Bubishi. Roland Habersetzer
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Название: Bubishi

Автор: Roland Habersetzer

Издательство: Автор

Жанр: Спорт, фитнес

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isbn: 9783938305386

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СКАЧАТЬ beibehalten wurde. Ein programmatischer Name, der auf japanisch folgende Begriffe umfaßt: Goshin (Selbstschutz), Sonaeru (Vorbereitung) und Hakitome Teoku (Anmerkungen). Das Buch besteht aus drei Teilen. Der erste Teil beschreibt die Geschichte des Stils des Weißen Kranichs und ist mit 48 Bildern von Nahkampftechniken, sehr einfach und roh gezeichnet, illustriert. Der zweite Teil enthält Anmerkungen darüber, wie im Kampf die Hände auf richtige Weise eingesetzt werden müssen, um auf die Vitalpunkte des Gegners einwirken zu können. Der dritte Teil handelt von der Pflege und Heilung von Verletzungen. Es scheint, daß dieses Manuskript, das heute alle Kampfkunst-Historiker einmütig für äußerst wertvoll erachten, seinen Weg nach Okinawa zuerst durch Higaonna Kanryô (1853 - 1916) gefunden hat.

      Zwei Zweige des Karate verdanken dem Bubishi ihren Ursprung: das Gôjû ryû, das durch Miyagi Chojûn (1888 - 1953) entwickelt wurde, und das Shitô ryû, entwickelt durch Mabuni Kenwa (1889 - 1952). Diese beiden Meister haben unterschiedliche Kopien des chinesischen Bubishi besessen und gaben sie später weiter. Die Kopie Chojûns war Grundlage einer Arbeit von Ôtsuka Tadahiko Sensei6, und das Exemplar Kenwas diente Patrick McCarthy7 als Vorlage.

      Ôtsuka Sensei hat mir sein Exemplar des Bubishi anvertraut, damit es auch einer nicht-japanischen Öffentlichkeit zugänglich würde.8 Das vorliegende Werk beruht allerdings gleichermaßen auf den ausführlichen Gesprächen, die ich mit Ôtsuka Sensei während seines Besuches im „Centre de Recherche Budo“ (CRB) in Straßburg im Herbst des Jahres 1993 führte. Bei diesem Besuch lehrte er insbesondere die Happoren no kata, die im Bubishi erwähnt wird.

      Ich habe nicht versucht, eine vollständige Übersetzung des Originaltextes zu unternehmen.9 Anstelle dessen habe ich mich dazu entschlossen, mich auf drei Schwerpunkte zu beschränken. Als erstes werden die 48 Zeichnungen aus dem Bubishi vorgestellt und erläutert (auch wenn ich mich dabei möglicherweise der Gefahr allzu persönlicher Interpretationen ausgesetzt habe). Der zweite Schwerpunkt ist der Ablauf der Hakufa no kata des Weißer-Kranich-Stils, und der dritte besteht in der Geschichte und der Beschreibung der Happoren no kata.

      Das Bubishi enthält die Schöpfungsgeschichte einer Linie der Kampfkünste. Alles darin ist noch ursprünglich, nichts deformiert. Man kann es mit der Bibel vergleichen, denn wenn in ihm auch nicht alles zu finden ist, was heute existiert, so finden sich doch alle Anfänge, verbunden mit der Frische und Unschuld, wie sie der Morgendämmerung zu eigen ist, der Stunde, bevor das marktschreierische Gehabe der falschen Propheten und alle anderen Verfälschungen sich wie Staub auf die frischen und echten Farben legen und die wahre Gestalt der Dinge verhüllen.

       I

       Einführung in die Untersuchung einer Reliquie: Vom chinesischen Shaolin quan zum japanischen Karatedô

      Es ist bekannt, daß alles, was Historiker über die Entwicklung der Kunst der „leeren Hand“10 in der Zeit vor Beginn des 20. Jahrhunderts aussagen, mit Vorsicht interpretiert werden muß und mit dem bereits bestehenden Wissen sorgfältig verglichen werden sollte. Jede voreilige „Erkenntnis“, die dem Enthusiasmus entspringt, der gerade auf diesem Forschungsgebiet jede neue Entdeckung zu begleiten pflegt, kann zu falschen Schlußfolgerungen und den Forscher in die verkehrte Richtung führen. Da einige dieser Irrwege äußerst verlockend erscheinen, fällt die Rückkehr dann oftmals nicht leicht. Größte Vorsicht ist also geboten, wenn man sich mit der Geschichte des Okinawa te oder des Ryûkyû-Kempô11 im 19. Jahrhundert befaßt.

      Unter diesen Voraussetzungen betrachtet, können nur wenige Fakten als historisch gesichert angesehen werden, denn es gab zu jener Zeit keine zuverlässigen Aufzeichnungen; alles beruhte auf der Geheimhaltung der einzelnen Stile, auf Rivalität, und Wissen wurde grundsätzlich mündlich weitergegeben. Aus dem Geflecht überlieferter Geschichten und Legenden konnten lediglich wahrscheinliche Aussagen über die tatsächlichen Geschehnisse extrahiert werden.

