für möglich gehalten hätten, und die sich letzten Endes als für alle vorteilhaft erweisen.
Zurückschauen, um nach vorne zu schauen
Wie Sie aus den Beispielen ersehen können, die ich heranziehe, vor allem im ersten Band, wurde der Großteil des Materials in diesem Buch zum ersten Mal zwischen 2002 und 2004 niedergeschrieben. (Der damalige Text bildete die letzten beiden Teile des ursprünglichen Buches Zur Besinnung kommen.) Dort versuchte ich, den Horizont der Achtsamkeitspraxis und ihre grundsätzlich orthogonalen Ausrichtung so zu erweitern, dass er das »politische Gemeinwesen« umfassen könnte, mit anderen Worten: sein heilsames Potenzial auf die gesamte Gesellschaft auszuweiten – darauf, wie z. B. die USA innen- und außenpolitisch tatsächlich handeln, im Gegensatz zu ihrer Rhetorik – und auch auf ein paar zentrale Herausforderungen, vor denen unsere Spezies (das begann sie allmählich zu erkennen) damals stand und heute, in diesem Moment, nicht weniger steht.
Dieses Buch ist der optimistische Versuch einer Begründung, warum es für uns menschliche Wesen dringend geboten ist, das Objektiv der Achtsamkeit sowie ihre Kultivierung14 in die Welt hinauszutragen, in die Welt des ganzen Planeten. Wenn wir das tun, haben wir nämlich einen viel besseren Bezugsrahmen, um die Krankheiten unserer Gesellschaft akkurat zu diagnostizieren und angemessen zu behandeln, sowohl die offen zutage tretenden wie auch das unterschwellige, sich durch alles ziehende »Un-Wohlsein« (siehe Band 1, Teil 2), an dem sie leidet. Zu den offen zutage tretenden Krankheiten gehört die unwiderlegbare Tatsache, dass die Aktivität unserer Spezies es geschafft hat, den Planeten in ein Fieber zu treiben, das das Leben im Laufe der nächsten Generationen für fast alle potenziell unendlich viel härter, ja unerträglich machen könnte, wenn nicht irgendwelche radikalen, ja wundersamen planetenweiten sozialen, technischen und staatlichen Innovationen größeren Ausmaßes kommen (zusammen mit der Zügelung unserer scheinbar endlosen Sucht nach Wachstum).
Aber Lernen, Wachsen, Gesund-Werden, Transformation kommen in ihrer entscheidenden Form nicht von der Technik oder dem Staat. Sie können nur aus unser aller Kapazität als menschliche Wesen kommen, für unsere missliche Lage wach zu werden, aber auch für unser Potenzial zur Einsicht: Einsicht in unsere Situation und in die inneren wie äußeren Ressourcen, die uns als Spezies zur Verfügung stehen, um das, was ungesund und oft von Gier getrieben ist, zugunsten von etwas Gesünderem und Mitfühlenderem aufzugeben. Und aus dieser Einsicht heraus diese Ressourcen zu mobilisieren, um zu heilen statt Schaden anzurichten. Wir müssen, jede Einzelne und jeder Einzelne von uns, mit dem vollen Spektrum unserer multiplen Intelligenzen – somatisch, intuitiv, begrifflich, emotional, sozial, global –, das frontal angehen, was unsere frühreife Spezies seit dem Beginn der industriellen Revolution angerichtet hat (es ist nur ein paar Menschenalter her): das Schöne wie die Schattenseiten.
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Wie Sie sehen werden, habe ich mich beim vorliegenden Band bewusst dafür entschieden, das Material nicht – um aktuelle Beispiele unterbringen zu können – völlig neu zu schreiben. Stattdessen habe ich hie und da dem Text einen leichten Dreh verpasst und Ergänzungen eingefügt, um auf den neuesten Stand zu kommen. Die meisten Beispiele sind mittlerweile historisch. Und doch wieder nicht! Wir sehen ja, wie dieselben Themen und Tendenzen, die schon Anfang der 2000er-Jahre sichtbar waren, als das Buch geschrieben wurde – ja sogar schon vorher –, sich auch heute immer wieder neu abspielen. Wie wir die Welt in diesem Moment behandeln, hängt – wie immer – in großem Maße davon ab, durch welche Brille wir sie sehen und welche Zuschreibungen wir benutzen, um sie zu verstehen. Wir sehen, wie Zwietracht sich in nie dagewesenem Maße breitmacht, und doch auch in immer dagewesenem Ausmaß. Nur sind die Technologien dafür schneller und umfassender, weil wir global vernetzte Supercomputer in unseren Hand- und Hosentaschen haben, aber die Grundelemente des Kampfes unserer Spezies bleiben die gleichen.
Ich hoffe, dass Sie durch die Brille dieser Seiten die Welt sehen werden, wie sie heute ist, und auf Ihre eigene Art erkennen, was nötig wäre, das Leben, das Ihnen gehört, im derzeitigen Klima (Wortspiel beabsichtigt) voll und ganz zu leben – und was nötig wäre, um das für alle zu gewährleisten. Wenn wir das Un-Wohlsein der menschlichen Grundsituation medizinisch betrachten – all das berücksichtigend, was Medizin und Wissenschaft im Laufe der letzten vierzig Jahre über die Geist-Körper-Beziehung, Neuroplastizität, Epigenetik, Telomere und Zellalterung dazugelernt haben, aber vielmehr noch über Achtsamkeit, Gesundheit und Wohlbefinden, öffentliche Gesundheitsfürsorge und die Umwelt (siehe Band 3) –, so haben wir vielleicht eine Chance, unsere Lage mit viel größerer Genauigkeit zu diagnostizieren als in der Vergangenheit. Und als Folge davon die Chance, die Motivation und das Durchhaltevermögen zu finden und zu bewahren, einen der Größenordnung dessen, was uns plagt, angemessenen Therapieplan zu verwirklichen. In diesem Prozess haben wir die Gelegenheit, die Unversehrtheit unseres Wesens und unsere ursprüngliche Schönheit als menschliche Wesen zu ent-decken und neu zu gewinnen. Das ist nicht nur befriedigend – es lässt tiefe Einsichten entstehen und damit echte Kraft.
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Als elementare »Zellen« des politischen Gemeinwesens und des blühenden Lebens auf diesem Planeten zählt jede(r) Einzelne von uns, und unsere Bemühungen, im eigenen Leben und in der Fülle unserer vielfältigen Beziehungen Achtsamkeit zu kultivieren und zu verkörpern (und dadurch Herzerfülltheit und Herzensgüte), könnten das entscheidende Element sein – und am Ende tatsächlich den Unterschied ausmachen СКАЧАТЬ