Der mondhelle Pfad. Petra Wagner
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Название: Der mondhelle Pfad

Автор: Petra Wagner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783867779579

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СКАЧАТЬ schwenkte seinen Kopf zur Spitze vom Tross und wieder zurück, diesmal aber nicht ungläubig sondern neugierig. „Ich dachte, euer oberster Druide sei Astronom?“

      Silvanus nickte eifrig.

      „Afal ist ein großer Denker, ein Genie. Er ist für alles zu haben, was es noch nicht gibt.“

      „Was es noch nicht gibt?“, echote Loranthus und sah dabei aus, als zähle er in Gedanken durch.

      „Darf ich erzählen?“, fragte Medan hoffnungsvoll und quetschte sich zwischen Loranthus und Silvanus. Letzterer verdrehte die Augen, doch Viviane nickte feixend und sogleich warf sich Medan in die Brust. Lavinia kicherte, weil ihr Bruder nun so steif bergan lief, dass er eigentlich rückwärts umkippen müsste.

      „Also, das war so, Loranthus“, begann Medan und passte seine Stimme seinem Gang an. „Zu Lugnasad kommen doch immer die Händler aus den fernen Ländern. Ein Händler hatte Glasbarren aus Ägypten dabei und schrie über den ganzen Markt, er hätte die Augen des Sonnengottes mitgebracht. Natürlich wollten alle dieses Wunder sehen und rannten zu ihm hin. Silvanus quetschte sich erfolgreich durch den Massenauflauf, denn er war damals noch ein dürres, kleines Ästchen. Er …“

      „Du kriegst gleich einen Hieb von dem dürren Ästchen!“, warf Silvanus grinsend ein und wollte Medan im Genick packen. Doch der tauchte unter seiner Hand weg und sprang um Loranthus herum in Deckung. „Mittlerweile taugt er natürlich schon als Bohnenstange“, säuselte er aus sicherer Entfernung und wankte hin und her, als sei er die dazugehörende Bohnenranke.

      „Ich fühle mich geehrt, Medan“, meinte Silvanus galant und reckte seine frei gebliebene Hand nach oben. „Bohnenstange wollte ich schon immer werden. Da hat man eine tragende Aufgabe im Leben. Erzähl ruhig weiter, Brüderchen! Bohnenstangen schlagen nicht aus, meistens.“ Und dabei streckte er seine Arme dermaßen weit nach hinten, als wolle er beweisen, wie gut er sich auch als Langbogen eignen würde.

      Medan verzog das Gesicht, da ihm bei derartigen Verrenkungen nur vom Zusehen alles weh tat. Erst als Silvanus wieder wie ein normaler Mensch lief, kam er vorsichtig aus seiner Deckung, räusperte sich und sah Loranthus vielsagend an.

      „Also. Silvanus schacherte so lange mit dem Händler, bis der ihm einen Glasbarren gegen einen Hirschhundwelpen tauschte. Um genau zu sein: Der Händler jauchzte ganz begeistert, weil ihn der kleine gleich abschleckte. Silvanus war natürlich sehr stolz auf seine Errungenschaft und hat jedem den Glasbarren gezeigt. Ich war damals noch sehr klein …“

      „Ein Bohnensprössling, um genau zu sein!“, präzisierte Silvanus und schlug Medan die Hand so derb auf die Schulter, dass er nach vorne kippte wie ein zartes Pflänzchen im Wind.

      Medan brachte das aus dem Rhythmus; er bekam seinen steifen Schritt nicht mehr zustande und lief wieder normal.

      „Äh, ja, Silvanus. Das hätte ich mir denken können. Jedenfalls wollte ich dieses Glas auch sehen, wie Kinder eben so sind. Ich konnte den Barren kaum hochheben, so schwer war er. Silvanus hat ihn mir vor die Augen gehalten, damit ich hindurchsehen konnte. Er rief: ‚Du hast gaaanz große Augen, Medan!‘ Dann hat er sich den Glasbarren vors Gesicht gehalten und ich habe gerufen: ‚Du hast auch gaaanz große Augen, Silvanus!‘ Belustigt hat Silvanus den Glasbarren gegen die Sonne gehalten und wir haben zusammen gerufen: ‚Du hast auch gaaanz große Augen, Sonnenkönig!‘

      Das war ein schönes Spiel und jeder, der vorbeikam, wollte mitspielen. Plötzlich stand Afal bei uns und sagte, er wolle auch gerne einmal hindurchsehen. Kaum hatte er durchgeguckt, bat er Silvanus, ihm den Glasbarren zu leihen und winkte Großvater Anu heran. Tuschelnd gingen sie im Eilschritt zum Lagerabschnitt der Händler und bald darauf war auch Afal der stolze Besitzer eines Glasbarren.

