Phalansterium. Matthias Falke
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Название: Phalansterium

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783957770578

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СКАЧАТЬ die Nachbarwelt in einem kurzen Feldzug ohne nennenswerte Gegenwehr oder Verluste erobert. Dann war die Union gelandet und hatte die Laya wieder hinausgeworfen. Jetzt ruhten alle Hoffnungen auf dem Wiederaufleben der Pilgerströme. Aber der lokale Winter stand vor der Tür. Eine Saison hatte man in jedem Fall verloren. Die Einnahmen eines Jahres. Das war für eine bettelarme Gesellschaft schlimm genug.

      Auch hier lag eine Einheit von einigen tausend Mann unweit des Raumhafens in Garnison. Die Union zeigte Präsenz. Für die Bewohner der nahe gelegenen Stadt Feba City mochte das sogar gut sein. Die Truppe brachte Geld ins Land. So kam man über die kalte Jahreszeit. Und im Frühjahr würde sich die Lage hoffentlich normalisiert haben.

      Wir hatten Wert darauf gelegt, dass kein großer Bahnhof stattfand. Die lokale Kaserne schickte einen jungen Stabsoffizier, der uns gelangweilt in Empfang nahm. Er geleitete uns durch die Kontrollen und brachte uns nach draußen. Dort reichte er uns an einen einheimischen Zivilangestellten weiter. Es war ein junger Bursche von achtzehn oder neunzehn Jahren. Sein Name war Tashi. Er steuerte einen viersitzigen Scooter, in dem wir mit unserem bescheidenen Gepäck bequem Platz fanden. Dann brausten wir auch schon nach Norden.

      »Ich weiß nicht, was Sie vorhaben«, rief er, als wir die letzten Einrichtungen des Raumhafens hinter uns gelassen hatten. »Aber Sie müssen auf alle Fälle vorsichtig sein.«

      Es war ein diesiger Tag. Der Himmel war grau und verhangen. Von den mächtigen Bergen, für die Musan berühmt war, war nichts zu erkennen.

      »Wir wollen nur ein bisschen wandern«, sagte ich nach vorne.

      Eine mittelalterliche Kraftfeldkuppel hielt den Fahrtwind ab. Dafür knatterte der Feldgenerator ohrenbetäubend.

      »Nach ...«

      Jennifer verpasste mir einen Boxhieb. Ich biss mir auf die Zunge.

      »Wir waren schon öfter hier«, sagte ich ausweichend. »Wir kennen uns hier aus.«

      Ich sah keinen Grund, weshalb ich dem Jungen nicht trauen sollte. Aber es waren schwierige Zeiten. Manch einer verkaufte seine Seele, um seiner Familie zu einem warmen Abendessen zu verhelfen.

      »Seien Sie vorsichtig«, wiederholte er. »Die Union hat nicht alle Laya vertrieben!«

      »Was heißt das?«

      »Einige der Besatzungssoldaten, die Sin Pur auf unsere Welt gebracht hat, haben sich in die Berge geschlagen, ehe Ihre Leute kamen.«

      Er nahm den Blick für einen Moment von der unbefestigten Piste, auf der wir mit viel Getöse und unter Aufwirbelung enormer Staubmassen dahinrumpelten, und sah über die Schulter.

      »Diese Leute haben ihre Computer zerstört, damit niemand mehr die Daten abgleichen kann, und ihre Uniformen ausgezogen. Aber sie sind noch da.«

      »Wie viele können das sein?«, dachte ich laut nach. Die ganze Besatzungsmacht hatte ja höchstens einige hundert Mann betragen.

      »Wenn es fünf sind, ist es vielleicht schon genug.« Er senkte einen drohenden Blick in mich und widmete sich dann wieder der Schotterpiste.

      »Wollen Sie mir Angst machen?«

      »Ich glaube, dazu bin ich nicht der Mann.« Er lachte das helle kindliche Lachen, für das die Menschen dieser friedlichen Welt berühmt waren.

      »Es ist ein ganzer Planet«, sagte ich noch. »Wir entfernen uns nicht weiter als ein paar Tagesmärsche von der Stadt.«

      »Mögen die Götter Sie beschützen!«

      Wenig später erreichten wir den letzten kleinen Ort am Rand der Ebene. Es war wirklich schade, dass der Dunst vor den Bergen hing. Wir hatten sie nur während des Landeanfluges kurz gesehen. Dann war die Fähre in die Glocke aus Smog und Nebel eingetaucht, die über dem Talkessel hing. Die Stadt und der nahe gelegene Feba See erzeugten einen eigentümlichen Qualm aus Ruß und Feuchtigkeit, der den Himmel beschlug wie warmer Atem eine kalte Glasscheibe. Am nächsten Morgen würden wir das Panorama umso prachtvoller erleben!

