Schulzeit – eine Zeit schöner Erlebnisse?!. Margot Wilke
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Schulzeit – eine Zeit schöner Erlebnisse?! - Margot Wilke страница 10

Название: Schulzeit – eine Zeit schöner Erlebnisse?!

Автор: Margot Wilke

Издательство: Автор

Жанр: Биографии и Мемуары

Серия:

isbn: 9783960086529

isbn:

СКАЧАТЬ Schlimmste war, wenn ich während des Unterrichts zu niesen begann. Und wenn, dann konnte ich nicht so schnell aufhören. Unter Gelächter zählten die Schüler mit.

      Zur mündlichen Abschlussprüfung der 10. Klasse musste ich als Klassenleiter teilnehmen. Unter anderem wurden auch Schüler vom Gymnasium geprüft. So zog eine Schülerin vom Gymnasium die Aufgabe, Formen der Täler im Gebirge zu zeichnen und zu erklären. Sie zeichnete ein Engtal an die Tafel. In diesem Moment musste ich niesen. Sie unterbrach, sah mich an und wollte weiter zeichnen. Da kam von mir der nächste Nieser. Leicht irritiert unterbrach sie abermals ihre Zeichnung, sah mich an und wollte weiter zeichnen. Dieser Vorgang wiederholte sich bis zu fünfmal. Sichtlich nervös beendet sie dann ihre Aufgabe. Der Zufall wollte es. Diese Frage zog ebenfalls ein Schüler meiner Klasse. An der gleichen Stelle, beim Zeichnen des Engtals, begann ich mit Niesen. Er wusste, was kam. Unterbrach mitten in der Zeichnung, legte die Kreide auf den Tisch, setzte sich auf seinen Stuhl und wartete geduldig, ohne eine Miene zu verziehen, auf das Ende meiner Nieserei. Dann nahm er die Kreide und beendete ruhig diese Zeichnung. Auch das Gelächter der Prüfungskommission brachte ihn nicht aus der Fassung. Ihm waren ja derartige Situationen bestens bekannt.

       Schnecken und Käse

      Um sich vor unliebsamen Stunden zu drücken, sind die Schüler einfallsreich und wenn sie noch die Reaktion des Lehrers einbeziehen, ist der Erfolg garantiert. Mathe-Unterricht! Der Kollege hatte keine Beziehung zur Natur und manch ein unschuldiges Tierchen versetzte ihn in Panik. Das wurde genutzt. Mit unwahrscheinlichem Eifer sammelte die Klasse Schnecken, aber nicht wie üblicherweise für den Feinschmecker, sondern zur Freude (wessen auch?) für die nächste Stunde. In einem passenden Moment wurden diese samt ihrer Behausung vorsichtig in die Lehrertasche geschmuggelt. Der Kollege erklärte, den Rücken der Klasse zugewandt, eine Aufgabe an der Tafel. Er wunderte sich zwar über die konzentrierte Aufmerksamkeit, die allerdings nicht ihm galt, sondern seiner Tasche. Endlich begann die Wanderung. Langsam und bedächtig schleimten sie heraus, mit oder ohne Haus. Sie krochen rechts, sie krochen links, auf die Tasche, unter die Tasche. Er merkte an der Tafel stehend nichts. Die Stille der Klasse brachte ihn in Schwung. Inzwischen bedeckte eine Schneckeninvasion mit einer ekligen Schleimschicht den Lehrertisch. Eigentlich hätte ihn die Stille in der Klasse, die sonst mehr als lebendig war, warnen sollen. Aber er merkte noch immer nichts. Die Schnecken hatten inzwischen die Tasche verlassen und nahmen den ganzen Lehrertisch ein. Die Schüler verfolgten die Wege, gaben den Schnecken Namen, legten ihnen Stifte in den Weg und amüsierten sich königlich. Plötzlich drehte er sich um, erstarrte, wurde bleich wie ein Leichentuch, kein Wort kam über seine Lippen. Die Kreide fiel ihm aus der Hand, jetzt knallrot im Gesicht, voller Angst und Ekel und mit „Hiiilfe“ rannte er überstürzt aus dem Klassenraum. Verlängerte Pause somit garantiert.

      Doch nicht jeder Lehrer fällt auf derartige Aktionen herein und reagiert so hilflos.

      Englisch- Unterricht gehalten von einer ruhigen und gelassenen Kollegin. So waren auch ihre Stunden. Wenn die Schüler aber keinen Bock auf bestimmte Stunden haben, sabotieren sie diese erbarmungslos. Es wurde Stinkerkäse auf den hintersten Heizungskörper gelegt. Die Stunde begann und nach kurzer Zeit rochen ihn die in der hinteren Bankreihe sitzenden Schüler. „Es stinkt.“ Keinerlei Reaktion der Kollegin. Ein emsiger Toilettengang begann. Der Gestank kroch langsam in die vorderen Reihen. Die Kollegin reagierte nicht, aber es durfte niemand mehr die Klasse verlassen. Der Gestank wurde stärker, die Kollegin blieb gelassen, aber scheinheilig mit der freundlichen Bemerkung: „Da konnte sich wohl jemand nicht beherrschen, das Fenster bleibt trotzdem zu!“ Sie mussten, ob sie wollten oder nicht, ihren eigenen Gestank aushalten. Der Unterricht wurde fortgesetzt und pünktlich mit dem Klingelzeichen beendet. Aktion misslungen. Sie hatten sich blamiert. Es folgte eine intensive Schülerberatung: „Der Gestank war nicht stark genug. Sie fällt nicht darauf rein, deshalb lohnt es sich bei ihr nicht. Denkt mal an die letzte Klassenarbeit, als Mark auf den leeren Zettel schrieb „Gott weiß alles, ich weiß nichts!“ Und wie hat sie reagiert? „Gott bekommt eine Eins und du eine Fünf!“ Mit dem freundlichsten Lächeln hat sie ihm seine Arbeit hingelegt und ruhig erklärt: „Ich erwarte eine Unterschrift deiner Eltern! Der nächste Versuch in Bio, da gelingt es bestimmt.“ Und so geschah es.