      Den folgenden Winter über haben Afal und Großvater mit diesem Glasbarren experimentiert. Silvanus hat den ganzen Winter über aus seinem Perlen geformt. Es waren wunderschöne Perlen in leuchtenden Farben. Mutter war anfangs skeptisch, weil er sich bei ihr Farben erbettelt hatte, doch dann war sie ganz begeistert und hat ihm sogar mehr Farben versprochen, wenn er einen neuen Glasbarren hätte.

      Als es wieder wärmer wurde und wir die Felder bestellten, hat Mutter ganz oft vor sich hin gesungen, weil sie so stolz auf ihre Glasperlenkette war. Zum Beltaine-Fest hat sie jeder angestarrt, als wäre sie eine Fee, die gekommen sei, um mit uns die gelungene Aussaat zu feiern. Afal musste sich sogar hinsetzen. Er sagte, dass die Kunst der Glasmacher schon lange verschwunden wäre. Keiner wüsste heute mehr davon. Er betrachtete die Kette ganz genau und ein paar Tage später kam er zu uns ins Dorf. Silvanus sollte ihm zeigen, wie die Perlen geformt werden. Er verfolgte die Prozedur höchst interessiert und als Silvanus die fertige Perle in seine Schiene zum Abkühlen legte … Da ist etwas passiert.“

      Medan machte eine Pause, hob den Zeigefinger und sah Loranthus Achtung heischend an.

      „Silvanus hatte für seine Perlen Schilfrohre gespalten, damit sie nicht weg rollen konnten. Und als er eine neue Perle in diese Rille legte … und sie rollte auf die vorherige Perle zu … da hat sich Afal vor den Kopf geschlagen, dass es richtig laut klatschte. Überaus hastig hat er sich für die Vorführung bedankt und ist mit Großvater Anu wieder auf die Burg. Großvater hat sich einen ganzen Mond nicht mehr bei uns im Dorf blicken lassen, aber als er wiederkam, brachte er Afal mit und die beiden haben uns etwas vorgeführt.“

      Medan machte eine Handbewegung, als hielte er sich ein Fernrohr vor die Augen und sah Loranthus abwartend an. Irgendwie schien seine Geschichte nicht den gewünschten Erfolg zu haben, sein erwartungsvolles Grinsen ging in ein verhaltenes Lächeln über.

      Jetzt erkannte Loranthus, dass er anders reagiert hatte, als von Medan erhofft und beeilte sich, den Jungen zu tätscheln. Dabei setzte er ein erfreutes Strahlen auf.

      „Ich kenne dieses Glas aus Ägypten, Medan. Du weißt doch: Mein Vater ist ein Händler, meine Familie treibt schon seit Generationen Handel mit vielen Ländern!“

      „Ach, so“, sagte Medan schlapp, als hätte er sich völlig umsonst so viel Mühe gegeben. Da huschte ein neugieriges Funkeln in seine Augen.

      „Du hast doch deinen Vater auf seinen Handelsreisen begleitet, Loranthus! Hast du dieses Glas etwa selbst gesehen?! Ich meine, wie es gemacht wird.“

      Loranthus tätschelte Medan wieder die Schulter.

      „Ganz recht, Medan! Das habe ich wirklich! Und ich habe auch gesehen, was sie dort alles aus diesem Glas herstellen. Du musst bedenken: Schon seit der Hochepoche der Ägypter werden die Stoffe für Glas in riesigen Wannen zusammengemischt. Die sind übrigens so lang wie du, aber wesentlich breiter! Ein weiser Herrscher hat die Rezeptur sogar in Stein meißeln lassen, damit jeder weiß, wie man die Bestandteile zusammen bringen muss.“

      Robin reckte den Hals über die Wand des Streitwagens.

      „Wenn ich groß bin, dann laufe ich durch alle Länder und sehe mir an, was es überall für wundersame Dinge gibt. Nach Ägypten gehe ich natürlich auch!“

      „Nimm lieber ein Schiff wie mein Vater. Das geht viel schneller und du siehst viel mehr von der Welt, als wenn du zu Fuß unterwegs bist.“

      „Von mir bekommst du ein Pferd, Robin!“, warf Viviane lachend ein. „Bis zum nächsten Hafen ist es ziemlich weit!“

      Bei Robin klappte die Kinnlade herunter und bei Silvanus ruckten die Augenbrauen hoch.

      Viviane zuckte nur mit den Schultern.

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