Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1845. Harald Rockstuhl
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       6. Die verwünschten Prinzessinnen

       7. Die beiden Brüder

       8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging

       9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn

       10. Der Schatz

       11. Die beiden Raben

       Gebräuche

       Lichtmesse

       Fastnacht

       Aschermittwoch

       Ostern

       Walpurgis

       Himmelfahrt

       Pfingsten

       Johannis

       Die Zeit zwischen Johannis und der Ernte

       Ernte

       Martini

       Andreasnacht

       Die zwölf Nächte

       Klappentext

       Fußnoten

      Der Autor Emil Friedrich Julius Sommer lebte von 1819 bis 1846. Nur 27 Jahre ist der Autor dieser Sagen und Märchensammlung geworden.

      Was war er für ein Mensch? Wie kam er zu dieser Sammlung. Fündig wurde ich bei H. Pröhle, der 1892 in der „Allgemeine deutsche Biographie“ Nummer 34, Seite 599 bis 601 über Emil Friedrich Julius Sommer schrieb. So erfährt der Leser, das der Autor am 5. Mai 1819 im schlesischen Oppeln als Sohn eines Kreissteuerklassen-Kontrolleurs geboren wurde. Seinen Vater lernte er nicht kennen, da er kurz nach seiner Geburt starb. Der Mutter allein oblag die Erziehung. Sie schickte ihn 1832 auf das Elisabethanum nach Breslau. Sechs Jahre später Studierte er ebenfalls in Breslau Sprach- und Literaturwissenschaften. 1840 setzte er sein Studium in Berlin und Halle fort, wo er 1842 zum Doktor der Philosophie mit der Arbeit De carmine Germaniae saeculi XIII – diu guote frouwe inscripto promoviert. 1844 folgte die Habilitation mit der Arbeit De Theophili cum diabolo foedere. Im gleichen Jahr wirkte er als Privatdozentur in Halle.

      Sein Leben damals war auch von finanziellen Problemen geprägt.

      Bekannt ist, das er Wanderungen zum Kyffhäuser unternahm und in sogenannten Feldstudien Sagen und volkstümliche Überlieferungen sammelte, die 1845 in dem hier vorliegenden Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen veröffentlichte. Er widmete das Buch Wilhelm Grimm. In einem Brief „An Herrn Professor Wilhelm Grimm am 24. Februar 1846“ lesen wir:

      „Sie stehen heut von Freunden umringt, die zu dem Tage, an dem Sie Ihr sechzigstes Jahr vollenden, ihre Wünsche für eine noch lange heitere Zukunft bringen. Und Sie drücken Manchem freundlich die Hand: doch Einer, dem, wenn er heut vor Ihnen stünde, gewiß die Worte vom Herzen kämen, ist zu fern um sich in den Kreis zu mischen. Damit Sie ihn aber auch heut nicht ganz vergessen, sendet er Ihnen Frau Holda mit ihrem elbischen Heer, den wilden Jäger, deutsche Kaiser und Burgfräulein als Boten seine Grüße zu bestellen, für alte Liebe zu danken und um neue zu bitten.

       Zwar sind diese Blätter als ein Geschenk für den heutigen Tag sehr gering: doch da gütige Empfänger bei dem, was man ihnen bringt, nicht fragen wie viel es in der Welt gilt, sondern mit welchem Sinne es geboten wird, so darf ich hoffen, daß Sie auch die geringe Gabe liebreich aufnehmen und mehr darin lesen als auf den Seiten steht, weil Sie meine Liebe und Verehrung mit herauslesen. Auch freut man sich ja bisweilen über das Unbedeutendste, wenn man sieht, daß es dem Geber selbst eine Freude macht: und eine Freude habe ich an diesen Sagen; denn wenn ich jetzt die Blätter umschlage, wandre ich im Geiste immer noch einmal über die Berge und Wiesen, die Saale hinauf und hinab, wie im vergangenen Sommer, als ich den größern Theil der Sagen mir auf den Landstraßen und in Dorfschenken erzählen ließ. Und das gerade ist ja ein Reiz der Wissenschaft, die Sie mit begründet haben, daß sie nicht bloß aus Büchern Bücher macht, sondern von der Weisheit, die auf den Gassen schlendert, noch so viel lernen kann und aus manches Schäfers Munde werthvolle Scholien für Werke des Alterthums empfängt, deren Inhalt noch in vorgeschichtliche Zeit hinaufreicht.

      Sie werden es nicht tadeln, daß ich einige Sagen und Märchen aufgenommen habe, die schon aus andern Gegenden mitgetheilt sind. Bei den Sagen ist doch wenigstens zu lernen, daß sie auch hier vorkommen: die bereits bekannten Märchen aber enthalten, wie ich sie gebe, einige neue Züge, und sie gewähren, wenn man sie mit den andern Fassungen vergleicht, wiederum einen Blick in die sinnige Weise, in welcher das Volk, an der altererbten Poesie mit unvergänglicher Lust fortdichtend, die alten Züge immer wieder zu neuen Gestalten verbindet.“ Er unterzeichnete diesen Brief mit „Halle. E. Sommer“.

      Im Gegenzug übernahmen 1850 die Gebrüder Grimm in ihrer Sammlung das Märchen Nr. 1: „Der Berggeister Geschenke“ von Emil Sommer als Nr. 182 mit dem Titel: „Die Geschenke des kleinen Volkes.“ Das alles erlebte Emil Sommer nicht mehr. Am 22. Juli 1846 stirbt er an den Folgen einer schweren Krankheit. Diese soll er sich bei seiner Wanderung für dieses Buch 1845 zugezogen haben.

      In seinen Anmerkungen geht Emil Sommer im Jahr 1845 auf seine Beweggründe und seine Wanderung ein: „Das Wort Sage ist in Sachsen und Thüringen, wie wohl in ganz Deutschland, nicht volksthümlich: man braucht dafür Gespräch und Märchen. In Gespräch also hat sprechen dieselbe prägnante Bedeutung empfangen, welche sagen in Sage zeigt. Märchen aber heißen sowohl unsere Sagen als die Märchen im engern Sinne. Die Gebräuche werden, wenn Aufzüge damit verbunden sind, Spiele genannt. – Die Sagen und Märchen, welche ich nach mündlicher Überlieferung gebe, habe ich alle selbst gesammelt mit Ausnahme einiger aus Wettin aufgenommenen, СКАЧАТЬ