      Die Stunde begann und nach kurzer Zeit breitete sich ein bestialischer Gestank aus. Die ersten Schüler verließen mit entsprechender Begründung die Klasse. Der Gestank wurde stärker. So stark konnte doch ein Käse nicht stinken. Es war auch keiner. Frank hatte eine Stinkbombe deponiert. Der Gestank nahm zu, die Klasse leerte sich. Plötzlich sah sich die Kollegin allein im Raum. Sie hatten ihr Ziel erreicht, der Unterricht fiel aus.

       Johann Wolfgang von Goethe „Gefunden“

      In jeder Klassenstufe wurden Dichtungen von Goethe behandelt. So auch in der 6. Klasse „Gefunden“. Es bot sich an, denn es war Frühling und zu dieser Zeit blühten die Buschwindröschen. Wie üblich las ich das Gedicht vor. Doch seltsamer Weise war die Klasse unruhig und unkonzentriert. Ermahnungen nützten nichts. Was mache ich bloß falsch? Der Kleinste und Pfiffigste der Klasse meldete sich. Und wenn er sich meldete, da schrillten bei mir die Alarmglocken, dann hatte ich eine schwierige Frage zu erwarten. Doch diesmal nicht. Er hatte Mut gefasst und das geäußert, was die Ursache war. „Wie sollen wir das verstehen? Bei uns im Neubaugebiet wächst doch nichts Grünes, wir sehen nur hohe Häuser.“ Diese Äußerung gab mir zu denken. Er hatte recht, das Thema wurde abgebrochen. Ich grübelte und grübelte. Dann kam mir der entscheidende Gedanke. Am nächsten Tag hatte ich eine Doppelstunde. „Wir machen eine Wanderung auf den Frankenstein!“ Mein Ziel war, das Gedicht zu erleben. Während wir durch den frühlingsgrünen Laubwald wanderten, vertrat ich Goethe und erzählte das Gedicht „Ich ging im Walde so für mich hin“ bis wir zu dem sich wie ein weißer ausgebreiteten Teppich von Anemonen kamen. „Im Garten sah ich ein Blümlein steh’n.“ Nun stand das Buschwindröschen im Mittelpunkt, so, wie es Goethe erlebt haben könnte. „Das war eine schöne Stunde“, ein Lob, wie es der Lehrer gerne hört. Auch Jahre später erinnerten sich noch einige Schüler an diesen Spaziergang.

       „Bedecke deinen Himmel Zeus“

      In der Stunde war die Gedichtkontrolle von „Prometheus“ vorgesehen. Die Kriterien der Zensierung waren bekannt. Hineinversetzen in die Person, ausdrucksvolles Vortragen und Versprecher nicht wiederholen. Jochen meldete sich für die Note Eins.

      Er stand vor der Klasse. Dichter, Titel und als Prometheus höhnte er: „Bedecke deinen Zipfel Zeus mit Wolkendunst.“ In diesem Moment begann mein Kopfkino mit der Vorstellung. Ich sah einen korpulenten Zeus im weißen Gewand und wallendem Bart auf dem Olymp sitzen und mit lässigen Bewegungen die Wolken in die entsprechende Richtung schieben. Ich konnte mich bei dieser Vorstellung nicht beherrschen und platzte mit herzhaftem Lachen in den Vortrag. Jochen sah mich entgeistert an, die Klasse verblüfft. Mit einer Entschuldigung erklärte ich ihm, dass ihm ein kleiner Versprecher unterlaufen sei. Jetzt wurde die Klasse hellhörig. „Fang noch einmal an!“ Dichter, Titel und noch einmal „Bedecke deinen Zipfel Zeus mit Wolkendunst.“ Jetzt wurde er mit einem dröhnenden Gelächter der Klasse unterbrochen. Jochen stand hilflos und sah verwirrt seine Schulkameraden an. Durch meine Erklärung löste sich seine Starre und er stimmte in das Gelächter ein. Eine weitere Gedichtkontrolle, auch in einer späteren Stunde, war unmöglich.

       „Faust“

      „In der nächsten Stunde behandeln wir „Faust“, lautete meine Ankündigung. Leidvolle Gesichter, leises Jammern und Stöhnen. In der ersten Bankreihe hörte ich das Flüstern: „Ihr Lieblingsthema, da mährt se widder stundenlang rum!“ Sie kannten mich.

      Ich СКАЧАТЬ