      Wir verabschiedeten uns von dem Fahrer, der knatternd zur Kaserne zurück raste. Dann standen wir in dem sich langsam absetzenden Staub. Ich begann mich nach einer Dusche zu sehnen. Dabei hatten wir die Wanderung noch gar nicht angetreten. Es lohnte auch nicht mehr, an diesem Tag noch etwas zu unternehmen. In dem Dorf, in dem Tashi uns abgesetzt hatte, gab es eine kleine Pension, ein Rasthaus für Pilger. Es wurde von Ran Darjen betrieben, einem ehemaligen einfachen Lama der Prana Bindu. Er war aus dem Orden ausgeschieden und hatte stattdessen dieses Gasthaus an einer der wichtigsten Pilgerrouten aufgemacht.

      Wir ließen uns ein Zimmer geben. Im Speiseraum waren wir die einzigen Gäste. Es war gemütlich. Alles war mit Teppichen aus dicker Naturwolle ausgelegt. Die Tische und Stühle bestanden aus echtem Holz, das mit Schnitzereien verziert war. Als das letzte Tageslicht vor den Fenstern verschwunden war, entzündete Ran ein Feuer aus getrockneten Torfsoden und Dung. Er bewirtete uns zuvorkommend mit Suppe, Reis und Gemüse. Dazu gab es ein dünnes heimisches Bier, das ebenfalls aus Reis gebraut wurde. Und allmählich fingen wir an, es zu glauben.

      Wir hatten Urlaub!

      Als ich aufwachte, war der Platz neben mir leer. Ich streckte mich und sah mich um. Das Zimmer enthielt nur zwei Betten und eine Kommode. Die Vorhänge waren zugezogen. Ich erinnerte mich dunkel, in der Nacht noch an den widerspenstigen Kordeln genestelt zu haben. Aber draußen schien es schon hell zu sein. Der karierte Stoff teilte dem Licht eine rötliche Farbe mit.

      Ich stand auf und zog mich an. Jennifers Bett war leer, aber ungemacht. Sie musste sich, wie es ihre Art war, in aller Frühe aus dem Raum gestohlen haben.

      Ich ging aus dem Zimmer. Im Treppenhaus war es kühl und roch nach Kalk. Bis zu unserer Etage bestanden die Treppenstufen aus kaltem, abgewetzten Stein. Eine hölzerne Stiege führte weiter hinauf. Einer spontanen Eingebung folgend, ging ich nicht nach unten, Richtung Gastraum, sondern nach oben. Es folgte noch eine Etage, dann noch eine, dann eine noch schmalere Treppe, schon mehr eine Leiter. Sie endete vor einer waagerechten Klappe, die in die Decke eingelassen war. Ich öffnete sie, zwängte mich hindurch und stand im Freien.

      Mein Instinkt hatte nicht getrogen. Jennifer saß in Meditationshaltung auf dem flachen Dach. Ein wenig Feuerholz, das hier zum Trocknen gestapelt war, bildete eine Art Geländer; auf einer Seite bestand es auch aus säuberlich aufgeschichteten Dungfladen.

      »Störe ich dich?«

      Ich schloss behutsam die Klappe hinter mir. Jennifer hatte die Augen geöffnet. Ich sah an ihrem Blick, dass sie die Trance abgeschüttelt hatte.

      »Gar nicht.«

      Sie schaute mich lauernd an. Die Sonne kam eben im Osten durch den Morgendunst und beschien ihr hageres Gesicht.

      »Was?«, fragte ich.

      »Nichts.« Sie schmunzelte in sich hinein.

      Ich spürte, dass da etwas hinter mir war. Langsam drehte ich mich um. Dann war mir, als habe jemand auf einen Knopf gedrückt und die künstliche Schwerkraft abgestellt. Ich fiel. Ich schwebte!

      Vor uns stand die Hauptkette des Ilaya-Gebirges in ihrer ganzen Pracht, von der Morgensonne in safranfarbenes Licht getaucht.

      »Wow!«

      »Guten Morgen!«

      Jennifer СКАЧАТЬ