      Und an diesem Punkt kam es plötzlich zur Wiederentdeckung des Bubishi. Mit seinem Text und seinen Illustrationen schien es das Dokument schlechthin zu sein über die traditionellen chinesischen Kampfkünste. Zugleich war es Inspiration für die ältesten Schulen des Okinawa te, deren Vertreter während der letzten Jahre das Bubishi in zunehmendem Maße offen als wertvolle Quelle ihres gegenwärtigen Wissens bezeichneten. Das fragliche Dokument war 100 bis 300 Jahre alt, und es war authentisch. Endlich zeichneten sich die Konturen der Brücke zwischen China und Okinawa deutlicher ab, über welche die Kampfkunst mit bloßer Hand, deren Wurzeln sich bis ins berühmte Shaolinkloster verfolgen lassen, auf die Ryûkyû-Inseln12 gelangt war. Man hatte das „fehlende Bindeglied“ der Übertragungskette gefunden. Auch wenn im Bubishi nicht auf alle Fragen eine Antwort gefunden werden kann, so stellt es doch einen gewichtigen Beitrag zur Kenntnis der Herkunft und der Urbestandteile des Karatedô dar. Es vermittelt uns auch eine Ahnung des Wunderbaren, das das Leben dieser alten Meister aus Okinawa durchdrang, die uns ein Erbe an Kampftechniken und Kultur hinterließen, dessen Fülle wir selbst heute noch nicht vollkommen erschlossen haben.

      Für den Karateka, der wissen will, woraus das Karate, das er praktiziert, im Grunde besteht, ist dieses wieder und wieder mit größter Sorgfalt kopierte Manuskript das historische Dokument schlechthin. Es sollte ihm jedoch klar sein, daß selbst diese Quelle, so unverzichtbar und unersetzlich sie auch sein möge, seinen Wissensdurst nicht völlig stillen wird. Dennoch, auch wenn das Bubishi nicht als Handbuch der Techniken, der Geschichte und der Philosophie des Karate begriffen werden kann, erhellen seine theoretischen und praktischen Ausführungen auf eine Weise die Wurzeln der Kampfkünste, daß dieses kleine Buch in seinem Rang mit dem berühmten Werk „Die Kunst des Krieges“ von Sun-Tsu oder auch mit Miyamoto Musashis „Buch der fünf Ringe“ vergleichbar ist.

      Ich halte es für wichtig und für nur allzu gerecht, hervorzuheben, daß es zum großen Teil Ôtsuka Tadahiko Sensei zu verdanken ist, wenn heute das lange Zeit unbekannte (oder zumindest in seinem Wert verkannte) Bubishi von Seiten der Spezialisten mit wachsendem Interesse bedacht wird.13 Ôtsuka Sensei, Gründer und Leiter des Gôjûkensha in Tokio, ist einer der zeitgenössischen japanischen Meister, die all ihr Streben darauf richten, nach den Wurzeln des Karatedô zu suchen und es in seiner ursprünglichen Form zu rekonstruieren. Dank der Unterstützung durch Yang Ming-shi Shifu14 und die okinawanischen Meister Iken Tokashiki Sensei und Mie Shimizu Sensei gelang Meister Ôtsuka die erste Übertragung des Bubishi ins moderne Japanisch. Bereits Mitte der 70er Jahre erzählte er mir von diesem Dokument, dessen Wert ich damals noch nicht in vollem Umfang zu erkennen vermochte, und er hielt mich in der Folge über seine Forschungen und Veröffentlichungen zu diesem Thema auf dem Laufenden. In meinen Augen stellt er die unangefochtene Autorität für das Bubishi in Japan dar. Gewiß existieren weitere Kopien des Originalmanuskripts in den von den alten Meistern Okinawas, Chinas und Japans hinterlassenen Archiven, aber es war niemand anders als Meister Ôtsuka, der seine Arbeiten zum Bubishi der Öffentlichkeit zugänglich machte. Wir verdanken ihm außerdem eine bemerkenswerte Studie über die Übertragung der chinesischen Dao15 auf die Koshiki kata aus Okinawa. Die Studie beruht auf der Wiederentdeckung einer sehr alten chinesischen Kata aus der Provinz Fujian (Fukien), die im Bubishi erwähnt wird und die den gemeinsamen Stamm der stark auf Atemtechniken orientierten modernen Kata des Gôjû ryû darzustellen scheint: der Happoren no kata. Mit seiner Erlaubnis und auf seine Anregung hin habe ich damit begonnen, diese Entdeckungen durch meine eigenen Bücher zu verbreiten. Dem Meister und auch Freund, der er mir geworden ist, sei hiermit für seine außerordentlichen Beiträge zum Wissen über die Tradition gedankt.

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